Benetton B199

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Benetton B199
Fisichella beim Rennen in Kanada

Fisichella beim Rennen in Kanada

Konstrukteur: Italien Benetton
Designer: Pat Symonds (techn. Direktor)
Nick Wirth (Designer)
Jean-Claude Migeot, James Allison (Aerodynamik)
Vorgänger: Benetton B198
Nachfolger: Benetton B200
Technische Spezifikationen
Chassis: Gepresstes Wabenkernsandwich-Kompositmonocoque aus CFK
Motor: Playlife (Supertec) FB01 2.997 cm³, 71°-V10-Saugmotor
Radaufhängung vorn: Doppelquerlenkerachse mit innenliegenden Federn und Stoßdämpfern, betätigt über Schubstangen
Radaufhängung hinten: Doppelquerlenkerachse mit innenliegenden Federn und Stoßdämpfern, betätigt über Schubstangen
Breite: 1800 mm
Höhe: 0950 mm
Gewicht: 0600 kg
Reifen: Bridgestone
Benzin: Agip
Statistik
Fahrer: 09. Italien Giancarlo Fisichella
10. Osterreich Alexander Wurz
Erster Start: Großer Preis von Australien 1999
Letzter Start: Großer Preis von Japan 1999
Starts Siege Poles SR
16
WM-Punkte: 16
Podestplätze: 1
Führungsrunden: 4 über 18,224 km
Stand: Saisonende 1999
Vorlage:Infobox Rennwagen/Wartung/Alte Parameter

Der Benetton B199 war der Formel-1-Rennwagen von Benetton Formula für die Saison 1999, der an allen 16 Rennen der Saison teilnahm.

Technik und Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Technische Leitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der technische Direktor für die Entwicklung war Pat Symonds. Ihm unterstanden Nick Wirth für die Konstruktion sowie Jean-Claude Migeot und James Allison für die aerodynamische Form des Wagens.[1] Weitere Designer für den Wagen waren Martin Tolliday, Andy Moss sowie Andy Whymer und der zuständige Getriebe-Ingenieur war Dace Wass.[2]

Motor, Getriebe und Fahrwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurde in vielen Bereichen technologische Fortschritte erzielt. Motor war der FB01-V10-Saugmotor von Playlife mit einem Hubraum von 2.997 cm³ und einem Zylinderbankwinkel von 71°. Dies war praktisch der Renault RS9 aus dem Jahr 1997, welcher zu der Zeit von Supertec weiter entwickelt und gewartet wurde. Er leistete im Rennmodus bei 16.800/min ungefähr 559 kW (750 PS) und im Qualifyingmodus bei 17.000/min 582 kW (780 PS).[2] Damit erreichte der Wagen bis zu 340 km/h.

Das in Kooperation mit Xtrac entwickelte Halbautomatikgetriebe hatte sechs Gänge und es wurde dazu ein neues Doppelkupplungsgetriebe entwickelt, welche sich jedoch im Saisonverlauf als fehleranfällig herausstellte. Weitere Probleme waren die weiterentwickelten aerodynamischen Teile, da diese für zusätzliches Gewicht sorgten. Durch den veränderten Schwerpunkt wurde die Bodenhaftung negativ beeinflusst und der Wagen verlor so jeden erhofften Leistungszugewinn. Für die Aufhängung wurde vorne sowie hinten eine Doppelquerlenkerachse mit innenliegenden Federn und Stoßdämpfern, betätigt über Schubstangen, verwendet.

Front-Torque Transfer System[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Revolutionär in dieser Saison war ein neues System mit dem Namen Front-torque transfer system. Diese neue Technik, zusammen mit Xtrac und GKN entworfen, befand sich in der Nase des Wagens und verband beide Vorderräder mittels einer Antriebswelle und eines flüssigkeitsbetriebenen Sperrdifferentials zusammen. Dadurch konnte der Fahrer während des Rennens die Bremskräfte optimal balancieren und so vor Kurven später bremsen und in den Kurven den Wagen auch besser stabilisieren. Auf die Idee kamen die technischen Ingenieure, weil die Boliden übermäßig viel übersteuerten. Der kurveninnere Reifen neigte nämlich sehr schnell zum Blockieren, durch die verringerte Reibung verpasste der Fahrer dann den Scheitelpunkt der Kurve und verlor wertvolle Zeit. Mittels der Antriebswelle verteilte man auf den kurveninneren Reifen Drehmoment und brachte ihn dadurch zum weiteren rotieren. Allerdings hat dieses Verfahren auch seine Tücken, so war das ganze System relativ schwer und sperrig.[3]

Diese Technik sollte ursprünglich schon 1998 verwendet werden, doch bedingt durch die kurze Zeit für den Einbau in die bereits entwickelte Konstruktion der Nase hätte der Wagen die Crashtest-Bestimmungen nicht bestanden. Für die Saison 1999 wurde das System von Konstruktionsbeginn weg mit in die Nase miteinbezogen. Während der Saison wollten einige Teams dieses System verbieten lassen, da es wie ein Antiblockiersystem agiere und dieses nicht erlaubt sei.[4] Williams hingegen gab zu, dass sie selbst bereits Pläne zu einer ähnlichen Technik hätten.[5]

Dieses System, 2004 von BAR mittlerweile perfektioniert, wurde zwar zunächst von der FIA erlaubt, jedoch 2004 schlussendlich für illegal erklärt.[3] Heute sind solche Systeme unter dem Namen Active Yaw bzw. Torque Vectoring, zu Deutsch Drehmomentverteilung, bekannt.

Renngeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vier Jahre nach dem Abgang von Michael Schumacher und Ross Brawn versuchte Benetton immer noch an die Saisonen 1994 und 1995 anzuschließen. Der Wagen wurde erst sehr spät fertiggestellt, da man die letzten aerodynamischen Bauteile im neuen Windkanal testen wollte. Am 16. Januar 1999 wurde in Enstone, Benettons Hauptquartier, der B199 der Weltöffentlichkeit präsentiert. Der Chefdesigner Nick Wirth meinte in einem Interview, dass das Grundkonzept des neuen Wagens als „mutig“ angesehen werden kann und dass er in der Entwicklung viel aggressiver als beim B198 voranging.[6][7]

Beim Saisonstart in Australien konnte Benetton direkt mit dem vierten Platz durch Fisichella die ersten Punkte erfahren. Wurz schied mit einem Aufhängungsdefekt aus. Im ersten Saisondrittel konnten noch konstant Punkte gesammelt und in Kanada sogar ein zweiter Platz erreicht werden, doch dann ging es mit der Leistung bergab. Einzig Wurz erzielte bei seinem Heimrennen in Österreich mit dem fünften Platz noch Weltmeisterschaftspunkte. Negativer Tiefpunkt der Saison waren die Doppelausfälle in Italien und Europa hintereinander.

Schließlich belegte das Team mit 16 Punkten den sechsten Platz in der Teamwertung. Ein Grund für die mangelnde Punkteausbeute lag an der Unzuverlässigkeit des Wagens; so schied das Team acht Mal wegen technischer Defekte, sechs weitere Male durch Unfälle aus. Die schlechten Ergebnisse trugen dazu bei, dass der Designer des Wagens, Nick Wirth, mit Saisonende entlassen und im folgenden Jahr durch Tim Densham ersetzt wurde.

Lackierung und Sponsoring[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wagen wurde im typischen Benetton-hellblau mit weißen Seitenkästen und Flügeln gehalten. Der Hauptsponsor war wie die letzten sechs Jahre Mild Seven, welche auf den Flügeln, der Nase und der Airbox warben. Auf den Seitenkästen warb mit rotem Schriftzug eine Submarke von Benetton, Playlife. Die Benetton Group selbst warb seitlich unter den Luftleitblechen, wo einzelne Elemente in dunklerem grün gehalten wurde, und auf der Motorabdeckung mit rot-gelb-grünen Querstreifen. Weitere Sponsoren waren A1, Akai, D2 Mannesmann, HP sowie Korean Air.

Bei den Rennen in Frankreich, Großbritannien und Belgien musste auf die Tabakwerbung verzichtet werden. Stattdessen wurde auf den Plätzen der Logos der Teamname Benetton platziert.

Fahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stammfahrer waren erneut Giancarlo Fisichella sowie Alexander Wurz, als Test- und Ersatzfahrer wurde der Minardi-Testfahrer von 1998 Laurent Rédon verpflichtet.

Weitere Verwendung der Chassis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurden insgesamt sieben Chassis im Verlauf der Saison hergestellt, welche alle mit der Folge B199/01 bis B199/07 durchnummeriert wurden.[2]

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
Formel-1-Weltmeisterschaft 1999 16 6.
Italien G. Fisichella 09 4 DNF 5 5 9 2 DNF 7 12 DNF DNF 11 DNF DNF 11 14
Osterreich A. Wurz 10 DNF 7 DNF 6 10 DNF DNF 10 5 7 7 14 DNF DNF 8 10
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Benetton B199 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. statsf1.com: Benetton B199. Stats F1, 1. Januar 2000, abgerufen am 28. März 2020 (englisch).
  2. a b c yumpu.com: Benetton B199. Yumpu, 1. Januar 2000, abgerufen am 28. März 2020 (englisch).
  3. a b racecar-engineering.com: F1 Secrets: Front torque transfer. Racecar Engineering, 31. Dezember 2004, abgerufen am 28. März 2020 (englisch).
  4. grandprix.com: Is the Benetton B199 legal? Grand Prix, 1. Februar 1999, abgerufen am 28. März 2020 (englisch).
  5. crash.net: Call To Ban Benetton Brakes. Crash, 10. Februar 1999, abgerufen am 28. März 2020 (englisch).
  6. motorsport.com: Benetton unveils new car. Motorsport.com, 18. Januar 1999, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. März 2020 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.motorsport.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. atlasf1.com: Benetton B199 Launch on Saturday. Atlas F1, 18. Januar 1999, abgerufen am 28. März 2020 (englisch).