Hanna Mittelstädt

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Hanna Mittelstädt (geboren 1951 in Hamburg) ist eine deutsche Autorin, Übersetzerin und Verlegerin. Sie begründete 1973 den Verlag Edition Nautilus (zunächst als MaD-Verlag) mit, den sie bis 2016 leitete.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verlegerin und Übersetzerin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hanna Mittelstädt ist von der 68er-Bewegung und Ideen des Anarchismus geprägt. Mit dem Berufswunsch Städteplanerin studierte sie Soziologie, brach das Studium jedoch ab, um mit Lutz Schulenburg und dem französischen Übersetzer und Lyriker Pierre Gallissaires 1973 den MaD-Verlag, später Edition Nautilus, aufzubauen.[1][2] Die Gruppe orientierte sich an den Situationisten und nahm damit in der deutschsprachigen Linken jener Zeit eine Außenseiterposition ein.

Mittelstädt war zusammen mit ihrem Lebenspartner Lutz Schulenburg Verlagsleiterin und Lektorin. Mit Pierre Gallissaires übersetzte sie für die Edition Werke aus dem Französischen, vor allem in den Anfangsjahren Texte von Situationisten und Surrealisten wie Benjamin Péret, Francis Picabia und Tristan Tzara. Übersetzungen nahmen einen großen Teil des Verlagsprogramms ein. 2005 wandte sich Andrea Maria Schenkel an den Verlag, nachdem das Manuskript ihres Debütromans Tannöd von großen Verlagshäusern abgelehnt worden war. 2006 erschien der Roman bei Nautilus und wurde für den Verlag ein großer finanzieller Erfolg.[3]

Nach einer Übergangsphase übergab Mittelstädt die Edition Nautilus zum Jahresbeginn 2016 an ihre fünf Mitarbeiterinnen, die ihn seitdem gleichberechtigt als Kollektiv leiten.[4] Seit ihrem Rückzug aus dem Verlag schrieb sie die Verlagschronik, die sie 2023 vorlegte,[5] und veranstaltet szenische Lesungen.

Autorin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1990er Jahren begann Mittelstädt eigene Prosa zu publizieren. Auf ihre Initiative entstand ein Briefprojekt mit der Schriftstellerin Anna Rheinsberg. Von März 1997 bis März 1998 schrieben sich die Hamburger Verlegerin und die in Marburg lebende Autorin einmal pro Woche „Briefe über Liebe und Literatur“. Sie erschienen 1999 unter dem Titel Liebe Hanna – Deine Anna in der Edition Nautilus.[6] Mit dem 2021 erschienenen Roman Blu, erzählt Mittelstädt „die traurige Geschichte einer Illusion, einer verlorenen Liebe“ mit realen Vorbildern im Milieu der alternativen Szene der Achtundsechziger.[7]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Arbeitet nie! Die Erfindung eines anderen Lebens. Chronik eines Verlags, Edition Nautilus, Hamburg 2023[8]
  • Blu – Lovestory. (Roman) Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Tübingen 2021
  • Die Notwendigkeit des Mondes, Verlag Peter Engstler, Ostheim/Rhön 2016
  • Liebe Hanna, Deine Anna. Briefe über Liebe und Literatur, mit Anna Rheinsberg, Edition Nautilus, Hamburg 1999
  • Augenblicke (Biografie), Verlag Peter Engstler, 1998
  • Reise in die Wirklichkeit des mexikanischen Südostens, Edition Nautilus, Hamburg 1996
  • Mit den Augen hören. Zehn Tage in Chiapas, Mexiko, Verlag Peter Engstler, 1995
  • Die Hacienda muss gebaut werden, Verlag Peter Engstler, 1994

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jan-Frederik Bandel: Fantasie und Aufklärung. Ein Gespräch mit Hanna Mittelstädt und Lutz Schulenburg. In: ders.: Fantasie und Aufklärung. Historische Miniaturen, Textem-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-941613-43-0, S. 121–154 (pdf)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Eimermacher, Luisa Hommerich: Vom Protest zur Opposition. Hanna Mittelstädt, in: ZEIT Nr. 21/2018, 17. Mai 2018
  2. Anarchie ist seit 40 Jahren druckbar. Klaus Pokatzky im Gespräch mit Hanna Mittelstädt, Deutschlandfunk Kultur, 3. April 2014
  3. Andreas Fanizadeh: Das späte Glück des kleines Verlages Nautilus. Und plötzlich ein Bestseller, Taz, 14. November 2007
  4. Kollektive Führung der Edition Nautilus. Die Crew tritt an, boersenblatt.net, 26. April 2018
  5. Sabine van Endert: Chronik der Edition Nautilus. Lust und Autonomie. Börsenblatt, 20. März 2023
  6. Belletristik. Von Tobias Gohlis, 22. Juli 1999, DIE ZEIT, 30/1999
  7. Maria Frisé: Große Freiheit ist passé: Hannah Mittelstädts "Blu" feiert die Alternativszene, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Aug 2021, S. 10.
  8. Oliver Jungen: Hanna Mittelstädts Verlagschronik der Edition Nautilus. In: FAZ.NET. 9. August 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 18. August 2023]).