Rolf Geese

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Rolf Geese

Rolf Heinrich Geese (* 19. Februar 1944 in Dassel) ist ein deutscher Sportwissenschaftler, Konditionstrainer und erfolgreicher Seniorensportler im Leichtathletik-Mehrkampf.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rolf Geese wuchs als mittleres von drei Kindern in Dassel auf. Seine Mutter führte ein Einzelhandelsgeschäft, sein Vater einen Klempner- und Installationsbetrieb. Parallel dazu wurde im kleinen Stil Landwirtschaft betrieben.

Ab 1958 ging er im elterlichen Betrieb als Klempner und Installateur in die Lehre. 1961 erlangte er die mittlere Reife, seine Berufsausbildung schloss er 1962 mit der Teilnahme am jährlich stattfindenden Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks ab, in dem Geese Bezirks-, Landes- und Bundessieger wurde.

Er erhielt ein Stipendium an der Bundesfachschule für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in Karlsruhe und wurde dort von 1964 bis 1967 zum Techniker für Sanitär- und Haustechnik und ließ sich zum Techniker für Heizungs- und Klimatechnik ausbilden.

Nach dem Wehrdienst (1967–68) studierte er an der Universität Mainz und schloss als Diplom-Sportlehrer das Studium ab.

Ab April 1973 lehrte Geese als wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Sportwissenschaft der Georg-August-Universität Göttingen mit Spezialisierung auf Biomechanik, Bewegungswissenschaft und Trainingswissenschaft.

1978 wurde ihm die Leitung des theoretischen Teilbereichs Biomechanik und Trainingswissenschaften übertragen. 1975 übernahm er die Fachleitung für die praktisch/methodischen Lehrveranstaltungen im Geräteturnen und der Leichtathletik.

Von 1979 bis 1980 absolvierte Geese ein Ergänzungsstudium der Sportwissenschaften an der Universität Frankfurt/Main mit den Schwerpunkten Trainingswissenschaften und Biomechanik bei Rainer Ballreich und A. Kuhlow.

Ab 1985 war Geese an der Vorlesungsreihe „Sportmedizin für Ärzte“ beteiligt und für die Bereiche „Gesundheit und Sporttraining“ sowie „Präventive Biomechanik“ zuständig.

Geese promovierte 1990 bei Rainer Ballreich und Dietmar Schmidtbleicher an der Universität Frankfurt/Main zum Dr. phil.

Rolf Geese ist seit 1975 mit Karin Geese (geb. Wagner) verheiratet und hat drei Kinder.

Tätigkeiten als Trainer und Berater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geese betätigte sich mehrfach als wissenschaftlicher Trainer, Berater und Betreuer im Spitzen- und Profisportbereich:

Im August 1971 wurde Geese vom spanischen Leichtathletikverband als Trainer für das Olympia-Team für München 1972 engagiert und unterstützte den spanischen Nationaltrainer der Ski Alpin- und Slalomläufer beim Konditionstraining von Athleten wie Francisco Fernández Ochoa und Blanca Fernández Ochoa bis 1972.

Von 1977 bis 1979 unterstützte Geese den A-Kader der deutschen Stabhochspringer hinsichtlich biomechanischer Diagnostik zum Zwecke der Leistungsoptimierung. Von 1979 bis 1988 betreute er die deutschen Zehnkampfteams biomechanisch, unter anderem Guido Kratschmer, Jürgen Hingsen und Siegfried Wentz. Mit Letzterem errang Geeses Unterwassertrainingsprogramm für Stabhochsprung eine gewisse Bekanntheit,[1] was die Aufmerksamkeit des Fußballbundesliga-Trainers Ernst Happel weckte, der ihn über Felix Magath als Konditionstrainer des HSV für wöchentliche Konditionstrainings und mehrere Trainingslager engagierte.

Als Felix Magath 2001 Cheftrainer des VfB Stuttgart wurde, engagierte er Geese erneut zur Konditions- und Leistungsoptimierung und für Trainingslager. Für die Saison 2007/08 und 2011/12 führte Geese für den VfL Wolfsburg wiederkehrende Laktatmessungen und Sprint-, Sprung- und Ausdauertests durch und entwickelte individuelle Trainingspläne zur Verbesserung der spielrelevanten Fitnessfaktoren. Für die BG Göttingen war Geese zeitweise als Berater und Konditionstrainer tätig.

Sportliche Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geese beim Speerwurftraining im Stadion der Universität Göttingen

Geese ist Mitglied der LG Göttingen und des ASC Göttingen.

Während der Lehre konnte er zwei Vizemeistertitel im Jahnkampf und einen im Deutschen Zehnkampf (je fünf Disziplinen aus dem Turnen und der Leichtathletik) erringen.

Während seiner Ausbildungszeit in Karlsruhe wurde Geese in die Leichtathletik-Landesauswahl Baden-Württembergs berufen.

Die Bundeswehr nominierte ihn in der Zeit der Grundwehrdienstleistung für die internationalen Nato-Militärmeisterschaften als Leichtathlet.

