Winkelstedt (Kalbe)

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Winkelstedt
Stadt Kalbe
Koordinaten: 52° 41′ N, 11° 19′ OKoordinaten: 52° 40′ 40″ N, 11° 19′ 7″ O
Höhe: 37 m
Fläche: 20,91 km²[1]
Einwohner: 92 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 4 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2009
Postleitzahl: 39624
Vorwahl: 039081
Winkelstedt (Sachsen-Anhalt)
Winkelstedt (Sachsen-Anhalt)

Lage von Winkelstedt in Sachsen-Anhalt

Kirche in Winkelstedt
Kirche in Winkelstedt

Winkelstedt ist Ortschaft und Ortsteil der Stadt Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Winkelstedt, ein Rundplatzdorf mit Kirche, liegt zwischen Kakerbeck und Kalbe (Milde) in der Altmark an der oberen Milde.[1][3]

Seit 1972 ist die Graureiherkolonie Winkelstedt im Wald südöstlich des Dorfes als Flächennaturdenkmal geschützt.[3]

Ortschaftsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Ortschaft Winkelstedt gehören die Ortsteile Winkelstedt, Faulenhorst und Wustrewe.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das hufeisenförmig angelegte Rundlingsdorf Winkelstedt wurde erst im Jahre 1311 als Wynkelstede erwähnt.[5] Bis 1425 hatte das Kloster Neuendorf hier Besitz. Weitere Nennungen sind 1425 dat dorp Winckelstede, 1472 Winckelstede, 1687 Winckelstedte[1] und 1804 Winkelstedt am Werder, Dorf mit Hopfenanbau, in Besitz der von Alvensleben auf Weteritz.[6]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: zwei Besitzung über 100 Hektar hatten zusammen 220 Hektar, 26 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 344, eine Kirchenbesitzung hatte 5 Hektar, die Gemeinde besaß 2 Hektar Land. Enteignet wurden 220 Hektar und aufgeteilt an 4 landarme Bauern, einen landlosen Bauern und Kleinpächter, einen Landarbeiter und an 3 Umsiedler. Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Aufbau des Sozialismus“. Sie wurde noch 1953 an die LPG Typ III „Friedrich Engels“ in Wustrewe angeschlossen.[1]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Mertens leitet den Namen ab vom althochdeutschen „winkil“, für eine von Bergen, Sümpfen eingeschlossene Gegend, das Dorf war früher nur von einer Seite zugänglich.[7]

Frühere Erwähnung 1187[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Historiker Peter Rohrlach schreibt dazu: „Die von Zahn[8] hierher gestellte Erwähnung von 1178 betrifft das andere Winkelstedt.“[1] Das Verzeichnis von Moritz Wilhelm Heffter zum Codex diplomaticus Brandenburgensis unterscheidet die beiden Dörfer nicht.[9]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1810 lag der Ort im Kanton Zichtau auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Kreis Gardelegen, dem späteren Landkreis Gardelegen.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Wustrewe eingegliedert.[10]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Winkelstedt in den Kreis Kalbe (Milde) umgegliedert. Am 21. Dezember 1973 wurde sie in die Gemeinde Kakerbeck eingemeindet. Am 1. Juli 1984 wurde die Gemeinde wieder errichtet durch die Ausgliederung des Ortsteils Winkelstedt aus der Gemeinde Kakerbeck. Am gleichen Tag wurde Faulenhorst nach Winkelstedt eingemeindet. Am 1. August 1988 wurde Winkelstedt vom Kreis Kalbe (Milde) in den Kreis Gardelegen umgegliedert.[11]

Durch einen Gebietsänderungsvereinbarung beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Stadt Kalbe (Milde) (am 8. Mai 2008), Altmersleben (am 14. Mai 2008), Güssefeld (am 6. Mai 2008), Kahrstedt (am 7. Mai 2008), Neuendorf am Damm (am 2. Mai 2008), Wernstedt (am 13. Mai 2008) und Winkelstedt (am 13. Mai 2008), dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Stadt Kalbe (Milde) vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2009 in Kraft.[12][13]

Nach Umsetzung der Vereinigungsvereinbarung der bisher selbstständigen Gemeinde Winkelstedt wurden Winkelstedt, Faulenhorst und Wustrewe Ortsteile der neuen Stadt Kalbe (Milde). Für die eingeflossene Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. der Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die aufgenommene Gemeinde Winkelstedt und künftigen Ortsteile Winkelstedt, Faulenhorst und Wustrewe wurden zur Ortschaft der neuen Stadt Kalbe (Milde). In der eingeflossenen Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Winkelstedt wurde ein Ortschaftsrat mit neun Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.

