Saaße

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Saaße
Koordinaten: 52° 57′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 52° 56′ 44″ N, 11° 10′ 17″ O
Höhe: 18 m ü. NN
Einwohner: 123 (2004)
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Eingemeindet nach: Lüchow (Wendland)
Postleitzahl: 29439
Vorwahl: 05841
Saaße (Landkreis Lüchow-Dannenberg)
Saaße (Landkreis Lüchow-Dannenberg)

Lage von Saaße in Landkreis Lüchow-Dannenberg

Saaße
Saaße

Saaße (1548 Zatze, 1560 Saße) ist ein Dorf im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg. Das Dorf mit 123 Einwohnern (Stand: 2004) war bis 1972 eine eigenständige Gemeinde und ist seitdem ein Ortsteil der Stadt Lüchow (Wendland).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saaße liegt im Nordosten Niedersachsens 2,5 Kilometer südlich der Ortsmitte Lüchows an der Bundesstraße 248. Das Dorf befindet sich ungefähr 18 Meter über Normalnull (NN) auf einem Übergangsgürtel zwischen dem Öring, einer Geestinsel, und der Jeetzelniederung. Die Gemarkung Saaße liegt fast vollständig in der Niederung und gehört zur historischen Kleinlandschaft Bröcking, wie die Jeetzelniederung östlich von Lüchow ursprünglich genannt wurde.[1] Der Königshorster Kanal bildet die Nordwestgrenze der Gemarkung und entwässert in diesem Bereich die Niederung.

Ortsbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort gliedert sich in einen Rundling, eine Ortserweiterung mit acht ehemaligen Abbauerstellen östlich der damaligen Land- und gegenwärtigen Bundesstraße und einer nördlich des Rundlings liegenden Neubausiedlung. Die neue Wohnsiedlung entstand seit den 1950er-Jahren durch die Nähe zur Kreisstadt Lüchow. Der Rundling mit einer Zufahrt, dem Dorfplatz und den anschließenden Hofanlagen mit giebelständigen Vierständerhallenhäusern steht als Gruppe baulicher Anlagen unter Denkmalschutz. Er hat eine besonders regelmäßige Rundlingsform, durch die sich ein harmonisches und geschlossenes Ortsbild ergibt. Sechs Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie zwei Längsscheunen stehen als Einzelobjekte ebenfalls unter Denkmalschutz.[2] Die Abbauerstellen entstanden im 19. Jahrhundert. Zusammen mit einer Hofumkehr zur Landstraße veränderten sie damals die Struktur der Siedlung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Saaße wird erstmals im Jahre 1548, damals Zatze, um 1560 Saße und 1613 Saaße, erwähnt. Im Register der Ämter Lüchow und Warpke, das zwischen 1548 und 1574 erstellt wurde, ist Saaße mit sechs Hufen aufgeführt, die dem Amt Lüchow pflichtig waren. Das Amt hatte die Grundherrschaft über das gesamte Dorf.[3] Die Herkunft des Ortsnamens aus dem altpolabischen Wort „Sasy“, deutsch „die Sachsen“, das auf einen engen Kontakt zwischen Deutschen und Polaben hindeuten könnte,[4] ist nicht belegt.

Die Regierung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg ordnete den Ämtern im Jahre 1563 die Anfertigung einer Beschreibung aller Hofstellen im Herzogtum an. Im Höfe-Register, das daraufhin 1564 vom Amtmann des Amtes Lüchow erstellt wurde, ist Saaße mit acht Hof- und einer Kossaterstelle aufgeführt.[5] Während des Dreißigjährigen Krieges gingen die Kontributionen infolge von Wüstungen, Bevölkerungsrückgang und wirtschaftlichem Niedergang zurück. 1639 erfolgte deshalb eine Bestandsaufnahme für das ehemalige Amt Lüchow-Warpke. Die sechs Hufen Saaßes verteilten sich nach dieser Bestandsaufnahme auf zwei Vollhufner und acht Halbhufner, außerdem ist ein Kossater ansässig. Eine halbe Hofstelle war zerstört, auf den anderen waren die Hofbesitzer anwesend.[6]

