Benutzer:Scialfa/ASK Vorwärts Berlin

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Der Armeesportklub Vorwärts Berlin war ein in Ost-Berlin angesiedelter Armeesportklub und ein nationales Leistungszentrum in der DDR. Er war ein Sportclub in der Armeesportvereinigung Vorwärts (ASV) der Nationalen Volksarmee (NVA) und einer der größten Sportklubs des Landes. Ab 1969 wurde der Klub nach Frankfurt (Oder) verlegt und als ASK Vorwärts Frankfurt neu organisiert.

Sektionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1951–1953: Der Vorgänger aus Leipzig[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 1950er Jahre wurde vom Vorläufer der Kasernierten Volkspolizei, der Hauptverwaltung Ausbildung (HVA), eine Sportvereinigung „Vorwärts“ gegründet, die nach sowjetischem Vorbild als sportliches „Aushängeschild“ der nationalen Streitkräfte dienen sollte. Bei einer 1951 durchgeführten HVA-internen Meisterschaft zur Ermittlung der besten Vorwärts-Mannschaft gewann die Leipziger Vorwärts-Sportgruppe mit 9:2 gegen die SV Vorwärts Burg, woraufhin Leipzig zum HVA-Fußballstützpunkt erklärt und Vorwärts Leipzig für die Saison 1951/52 ohne sportliche Qualifikation in die Oberliga eingestuft wurde. Dabei bekam die Sportgruppe die neue Bezeichnung SV Volkspolizei (VP) Vorwärts Leipzig. Das erste Mal erwähnt wurde dieser Name am 2. August 1951 (das genau Gründungsdatum ist unbekannt).

Erste Oberliga-Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In ihrer ersten Saison trat die SV Vorwärts zunächst in den Farben Schwarz-Rot-Gold an. Die Heimspiele wurden im Wackerstadion im Leipziger Stadtteil Gohlis ausgetragen. Bereits während der Saison kam es zur ersten Umbenennung in SV Vorwärts der Hauptverwaltung Ausbildung (HVA) Leipzig. Die Mannschaft erreichte jedoch nur den 15. Platz und sicherte sich somit erst spät den Klassenerhalt. In der Folgesaison kam es dann zu einer Reihe von Veränderungen. Neben den Klubfarben (zum traditionellen Rot-Gelb) wurde am 2. November 1952 erneut der Name geändert in SV Vorwärts der Kasernierten Volkspolizei (KVP) Leipzig.

Darüber hinaus wurden im Laufe der Spielzeit acht Spieler vom sportlich stärker eingeschätzten Lokalrivalen BSG Chemie Leipzig abgeworben, was jedoch den Zorn der Leipziger Fußballanhänger nach sich zog. Doch trotz der Verstärkungen trat Vorwärts keine Leistungsverbesserung ein. Stattdessen stieg der Klub aus der Oberliga als Vierzehnter von 17 Mannschaften ab. Bereits die letzten Spiele der Saison wurden im Ost-Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark unter neuem Namen ausgetragen.

1953–1971: Berliner Epoche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Delegierung nach Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Delegierung der Sportvereinigung in die Hauptstadt der DDR hatte mehrere Gründe. Zum einen war Vorwärts gegenüber Chemie in Leipzig nicht sehr beliebt. Des Weiteren sollte Berlin in der Oberliga vertreten sein (was bereits in den Jahren zuvor zu umstrittenen sportpolitischen Entscheidungen geführt hatte). Die im Osten Berlins ansässigen Oberliga- und Liga-Mannschaften hatten das Problem, dass viele der besten Spieler durch die zu jener Zeit noch offene Grenze zu West-Berliner Vereinen abwanderten. Unter derartigen Bedingungen konnte kein Ost-Berliner Club auf Dauer mit den Mannschaften aus der restlichen DDR konkurrieren. Ein dauerhaftes Fernbleiben von Berliner Clubs aus der obersten Spielklasse der DDR sollte allerdings aus Prestigegründen unbedingt vermieden werden. Daher wurde der Plan umgesetzt, mit der Delegierung von Vorwärts Leipzig eine möglichst konkurrenzfähige Oberliga-Mannschaft mit einem weitgehend „fluchtresistenten“ Kader aus Armeeangehörigen zu etablieren. Zur Saison 1953/54 trat daher der SV Vorwärts der KVP Berlin an.

