Aderstall

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Aderstall
Gemeinde Griffenwang
Koordinaten: 49° 18′ N, 11° 46′ OKoordinaten: 49° 18′ 3″ N, 11° 45′ 46″ O
Höhe: 465 m
Einwohner: 11 (1950)

Aderstall war ein Gemeindeteil von Griffenwang im ehemaligen Landkreis Parsberg und ist im Truppenübungsplatz Hohenfels abgegangen.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort lag auf im Oberpfälzer Jura der Fränkischen Alb ca. 465 m über NHN ca. 1 km südlich des Tales der Lauterach, umgeben von mehreren Erhebungen, dem nördlich gelegenen Aderstaller Berg mit 534 m über NHN als der höchsten Erhebung. Adelstall war straßenmäßig mit dem Gemeindesitz Griffenwang im Südwesten und mit Allersburg links der Lauterach verbunden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Adelstaller Berg ist eine vor- und frühgeschichtliche Wallburg nachweisbar.[1] In der Wüstung Aderstall befinden sich untertägig mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde.

Aderstall ist 1325/26 in der ersten Güterbeschreibung des Benediktinerklosters Kastl genannt.[2] Die Ansiedelung unterstand dem Pflegamt Hohenburg des Hochstiftes Regensburg. Im 16. Jahrhundert saß hier die Untertanenfamilie Leitgeb.[3] In der Pfalz-Neuburger Landesaufnahme aus dem Jahr 1600 von Christoph Vogel ist die Einöde als „Alter Stall“ im Bereich des Amtes Hohenburg eingezeichnet.[4] Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, unterstand Aderstall, aus einem Ganzhof des Untertanen Reindl bestehend, nach wie vor dem hochstiftischen Hohenburg.[5]

Durch das Königreich Bayern (1806) wurde um 1810 der Steuerdistrikt Griffenwang gebildet und 1811 zum Landgericht Parsberg gegeben.[6] Diesem gehörten die Dörfer Griffenwang und Kittensee sowie die Einöden Aderstall, Neudiesenhof, Oberkeitenthal, Schauerstein und Unterkeitenthal an. Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 wurde daraus eine Ruralgemeinde.[7] Im Zuge der Bildung eines Truppenübungsplatzes für US- und NATO-Truppen wurde die zwischenzeitlich dem Landkreis Parsberg angehörende Gemeinde von der Größe von 1083,39 ha mit den sechs Orten Aderstall, Griffenwang, Kittensse, Oberkeitenthal, Schauerstein und Unterkeitenthal bis zum 1. Oktober 1951 geräumt und ihre Bewohner umgesiedelt.[8][9] Die noch formal bestehende Gemeinde Griffenwang wurde zum 1. Oktober 1970 nach Velburg eingemeindet. Der Gemeindename wurde aufgehoben.[10][11]

In der Einöde wohnten

  • 1838: 7 Einwohner (2 Häuser; Ortsname „Attestall“)[12]
  • 1867: 11 Einwohner (4 Gebäude)[13]
  • 1871: 12 Einwohner (6 Gebäude; Großviehbestand 1873: 18 Stück Rindvieh)[14]
  • 1900: 10 Einwohner (2 Wohngebäude)[15]
  • 1925: 13 Einwohner (2 Wohngebäude)[16]
  • 1950: 11 Einwohner (2 Wohngebäude)[17]

Kirchliche Verhältnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort gehörte zur katholischen Pfarrei Utzenhofen im Bistum Regensburg, Dekanat Allersburg.[18] Die Kinder gingen im 19. Jahrhundert 3 km zur katholischen Schule in Ransbach im Lauterach-Tal, um 1950 nach Allersburg.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981
  • Johann Renner: Zerstörte Heimat Hohenfels. Heimat- und Pfarrgeschichtliche Dokumentation der Gemeinden Pielenhofen und Griffenwang im Truppenübungsplatz Hohenfels. Großmehring 1993

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sixtus Lampl und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern, Band III: Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler, München: R. Oldenbourg Verlag, 1986, S. 165
  2. Jehle, S. 41
  3. Urkunde GU Hohenburg 191 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv
  4. Günter Frank und Georg Paulus: Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig (Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, 6). Kollersried 2016, S. 512, 520; die Karte siehe [1]
  5. Jehle, S. 504
  6. Jehle, S. 516
  7. Jehle, S. 532, 542
  8. Jehle, S. 519
  9. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München [1964], Sp. 575
  10. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980. München 1983, S. 546 f.
  11. Jehle, S. 565
  12. Joseph Lipp (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Regensburg 1838, S. 4
  13. Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 795
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 900 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 908 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).
  18. Jehle, S. 383