Hagenau (Kalbe)

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Hagenau
Koordinaten: 52° 45′ N, 11° 32′ OKoordinaten: 52° 45′ 16″ N, 11° 32′ 27″ O
Höhe: 27 m ü. NHN
Fläche: 4,24 km²[1]
Einwohner: 63 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 15 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1973
Eingemeindet nach: Packebusch
Postleitzahl: 39624
Vorwahl: 039030
Hagenau (Sachsen-Anhalt)
Hagenau (Sachsen-Anhalt)

Lage von Hagenau in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Hagenau
Dorfkirche Hagenau

Hagenau ist Ortsteil der Ortschaft Packebusch und der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hagenau, ein Straßendorf mit Kirche, liegt etwa 28 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Salzwedel und zehn Kilometer nördlich der Stadt Bismark (Altmark) am Rande des Kalbeschen Werders an der Biese in der Altmark.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1324 wird das Dorf Hagenau als Hagenowe erwähnt, als Hans und Heinecke von Kröcher das Schloss Kalbe mit den zugehörigen Dörfern an Albrecht von Alvensleben verkaufen.[4] 1579 und 1687 heißt es Hagenow.[1] 1804 heißt es bereits Hagenau.[5] Im Mittelalter hatte die St. Marienkirche in Salzwedel hier Einkünfte.[6] Im 17. Jahrhundert betrieb man in Hagenau nebenher Fischerei in der Biese.[7]

Im 19. Jahrhundert gab es im Dorf eine Rossölmühle.[8] Nordöstlich des Dorfes links des Weges nach Gladigau stand im 20. Jahrhundert eine Windmühle.[9]

Fotothek. Packebusch-Hagenau. Windmühle, ruinös, 1974

Im Jahre 1955 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Karl Liebknecht“.[1]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Arendseeischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Kalbe auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Landkreis Salzwedel.[1]

Am 15. Juni 1950 wurde die Gemeinde Hagenau in den Landkreis Osterburg umgegliedert.[10] Am 1. August 1973 ist Hagenau in die Gemeinde Packebusch eingemeindet worden.[11]

Am 1. Januar 2010 schloss sich Packebusch mit anderen Gemeinden zur Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) zusammen. So kam Hagenau als Ortsteil zur neuen Ortschaft Packebusch und zur Stadt Kalbe (Milde).[12]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 135
1774 102
1789 127
1798 143
1801 135
1818 097
1840 199
1864 187
Jahr Einwohner
1871 188
1885 158
1892 [0]186[6]
1895 180
1900 [0]194[6]
1905 182
1910 [0]168[6]
1925 194
Jahr Einwohner
1939 155
1946 268
1964 164
1971 162
2015 070
2016 070
2017 065
2018 067
Jahr Einwohner
2020 [00]67[13]
2021 [00]66[13]
2022 [0]65[2]
2023 [0]63[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971[1] und 2015 bis 2018[14]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Hagenau, die früher zur Pfarrei Packebusch gehörte,[15] wird heute betreut vom Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[16] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Hagenau stammen aus dem Jahre 1837.[17]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche in Hagenau entstand Ende des 19. Jahrhunderts als gotisierende Backstein-Saalkirche. Sie besteht aus einem quadratischen Westturm mit achteckiger Spitze, einem rechteckigen Saal sowie einer eingezogenen polygonalen Apsis.[19]
  • Der Ortsfriedhof befindet sich auf dem Kirchhof.

Sage aus Hagenau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Höfe in der Nähe der Biese heißen im Volksmund „Trödel“ oder „Dudel“.

Der Lehrer Schmidt aus Hagenau überlieferte im Jahre 1908 die Sage „Der Trödel in dem Dorfe Hagenau“. Von dem Lehnschulzen, der früher dort gewohnt hat, wird erzählt, dass oft das Wort „Trödel“ oder „Trödelkram“ in den Mund nahm. „Es sei auch bei ihm stets ein lustiger Dudel gewesen“ – eine beschönigende Umschreibung dafür, dass er stets betrunken war. Er hat seine Wirtschaft vertrunken, nach und nach ließ er die alten Eichenbäume hinter seinem Gehöft niederschlagen und verkaufen. Er endete im örtlichen Armenhaus.[20]

Schmidt deutet „Trödel“ als Abwandlung des Wortes „Trendel“. Beim Dorf befindet sich eine Furt durch das Flüsschen Biese, die schon in alten Zeiten von Kaufleuten, die mit ihren Waren auf der Handelsstraße von Gardelegen nach Seehausen zogen, benutzt worden sein könnte. Dort könnte eine Zollstelle mit dem Namen Trendel gewesen sein. Schmidt erläutert weiter: Der Name „Dudel“ entspricht dem altdeutschen Wort „Dudul“, das als Bach zu erklären ist, an dessen Ufern die Dude, Taumel-Lolch, Trespe in großen Mengen wächst. Die Endsilbe „l“ bezeichnet, dass der im Stamm genannte Gegenstand in einer Mehrzahl vorhanden ist.[20]

Hanns H. F. Schmidt erzählte die Sage 1994 nach und meinte dabei, der Bach, der am Ort der mittelalterlichen Zollstelle in die Biese mündet, hat seinen Namen Dudul nach der Pflanze Kälberkropf, ein Doldengewächs.[21] Fressen Tiere davon, können sie ins Taumeln geraten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 879–882, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 130 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 334, 67. Hagenau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hagenau (Kalbe) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 879–882, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 378 (Digitalisat).
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 342 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000737~SZ%3D00370~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 130 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  7. Lieselott Enders: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des 15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 56. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-1504-3, S. 174, doi:10.35998/9783830529965.
  8. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 334, 67. Hagenau (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Karte des Deutschen Reiches Blatt 240: Wittenberge. Reichsamt für Landesaufnahme, 1906, abgerufen am 6. August 2022.
  10. Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 227 (PDF).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359–363.
  12. Altmarkkreis Salzwedel: Vereinbarung über die Bildung einer neuen Stadt Kalbe (Milde) mit den Gemeinden Kalbe (Milde), Brunau, Engersen, Jeetze, Kakerbeck, Packebusch und Vienau (Gebietsänderungsvereinbarung) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 12. August 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 8, 26. August 2009, S. 208–214 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 307 kB; abgerufen am 22. August 2021]).
  13. a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
  14. Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
  15. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 28 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  16. Pfarrbereich Fleetmark-Jeetze. In: ekmd.de. Abgerufen am 19. März 2023.
  17. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 2 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  19. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt 1. Deutscher Kunstverlag, München 2002, ISBN 3-422-03069-7.
  20. a b Lehrer Schmidt, Hagenau: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 241–242, Der Trödel in dem Dorfe Hagenau (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_KS4WAAAAYAAJ~MDZ%3D%0A~SZ%3D257~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  21. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 1 von A wie Abbendorf bis K wie Kläden. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-40-4, S. 101, Trödel mit dem Dudel.