Geese erzielte Erfolge im Senioren-Leichtathletikbereich, insbesondere in Mehrkampfdisziplinen. Zu seinen Leistungen zählen:

  • Mehrere Welt- und Europarekorde in seiner Altersklasse.
  • Zahlreiche nationale und internationale Titel, darunter die Deutsche Meisterschaft im Fünfkampf.
  • 2019 wurden seine herausragenden Leistungen (Aufstellen von zwei Weltrekorden, einem Europarekord und zahlreichen Titeln) in der internationalen Leichtathletik mit der Wahl zum „Best Masters Athlete 2019“ durch das World Masters Athletics (WMA) Council gewürdigt.[2]

Nachfolgend eine nicht abschließende Aufzählung von Erfolgen im Bereich der Leichtathletik:

Weltmeisterschaften
Jahr AK Disziplin Platz Leistung Datum Ort, Land Titel Rekord
1995 M50 Zehnkampf 1. Pl. 7947 P. 23./24. 07 Buffalo, USA WM WR
1997 M50 Zehnkampf 1. Pl. 7713 P. 26./27.07. Durban, Südafrika WM ER
1997 M50 100 m Hürden 1. Pl. 14,99 s 27.07. Durban, Südafrika WM
1999 M55 Zehnkampf 1. Pl. 8726 P. 02./03.08. Gateshead, GB WM WR
1999 M55 100 m Hürden 1. Pl. 14,75 s 05.08. Gateshead, GB WM?? WR?? ER
2004 M60 Zehnkampf 1. Pl. 8382 P. 23.07. Aarhus, Dänemark EM WR
2004 M60 Fünfkampf (Halle) 1. Pl. 4725 P. 11.03. Sindelfingen, Deutschland WM WR
2004 M60 60 m Hürden (Halle) 2. Pl. 9,00 s 13.03. Sindelfingen, Deutschland
2005 M60 Zehnkampf 1. Pl. 8448 P. 07./08. San Sebastian, Spanien EM WR
2007 M60 Zehnkampf 1. Pl. 8264 P. 04./05 Riccione, Italien WM
2007 M60 100 m Hürden 1. Pl. 15,36 s 14.09. Riccione, Italien WM
2007 M60 Stabhoch 3. Pl. 3,40 m 14.09. Riccione, Italien WM
2009 M65 Zehnkampf 1. Pl. 8264 P 27./28.07. Lahti, Finnland WM WR
2009 M65 100 m Hürden 1. Pl. 15,47 s 07.08. Lahti, Finnland WM ER
2009 M65 Stabhoch 2. Pl 3,50 m 07.08. Lahti, Finnland WM
2012 M65 Fünfkampf (Halle) 2. Pl. 3659 P. 04.04. Jyväakyla, Finnland
2014 M70 Fünfkampf (in Halle) 1.Pl. 4805 P.[3] 25.03. Budapest, Ungarn WM WR
2014 M70 Stabhhoch (in Halle) 1. Pl. 3,00 m[3] 27.03. Budapest, Ungarn WM
2014 M70 60 m Hürden (in Halle) 1.Pl. 9,76 s[3] 29.03. Budapest, Ungarn WM
2015 M70 80 m Hürden 1.Pl. 13.40 s 15.08. Lyon, Frankreich WM
2016 M70 Zehnkampf, intern. Meeting 1.Pl. 7943 P 29.05. Stendal, Deutschland WR
2019 M75 Fünfkampf (in Halle) 1.Pl. 4443 P[2] 27.03. Torun, Polen WM WR
2019 M75 60 m Hürden (in Halle) 1.Pl. 10,54 s[2] 29.03. Torun, Polen WM ER
2019 M75 4 × 200 m Staffel (in Halle) 1.Pl. 30.03. Torun, Polen WM
2019 M75 Zehnkampf 1. Pl. 8538 P[2] Stendal, Deutschland WR
Geese (2. von links) beim EVACS 2008 in Ljubljana, Slowenien
Europameisterschaften
Jahr AK Disziplin Platz Leistung Datum Ort, Land Rekord
1992 M45 Hürden 3. Pl 16,52 s Kristiansand, Norwegen
1994 M50 Fünfkampf 1. Pl. 4022 P. 03.06. Athen, Griechenland ER
1996 M50 Weitsprung 3. Pl 5,90 m Malmö, Schweden
1998 M50 Fünfkampf 1. Pl. 3803 P. 14.09. Cesenatico, Italien
2000 M55 Fünfkampf 1. Pl. 4185 P. 10.07. Jyväskylä, Finnland ER
2004 M60 Zehnkampf 1. Pl. 8382 P. 22.-23.07. Aarhus, Dänemark WR
2004 M60 100 m Hürden 1. Pl. 15,24 s 30.07. Aarhus, Dänemark
2006 M60 100 m Hürden 1. Pl. 15,34 s 28.07. Posen, Polen
2008 M60 Zehnkampf 1. Pl. 8209 P. 24./25.07. Ljubljana, Slowenien
2008 M60 Hürden 1. Pl. 15,25 s[4] 01.08. Ljubljana, Slowenien
2009 M65 Fünfkampf 1. Pl. 4824 P. 26.03. Ancona, Italien (EM Halle) WR
2009 M65 60 m Hürden 1. Pl. 9,48 s 28.03. Ancona, Italien (EM Halle) ER
2009 M65 Weitsprung 1. Pl. 5,03 m 28.03. Ancona, Italien (EM Halle)
2012 M65 Hürden 1.Pl. 16,48 s 23.08. Zittau, Deutschland
2013 M65 Stabhoch 3. Pl. 3,00 m 21.03. San Sebastian, Spanien (Halle)
2014 M70 Zehnkampf 1. Pl. 7189 P. 22-23.08. Izmir, Türkei
2015 M70 Fünfkampf 1. Pl. 4110 P. 25.03. Torun, Polen (EM Halle)
2016 M70 Fünfkampf 1.Pl. 4065 P. 30.3. Ancona, Italien (EM Halle)
2016 M70 60 m Hürden 1.Pl. 10,09 s 2.04. Ancona, Italien (EM Halle)
Deutsche Meisterschaften
Jahr AK Disziplin Platz Leistung Datum Ort (Deutschland) Titel Rekord
1991 M45 110 m Hürden 1. Pl. 16,12 s 16.07. Ludwigshafen DM
1993 M45 110 m Hürden 1. Pl. 16,99 s Ludwigshafen DM
1995 M50 100 m Hürden 1. Pl. 14,64 s 18.08. Minden DM
1996 M50 100 m Hürden 1. Pl. 14,50 s 16.08. Leinfelden DM
1998 M50 Fünfkampf 1. Pl. 3991 P. 30.05. Ahlen DM
1998 M50 Stabhoch 1. Pl. 3,60 m 01.10. Minden DM
1998 M50 100 m Hürden 1. Pl. 15,13 s Hagen DM
1999 M55 Stabhoch 1. Pl. 3,80 m Hagen DM
1999 M55 Fünfkampf 1. Pl. 4237 P. Koblenz DM
1999 M55 100 m Hürden 1. Pl. 15,05 s 18.08. Kevelaer DM
2000 M55 Stabhoch 1. Pl. 3,60 m 19.08. Kevelaer DM
2009 M65 110 m Hürden 1. Pl. 16,13 s 10.07. Vaterstetten DM
2010 M65 60 m Hürden (Halle) 1. Pl. 10,07 s 14.02. Sindelfingen DM
2010 M65 Stabhoch (Halle) 1. Pl. 3,20 m 14.02. Sindelfingen DM
2013 M65 Stabhoch 1. Pl. 2,90 m Mönchengladbach DM
2014 M70 60 m Hürden 1. Pl. 9,76 s 02.03. Erfurt (Halle) DM WR
2014 M70 Stabhoch 1. Pl. 2,90 m 02.03. Erfurt (Halle) DM
2016 M70 Stabhoch 1. Pl. 3,00 m 08.07. Leinefelde DM
2016 M70 80 m Hürden 1. Pl. 13,72 s 08.07. Leinefelde DM
2018 M70 60 m Hürden 1. Pl. 10,59 s 04.03. Erfurt DM
Abkürzungen
Abkürzung Bedeutung
DM Deutscher Meister
ER Europarekord
WR Weltrekord
WM Weltmeister
P. Punkte
s Sekunden

