Emilia Roig

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Emilia Roig, 2021 beim Klimastreik von Fridays For Future in Berlin

Emilia Zenzile Roig (* 10. April 1983 in Dourdan) ist eine französische Politologin, Sachbuchautorin und Aktivistin mit den Themenschwerpunkten Intersektionalität und Antidiskriminierung. Sie lebt seit 2005 in Berlin, wo sie das Center for Intersectional Justice e. V. gründete.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emilia Roig wuchs in einem Vorort von Paris als Tochter eines jüdisch-algerischen Vaters und einer aus Martinique stammenden Mutter auf.[1][2] Der Vater ist Arzt, die Mutter Krankenschwester.[3] Roigs Eltern lernten sich in Französisch-Guyana kennen und ließen sich in der Nähe von Paris nieder.[4]

Sie studierte in Berlin an der Hertie School of Governance, an der sie einen Abschluss als Master of Public Policy erhielt.[5] Einen Master of Business Administration bekam sie von der Jean Moulin Universität in Lyon. 2015 promovierte sie in Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Dissertation zum Thema intersektionale Diskriminierung.[6][7]

Von 2007 bis 2011 arbeitete Roig zu Menschenrechtsfragen bei Amnesty International in Deutschland, bei der Internationalen Arbeitsorganisation der UN in Tansania und Uganda sowie bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Kambodscha. Von 2011 bis 2015 hatte sie Lehraufträge für Intersektionalitätstheorie, Postcolonial Studies und Critical Race Theory an der Humboldt-Universität und an der Freien Universität Berlin sowie für Internationales und Europäisches Recht an der Jean-Moulin-Universität in Lyon. Seit 2015 ist sie Teaching Faculty im Social Justice Study Abroad Program der DePaul University in Chicago[8] und seit 2019 lehrt sie als Adjunct Faculty[9] an der Hertie School in Berlin.[10] Sie war 2020 Jurymitglied des Deutschen Sachbuchpreises des Deutschen Bibliotheksverbands und 2019 in der Jury des 25 Women Award der Edition F. Sie war Ende 2021 Teil der Kampagne „Lesbische Sichtbarkeit“ des Berliner Senats. 2022 wurde sie als „Most Influential Woman of the Year“ im Rahmen des Impact of Diversity Award gewählt.

Roig ist Mutter eines Sohnes, geschieden und lebt in Berlin.[11] Sie bezeichnet sich als queer.[12]

Center for Intersectional Justice[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Berlin gründete sie 2017 die Non-Profit-Organisation Center for Intersectional Justice e.V. (CIJ)[13] als gemeinnützigen Verein mit dem Ziel, Gleichstellungs- und Anti-Diskriminierungsarbeit in Deutschland und Europa um eine intersektionale Perspektive zu erweitern.[14] CIJ macht Lobbyarbeit, bietet Trainings und Workshops, forscht und publiziert zu Themen im Bereich Intersektionalität. So veröffentlichte CIJ im Auftrag des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) 2019 einen Bericht über „Intersektionalität in Deutschland“. Zuvor war Roig Projektleiterin beim Deutschen Dachverband der Migrantinnenorganisationen (DaMigra). Sie wurde 2020 als Fellow in die amerikanische Non-Profit-Organisation Ashoka Deutschland aufgenommen.[15]

Why We Matter (2021)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2021 erschien ihr erstes Buch unter dem Titel Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung. Unter anderem anhand ihrer eigenen Familiengeschichte beschreibt sie aus intersektionaler Perspektive, wie Machthierarchien und Systeme der Unterdrückung erkannt und bekämpft werden können.[1][2] Das Buch wurde ein Bestseller und in den Feuilletons überregionaler Tageszeitungen besprochen.[16] Es erschien auf der Sachbuch-Bestenliste für März 2021 von Deutschlandfunk Kultur, dem ZDF und der Zeit.[17] Es wurde auf Platz 14 auf der Spiegel-Bestsellerliste im Februar 2021 gelistet sowie zu den Top 5 Büchern des Monats im März 2021 bei der Süddeutschen Zeitung.[18]