In einer Anfang des 18. Jahrhunderts verfassten Quartiersbeschreibung, die sämtliche Ämter, Grafschaften, Burgvogteien und adeligen Gerichte im Kurfürstentum Hannover erfasste, werden die Anzahl und Qualität der Höfe und die monatlich zu entrichtende Kontribution Saaßes angegeben. In Saaße gab es zu der Zeit elf Hofstellen. Es gab keinen Hufner, zwei Halbbauern, acht Viertelbauern und einen Kossater. Die Ländereien der Höfe wurden mit 4 Reichstalern, 25 Groschen und 7 Pfennig, das Vieh und handwerkliche Tätigkeiten mit 2 Reichstalern, 29 Groschen und 1 Pfennig besteuert. Insgesamt waren laut Quartiersbeschreibung monatlich 7 Reichstaler und 19 Groschen zu entrichten. 12 Pfennig entsprachen 1 Groschen und 36 Groschen ergaben 1 Reichstaler.[7][Anm. 1]

Die regelmäßige Form des Saaßer Rundlings, die im Jahre 1776 in der Kurhannoverschen Landesaufnahme kartiert wurde, wurde bei einem Wiederaufbau des Dorfes im Jahre 1822 beibehalten. Einem Großfeuer waren damals acht Höfe zum Opfer gefallen. Nach dem Wiederaufbau gruppierten sich mit der Kossaterstelle elf Hofplätze mit gestaffelten Haupthäusern um einen kleinen Dorfplatz.

Bis zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Lüchow im Jahre 1972 war Saaße eine selbstständige Gemeinde. Am 1. Juli 1972 wurde das Dorf in die Stadt Lüchow eingegliedert.[8] Der Bürgerverein Saaße e. V. wurde am 18. März 1985 gegründet und am 23. Juni 1985 in das Handelsregister Dannenberg (Elbe) eingetragen.[9]

Im Jahre 1983 gab es in Saaße drei landwirtschaftliche Haupt- und einen Nebenerwerbsbetrieb. 2003 waren es noch zwei Haupterwerbsbetriebe.

Die historische Feuerwehrspritze, die bis zum Jahre 1977 von der Löschgruppe eingesetzt wurde, war Ende der 1970er-Jahre von der Samtgemeinde Lüchow an die VGH Versicherungen verkauft worden. Die VGH stellte sie bis zum Jahre 2004 im Foyer ihres Unternehmenssitzes in Hannover aus. Am 11. Juni 2004 gab die VGH die Spritze in die Obhut des Saaßer Bürgervereins zurück.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saaße hat eine Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr, einen eingetragenen Bürgerverein, zwei landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe und einen Handwerksbetrieb.[11] Die Löschgruppe verfügte bis 1977 über eine Handdruckspritze aus dem Jahre 1933, die bei Bränden und Übungen auch von den Feuerwehren aus den Nachbarorten Bösel und Lübbow eingesetzt wurde. Die Spritze wurde ursprünglich von Pferden, später von einem Traktor gezogen.[10] Der Bürgerverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Landschaft in Saaße und der Gemarkung zu schützen sowie die Dorfgemeinschaft und den Heimatgedanken zu fördern.[12]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2004 lebten in Saaße 123 Einwohner mit Hauptwohnsitz und 5 mit Nebenwohnsitz. Die Volkszählung von 1987 ergab die bislang höchste bekannte Bevölkerungszahl von 242 Einwohnern mit Haupt- und 15 mit Nebenwohnsitz im Ort. Seit dem 19. Jahrhundert hat das Dorf etwa 100 Bewohner. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Einwohner auf über 150, ging bis zu den 1970er-Jahren aber wieder auf ungefähr 100 zurück.

Einwohnerentwicklung Saaßes 1821–2004
Jahr 1821 1848 1871 1885 1905 1910 1925 1933 1939 1946 1950 1961 1970 1972 1987 2004
Einwohner 96 120[13] 92 107 114 114[14] 99[15] 110[15] 94[15] 166 157 107[16] 105[16] 109 242 123

Die Einwohnerzahl in graphischer Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemarkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte
Saaße (grau) mit Gemarkung (grün)

Die Gemarkung Saaße hat eine Fläche von 208 Hektar (ha) oder 2,08 Quadratkilometern (km²). Sie wird im Norden sowie Westen durch den Königshorster Kanal und im Südwesten durch den Wirtschaftsweg nach Banneick begrenzt. Die Flächen südlich des Dorfes gehören bereits zur Gemarkung Bösel. Die Gemarkung reicht östlich von Saaße über die B 248 hinaus bis an Reddebeitz heran und erstreckt sich von dort im Nordosten ebenfalls bis an den Königshorster Kanal.