Ein Jahr später wurde mit dem SC Dynamo Berlin eine weitere Mannschaft der „uniformierten Kräfte“ in Berlin installiert (in diesem Fall wurde die SG Dynamo Dresden nach Berlin delegiert). Ein Grund für diese Entscheidung könnte darin gelegen haben, dass den Armeefußballern nicht allzu viel Vertrauen entgegenkam, nachdem sie bereits in Leipzig nur schwache Resultate hatten. Dynamo Dresden dagegen war 1953 Meister und 1954 Dritter geworden.

In ihrer ersten DDR-Liga-Saison wurde SV Vorwärts erneut mehrmals umbenannt. Der Änderung am 27. September 1953 in Zentraler Sportklub (ZSK) Vorwärts der KVP Berlin folgte am 7. März 1954 ZSK Vorwärts Berlin als neuer Name. Mit dem neuen Namen und dem neuen Standort hatte die Mannschaft mehr Erfolg und schaffte den Wiederaufstieg. Außerdem konnte man den Pokal gegen den favorisierten Oberligisten Motor Zwickau gewinnen.

Zu dieser Zeit pendelte die Mannschaft weiterhin noch zwischen dem Trainingszentrum und Wohnsitz in Leipzig und der Heimspielstätte in Berlin. Da sich dies negativ auf die Leistung auswirkte, wurde der Standort des Klubs während der Saison 1954/55 nach Strausberg (östlich von Berlin) verlagert. Die Spieler sollten ebenfalls den Wohnsitz wechseln, was 16 Spieler ablehnten und stattdessen in Leipzig blieben. Sie bildeten dort zusammen mit der in Leipzig verbliebenen Reservemannschaft des alten SV Vorwärts Leipzig sowie der zweiten Männermannschaft des SC DHfK Leipzig die Mannschaft des neugegründeten SC Vorwärts Leipzig (der aber nach der Saison nach Cottbus delegiert wurde und dort als Vorwärts Cottbus antrat).

Erfolge als ASK Vorwärts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nach Berlin umgezogenen Spieler wurden durch die Hälfte der ersten Mannschaft des SC DHfK Leipzig verstärkt (die andere Hälfte ging größtenteils zum SC Dynamo Berlin). Zunächst gehörte Vorwärts aber weiterhin zum Mittelmaß der Oberliga und belegte nacheinander die Plätze acht (1954/55) und zehn (in der Übergangsrunde 1955). Das Jahr 1956 markierte eine sportliche Wende für Vorwärts, als man in der Oberliga Sechster wurde und das Finale im FDGB-Pokal 1956 erreichte (welches gegen den SC Chemie Halle-Leuna verloren wurde).

Voraus gingen erneut organisatorische Veränderungen. Im Januar 1956 war die Nationale Volksarmee aus der KVP hervorgegangen, am 1. Oktober wurde dann die Armeesportvereinigung Vorwärts gegründet. Am 31. Oktober wurden die Berliner in Zentraler Armeesportklub (ZASK) Vorwärts Berlin umbenannt. Im Februar des darauffolgenden Jahres hieß der Klub dann nur noch ASK Vorwärts Berlin, womit die erfolgreichste Epoche des Klubs begann. In den fünf Spielzeiten zwischen 1957 und 1962 erreichte das Team immer Platz eins oder zwei. Dreimal (1958, 1960, 1961/62) wurde man Meister und durfte am Europapokal der Landesmeister teilnehmen. Außerdem wurde der ASK bei der ersten Austragung des Europapokals der Pokalsieger als Vertreter des DFV entsendet. Ein Höhepunkt dieser Zeit war das Erstrundenspiel im Landesmeisterwettbewerb 1959/60 gegen die Wolverhampton Wanderers, das Vorwärts Berlin vor 65.000 Zuschauern im Walter-Ulbricht-Stadion 2:1 gewann.

Umbenennung in FC Vorwärts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem man 1963 Dritter und 1964 Fünfter geworden war, folgte 1965 der vierte Meistertitel. Dieser konnte 1966 erfolgreich verteidigt werden. Allerdings wieder unter einem neuen Namen. Im Jahr 1965 wurde dem Fußball ein Sonderstatus im DDR-Leistungssport eingeräumt, dessen Absicht in einer gezielten Förderung dieser Sportart lag. In dessen Folge wurden neben Berlin zumeist in den Bezirksstädten der DDR vereinzelt Fußball-Sektionen aus den Sportclubs ausgelagert, um als eigenständige Fußballclubs den Spielbetrieb fortzusetzen. Beim ASK Vorwärts erfolgte die Ausgliederung dieser Sektion am 18. Januar 1966, deren Bezeichnung fortan FC Vorwärts Berlin lautete. Auch der Stadtrivale Dynamo wurde ab 1966 unter dem neuen Namen BFC Dynamo als selbstständiger Fußballclub weitergeführt. Mit dem ebenfalls in diesem Jahr neu gegründeten 1. FC Union Berlin (vorher TSC Berlin) war die Hauptstadt letztendlich mit drei Fußballclubs in der obersten Spielklasse vertreten.

