Rim Banna

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Rim Banna in Oslo (2014)

Rim Banna (arabisch ريم بنا; * 8. Dezember 1966 in Nazareth, Israel; † 24. März 2018[1] in Nazareth) war eine palästinensische Sängerin und Komponistin, die vor allem durch ihre Interpretationen traditioneller palästinensischer Lieder und Gedichte bekannt war.

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Banna kam 1966 im nordisraelischen Nazareth zur Welt, wo sie die Nazareth Baptist School besuchte. Sie absolvierte ein Musikstudium am Konservatorium in Moskau.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Banna erreichte erste Popularität in den frühen 1990er Jahren, als sie eigene Versionen von traditionellen palästinensischen Kinderliedern veröffentlichte, die in Vergessenheit zu geraten drohten.[2] Heute wird den Schallplattenaufnahmen von Rim Banna zugeschrieben, dass viele dieser Lieder und Verse erhalten blieben und in palästinensischen Familien wieder gesungen werden.[2]

Banna komponierte eigene Lieder und vertonte palästinensische Gedichte. Ihre Botschaft war oft auf das Leiden der Palästinenser ausgerichtet, vor allem auf die Situation im Westjordanland. Ihre Musik wurde beschrieben als „eindringlich, gefühlvoll, manchmal an der Grenze zum Kitsch.“ Sie selbst beschrieb ihre Musik als ein Mittel der kulturellen Selbstbehauptung:

Ein Teil unserer Arbeit besteht darin, traditionelle palästinensische Texte ohne Melodien zu sammeln. Damit die Texte nicht verloren gehen, versuchen wir, für sie Melodien zu komponieren, die modern, aber von der traditionellen palästinensischen Musik inspiriert sind.[2]

Dabei ahmte Banna nicht nur traditionelle Techniken und Präsentationen der Stücke nach, die sie interpretierte. Sie mischte sie mit modernen Gesangsstilen, denn

Orientale Gesangstechniken sind meist ornamental… Aber meine Stimme ist eher zweidimensional, kompakter. Ich versuche, Lieder zu schreiben, die zu meiner Stimme passen. Ich will in jeder Hinsicht etwas Neues schaffen. Und dazu gehört auch, den Menschen anderswo die Musik und die Seele der Palästinenser näher zu bringen.[2]

Sie hatte Liveauftritte im Westjordanland und erreichte viele Zuhörer in Gaza durch Livewebcasts.[3] 2009 trat sie erstmals bei einem Konzert in Syrien auf, 2011 in Tunesien, 2012 in Beirut.

Lullabies from the Axis of Evil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Banna wurde auch in Europa populär, nachdem der norwegische Musikproduzent Erik Hillestad sie eingeladen hatte, an der CD Lullabies from the Axis of Evil (2003) mitzuwirken, und die norwegische Sängerin Kari Bremnes, die auf der CD auch ein Duett mit Rim Banna sang, sie nach Oslo einlud. Banna nahm an und die beiden Künstlerinnen veranstalteten ein gemeinsames Konzert.[4][5][6]

Das Album, das als „musikalische Antikriegsbotschaft an US-Präsident Bush von Sängerin aus Palästina, dem Irak, dem Iran und Norwegen“ bezeichnet wurde,[2] brachte diese Frauen zusammen mit anderen aus Nordkorea, Syrien, Kuba und Afghanistan, um traditionelle Wiegenlieder aus ihren Ländern in Duetten mit englischsprachigen Künstlerinnen zu singen, um über die Übersetzung der Lieder auch ein westliches Publikum zu erreichen.[5]

