Schliecksdorf

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Schliecksdorf
Koordinaten: 52° 48′ N, 11° 41′ OKoordinaten: 52° 47′ 41″ N, 11° 40′ 52″ O
Höhe: 27 m ü. NHN
Fläche: 2,54 km²[1]
Einwohner: 17 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 7 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Rossau
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 03937
Schliecksdorf (Sachsen-Anhalt)
Schliecksdorf (Sachsen-Anhalt)

Lage von Schliecksdorf in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Schliecksdorf
Dorfkirche Schliecksdorf

Schliecksdorf gehört zur Ortschaft Rossau und ist ein Ortsteil der kreisangehörigen Hansestadt Osterburg (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schliecksdorf, ein Angerdorf mit Kirche auf dem Anger, liegt nördlich der Biese, etwa fünf Kilometer westlich von Osterburg (Altmark) und nordwestlich von Stendal in der Altmark.[4]

Nachbarorte sind Klein Rossau und Groß Rossau im Westen, Stapel im Nordwesten, Krevese im Norden, Krumke und Zedau im Osten, Billerbeck im Südosten, Storbeck und Flessau im Süden und Rönnebeck im Südwesten.

Westlich des Dorfes befindet sich die Stauanlage Schliecksdorf, welche die Biese in einem eine Kilometer langen Speicher aufstaut.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1287. In der Verleihung eines Zolls an der Biese an einen gewissen Bethmann im Jahre 1287 heißt es in Gladigow, in Rossow, Sclikstorpe, in antiqua civitate, … per aquam Bysen.[6] Im 19. Jahrhundert diskutierten einige Autoren, ob „antiqua civitate“ die Burg Gladigau gewesen wäre oder eine namentlich damals nicht mehr bekannte Stadt, wie Bambissen gewesen sein könnte.[7]

Weitere Erwähnungen sind 1599 zu Schleistorf, 1687 Schlickstorff,[1] 1842 Schlicksdorf.[8] 1804 gab es im Dorf Schliecksdorf unter anderem 5 Ganzbauern, einen Fischer und eine Windmühle.[9]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: 8 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 253 Hektar, eine Kirchenbesitzung 1 Hektar. Enteignet wurde ein Ackerhof mit 44,2 Hektar, da die Besitzer im benachbarten Storbeck einen weiteren Hof mit 59 Hektar besaßen. Im Jahre 1948 hatten 4 Vollsiedler jeder über 4 Hektar aus der Bodenreform erworben.[1][10]

Stauanlage Schliecksdorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre ist die Biese zwischen den Ortsteilen Schliecksdorf und Rossau auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern tiefer gelegt, verbreitert und aufgestaut worden. So entstand neben der Stauanlage Schliecksdorf 1975 ein Rückhaltespeicher für die landwirtschaftliche Bewässerung des Biesebeckens. Der Speicher ist für einen großen Teil der Tierlebensgemeinschaft der Biese ökologisch nicht durchgängig damit ein nicht überwindbares Wanderhindernis. Er dient auch dem Hochwasserschutz der Stadt Osterburg. Im Jahre 2012 wurde in einer Machbarkeitstudie der Bau eines naturnahen Umgehungsgerinnes als ökologische Umgehungsmöglichkeit vorgeschlagen.[5]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernst Haetge leitet den Ortsnamen ab vom althochdeutschen slich oder mittelhochdeutschen slik, das im niederländischen für Schlamm steht, slicc könnte auch ein Personenname „im Sinne von Hammer“ sein.[11]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1807 gehörte das Dorf zum Seehausenschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Danach lag es bis 1810 im Kanton Bretsch auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[1]

