Liste der Stolpersteine in Zeitz

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Die Liste der Stolpersteine in Zeitz enthält alle Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunst-Projekts von Gunter Demnig in Zeitz verlegt wurden. Mit ihnen soll Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Zeitz lebten und wirkten. Zwischen 2007 und 2012 wurden insgesamt zehn Steine an fünf Adressen verlegt.

Liste der Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Adresse Datum der Verlegung Person Inschrift Bild Bild des Hauses
Am Eulengrund 3
25. Mai 2007[1] Siegfried Fürst (21. Mai 1889–26. Okt. 1942)

Siegfried Fürst wurde in Hamburg als Sohn jüdischer Eltern geboren. Mit 22 Jahren ging er nach Zeitz, wo er als Kaufmann arbeitete. 1926 konvertierte er zum römisch-katholischen Glauben. Er heiratete Margarete geb. Rolle und hatte mit ihr einen Sohn. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 erhielt er zunächst eine dauerhafte Zuflucht im Pfarrhaus der katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul in Zeitz. Während der Reichspogromnacht im November 1938 wurde er verhaftet und ins KZ Buchenwald verschleppt. Am 23. Dezember kam er wieder frei und verließ daraufhin Deutschland. Sein Ziel waren eigentlich die Niederlande, er gelangte stattdessen aber wohl nach Belgien. Dort wurde ihm auf persönliches Betreiben von Papst Pius XII. eine Weiterfahrt nach Südamerika vermittelt, die für den 11. Mai 1940 geplant war, wegen des am Tag zuvor gestarteten deutschen Angriffs auf Belgien und die Niederlande nicht stattfinden konnte. Fürst hielt sich zuletzt in Rochefort auf. Er wurde verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde.[2]

HIER WOHNTE
SIEGFRIED FÜRST
JG. 1889
VERHAFTET 1938
BUCHENWALD
FLUCHT 1938 BELGIEN
DEPORTIERT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ
Stolperstein für Siegfried Fürst (Am Eulengrund 3) davor Stolperstein für Siegfried Fürst
Kramerstraße 5/6
25. Mai 2007[1] Bertha-Pess Mendelsohn geb. Bachmann (15. Apr. 1870 – 2. Okt. 1944)

Die beiden Schwestern Emma Esther und Bertha-Pess Mendelsohn stammten aus Gleicherwiesen. Bertha-Pess war mit Heymann Mendelsohn verheiratet. Das Paar hatte acht Kinder, darunter den Sohn Siegfried. Die Familie betrieb in Zeitz ein Modegeschäft. 1940 musste sie mit ihrer Schwester Zeitz verlassen und nach Halle (Saale) ziehen. Die inzwischen verwitweten Emma Esther und Bertha-Pess Mendelsohn wurden im jüdischen Altersheim untergebracht. Bertha-Pess Mendelsohn wurde am 27. Februar 1943 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 2. Oktober 1944 starb.[3][4]

In der Nacht vom 23. auf den 24. September 2014 wurden die drei Stolpersteine in der Kramerstraße von Unbekannten gestohlen.[5] Im März 2015 wurden die gestohlenen 3 Stolpersteine der Familie Mendelsohn in der Kramerstr.5-6 neu verlegt[6].

Hier wohnte
BERTA
MENDELSOHN
geb. Bachmann
Jg. 1870
deportiert 1943
Theresienstadt
ermordet 2.10.1944
Stolperstein für Berta Mendelsohn (Kramerstr.5-6) davor Stolpersteine für Familie Mendelsohn
Emma Esther Anna Mendelsohn geb. Bachmann (5. Nov. 1868 – 20./23. Dez. 1940)

Die beiden Schwestern Emma Esther und Bertha-Pess Mendelsohn stammten aus Gleicherwiesen. Emma Ester war mit Georg Mendelsohn verheiratet. Die Familie betrieb in Zeitz ein Modegeschäft. 1940 musste sie mit ihrer Schwester Zeitz verlassen und nach Halle (Saale) ziehen. Die inzwischen verwitweten Emma Esther und Bertha-Pess Mendelsohn wurden im jüdischen Altersheim untergebracht. Dort verstarb Emma Esther Mendelsohn am 20. oder 23. Dezember 1940.[7][8]

In der Nacht vom 23. auf den 24. September 2014 wurden die drei Stolpersteine in der Kramerstraße von Unbekannten gestohlen.[5] Im März 2015 wurden die gestohlenen 3 Stolpersteine der Familie Mendelsohn in der Kramerstr.5-6 neu verlegt[6].