In der Ortschaft gibt es seit 2019 nur noch einen Ortsvorsteher, der einem stellvertretenden Ortsvorsteher haben kann.[4]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 094
1774 113
1789 111
1798 109
1801 110
1818 080
1840 133
1864 157
Jahr Einwohner
1871 171
1885 129
1892 [0]139[8]
1895 133
1900 [0]146[8]
1905 159
1910 [0]168[8]
1925 176
Jahr Einwohner
1939 152
1946 259
1964 288
1971 279
1993 346
2006 302
2015 096
2016 099
Jahr Einwohner
2017 101
2018 098
2020 [00]096[14]
2021 [00]099[14]
2022 [0]098[2]
2023 [0]092[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006[1] und 2015 bis 2018[15]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Winkelstedt gehörte früher zur Pfarrei Kakerbeck[16] und wird heute betreut vom Pfarrbereich Kalbe–Kakerbeck im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Winkelstedt stammen aus dem Jahre 1687.[18]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Hildegard in Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[19]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegelmarke der Gemeinde

Ortsbürgermeisterin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ingrid Bösener ist seit Juli 2019 Ortsbürgermeisterin der Ortschaft Winkelstedt. Sie wurde am 26. Mai 2019 bei der Ortsvorsteherwahl gewählt.[20][21]

Bis 2019 war Marion Lansmann ehrenamtliche Ortsbürgermeisterin. Sie war auch letzte Bürgermeisterin der Gemeinde Winkelstedt.[22]

Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die letzte Amtszeit des fünfköpfigen Ortschaftsrats endete Juni 2019.[23]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche in Winkelstedt ist ein 1790 von Valentin von Alvensleben gestifteter kleiner Fachwerkbau.[24] Sie war eine Filialkirche von Kakerbeck.[16]
  • Auf dem Kirchhof befindet sich der Ortsfriedhof.
  • Eine Torscheune, ein Bauernhof und der Meilenstein stehen unter Denkmalschutz.[3]

Denkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Winkelstedt steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, ein Findling auf einem Natursteinsockel. Ein weiteres Denkmal erinnert vermutlich an Kriegsteilnehmer des Feldzuges 1866 und 1870/71.[25]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Verein zum Erhalt der Kirche Winkelstedt e. V.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es besteht eine Busanbindung nach Gardelegen, Salzwedel, Kalbe (Milde) und Klötze.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2455–2457, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 208 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 418, 101. Winkelstedt (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Winkelstedt (Kalbe) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2455–2457, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Conny Kaiser: Kalbe verliert 69 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 16. Januar 2024, DNB 954815971, S. 20.
  3. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. a b Stadt Kalbe (Milde) (Hrsg.): Hauptsatzung der Gemeinde Stadt Kalbe (Milde). Ortschaftsverfassung, §13 Ortschaften. 29. April 2021 (verwaltungsportal.de [PDF; 3,6 MB; abgerufen am 19. März 2023]).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 378 (Digitalisat).
  6. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 390 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00412~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 217.
  8. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 208 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  9. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Namenverzeichniß zu sämmtlichen Bänden. Band 3. Berlin 1868, S. 445 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10478017~SZ%3D00451~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 275 (PDF).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360–364.
  12. StBA: Gebietsänderungen am 01.01.2009
  13. Vereinbarung über die Bildung einer neuen Gemeinde Stadt Kalbe (Milde) mit den Gemeinden Stadt Kalbe (Milde), Altmersleben, Güssefeld, Kahrstedt, Neuendorf am Damm, Wernstedt und Winkelstedt und der Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 19.06.2008. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt für den Altmarkkreis Salzwedel. Jahrgang 15, Nr. 7/2008. General-Anzeiger Salzwedel, Salzwedel 16. Juli 2008, S. 115–119.
  14. a b Doreen Schulze: Geburten steigen, Sterbefälle sinken. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 12. Januar 2022, DNB 954815971, S. 19.
  15. Einwohnermeldeamt der Stadt Kalbe (Milde): Einwohnerdaten zum 31.12. der Jahre 2015 bis 2018. 4. März 2019.
  16. a b Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 51 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Pfarrbereich Kalbe–Kakerbeck. In: ekmd.de. Abgerufen am 10. Februar 2024.
  18. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 5. November 2022.
  20. Einheitsgemeinde Kalbe (Milde): Ortsvorsteherwahl Winkelstedt 2019. In: stadt-kalbe-milde.de. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
  21. Politik. In: stadt-kalbe-milde.de. Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde), abgerufen am 25. März 2023.
  22. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt - Gebiet und Wahlen, Bürgermeisterwahl - Gemeinde Winkelstedt - Altmarkkreis Salzwedel. 13. Februar 2008, archiviert vom Original; abgerufen am 17. Februar 2019.
  23. Ortschaftsrat Winkelstedt. In: stadt-kalbe-milde.de. Stadt Kalbe (Milde), abgerufen am 5. November 2022.
  24. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 542.
  25. Winkelstedt, Stadt Kalbe (Milde), Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 1. Oktober 2022.