Olympische Sommerspiele 1924/Leichtathletik – 400 m Hürden (Männer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sportart Leichtathletik
Disziplin 400-Meter-Hürdenlauf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 23 Athleten aus 13 Ländern
Wettkampfort Stade de Colombes
Wettkampfphase 6. Juli 1924 (Vorrunde/Halbfinale)
7. Juli 1924 (Finale)
Medaillengewinner
Morgan Taylor (Vereinigte Staaten 48 USA)
Erik Wilén (Finnland FIN)
Ivan Riley (Vereinigte Staaten 48 USA)
Das Olympiastadion während der Eröffnungszeremonie

Der 400-Meter-Hürdenlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris wurde am 6. und 7. Juli 1924 im Stade de Colombes ausgetragen. 23 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde der US-Amerikaner Morgan Taylor vor dem Finnen Erik Wilén. Bronze ging an Ivan Riley aus den USA.

Eine Besonderheit bei diesem Rennen bestand darin, dass die Stadionrunde in Colombes eine Länge von 500 Metern hatte.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der US-Amerikaner Ivan Riley – hier in Paris Olympiadritter – hatte am 31. Mai 1924 in Ann Arbor eine Zeit von 52,1 s erzielt. Jedoch wurde diese Zeit nicht als Weltrekord anerkannt, da er dabei – damals regelwidrig – eine Hürde umgestoßen hatte.

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 54,0 s Frank Loomis (Vereinigte Staaten 48 USA) OS Antwerpen, Belgien 16. August 1920[1]
Olympischer Rekord

Rekordverbesserung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der finnische Olympiazweite Erik Wilén verbesserte den bestehenden Welt- und Olympiarekord im Finale am 7. Juli um zwei Zehntelsekunden auf 53,8 s.

Die Zeit von 52,6 s des US-amerikanischen Olympiasiegers Morgan Taylor war nicht bestenlistenreif, weil Taylor wie Ivan Riley bei seinem Rennen im Mai 1924 eine Hürde gerissen hatte. Die Rennergebnisse wurden den Läufern dagegen belassen. So wurde auch Taylor sein Olympiasieg zuerkannt. Das Verfahren erscheint zunächst kaum nachvollziehbar, hat aber durchaus auch heute noch eine Parallelität in den horizontalen Sprüngen aufzuweisen. Dort sind Weiten mit Windunterstützungen von mehr als zwei Metern pro Sekunde nicht bestenlistenreif. Auf diese Weise erzielte Wettkampfresultate werden betreffenden Athleten dennoch zuerkannt, auch wenn Kontrahenten im selben Wettbewerb Weiten bei regulärer Windunterstützung aufzuweisen haben. So wäre auch denkbar, dass ein Wettbewerber mit Weltrekord am Ende den betreffenden Wettkampf nicht gewinnt.

Durchführung des Wettbewerbs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Athleten traten am 6. Juli zu insgesamt sechs Vorläufen an. Die jeweils zwei besten Läufer – hellblau unterlegt – erreichten das Halbfinale am gleichen Tag. In den beiden Vorentscheidungen qualifizierten sich die jeweils drei besten Läufer – wiederum hellblau unterlegt – für das Finale, welches am nächsten Tag stattfand.[2]

Vorläufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 6. Juli 1924

Es sind nicht alle Zeiten überliefert.

Vorlauf 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Charles Brookins Vereinigte Staaten 48 USA 54,8 s
2 Humberto Lara Chile Chile 56,5 s
3 Philip MacDonald Kanada 1921 Kanada 56,8 s

Vorlauf 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Chan Coulter Vereinigte Staaten 48 USA 55,0 s
2 Erik Wilén Finnland Finnland 55,3 s
3 Louis Lundgren Danemark Dänemark 56,0 s
DNF Pierre Arnaudin Dritte Französische Republik Frankreich

Vorlauf 3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Géo André Dritte Französische Republik Frankreich 56,0 s
2 Henri Thorsen Danemark Dänemark 57,2 s
3 Ioannis Talianos Zweite Hellenische Republik Griechenland 58,0 s

Vorlauf 4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Roger Viel Dritte Französische Republik Frankreich 57,2 s
2 Martti Jukola Finnland Finnland 57,7 s
3 Wilfrid Tatham Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien k. A.