Hier wohnte
EMMA ESTHER
MENDELSOHN
geb. Bachmann
Jg. 1888
Zwangsumzug Halle
gedemütigt/entrechtet
Tot 23.10.1940
Stolperstein für Emma Esther Mendelsohn (Kramerstr.5-6)
Siegfried Mendelsohn (31. Okt. 1892 – 27. Sept. 1942)

Siegfried Mendelsohn war der Sohn von Bertha-Pess Mendelsohn. 1940 mussten er und seine Familie Zeitz verlassen und nach Halle (Saale) ziehen. Siegfried Mendelsohn erhielt dort eine Anstellung als Heizer im jüdischen Altersheim. Am 29. Mai 1942 wurde er entlassen und zwei Tage später ins KZ Majdanek deportiert. Dort musste er Zwangsarbeit verrichten und starb am 27. September 1942.[9]

In der Nacht vom 23. auf den 24. September 2014 wurden die drei Stolpersteine in der Kramerstraße von Unbekannten gestohlen.[5] Im März 2015 wurden die gestohlenen 3 Stolpersteine der Familie Mendelsohn in der Kramerstr.5-6 neu verlegt[6].

Hier wohnte
SIEGFRIED
MENDELSOHN
Jg. 1892
deportiert 1942
Sobibor
Majdanek
ermordet 27.9.1942
Stolperstein für Siegfried Mendelsohn (Kramerstr.5-6)
Leipziger Straße 45
25. Mai 2007[1] Gustav Baruch Flörsheim (28. Juli 1894 – 1943)

Gustav Flörsheim wurde in Meerholz geboren. Mit seiner Familie zog er später nach Zeitz. Gustav Flörsheim kam im Juni 1942 zunächst in das Gefängnis von Brandenburg an der Havel. Von dort aus wurde er am 20. April 1943 in KZ Auschwitz deportiert und bei seiner Ankunft am folgenden Tag ermordet.[10]

Der Stolperstein für Gustav Flörsheim wurde am 23. September 2013 gestohlen, tauchte aber zwei Wochen später wieder auf.[11][12]

HIER WOHNTE
DR. GUSTAV
FLÖRSHEIM
JG. 1894
VERHAFTET 1935
ZUCHTHAUS HALLE
BERLIN-PLÖTZENSEE
ZUCHTHAUS BRANDENBURG
ERMORDET
Stolperstein für Gustav Flörsheim (Leipziger Str.45) davor Stolpersteine für Familie Flörsheim
Hilda Flörsheim geb. Hamburger (27. Mai 1891–25. Nov. 1941)

Hilda Flörsheim geb. Hamburger stammte aus Hammelburg. Sie wurde im November 1935 verhaftet und saß in verschiedenen Gefängnissen. 1941 wurde sie in KZ Kauen deportiert, wo sie drei Tage später den Tod fand.[13]

HIER WOHNTE
HILDA FLÖRSHEIM
GEB. HAMBURGER
JG. 1891
VERHAFTET 22.11.1935
ZUCHTHAUS WALDHEIM
DEPORTIERT
ERMORDET IN
RIGA
Stolperstein für Hilda Flörsheim (Leipziger Str.45)
Ingeborg Flörsheim (9. Juli 1923–1943)

Ingeborg Flörsheim kam 1923 in Langenselbold als Tochter von Gustav und Hilda Flörsheim zur Welt. Sie wurde am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert wo sie 1943 ermordet wurde.[14]

HIER WOHNTE
INGEBORG
FLÖRSHEIM
JG. 1923
DEPORTIERT 1942
RICHTUNG OSTEN
ERMORDET
Stolperstein für Ingeborg Flörsheim (Leipziger Str.45)
Eckhaus Neumarkt 12
26. Nov. 2012[15] Auguste Lewy geb. Hesse (17. Mai 1867 – 1. März 1943)

