Wustrewe

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Wustrewe
Koordinaten: 52° 42′ N, 11° 18′ OKoordinaten: 52° 41′ 30″ N, 11° 18′ 10″ O
Höhe: 35 m ü. NHN
Fläche: 3,9 km²[1]
Einwohner: 60 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 15 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1970
Eingemeindet nach: Winkelstedt
Postleitzahl: 39624
Vorwahl: 039080
Wustrewe (Sachsen-Anhalt)
Wustrewe (Sachsen-Anhalt)

Lage von Wustrewe in Sachsen-Anhalt

Posthalbmeilenstein in Wustrewe
Posthalbmeilenstein in Wustrewe

Wustrewe ist ein Ortsteil der Ortschaft Winkelstedt und der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wustrewe, ein Straßendorf mit Kirche, liegt etwa sieben Kilometer nordwestlich der Stadt Kalbe (Milde) in der Altmark am Fuße des etwa 39 Meter „hohen“ Bühner Berges. Im Norden und Osten fließt die Untere Milde. Im Nordosten des Dorfes liegt die Kiesgrube Wustrewe.[1][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1419 gilt die Nennung czu wustrawe[4] in einer Klageschrift und Schadensrechnung des Markgrafen Friedrich von Brandenburg vom 24. Mai 1420 gegen den Magdeburger Erzbischof Günther wegen der Landesbeschädigungen durch den Erzbischof und dessen Untertanen. Gebhard von Alvensleben hatte das in der Fehde geraubte Vieh dort hintreiben lassen.[5] Im Jahre 1472 heißt es dat dorp to Wustreue, 1551 Wustrewe, 1687 Wustreve[1] und 1804 Wustrewe, Dorf mit Krüger und Hopfenanbau.[6]

Nach dem Abschluss der Separation im Jahre 1840 lebten im Dorf 145 Personen, davon 7 Halbspänner, ein Kossät, 12 Häusler und 4 Einlieger. Es gab einen Krug, eine evangelische Kirche, ein Küster- und Schulhaus sowie 27 Wohnhäuser.[7]

Bei der Bodenreform wurden im Jahre 1945 erfasst: 20 Besitzungen unter 100 Hektar mit zusammen 420 Hektar, eine Besitzung der Kirche mit 5 Hektar und eine Gemeindebesitzung mit 2 Hektar Fläche.[1] Im Jahre 1953 entstand in Wustrewe die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Friedrich Engels“.[8]

Alte Burg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als im Jahre 1871 die Straße zwischen Wustrewe und Kakerbeck gebaut wurde, kamen auch Steine von der Ruine der einstigen Burg zum Einsatz, die vom 11. bis 13. Jahrhundert dort stand. Sie war 40 mal 40 Meter groß und hatte einen Rundturm.[9]

Sie stand unmittelbar östlich der Straße Kakerbeck-Wustrewe, dicht südlich der letzten Biegung,[10] 250 Meter vor dem südwestlichen Ausgang des Dorfes. Wilhelm Zahn schrieb 1909: Auf der Ostseite des Weges nach Kakerbeck, liegt das Wiesenterrain „die alte Burg“.[11] Beckmann berichtete 1753 von Mauerresten, die Überbleibsel eines Turmes oder Raubschlosses gewesen sein könnten.[12]

Auffassungen zur ersten Erwähnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht als urkundliche Erwähnung gilt die Nennung von Wendschen Wustreue im Jahre 1361, als das Kloster zum heiligen Geist in Salzwedel die Hälfte des Dorfes an die v. Alvensleben auf Weteritz verkauften.[13] Die Urkunde bezieht sich auf einen wüsten Ort südwestlich von Klötze, 1 Kilometer nordwestlich von Köbbelitz. Diese Zuordnung von Heffter, dem Bearbeiter des Namensverzeichnisses zum Codex diplomaticus Brandenburgensis[14] hatten bereits 1897 Parisius und Brinkmann[5] widerlegt.