Am 20. Juli 1950 schlossen sich die Gemeinden Schliecksdorf, Groß Rossau (mit dem Wohnplatz Geldberg), Klein Rossau und aus dem Landkreis Osterburg zur Gemeinde Rossau zusammen.[12] Schliecksdorf wurde für lange Zeit der einzige Ortsteil der Gemeinde Rossau.[13] Im Jahre 2008 gehörten zur Gemeinde Rossau die Ortsteile Schliecksdorf und Rossau mit den Wohnplätzen Geldberg, Groß Rossau, Klein Rossau.[14] Nach der Eingemeindung von Rossau nach Osterburg (Altmark) am 1. Juli 2009 kamen die Ortsteile Schliecksdorf und Rossau zur neuen Ortschaft Rossau und zur Stadt Osterburg (Altmark).[15][16]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 53
1775 46
1789 62
1798 60
1801 75
1818 75
1840 90
1864 94
Jahr Einwohner
1871 93
1885 74
1895 83
1900 [00]78[17]
1905 67
1910 [00]63[17]
1925 73
1936 [00]75[10]
Jahr Einwohner
1939 062
1946 107
2011 [00]025[18]
2012 [00]022[18]
2018 [00]020[19]
2019 [00]021[19]
2020 [00]021[20]
2021 [00]021[21]
Jahr Einwohner
2022 [0]21[2]
2023 [0]17[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Schliecksdorf, die früher zur Pfarrei Krevese gehörte,[22] wird betreut vom Pfarrbereich Gladigau im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[23]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Schliecksdorf stammen nach Angaben von Ernst Machholz aus dem Jahre 1801.[24] Ernst Haetge gab 1683 als erstes Jahr der Überlieferung an.[11]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[25]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Schliecksdorf wurde 1878 nach dem Abbruch der alten Feldsteinkirche als neugotischer Backsteinbau errichtet. Sie besitzt farbige Glasfenster und eine Orgel des Stendaler Orgelbaumeisters Robert Voigt. Die Bronzeglocke der Kirche stammt aus dem Jahre 1713.[26]
  • Der Ortskern des Dorfes steht unter Denkmalschutz.[4] Sehenswert sind die Fachwerkinschriften und Inschriftentafeln aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[10]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1974–1977, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 185 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 382, 127. Schlicksdorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 4, 1910, S. 177–178.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1974–1977, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Nico Maß: Zurück im Minus. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 18. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 13.
  3. Hansestadt Osterburg (Altmark): Hauptsatzung Hansestadt Osterburg (Altmark), § 15 Ortschaftsverfassung vom 3. Juli 2019. 5. Juli 2019, abgerufen am 10. April 2020.
  4. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. a b biota – Institut für ökologische Forschung und Planung: Gewässerentwicklungskonzept Milde/Biese. Bützow 25. August 2014, S. 19, 53, 104 (sachsen-anhalt.de [PDF]).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 321, Urkunde XVI. (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: XV. Noch einige Ansichten über die Lage von Bambissen. II. (= Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates. Band 2). 1830, S. 342 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013504~SZ%3D00348~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 382, 127. Schlicksdorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 320 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00342~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. a b c Corrie Leitz: Der Ortsteil Schliecksdorf stellt sich vor. In: osterburg.de. 2017, abgerufen am 5. August 2021.
  11. a b Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 279.
  12. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (PDF).
  13. Karla Balkow, Werner Christ: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik. Staatsverlag der DDR, 1986, ISBN 3-7685-2185-0, S. 264, 276.
  14. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. Juli 2008 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2008). Halle (Saale) November 2008, S. 139 (destatis.de [PDF]).
  15. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 116 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  16. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 2, 28. Januar 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 13–19 (landkreis-stendal.de [PDF; 512 kB; abgerufen am 18. April 2020]).
  17. a b Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 185 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  18. a b So viele Einwohner zählen die einzelnen Orte. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 12. Januar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 11. April 2020]).
  19. a b Nico Maß: Nur noch vierstellig. In: Osterburger Volksstimme. 21. Januar 2020, DNB 1047269554, S. 13.
  20. Nico Maß: Osterburg schrumpft. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 9. Januar 2021, DNB 1047269554, S. 17.
  21. Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  22. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 86 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Pfarrbereich Gladigau. In: ekmd.de. Abgerufen am 30. März 2024.
  24. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  25. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 8. Mai 2021.
  26. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 427.