Stadtbibliothek Bützow

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Stadtbibliothek Bützow
Bützow, Krummes Haus
Bützow, Krummes Haus

Bestand ca. 12.000 Medien (Stand 2018)
Bibliothekstyp Stadtbibliothek
Ort Bützow,
Schlossplatz 2 Welt-IconKoordinaten: 53° 50′ 49,8″ N, 11° 58′ 39,9″ O
ISIL DE-Shw29 (Stadtbibliothek Bützow)
Website Stadtbibliothek Bützow

Die Stadtbibliothek Bützow ist eine öffentliche Bibliothek, welche durch die Stadt Bützow verwaltet wird. Sie befindet sich im Krummen Haus und verfügt über einen Bestand von ca. 12.000 Medien.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1772 bis 1789[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte einer öffentlichen Bibliothek in Bützow geht bis auf das Jahr 1772 zurück. Nach Streitigkeiten mit dem Rostocker Magistrat gründete Friedrich, Herzog zu Mecklenburg aus dem herzoglichen Teil der Universität Rostock 1760 die Friedrichs-Universität Bützow.[2] Für die dazugehörige Universitätsbibliothek stiftete er eine Vielzahl an Büchern und ließ das Krumme Haus 1769 zu deren Nutzung ausbauen, so dass eine Saalbibliothek mit einer Fläche von 200 m² zur Verfügung stand.[3]

Historischer Bauplan der Bibliothek Bützow (1769)

1772 wurde die Universitätsbibliothek Bützow als erste öffentliche Bibliothek Mecklenburgs feierlich eröffnet. Die Bibliothek war an zwei Tagen in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Bibliothek soll alle Mittwoch von 2. bis 3., und des Sonnabends im Sommer von 2. bis 5., im Winter aber von 2. bis 4. Uhr,
ausser denen Ferien geöfnet werden, an welchen Tagen auch ein jeder die zu leihenden Bücher eine halbe Stunde vor der Eröfnung zu verlangen und wieder zu liefern hat.
[4]

Gesetze für die öffentliche Bibliotheck zu Bützow (1772)

Die Leitung der Bibliothek übernahm der deutsche Orientalist und Professor Oluf Gerhard Tychsen, welcher 1769 auf dem Dachboden der Schweriner Justizkanzlei die lange vergessene Bibliothek der mecklenburgischen Herzöge Johann Albrecht I., Adolf Friedrich I. und Christian Ludwig I. fand, welche neben einem Teilbestand des im bischöflichen Schloss zu Bützow befindlichen Pädagogiums den Mittelpunkt der Bibliothek in Bützow bildete.[5][6]

1789 wurden die Universitäten in Rostock und Bützow durch Friedrich Franz I. vereinigt und sämtliche Medien- sowie Lehrbestände Bützows fanden Einzug in die mit einem bislang erheblich geringeren Bestand ausgestattete Universitätsbibliothek Rostock. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Bibliothek in Bützow einen Medienbestand von etwa 14.000 gedruckten Büchern und 200 Handschriften.[7][8]

Buch von Herzog Johann Albrecht I (1574)

Oluf Gerhard Tychsen arbeitete hiernach in Rostock als Aufseher der Akademischen Sammlung und an der Erweiterung des Bibliotheksbestandes.[8][9]

1789 bis 2000[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1789 und 2000 gab es in Bützow eine Vielzahl verschiedener öffentlicher Bibliotheken, deren Existenz belegt ist, allerdings oft ohne genauere Angaben über die Gründung, ihren Bestand, die Nutzung und die Dauer ihres Bestehens:

  • die Volksbibliothek Bützow unter Leitung des ortsansässigen Pastors Chrestin mit einem Bestand von ca. 400 Bänden (ab 1847)[10]
  • die Volksbücherei (ab 1920) mit einem Bestand von ca. 1.800 Bänden (1938)[11][12]
  • die Leihbibliothek von Oertzen und Schloepke[13]
  • die Leihbibliothek der Buchhandlung von Otto Holzhausen[14]
  • die Bibliothek des Städtischen Realgymnasiums, welche ca. 4.000 Bände umfasste (ab 1860)[14][15]
  • eine Gymnasial-Bibliothek[16]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bestand auch in Folge der Säuberung von nazistischer Literatur stark dezimiert. Im September 1949 wurde im Rathaus in der ersten Etage die Volksbücherei wieder eröffnet. Sie bestand aus einem Raum. 1950 hatte sie einen Buchbestand von 1.155 Bänden, es gab 2.715 Leser und 11.600 Ausleihen.[17] 1952 erfolgte der Umzug in die Lange Straße 67.[18]

In Folge der am 25. Juli 1952 vorgenommenen Umwandlung des Landes Mecklenburg-Vorpommern in drei Verwaltungsbezirke[19] und der damit auch einhergehenden Umstrukturierung des Bibliothekswesens der DDR durch das Ministerium für Kultur[20] erfolgte 1954 die Umbenennung der Volksbücherei in Stadt- und Kreisbibliothek Bützow.[21]

In den Folgejahren kam es zu weiteren Umzügen der Bibliothek: 1956 in die Lange Straße 38 (Erwachsenenbibliothek) und in die Lange Straße 30 (Kinderbibliothek), um 1967 in die Gartenstraße 28, 1981 in das Schloss zu Bützow und 1991 in die Straße Am Ausfall Nr. 45.