Israelkritik und Antisemitismusvorwürfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mirna Funk warf Roigs Buch Why we Matter 2023 in der Welt Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus vor, insbesondere ihrer These, Juden seien immer weiß gewesen und die Nationalsozialisten hätten sie als nicht-weiße Rasse erst konstruiert.[19] Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 bezeichnete Roig Israels Handeln als „Genozid“[20] und „Besatzung“. Nicole Deitelhoff kritisierte diese Positionen bei der von Carolin Emcke moderierten Veranstaltung Streitraum.[21] Barbara Behrendt kritisierte bei rbbKultur, dass Emcke der Bezeichnung „Genozid“ nicht widersprach.[22] Dana von Suffrin warf Roig für ihre Aussagen zum angeblichen Genozid Israels auf Spiegel Online Antisemitismus vor.[23] Bei der Diskussionsveranstaltung „Jüdischsein im antisemitischen und philosemitischen Klima Deutschlands“ am 9. Dezember in Berlin sagte Roig, der Zionismus sei kein integraler Bestandteil des Judentums, sondern eine Ideologie des 20. Jahrhunderts, die von einer Minderheit einflussreicher aschkenasischer Juden vorangetrieben und von westlichen Großmächten unterstützt worden sei. Als nicht-zionistische jüdische Stimme in Deutschland fühle sie sich unterdrückt und diffamiert.[24] Im Januar 2024 sagte die Region Hannover aufgrund der Aussagen zu Israel einen für Februar geplanten Frauenneujahrsempfang ab, zu dem Roig als Rednerin geladen war.[25]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edition F Award 2021 in der Kategorie „Gesellschaft“[26]
  • 2022 gewählt zur „Most Influential Woman of the Year“ im Rahmen des Impact of Diversity Award[27]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Emilia Roig – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Politologin über Rassismus – „Unterdrückungssysteme werden täglich verleugnet“. In: deutschlandfunk.de. Abgerufen am 11. Februar 2021.
  2. a b "Why We Matter" – ttt – titel, thesen, temperamente – ARD. In: daserste.de. Abgerufen am 11. Februar 2021.
  3. Madlen Haarbach: Tagesspiegel Leute: Neukölln, vom 14. April 2021.
  4. Emilia Roig: Why We Matter: Das Ende der Unterdrückung. Aufbau Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-351-03847-2.
  5. Alum-spiration: “The corona crisis can be seen as an opportunity for transformation”. In: hertie-school.org. Abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch).
  6. Who we are. In: intersectionaljustice.org. Abgerufen am 11. Februar 2021.
  7. DNB 1154588068
  8. Faculty. In: depaul.edu. College of Law, DePaul University, Chicago, abgerufen am 11. Februar 2021.
  9. Emilia Roig. Abgerufen am 2. April 2023 (englisch).
  10. Summary of Gender, Race, Class: Intersectionality & Social Inequalities. In: hertie-school.org. Abgerufen am 11. Februar 2021.
  11. Interview über Diskriminierungen – «Schwarze Männer und weisse Frauen haben Mühe, ihre Privilegien anzuerkennen». In: tagesanzeiger.ch. Abgerufen am 5. März 2022.
  12. „Vor jeder großen, guten Entwicklung gibt es Chaos und Widerstand“. In: l-mag.de. Abgerufen am 7. März 2022.
  13. Center for Insectional Justice. Abgerufen am 15. Januar 2023.
  14. Intersektionalität als Praxis: Interview mit Emilia Roig. In: pocolit.com. Abgerufen am 10. Februar 2021.
  15. Ashoka: Outrage As A Precursor To Justice. In: forbes.com. Abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch).
  16. Rezensionsnotizen im Perlentaucher
  17. Leseempfehlungen: Sachbuch-Bestenliste für März 2021. In: zdf.de. Abgerufen am 15. Januar 2023.
  18. Felix Stephan, Gustav Seibt, Sonja Zekri, Renate Meinhof, Alex Rühle: Bücher des Monats: SZ Buchtipps. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 15. Januar 2023.
  19. Antisemitismus: Das neue Narrativ des privilegierten Juden - WELT. 3. März 2023, abgerufen am 28. Oktober 2023.
  20. Susanne Lenz: Berliner Kulturzentrum veröffentlicht Israel-Statement und wirft Kultursenator Zensur vor. 19. Oktober 2023, abgerufen am 28. Oktober 2023.
  21. „Quo vadis, Naher Osten?“: Aus der Trickkiste des postkolonialen Aktivismus - WELT. 30. Oktober 2023, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  22. "Gewalt und Trauma - quo vadis, Naher Osten". Abgerufen am 3. November 2023.
  23. Dana von Suffrin: (S+) Antisemitismus: Das Deutschland, vor dem unsere Eltern uns immer gewarnt haben. In: Der Spiegel. 13. November 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. November 2023]).
  24. Emilia Roig, Candice Breitz und Tomer Dotan-Dreyfus: »Deutsche Befindlichkeiten stehen wie immer im Mittelpunkt«. Abgerufen am 29. Dezember 2023.
  25. Mathias Klein: Israelfeindliche Rednerin: Region Hannover sagt Neujahrsempfang für Frauen ab. 23. Januar 2024, abgerufen am 24. Januar 2024.
  26. Wege aus der Krise: Das sind die Gewinner*innen des EDITION F Awards. In: EDITION F. 29. Oktober 2021, abgerufen am 13. Januar 2023.
  27. Diversitätspreis "Impact of Diversity 2022" verliehen / deutsch-französische Aktivistin Emilia Roig erhält Hauptpreis. In: presseportal.de. Abgerufen am 13. Januar 2023.