Griffenwang

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Griffenwang
Stadt Velburg
Koordinaten: 49° 17′ N, 11° 44′ OKoordinaten: 49° 17′ 12″ N, 11° 43′ 55″ O
Höhe: 480 m
Einwohner: 86 (1950)
Eingemeindung: 1. Oktober 1970

Griffenwang, heute eine Wüstung, war der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde im Oberpfälzer Landkreis Parsberg.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wüstung liegt auf 480 m über NHN inmitten des Truppenübungsplatzes. Sie ist umgeben vom Schmiedberg (592 m ü. NHN) im Süden, Hirschberg (533 m ü. NHN) im Nordwesten, Eigelstein (567 m ü. NHN) im Norden, Eichelberg (573 m ü. NHN) im Nordwesten und Stettenberg (584 m ü. NHN) im Südwesten. Straßenmäßig war Griffenwang vor allem vom westlich gelegenen Pielenhofen her erschlossen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1297 gehörte Griffenwang zur Burg Schauerstein des Ulrich Lotter und wurde von ihm an das Hochstift Regensburg veräußert.[1] Die Pfarrei Griffenwang ist in den Regensburger Matrikeln von 1438 als zum Dekanat Allersburg gehörig aufgeführt.[2] Der Ort unterstand dem hochstiftischen, im 15. Jahrhundert vorübergehend herzoglich-bayerischen Amt Hohenburg.[3] Die niedere Gerichtsbarkeit wurden vom Hochstift einem Pfleger übertragen. Im 16. Jahrhundert besaßen die Herren von Laaber die hochstiftisch-regensburgische Lehen in Griffenwang.[4] Der Ort mit seinen zehn Anwesen blieb bis zum Ende des Alten Reiches, um 1800/10, hochstiftisch bzw. domkapitlisch (drei Anwesen).[5]

Durch das Königreich Bayern (1806) wurde um 1810 der Steuerdistrikt Griffenwang gebildet und 1811 zum Landgericht Parsberg gegeben.[6] Diesem gehörten die Dörfer Griffenwang und Kittensee sowie die Einöden Aderstall, Neudiesenhof, Oberkeitenthal, Schauerstein und Unterkeitenthal an. Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 wurde daraus eine Ruralgemeinde.[7] Im Zuge der Bildung eines Truppenübungsplatzes für US- und NATO-Truppen wurde die zwischenzeitlich dem Landkreis Parsberg angehörende Gemeinde von der Größe von 1083,39 ha mit den sechs Orten Aderstall, Griffenwang, Kittensse, Oberkeitenthal, Schauerstein und Unterkeitenthal bis zum 1. Oktober 1951 geräumt und ihre Bewohner umgesiedelt.[8][9] Der Griffenwanger Ortsteil Neudiesenhof wurde zum 25. März 1952 der Gemeinde Reichertswinn zugeordnet.[10] Die noch formal bestehende Gemeinde Griffenwang wurde zum 1. Oktober 1970 nach Velburg eingemeindet. Der Gemeindename wurde aufgehoben.[11][12]

Im Ort Griffenwang wohnten

  • 1838: 62 Einwohner (14 Häuser, 3 Kirchen)[13]
  • 1867: 77 Einwohner (29 Gebäude, 2 Kirchen)[14]
  • 1871: 74 Einwohner (42 Gebäude; Großviehbestand 1873: 8 Pferde, 65 Stück Rindvieh)[15]
  • 1900: 76 Einwohner (17 Wohngebäude)[16]
  • 1925: 88 Einwohner (16 Wohngebäude)[17]
  • 1950: 86 Einwohner (15 Wohngebäude)[18]

In der Gemeinde Griffenwang wohnten

  • 1867: 196 Einwohner (82 Gebäude, 7 Orte)[14]
  • 1871: 186 Einwohner (104 Gebäude, 32 Wohngebäude, 7 Orte; an Großvieh 10 Pferde und 189 Stück Rindvieh)[15]
  • 1900: 208 Einwohner (40 Wohngebäude, 7 Orte; an Großvieh 12 Pferde und 230 Stück Rindvieh)[16]
  • 1925: 227 Einwohner (Katholiken) (35 Wohngebäude, 7 Orte)[17]
  • 1950: 242 Einwohner (36 Wohngebäude, 7 Orte)[18]

Kirchliche Verhältnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Griffenwang gehörte seit 1744 zur katholischen Pfarrei St. Michael zu Allersburg im Bistum Regensburg; in der Filiale Griffenwang, 1433–1519 eine eigene Pfarrei,[19] dann bis 1744 zur Pfarrei Hausen gehörend, gab es um 1813/1848 die drei Kirchen Hl. Kreuz, St. Vitus und St. Catharina.[20] Von St. Katharina, erbaut wohl im 18. Jahrhundert, haben sich – Stand 1986 – der Kirchturm und die Außenmauern des Langhauses erhalten.[21] Heute sollen nur noch Grundmauern vorhanden sein. Die Altäre von 1658 kamen 1955 in die Chamer Franziskanerkirche. – Der Ortsteil Neudiesenhof war nach Pielenhofen gepfarrt.[14] Grabsteine aus Griffenwang befinden sich heute in der 2008 errichteten Gedenkstätte an die untergegangenen Gemeinden auf dem Friedhof Velburg.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg von Hayder, * 7. April 1754 in Griffenwang, † 5. April 1814 bei Mittelmichlbach/Schweiz, Hirtenbub, dann Soldat, einer der ersten Max-Josef-Ritter[22]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981
  • Johann Renner: Zerstörte Heimat Hohenfels. Heimat- und Pfarrgeschichtliche Dokumentation der Gemeinden Pielenhofen und Griffenwang im Truppenübungsplatz Hohenfels. Großmehring 1993

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jehle, S. 395
  2. Jehle, S. 383
  3. Jehle, S. 385 f.
  4. Jehle, S. 61 f.
  5. Jehle, S. 505
  6. Jehle, S. 516
  7. Jehle, S. 532, 542
  8. Jehle, S. 519
  9. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München [1964], Sp. 575
  10. Jehle, S. 519, 549 f.
  11. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980. München 1983, S. 546 f.
  12. Jehle, S. 565
  13. Joseph Lipp (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Regensburg 1838, S. 3
  14. a b c Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 795
  15. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 978, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 900 (Digitalisat).
  17. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 908 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).
  19. Verhandlungen des historischen Vereines Oberpfalz und Regensburg. 10. Bd., Regensburg 1846, S. 325
  20. Jehle, S. 382, 384 f.
  21. Sixtus Lampl und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern, Band III: Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler, München: R. Oldenbourg Verlag, 1986, S. 164
  22. Karl Bosl: Bosls Bayerische Biographie. Regensburg 1983, S. 314