Mirrors of My Soul[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mirrors of My Soul von 2005, das allen palästinensischen und arabischen politischen Gefangenen in den israelischen Gefängnissen gewidmet war, stellte eine stilistische Abkehr von Bannas bisherigem Schaffen dar. Es wurde in Zusammenarbeit mit einem norwegischen Quintett produziert und zeichnete sich durch einen „westlichen Pop-Stil“ aus, der mit nahöstlichen Modal- und Vokal-Strukturen sowie arabischen Texten verschmolzen wurde (Robert Kaye).[7] Obwohl sich der Stil von früheren Aufnahmen unterscheidet, blieb die Thematik dieselbe. Das Album enthält „Lieder der Verzweiflung und Hoffnung“ über das Leben „eines kämpfenden Volkes und sogar ein Lied über den verstorbenen PLO-Führer und Präsidenten der Palästinensischen Autonomiegebiete Yassir Arafat, das sowohl nachdenklich als auch subtil ist“ (Lars Drabløs).[8]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diskographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rim Banna (2014)
  • Jafra (1985)
  • Your tears Mother (1986)
  • The Dream (1993)
  • New Moon (1995)
  • Mukaghat (1996)
  • Al Quds Everlasting (2002)
  • Krybberom (2003) mit SKRUK (2003, Kirkelig Kulturverksted)
  • Lullabies from the Axis of Evil mit verschiedenen Künstlerinnen (2003, Kirkelig Kulturverksted)
  • The Mirrors of My Soul (2005, Kirkelig Kulturverksted, US distribution: Valley Entertainment[9])
  • This was not my story (2006) mit Henrik Koitz
  • Seasons of violet (2007, Kirkelig Kulturverksted)
  • Songs across Walls of Separation mit Künstler aus dem Nahen Osten, Afrika, Zentralamerika, Nordamerika und Europa (2008 Kirkelig Kulturverksted)
  • April Blossoms (2009, Kirkelig Kulturverksted)
  • A Time to cry mit drei palästinensischen Sängern (2010, Kirkelig Kulturverksted, aufgenommen in einem Haus im Jerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah, das von Räumung bedroht war)
  • Tomorrow (2011, Bokra, Song des US-amerikanischen Komponisten Quincy Jones, der Rim Banna als Repräsentantin Palästinas auswählte für ein Album und einen Videoclip)
  • Revelation of Ecstasy and Rebellion (2013, Kirkelig Kulturverksted)
  • Songs from a Stolen Spring gemeinsam mit mehreren Künstlern (2014, Kirkelig Kulturverksted)

Filmographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie lebte mit ihren drei Kindern in Nazareth.[11] Ihren Ehemann, den ukrainischen Gitarristen Leonid Alexeyenko, hatte sie während ihres Studiums in Moskau kennengelernt. Sie heirateten 2001[12] und wurden 2010 geschieden.

Banna starb in ihrer Heimatstadt Nazareth am 24. März 2018 nach langjährigem Krankheitsverlauf an Brustkrebs.[13][14]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rim Banna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. وفاة الفنانة الفلسطينية ريم بنا. In: Maan news agency. Abgerufen am 24. März 2018 (arabisch).
  2. a b c d e Martina Sabra: Palestinian Singer Rim Banna:Music and Cultural Self-Assertion. Qantara.de, 2006; (englisch).
  3. Rim Banna - Gaza. In: YouTube. 11. Dezember 2021; (englisch).
  4. Lullabies from the Axis of Evil. Harmony Ridge Music, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  5. a b Joe Heim: 'Axis of Evil' Lullabies: A Nod to Peace. The Washington Pose, 26. Oktober 2004; (englisch).
  6. Lullabies from the Axis of Evil. Valley Entertainment, abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  7. World Music CD Reviews Middle East & North Africa. Global Rhythm:The Destination for World Music, 15. Dezember 2006, archiviert vom Original am 6. Juni 2011; abgerufen am 1. März 2007 (englisch).
  8. Rim Banna:The Mirrors of My Soul (2005). groove.no, archiviert vom Original am 22. Oktober 2006; (englisch).
  9. The Mirrors of My Soul. In: Valley Entertainment. Abgerufen am 28. Juni 2010 (englisch).
  10. Al-sabbar, imdb.com, abgerufen am 19. Februar 2024.
  11. Rim Banna: Rim Banna's Website. Archiviert vom Original am 8. Februar 2012; (englisch).
  12. World Music Central. Abgerufen am 18. Februar 2024 (englisch).
  13. Leading Arab Israeli singer Rim Banna dies aged 51. Times of Israel, 24. März 2018, abgerufen am 24. März 2018 (englisch).
  14. Palestinian singer Rim Banna dies at 51 after battle with cancer. Al Jazeera, 24. März 2018, abgerufen am 24. März 2018 (englisch).