Mit der Kreisgebietsreform 1994, in deren Folge Bützow Bestandteil des Landkreises Güstrow wurde, ging die Stadtbibliothek in die Trägerschaft der Stadt Bützow über.

2000 bis heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Auszug der Bibliothek 1789 wurde das Krumme Haus vielseitig eingesetzt, bevor es von 1998 bis 1999 renoviert wurde und zum 1. Januar 2000 die Stadtbibliothek Bützow an den Standort der ersten öffentlichen Bibliothek in Bützow zurückkehrte.

Die heutige Stadtbibliothek ist eine moderne öffentliche Bibliothek, die für ihre Nutzer diverse analoge und digitale Medien zur Verfügung stellt. So nimmt die Stadtbibliothek seit 2015 am Onleihe-Verbund des Landes Mecklenburg-Vorpommern teil und ermöglicht die Ausleihe von E-Books über das Internet.[22]

Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadtbibliothek beteiligt sich an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten und von der Stiftung Lesen umgesetzten Projekt „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“[23] sowie an den von der Fachstelle für Bibliotheken M-V organisierten und vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur M-V geförderten Landesprojekten „FerienLeselust MV – Lesen tut gut“[24] und „Bibliotheken entdecken und erleben“.[25]

Für Kinder und Jugendliche wurde im Rahmen des Projekts „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ der Stiftung Lesen[26] ein Leseclub eingerichtet.[27]

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Stadtbibliothek finden regelmäßig Veranstaltungen zur Leseförderung und Kulturveranstaltungen, wie zum Beispiel Autorenlesungen oder Informationsveranstaltungen zur Regionalgeschichte, statt. Bei der Organisation von Lesungen gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Rostock e. V., dem Friedrich-Bödecker-Kreis e. V. Mecklenburg-Vorpommern und dem Kunst- und Kulturrat des Landkreises Rostock.

Regelmäßig werden durch die Stadtbibliothek Sonderausstellungen organisiert. Hierzu werden vor allem Künstler aus der Region eingeladen und einem breiten Publikum bekannt gemacht.[1]

