Martin Freund

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Martin Freund, um 1900
Nachruf auf seine wissenschaftlichen Leistungen

Martin Freund (* 13. August 1863 in Neiße; † 13. März 1920 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Chemiker und Professor an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Freund wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Nach dem Abitur am Realgymnasium am Zwinger in Breslau studierte er ab 1881 an der Universität Breslau und der Universität Berlin Chemie, an Letzterer wurde er 1884 promoviert (Beitrag zur Kenntnis der Malonsäure). Während seines Studiums wurde er 1881 Mitglied des Akademischen Naturwissenschaftlichen Vereins zu Breslau.[1] Er war Assistent von Hermann Wichelhaus und Vorlesungsassistent von August Wilhelm von Hofmann. 1888 habilitierte er sich in Berlin und ging 1895 als Dozent zum Physikalischen Verein in Frankfurt am Main, wo er dessen chemisches Labor leitete. Ab 1905 war er Dozent an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften. 1914 wurde er ordentlicher Professor für Chemie an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der neugegründeten Universität Frankfurt[2] und Direktor des Chemischen Instituts. Freund war ein Vertrauter von Fritz Haber, mit dessen Ehefrau er verwandt war.[3]

Am Chemischen Institut hielt er enge Verbindungen mit der Industrie (z. B. den Firmen Cassella, Degussa, Hoechst, Metallgesellschaft).[4]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Freund befasste sich mit Alkaloiden und klärte die Zusammensetzung zum Beispiel von Narkotin und trug zur Aufklärung der Zusammensetzung von Codein und Morphin bei. 1910 fand er ein Verfahren der Synthese von Polycarbonsäuren über eine Friedel-Crafts-Reaktion von Malonsäure-Derivaten mit aromatischen Kohlenwasserstoffen. Mit Edmund Speyer synthetisierte er 1916 erstmals das Opioid Oxycodon,[5] das anschließend als Schmerzmittel Eukodal von Merck auf den Markt gebracht wurde.[6]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Freundsche Säure (1-Naphtylamin-3,5-Disulfonsäure), eine Kupplungskomponente der Farbstoffchemie, wird in der Literatur fälschlicherweise Martin Freund zugeordnet.[7] Die Bezeichnung geht jedoch auf ein Patent von Louis Freund (St. Ludwig, Ober-Elsass) von 1883 zurück,[8] es wurde nach Anmeldung auf die BASF übertragen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eintrag in Winfried Pötsch, Annelore Fischer, Wolfgang Müller: Lexikon bedeutender Chemiker, Harri Deutsch 1989

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bericht über das II. Decennium des Akad. Naturwissenschaftlichen Vereins zu Breslau. Breslau 1894.
  2. Ludwig Heilbrunn: Die Gründung der Universität Frankfurt A. M., Joseph Baer & Co 1915, S. 232.
  3. Margit Szöllösi-Janze: Fritz Haber, 1868–1934: eine Biographie, C. H. Beck, München 1998, S. 146, ISBN 9783406435485.
  4. Physikalischer Verein Frankfurt, Historisches (Memento des Originals vom 1. Mai 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.physikalischer-verein.de
  5. M. Freund, E. Speyer: Über die Umwandlung von Thebain in Oxycodeinon und dessen Derivate. In: Journal für Praktische Chemie. Band 94, Nummer 1, 1917, S. 135–178. doi:10.1002/prac.19160940112
  6. Walther Adolf Roth in Chemiker-Zeitung, Band 44, Dr. Alfred Hütig Verlag Heidelberg, 1920 S. 296. - Präparat von 1920
  7. Pötsch u. a. Lexikon bedeutender Chemiker, Harri Deutsch 1989, S. 157. - Alexander Sennig, Elsevier´s Dictionary of Chemoethymology, 2007. - John Andraos, Named reagents, catalysts and compounds, York University 2014,pdf
  8. Louis Freund, Verfahren zur Darstellung von Amidonaphtalindisulfosäuren und von Azofarbstoffen aus denselben, Deutsches Patent Nr. 27346 vom 24. Februar 1883.