Von der Gemarkung werden 186 Hektar landwirtschaftlich genutzt, wobei die Böden zumeist eine mittlere Qualität erreichen. Die feuchten Standorte werden als Grünland bewirtschaftet. Im Jahre 1983 wurden 26 Hektar als Grün- und 160 Hektar als Ackerland genutzt. Der Hektarwert betrug 1136 D-Mark. Im Jahre 1872 wurden 89 Hektar als Weide-, 102 Hektar als Ackerland und 1 Hektar forstwirtschaftlich genutzt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Saaße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil aus

Darüber hinaus werden folgende Einzelnachweise zitiert:

  1. Wolfgang Jürries, Berndt Wachter † (Hrsg.): Wendland Lexikon. 2. Auflage. Band 1, A–K. Druck- und Verlagsgesellschaft Köhring & Co., Lüchow 2008, ISBN 978-3-926322-28-9, S. 108.
  2. Falk-Reimar Sänger: Landkreis Lüchow-Dannenberg. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 21, Friedrich Vieweg & Sohn, Braunschweig 1986, ISBN 3-528-06206-1, S. 164.
    Niedersächsisches Landesamt, Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG). Landkreis Lüchow-Dannenberg. Stand: 1. Oktober 1986. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Band 21, Friedrich Vieweg & Sohn, Braunschweig 1986, ISBN 3-528-06206-1, S. 33.
  3. Klaus Lippert (Bearb.): Die Register der Ämter Lüchow und Warpke (1548–1574). Heimatkundlicher Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg, Lüchow 1996, ISBN 3-9802114-7-9, S. 24–25, 114.
  4. Antje Schmitz: Probleme der Rekonstruktion altpolabischer Ortsnamen des Kreises Lüchow-Dannenberg an ausgewählten Beispielen. In: Friedhelm Debus (Hrsg.): Deutsch-slawischer Sprachkontakt im Lichte der Ortsnamen. Mit besonderer Berücksichtigung des Wendlandes. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1993, ISBN 3-529-04365-6, S. 119.
  5. Heinrich Meyerholz: Ein Schatz im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv. In: „Hannoversches Wendland.“ 7. Jahresheft des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 1978/1979. Heimatkundlicher Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg, Lüchow 1979, S. 179, 184.
  6. Friedrich Biermann: Untertanen- und Höfeverzeichnis des Amts Lüchow-Warpke von 1639. In: Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde. 37. Jahrgang, Presseausschuß der Zentralstelle für Niedersächsische Familienkunde e. V., Hamburg 1962, S. 47–48, 50.
  7. Otto Puffahrt: Hannoversche Quartiers-Beschreibung. In: „Hannoversches Wendland.“ 9. Jahresheft des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg 1982/1983. Heimatkundlicher Arbeitskreis Lüchow-Dannenberg, Lüchow 1983, S. 171–172, 179.
  8. § 5 (4) Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Lüchow. In: Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt. Nr. 30, 26. Jahrgang, Hannover 27. Juni 1972.
  9. Die Geschichte des Bürgervereins Saaße e. V. Saaße 6. Mai 2009, S. 1 veröffentlicht auf yumpu, abgerufen am 15. Mai 2022
  10. a b Handdruckspritze wieder zurück in Saaße. Elbe-Jeetzel-Zeitung, 15. Juni 2004. Abgerufen am 18. Juli 2009.
  11. H.- J. Bätge. In: Branche: Handwerk > Heizung/Sanitär. DAN-info Dahlmann & Mischeff, Lüchow., abgerufen am 21. Juli 2009, Seite und Archivlink nicht mehr abrufbar am 15. Mai 2022
  12. § 2 Aufgaben des Vereins. Satzung des Vereins zur „Förderung und Erhaltung der Dorfgemeinschaft e.V.“ Saaße 28. September 2007. Abgerufen am 21. Juli 2009, Seite und Archivlink nicht mehr abrufbar am 15. Mai 2022
  13. Friedrich W. Harseim, C. Schlüter (Hrsg.): Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover. Schlüter, 1848, S. 96 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Uli Schubert (Hrsg.): Landkreis Lüchow. In: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. gemeindeverzeichnis.de. Abgerufen am 22. Juli 2009.
  15. a b c Michael Rademacher: Landkreis Dannenberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  16. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 232.

Anmerkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die in der Quartiersbeschreibung genannte Gesamtsumme weicht um vier Pfennig von den addierten Einzelbeiträgen ab.