Sonderausstellungen, die über Bützow hinaus einen großen Zulauf erfahren haben, sind zum Beispiel:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Asche: Das regionale und soziale Besucherprofil der Universitäten Rostock und Bützow in der Frühen Neuzeit (1500–1800). In: Tübinger Beiträge zur Universitäts-und Wissenschaftsgeschichte Band 2 „Von der reichen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule“. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000, DNB 957295200.
  • Günter Camenz: Die Herzoglichen, Friedrichs-Universität und Paedagogium zu Bützow in Mecklenburg : [1760–1789 ; vivat Fridericiana Buetzoviensis!] Gänsebrunnen-Verl., Bützow 2004, DNB 971203385.
  • Günter Camenz: Zur Geschichte der Universität Fridericiana in Bützow 1760–1789. In: Meckelbörger regionale Historie : Populärwissenschaftliche Beiträge. Gänsebrunnen-Verl., Bützow 1999, DNB 959603107.
  • Uvo Hölscher: Urkundliche Geschichte der Friedrichs-Universität zu Bützow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 50. Schwerin 1885, DNB 011281944, S. 1–110 (lbmv.de).
  • Uvo Hölscher,: Geschichte des Herzoglichen Pädagogiums in Bützow (1760–1780). Schwerin 1881.
  • Stadt Bützow (Hrsg.): Festschrift, 775-Jahrfeier der Stadt Bützow 1228–2004. Stadtdruckerei Weidner, Rostock 2004.
  • Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Schatz entdeckt! Der verschollene Planschatz der Mecklenburger Herzöge. Sandstein Verlag, Dresden 2018, DNB 1153622068.
  • Herbert Wolff: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin : Die öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg und Vorpommern von ihren Anfängen bis 1918 : ein quellenkundlicher Nachweis. Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin, Schwerin 1965, DNB 455749817.
  • Herbert Wolff: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin : Die öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg von 1918 bis 1954 : eine quellenkundliche Darstellung. Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin, Schwerin 1972, DNB 208728465.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stadtbibliothek Bützow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Krummes Haus Bützow (Homepage). Stadt Bützow, abgerufen am 17. August 2023.
  2. Wolff, Herbert: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin : Die öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg und Vorpommern von ihren Anfängen bis 1918 : ein quellenkundlicher Nachweis. Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin, Schwerin 1965, DNB 455749817, S. 16.
  3. Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Schatz entdeckt! Der verschollene Planschatz der Mecklenburger Herzöge. Sandstein Verlag, Dresden 2018, DNB 1153622068.
  4. Universität Bützow (Hrsg.): Gesetze für die öffentliche Bibliotheck zu Bützow. 2. November 1772 (uni-rostock.de).
  5. Tröger, Heike: Oluf Gerhard Tychsen und seine Beziehung zum Institutum Judaicum et Muhammedicum in Halle (= Walter Beltz [Hrsg.]: Hallesche Beiträge zur Orientwissenschaft. Übersetzungen und Übersetzer im Verlag J. H. Callenbergs : internationales Kolloquium in Halle (Saale) vom 22. - 24. Mai 1995, Nr. 19). Druckerei der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale) 1995, S. 70, urn:nbn:de:gbv:3:5-25055.
  6. Hölscher, Uvo: Urkundliche Geschichte der Friedrichs-Universität zu Bützow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 50. Schwerin 1885, DNB 011281944, S. 40–41 (lbmv.de).
  7. Fabian, Bernhard (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Olms Neue Medien, Hildesheim 2003 (Online [abgerufen am 10. September 2021]).
  8. a b Siebert, Stefan: Die „Akademische Bibliothek“ der Friedrichs-Universität Bützow (1772–1789) : ein Beitrag zur Geschichte der Universitätsbibliothek Rostock anhand der der von Oluf Gerhard Tychsen nachgelassenen Akten. Diplomarbeit. Berlin 1990.
  9. French, Ramona: Beiträge zur Kulturgeschichte Mecklenburgs aus Wissenschaft und Technik. In: „Rostocker Wissenschaftshistorische Manuskripte“. Heft 12. Universität Rostock, Sektion Geschichte, Rostock 1985.
  10. Der Volksfreund: ein gemeinnütziges Wochenblatt für Stadt und Land, Bützow, Jg. 10, 1848, Nr. 104, 105, 106
  11. Wolff, Herbert: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin : Die öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg von 1918 bis 1954 : eine quellenkundliche Darstellung. Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin, Schwerin 1972, DNB 208728465, S. 27.
  12. Reichsstelle für das Volksbüchereiwesen u. Reichsschrifttumskammer, Gruppe Büchereiwesen (Hrsg.): Handbuch der deutschen Volksbüchereien. Einkaufshaus für Büchereien, Leipzig 1940, DNB 010768971.
  13. Der Volksfreund: ein gemeinnütziges Wochenblatt für Stadt und Land, Bützow, Nr. 111 v. 22.10.1848, Nr. 112 v. 25.10.1848
  14. a b Raabe, Wilhelm: Besondere Landes- und Volkskunde beider Großherzogthümer. In: Mecklenburgische Vaterlandskunde. Band 2. Hinstorff, Wismar 1895, DNB 367664704.
  15. Schwenke, Paul: Adressbuch der Deutschen Bibliotheken. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen. Harrassowitz, Leipzig 1893, DNB 364027916.
  16. Der Volksfreund: ein gemeinnütziges Wochenblatt für Stadt und Land, Bützow, Jg. 12, 1850
  17. Wolff, Herbert: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin : Die öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg von 1918 bis 1954 : eine quellenkundliche Darstellung. Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin, Schwerin 1972, DNB 208728465, S. 46.
  18. Von 1949 bis 1990 Wilhelm-Pieck-Straße
  19. Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern in der Deutschen Demokratischen Republik vom 23. Juli 1952, im Gesetzblatt der DDR Teil I Nr. 99 vom 24. Juli 1952, S. 613ff, Online (PDF).
  20. Verordnung des Ministeriums für Kultur Nr. 1 v. 17.6.1954 über die Verbesserung der wissenschaftlich-methodischen Bibliotheksarbeit. In: Zentralbl. der DDR Nr. 34 v. 28. 8.54
  21. Wolff, Herbert: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin : Die öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg von 1918 bis 1954. Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes Schwerin, Schwerin 1972, DNB 208728465, S. 58.
  22. Start des Onleihe-Verbundes in MV. Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, 29. Oktober 2015, archiviert vom Original am 12. April 2017; abgerufen am 11. April 2017.
  23. Projekt „Lesestart - Drei Meilensteine für das Lesen“. Stiftung Lesen, abgerufen am 31. August 2018.
  24. FerienLeselust Mecklenburg-Vorpommern. Fachstelle Öffentliche Bibliotheken Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 31. August 2018.
  25. Bibliothek entdecken & erleben - da staunst du! Fachstelle Öffentliche Bibliotheken Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 31. August 2018.
  26. Leseclubs - mit Freu(n)den lesen. Stiftung Lesen, archiviert vom Original am 31. August 2018; abgerufen am 31. August 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stiftunglesen.de
  27. Jetzt Schmökern im Leseclub. Schweriner Volkszeitung, 8. April 2014, abgerufen am 31. August 2018.
  28. Christina Milbrandt: Kooperation im Sinne der Kultur. Norddeutsche Neueste Nachrichten, 9. Juni 2016, abgerufen am 31. August 2018.
  29. Nicole Groth: Das Krumme Haus eröffnet am Sonntag eine Sonderausstellung zum Gelehrten Oluf Tychsen. Schweriner Volkszeitung, 27. April 2016, abgerufen am 30. August 2018.
  30. „Augenblick! Grafik von Künstlerinnen in und aus Mecklenburg“. Stiftung Mecklenburg, abgerufen am 31. August 2018.