Die Pokalsiegermannschaft von 1970

In den folgenden Jahren bis 1970 kam die Konkurrenz innerhalb der Stadt überraschenderweise nicht vom BFC Dynamo, der kurzzeitig sogar abstieg, sondern vom 1. FC Union Berlin. 1967 lagen die Unioner vor Vorwärts in der Tabelle und 1968 gewannen sie den Pokal. Doch in der Saison 1968/69 wurde das Kräfteverhältnis aus Vorwärts-Sicht wieder zurechtgerückt, als man die sechste Meisterschaft einfuhr und die Berliner Mitkonkurrenten auf den Plätzen zehn (Dynamo) und 13 (Union) landeten. In der Folgesaison wurden die Armeefußballer Vizemeister und zum zweiten Mal Pokalsieger.

Vorwärts Berlin war damit die prägende Mannschaft der späten 1950er und 1960er Jahre gewesen. In Berlin stand man deutlich vor dem Team von Dynamo, welches 1954 noch mit größeren Hoffnungen in die Hauptstadt delegiert worden war. Bis auf zwei Ausnahmen lag Vorwärts in der Tabelle immer vor Dynamo und entschied auch den direkten Vergleich mit 14 Siegen sowie jeweils acht Unentschieden und Niederlagen für sich.



Die Sektion Fußball des ASK Vorwärts Berlin war in den 1950er und 1960er Jahren eine der erfolgreichsten in der DDR. So gewann der Verein 1958, 1960, 1962 und 1965 viermal die Meisterschaft, kam 1957 und 1959 auf den 2. und 1963 auf den 3. Tabellenrang. Nach dem Gewinn der Meisterschaft 1965 wurde der FC Vorwärts Berlin aus dem ASK ausgegliedert.

Trainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

meister 1958

ASK Vorwärts Berlin
Karl-Heinz Spickenagel (24 Spiele / Tore -)
Peter Kalinke (19/-), Werner Unger (26/1), Hans-Dieter Krampe (17/-)
Hans-Georg Kiupel (15/1), Gerhard Marotzke (17/-)
Rolf Fritzsche (16/7), Horst Assmy (23/11), Gerhard Vogt (15/8), Günther Wirth (26/8), Horst Kohle (26/6)
Trainer: Kurt Fritzsche
außerdem: Horst Jaschke (Tor, 2/-); Lothar Meyer (14/5), Werner Eilitz (10/-), Norbert Herrmann (10/-),
Heinz Kaulmann (10/2), Siegfried Wachtel (9/1), Gerhard Reichelt (8/-)

Meister 1960

ASK Vorwärts Berlin
Karl-Heinz Spickenagel (24 Spiele / Tore -)
Peter Kalinke (22/-), Werner Unger (20/-), Hans-Dieter Krampe (25/1)
Günter Riese (22/8), Gerhard Reichelt (26/1)
Rainer Nachtigall (19/7), Jürgen Nöldner (21/18), Gerhard Vogt (15/10), Lothar Meyer (24/12), Günther Wirth (19/-)
Trainer: Harald Seeger
außerdem: Horst Jaschke (Tor, 2/-), Hans-Georg Kiupel (19/6), Horst Kohle (16/5), Heinz Kaulmann (8/-), Norbert Herrmann (6/-), Günter Hoge (6/1), Gerhard Marotzke (4/-), Werner Röhl (2/1)

außerdem bestritt Siegfried Wachtel zu Beginn der Saison vier Spiele, bevor er zum SC Wismut Karl-Marx-Stadt wechselte

Meister 1961/62

ASK Vorwärts Berlin
Karl-Heinz Spickenagel (39 Spiele / Tore -)
Peter Kalinke (29/1), Werner Unger (22/-), Hans-Dieter Krampe (34/-)
Hans-Georg Kiupel (36/1), Gerhard Körner (39/6)
Rainer Nachtigall (26/5), Jürgen Nöldner (31/18), Gerhard Vogt (37/7), Horst Kohle (26/8), Günther Wirth (37/5)
Trainer: Harald Seeger
außerdem: Günter Hoge (24/1), Günter Riese (20/-), Lothar Meyer (19/6), Gerhard Reichelt (9/-), Horst Begerad (6/-), Ulrich Prüfke (6/-), Otto Fräßdorf (3/1), Dieter Karow (6/3)
ohne Einsatz: Alfred Zulkowski (Tor)