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Mertens erläutert die slawische Herkunft des Ortsnamens anhand von „stru“ für „fließen“. Damit wäre „vuostrow“ ein umflossener Platz, ein Werder oder eine Flussinsel.[15]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegelmarke der Gemeinde Wustrewe

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1810 lag der Ort im Kanton Zichtau im Distrikt Salzwedel auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Kreis Gardelegen, dem späteren Landkreis Gardelegen.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Wustrewe in die Gemeinde Winkelstedt eingemeindet.[16] Zusammen mit Winkelstedt kam der Ortsteil Wustrewe am 25. Juli 1952 in den Kreis Kalbe (Milde). Durch die Eingemeindung von Winkelstedt nach Kakerbeck am 21. Dezember 1973 kam der Ortsteil zu Kakerbeck. Am 1. Juli 1984 wurde die Gemeinde Winkelstedt wieder errichtet und der Ortsteil gehörte wieder zu Winkelstedt.[17] Am 1. Januar 2009 schloss sich Winkelstedt mit anderen Gemeinden zur Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde) zusammen. So kam Wustrewe am gleichen Tag als Ortsteil zur neuen Ortschaft Winkelstedt und zur Stadt Kalbe (Milde).

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 057
1774 068
1789 045
1798 081
1801 082
1818 063
1840 145
1864 186
Jahr Einwohner
1871 184
1885 171
1892 [00]253[18]
1895 148
1900 [00]227[18]
1905 150
1910 [00]312[18]
1925 152
Jahr Einwohner
1939 136
1946 170
2015 048
2016 054
2017 058
2018 060
2019 065
2020 [00]061[19]
Jahr Einwohner
2021 [00]55[19]
2022 [0]61[2]
2023 [0]60[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946[1] und 2015 bis 2018[20]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Wustrewe, die früher zur Pfarrei Kakerbeck gehörte,[21] wird heute betreut vom Pfarrbereich Kalbe-Kakerbeck im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[22] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Wustrewe stammen aus dem Jahre 1693.[23]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[24]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche in Wustrewe
Datentafel zum Posthalbmeilenstein

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Wustrewe wurde 1871 auf dem Feldsteinsockel des Vorgängerbaus neu errichtet. Sie hat zwei Glocken. Die größere wurde von H. Kramer in Salzwedel 1710, die kleinere 1855 von Johann Wettig in Erfurt gegossen. Die Westempore und die Orgel wurden 1897 von Eduard Beyer aus Magdeburg errichtet. Aus dem Vorgängerbau wurde das Altarretabel mit dem Abendmahl als Hauptbild übernommen.[5][25]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.

Postmeilenstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Wustrewe kennzeichnet ein Halbmeilenstein die einstige Hauptpoststraße zwischen Berlin, Stendal und Salzwedel.

Bei diesem Halbmeilenstein, handelt es sich um den einzigen im Original erhaltenen Halbmeilenstein dieser Poststraße und einen der wenigen überhaupt erhalten gebliebenen Halbmeilensteine dieser Zeitepoche. Der Obelisk ist 7,5 Meilen vom Uenglinger Tor in Stendal entfernt. Die Meilensteine dienen zur Orientierung der Reisenden zum damaligen Wegezoll, den der preußische Staat auf dieser Strecke erhoben hat.[26] Der Halbmeilenstein wurde 2018 restauriert und mit einer Infotafel versehen.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt östlich der Bundesstraße B71. Er ist über das etwa vier Kilometer entfernte Kakerbeck erreichbar oder über das etwa 5 Kilometer entfernte Cheinitz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2516–2519, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 208–209 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 418, 104. Wustrewe (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wustrewe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2516–2519, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 3. Band 3. Berlin 1846, S. 325 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10001006~SZ%3D00335~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  5. a b c A. Parisius, A. Brinkmann: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gardelegen. Otto Hendel, Halle an der Saale 1897, S. 204.
  6. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 390 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00412~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 418, 104. Wustrewe (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2457, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  9. Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Ortsteile. In: stadt-kalbe-milde.de. Abgerufen am 25. März 2023.
  10. Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band 6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S. 358–359, Nr. 897.
  11. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 444, Nr. 603.
  12. Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Hrsg.: Berlin. Band 2, 5. Teil, 1. Buch, IX. Kapitel, 1753, S. 64 (uni-potsdam.de).
  13. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 70 (Digitalisat).
  14. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Namenverzeichniß zu sämmtlichen Bänden. Band 2. Berlin 1868, S. 360 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10478021~SZ%3D00366~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  15. Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 218.
  16. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 274–281 (PDF).
  17. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360–364.
  18. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 208–209 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  19. a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
  20. Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 51 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Kalbe–Kakerbeck. In: ekmd.de. Abgerufen am 10. Januar 2024.
  23. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 9 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  24. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 5. November 2022.
  25. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 556.
  26. Olaf Grell und Rolf Zimmermann: Preußische Poststraßen und preußische Postmeilensteine in Brandenburg. Abgerufen am 24. April 2019.