Auguste Hesse wurde in Neusalz an der Oder geboren und war mit Jacob Lewy verheiratet. Sie lebte zuletzt als Witwe in Zeitz und zog nach Kriegsausbruch nach Berlin. Auguste Lewy geb. Hesse wurde nicht, wie bisher irrtümlich angenommen im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Sie verstarb bereits am 1. März 1943 in Berlin im Sammellager Gerlachstraße 19-21. Als Todesursache ist lt. Sterbeurkunde Nr. 988/ 1943 eine Herzmuskellähmung angegeben. Die Beurkundung des Todesfalles wurde durch Julius Israel Loewenthal durchgeführt und festgehalten.[16]

HIER WOHNTE
AUGUSTE LEWY
GEB. HESSE
JG. 1867
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 1943
Stolperstein für Auguste Lewy davor Stolperstein für Auguste Lewy
Roßmarkt 6
26. Nov. 2012[15] Hermann Blumenthal (24. Aug. 1875 – 25. Aug. 1940)

Hermann Blumenthal stammte aus Zeitz und arbeitete dort als Uhrmacher. Er und seine Frau Lydia lebten zeitweise in Berlin. Im Dezember 1938 verließen sie Deutschland und gingen nach Brüssel, wo Hermann Blumenthal am 25. August 1940 auf dem Weg ins Spital ermordet wurde.[17]

HIER WOHNTE
HERMANN
BLUMENTHAL
JG. 1875
FLUCHT 1938 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
ERMORDET 1940
Stolperstein für Hermann Blumenthal davor Stolpersteine für Familie Blumenthal
Lydia Blumenthal geb. Weissmann (10. Okt. 1868 – 27. Sept. 1942)

Lydia Blumenthal geb. Weissmann wurde in Märkisch Friedland geboren. Sie und ihr Mann lebten zeitweise in Berlin. Im Dezember 1938 verließen sie Deutschland und gingen nach Brüssel. Am 24. Oktober 1942 wurde Lydia Blumenthal nach Auschwitz deportiert.[18]

HIER WOHNTE
LYDIA BLUMENTHAL
GEB. WEISMAN
JG. 1868
FLUCHT 1938 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 1942
Stolperstein für Lydia Blumenthal

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stolpersteine in Zeitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Hartmut Landes: Messingpflaster weckt Erinnerung. Mitteldeutsche Zeitung, 25. Mai 2007. Abgerufen am 25. August 2021.
  2. Sein Leben endete in den Gaskammern von Auschwitz. Siegfried Fürst, ein Märtyrer aus Zeitz. Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul Zeit, Verein für jüdische Genealogie Hamburg, Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 1. November 2013.
  3. Mendelsohn, Bertha-Pess. Gedenkbuch Halle; abgerufen am 1. November 2013.
  4. Bertha Pess Mendelsohn. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Abgerufen am 28. März 2021.
  5. a b c Drei Stolpersteine in Zeitz gestohlen. (Memento vom 28. Dezember 2015 im Internet Archive) Mitteldeutsche Zeitung, 24. September 2014. Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 15. Oktober 2014.
  6. a b c Die drei Stolpersteine für Familie Mendelsohn in der Kramerstraße in Zeitz sind nach dem Diebstahl neu verlegt worden
  7. Mendelsohn, Emma Esther. Gedenkbuch Halle, Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 1. November 2013.
  8. Emma Esther Mendelsohn. In: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Abgerufen am 28. März 2021.
  9. Mendelsohn, Siegfried. Gedenkbuch Halle; abgerufen am 1. November 2013.
  10. Flörsheim, Gustav. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 1. November 2013.
  11. Angelika Andräs: Stolperstein von Gustav Flörsheim gestohlen. Mitteldeutsche Zeitung, 23. September 2013. Abgerufen am 16. Juli 2021.
  12. Angelika Andräs: Gestohlener Stolperstein ist wieder da. Mitteldeutsche Zeitung, 7. Oktober 2013; abgerufen am 25. August 2021.
  13. Flörsheim, Hilda. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 1. November 2013.
  14. Flörsheim, Ingeborg. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Transportliste Nr. 24 vom 9. Dezember 1943 Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 1. November 2013.
  15. a b Angelika Andräs: Gunter Demnig verlegt neue Stolpersteine. Mitteldeutsche Zeitung, 25. Mai 2007. Abgerufen am 26. August 2021.
  16. Auguste Lewy. yadvashem.org, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 1. November 2013.
  17. Hermann Blumenthal. yadvashem.org, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 1. November 2013.
  18. Lydia Blumenthal. yadvashem.org, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer, Recherche Aaron Guttstein Zeitz / OT Kayna; abgerufen am 1. November 2013.