Hausham

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Wappen Deutschlandkarte
Hausham
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hausham hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 45′ N, 11° 51′ OKoordinaten: 47° 45′ N, 11° 51′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Miesbach
Höhe: 765 m ü. NHN
Fläche: 22,29 km2
Einwohner: 8496 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 381 Einwohner je km2
Postleitzahl: 83734
Vorwahl: 08026
Kfz-Kennzeichen: MB
Gemeindeschlüssel: 09 1 82 119
Gemeindegliederung: 36 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Schlierseer Straße 18
83734 Hausham
Website: www.hausham.de
Erster Bürgermeister: Jens Zangenfeind (FW)
Lage der Gemeinde Hausham im Landkreis Miesbach
KarteÖsterreichLandkreis Bad Tölz-WolfratshausenLandkreis EbersbergLandkreis MünchenRosenheimLandkreis RosenheimBad WiesseeBayrischzellFischbachauGmund am TegernseeHaushamHolzkirchen (Oberbayern)IrschenbergKreuthMiesbachOtterfingRottach-EgernSchliersee (Gemeinde)Tegernsee (Stadt)ValleyWaakirchenWarngauWeyarn
Karte
Blick auf Hausham

Hausham ist eine Gemeinde und deren Hauptort im oberbayerischen Landkreis Miesbach.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt am Alpenrand im Tal der Schlierach, an der B 307 zwischen Miesbach (4 km) und Schliersee (Gemeinde) (3 km). Der Ort befindet sich rund 8 km östlich des Tegernsees, 24 km von Bad Tölz, 32 km von Rosenheim und 50 km von der Landeshauptstadt München entfernt. Zur Bundesautobahn 8 (Ausfahrt Weyarn oder Irschenberg) sind es jeweils 13 km. Hausham besitzt zwei Bahnstationen (davon eine im Ortsteil Agatharied), die an der Strecke München–HolzkirchenBayrischzell liegen und im Stundentakt von der Bayerischen Oberlandbahn bedient werden.

Hausham liegt direkt am Fuß des Alpenrandes. Der Gebirgszug des Hausberges Huberspitz (1052 m) über die noch zu Hausham gehörende Gindelalm (1334 m) bis zur Neureuth bei Tegernsee (1261 m) grenzt die Alpen scharf von der Alpenvorebene ab. In der Dorfmitte erhebt sich eine vom Gebirgszug getrennte Anhöhe. Sie heißt Haushamer Alm und ist ein ungewöhnlich großer Moränenhügel aus der Eiszeit.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde hat 36 Gemeindeteile[2] (in Klammern ist der Siedlungstyp[3] angegeben):

Es gibt die Gemarkungen Hausham und Wörnsmühl.[4]

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Schutzgebiete berühren das Gemeindegebiet:

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

19. bis 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausham, genauer der Teil, der heute „Althausham“ heißt, gehörte ursprünglich kirchlich zur Gemeinde Schliersee, politisch zur Gemeinde Agatharied. Dieser Teil trug den Flurnamen Hushigin, wie er 1180 ersturkundlich genannt ist. Das bedeutet Hag am Hause.[5]

Am 27. April 1922 wurde die Gemeinde Agatharied offiziell in Hausham umbenannt[6], nachdem Hausham infolge des Bergbaus erheblich angewachsen war.

Förderturm von Hausham

1860 wurde in Hausham ein Pechkohlebergwerk () errichtet, auf deren Vorkommen man durch das ursprüngliche Bergwerk von Miesbach aufmerksam wurde. Das Haushamer Bergwerk wurde am 31. März 1966 geschlossen, als Erdöl der Braun- und Steinkohle immer mehr den Rang ablief. Der damalige Gemeinderat hat daraufhin Gewerbe und andere Industrien gefördert, um die drohende Arbeitslosigkeit abzuwenden. Dadurch weist Hausham noch heute eine besonders hohe Dichte an Geschäften auf.

Die Abteilung Historischer Kohleabbau des nachgebauten Bergwerks im Deutschen Museum in München wurde maßgeblich nach dem Vorbild der Haushamer Grube gestaltet.

In der Zeit des Nationalsozialismus bestand von Juli 1942 bis Mai 1945 in Eckart das KZ-Außenkommando Hausham des Konzentrationslagers Dachau.