Meister 1964/55

ASK Vorwärts Berlin
Alfred Zulkowski (17 Spiele / Tore -)
Werner Unger (25/-), Hans-Dieter Krampe (26/1), Peter Kalinke (13/-)
Hans-Georg Kiupel (15/1), Gerhard Körner (26/4)
Horst Begerad (15/6), Jürgen Nöldner (23/5), Otto Fräßdorf (24/4), Gerhard Vogt (24/10), Jürgen Piepenburg (20/9)
Trainer: Günter Lammich
außerdem: Gerhard Weiß (Tor, 9/-); Jürgen Großheim (16/3), Manfred Müller (11/-), Manfred Schütze (6/3), Günther Wirth (6/-), Rainer Nachtigall (4/-), Peter Pera (3/-), Werner Michalzik (2/-), Rainer Müller (1/2)

Internationaler Fußball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste der Europapokalspiele des Vorwärts Berlin 
Saison Wettbewerb Runde Gegner Gesamt Hin Rück
1959/60 Europapokal der Landesmeister 1. Runde England Wolverhampton Wanderers 2:3 2:1 (H) 0:2 (A)
1960/61 Europapokal der Pokalsieger 1. Runde Tschechoslowakei Spartak Brno ZJŠ 2:3 2:1 (H) 0:2 (A)
1961/62 Europapokal der Landesmeister Vorrunde Nordirland Linfield FC 0 3:0 (H) 0 (A)
1. Runde Schottland Glasgow Rangers 2:6 1:2 (H) 1:4 (A)
1962/63 Europapokal der Landesmeister Vorrunde Tschechoslowakei FK Dukla Prag 0:4 0:3 (H) 0:1 (A)
1965/66 Europapokal der Landesmeister Vorrunde Irland Drumcondra FC 3:1 0:1 (A) 3:0 (H)
1. Runde England Manchester United 1:5 0:2 (H) 1:3 (A)
Legende: (H) – Heimspiel, (A) – Auswärtsspiel, (N) – neutraler Platz, (a) – Auswärtstorregel, (i. E.) – im Elfmeterschießen, (n. V.) – nach Verlängerung

Handball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sektion Handball konnte in der Saison 1963/64 Deutscher Meister werden. Der ASK gewann in der Saison die Staffel I und traf im Endspiel aus den SC DHfK Leipzig, welches die Mannschaft aus Berlin gewann. In der darauffolgenden Saison konnte die Mannschaft in der erstmals ausgetragenen DDR-Oberliga sicherten sie sich die Vizemeisterschaft hin der SC DHfK Leipzig.

Feldhandball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hallenhandball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rugby[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rugby Union war der ASK Vorwärts Berlin in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre eine Spitzenmannschaft. Der Armeesportklub gewann die Meisterschaften 1956 und 1958 jeweils vor der BSG Stahl Hennigsdorf. Im Jahr 1957 wurde man hinter der HSG DHfK Leipzig und Stahl Hennigsdorf 3. in der Meisterschaft.[1] Fünfzehn Spieler des ASK Vorwärts Berlin wurden in die Rugby-Union-Nationalmannschaft der DDR berufen.[2]

Judo[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sektion Judo des Berliner Armeesportklubs gewann 1959 und 1960 die DDR-Mannschaftsmeisterschaften der Männer. Unter den Trainern Willi Lorbeer und Hubert Sturm errangen die Berliner ASK-Judoka, deren Trainingsstützpunkt in Strausberg war, insgesamt zwölf DDR-Einzelmeisterschaften. Die international erfolgreichsten Judoka des ASK Vorwärts Berlin bis 1973 waren Erich Zielke, Herbert Niemann und Rudolf Hendel. 1973 zog die Sektion Judo nach Frankfurt an der Oder um und wurde in den ASK Vorwärts Frankfurt eingegliedert. Der erfolgreichste ASK-Judoka nach dem Umzug war Torsten Reißmann.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rugby - DDR-Meisterschaften und Pokal des Deutschen Rugbysport Verbandes. Eingesehen am 29. Dezember 2014.
  2. Claus-Peter Bach (Hrsg.): 100 Jahre Deutscher Rugby-Verband, S. 171 f, 2000, Heidelberg.