Vorlauf 5[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Morgan Taylor Vereinigte Staaten 48 USA 55,8 s
2 Frederick Blackett Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 56,9 s
3 Enrique Thompson Argentinien Argentinien 57,0 s
4 Richard Honner Australien Australien 58,5 s
5 André Foussard Dritte Französische Republik Frankreich 1:00,0 min

Vorlauf 6[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ivan Riley Vereinigte Staaten 48 USA 55,4 s
2 Luigi Facelli Italien 1861 Königreich Italien 56,4 s
3 Jules Migeot Belgien Belgien 56,7 s
4 Warren Montabone Kanada 1921 Kanada k. A.
5 Oscar van Rappard Niederlande Niederlande

Halbfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 6. Juli 1924

Lauf 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Charles Brookins Vereinigte Staaten 48 USA 54,6 s
2 Morgan Taylor Vereinigte Staaten 48 USA 54,9 s
3 Erik Wilén Finnland Finnland 55,4 s
4 Luigi Facelli Italien 1861 Königreich Italien 55,6 s
5 Roger Viel Dritte Französische Republik Frankreich 56,7 s
6 Henri Thorsen Danemark Dänemark 57,3 s

Lauf 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ivan Riley Vereinigte Staaten 48 USA 56,6 s
2 Géo André Dritte Französische Republik Frankreich 56,7 s
3 Frederick Blackett Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 58,4 s
4 Chan Coulter Vereinigte Staaten 48 USA 58,6 s
5 Martti Jukola Finnland Finnland 58,6 s
6 Humberto Lara Chile Chile 59,0 s

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasieger Morgan Taylor

Datum: 7. Juli 1924

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Morgan Taylor Vereinigte Staaten 48 USA 52,6 s
2 Erik Wilén Finnland Finnland 53,8 s WR
3 Ivan Riley Vereinigte Staaten 48 USA 54,2 s
4 Géo André Dritte Französische Republik Frankreich 56,2 s
DSQ Charles Brookins Vereinigte Staaten 48 USA Bahn verlassen
Frederick Blackett Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien 3 Hürden gerissen

Mit großem Vorsprung entschied Morgan Taylor dieses Rennen für sich. Seine Zeit von 52,6 s konnte jedoch nach den damaligen Regeln nicht als Weltrekord anerkannt werden, weil er eine Hürde gerissen hatte. Der zunächst zweitplatzierte Charles Brookins wurde disqualifiziert, weil er teilweise außerhalb seiner Bahn gelaufen war. Erik Wilén rückte so auf den Silbermedaillenrang vor und war mit seiner Zeit von 53,8 s um 1,2 Sekunden langsamer als der Sieger. Dennoch wurde er zum alleinigen Inhaber des Weltrekords. Frederick Blackett hatte als Sechstplatzierter drei Hürden gerissen und wurde disqualifiziert. Auch in diesem Fall fanden die damals gültigen Regeln Anwendung, nach denen ein Läufer zu disqualifizieren war, wenn er mehr als zwei Hürden gerissen hatte. Nicht regelkonform wurde dagegen zwei Tage später für George Guthrie entschieden, der über 110 Meter Hürden ebenfalls drei Hürden umgestoßen hatte. Guthrie wurde nicht disqualifiziert, sondern von Rang drei auf Platz sechs zurückgestuft.[3]

Morgan Taylors Goldmedaille bedeutete den fünften US-Sieg im fünften olympischen Finale in dieser Disziplin.

Erik Wilén erlief die erste finnische Medaille über 400 Meter Hürden.

Der Franzose Géo André, der Vierter wurde, nahm hier an seinen vierten Olympischen Spielen teil. Bei der Eröffnungsfeier hatte er den olympischen Eid gesprochen.

Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 165f

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weltrekord. 400 m Hürden Männer, rekorde-im-sport.de, abgerufen am 2. Juni 2021
  2. VIIIeme Olympiade, Paris 1924, Rapport Officiel du Comité Olympique Français, S. 127f, französisch (PDF; 85.594 KB), abgerufen am 2. Juni 2021
  3. SportsReference 400-metres-hurdles, web.archive.org, sports-reference.com (englisch), abgerufen am 5. September 2017