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • R. Geese: Fußball, Erfolgsfaktor Kondition: Training für Amateure und Profis. Meyer & Meyer, 2009, ISBN 978-3-89899-451-4 (google.com [abgerufen am 6. Februar 2024]).
  • K. Meinel, G. Schnabel: Bewegungslehre - Sportmotorik: Abriss einer Theorie der sportlichen Motorik unter pädagogischem Aspekt. Meyer & Meyer, 2007, ISBN 978-3-89899-245-9 (google.de [abgerufen am 6. Februar 2024]).
  • R. Geese: Biomechanische und trainingswissenschaftliche Untersuchung zum Stabhochsprung (= Beiträge zur Sportwissenschaft). Deutsch, 1991, ISBN 978-3-8171-1200-5 (google.com [abgerufen am 6. Februar 2024]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nach Weltrekorden: Europäische Auszeichnung für Rolf Geese. In: Göttinger Tageblatt / Eichsfelder Tageblatt. 29. Januar 2020, abgerufen am 5. Februar 2024.
  2. a b c d Weltverband zeichnet Rolf Geese aus. In: Göttinger Tageblatt / Eichsfelder Tageblatt. 6. Februar 2020, abgerufen am 7. Februar 2024.
  3. a b c Drei mal WM-Gold, einmal Weltrekord - Rolf Geese in Budapest in Bestform. In: lggoettingen.de. 2. April 2014, abgerufen am 30. Dezember 2023.
  4. Ergebnisse "EVAA 16th European Veterans Athletic Championships Stadia July 23 - August 3, 2008 - Ljubljana - Ljubljana sports park". (PDF) In: atletika.cz. Abgerufen am 26. Dezember 2023.