Hausham wurde am 3. Mai 1945 nach rund zweitägigen Gefechten von amerikanischen Truppen befreit. Der Widerstand seitens der Waffen-SS gestaltete sich vergleichsweise heftig, weil der Ort aufgrund seiner Lage am Eingang des Schlierachtals eine gewisse strategische Bedeutung hatte und die NSDAP-Kreisleitung offenbar dem „demokratischen, roten Hausham einen Denkzettel“ verpassen wollte.[7]

Die ehemalige Abraumhalde des Bergwerks hat bei einem Erdrutsch den Tiefenbach versperrt und zur Entstehung des Loidlsees (immer noch auch Loidl-Weiher genannt) geführt. 1968 wurde die Abraumhalde zu einer Mülldeponie umfunktioniert, 1972 wurde sie zur Mülldeponie des gesamten Landkreises Miesbach. Am 28. September 1984 gab es einen schweren Zwischenfall, bei dem ein Damm zu brechen drohte und damit hochgiftiges Sickerwasser in die Schlierach gelangt wäre, was durch einen dreitägigen Einsatz der Hilfsdienste abgewendet werden konnte. Infolgedessen wurde die Deponie zwischen 1984 und 1990 für 54 Millionen Mark erweitert und modernisiert. Am 31. Mai 2005 wurde sie jedoch stillgelegt, da die Endlagerung von unbehandeltem Restmüll inzwischen gesetzwidrig wurde.

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katholisches Pfarramt St. Agatha in Agatharied
  • Katholisches Pfarramt St. Anton in Hausham
  • Zweite Pfarrstelle des evangelisch-lutherischen Pfarramts Miesbach
  • Krankenhauskapelle St. Barbara – Ökumenische Krankenhausseelsorge
  • Yeni Camii Hausham

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 7639 auf 8406 Einwohner bzw. um 10 %.

Jahr 1840 1871 1900 1925 1939 1950 1961 1970 1987 1991 1995 2000 2005 2010 2011 2015 2017 2019
Einwohner[8] 623 1080 3830 4880 5332 6854 6788 6977 7520 8063 7887 8235 8229 8069 8026 8200 8309 8406

Bei den Ergebnissen bis 1987 handelt es sich meistens um Volkszählungen. Das Ergebnis des Jahres 2011 entstammt dem Zensus.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommunalwahl 2020
 %
40
30
20
10
0
38,40 %
32,47 %
16,39 %
12,73 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
−2,50 %p
−0,73 %p
−9,41 %p
+12,73 %p

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vergangenen Kommunalwahlen führten zu den folgenden Sitzverteilungen im Gemeinderat:

Partei / Liste 2014[9] 2020[10]
FW 8 8
CSU 7 6
SPD 5 3
Grüne 3
Gesamt 20 20

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Bürgermeister ist Jens Zangenfeind[11] (FW).

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Hausham
Wappen von Hausham
Blasonierung: „In Silber über zwei schräg gekreuzten roten Stäben schwebend ein halber roter Adler mit goldenem Schnabel.“[12]
Wappenbegründung: Das Wappen entspricht dem Stammwappen der Herren von Waldeck, in deren Herrschaftsgebiet die Gemeinde Hausham liegt. Die Stäbe stehen dabei für die Richterlichkeit („über jemand die Stäbe brechen“).

Dieses Wappen wird seit 1911 geführt.

Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jedes Jahr werden Fahrten für Kinder und Jugendliche in diese Orte organisiert.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An die Zeit des Bergbaus erinnerte bis 2020 das Bergbaumuseum im Kellergeschoss des Rathauses.[13]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Förderturm

Ein Wahrzeichen Haushams ist der immer noch stehende Förderturm des ehemaligen Kohlebergwerks. Er sollte eigentlich im Jahr 2004 aus gewerblichen Gründen abgerissen werden. Aufgrund seiner massiven Konstruktion erwies sich das jedoch als schwierig durchführbar und unterblieb.

Pfarrkirche St. Anton

Der Zwiebelturm der katholischen Pfarrkirche St. Anton markiert den Ortsteil Abwinkl und ist für den aus Schliersee kommenden Besucher schon von weitem zu sehen. Das im neubarocken Stil gestaltete Gotteshaus wurde 1909 von Heinrich Hauberrisser errichtet.

Braunkapelle

Das malerisch an der Schlierach befindliche, spätbarocke Bauwerk gehört zu den ältesten Bauten in der Gemeinde und stammt in seinem Kern noch aus dem 18. Jahrhundert. Es handelt sich um die Hofkapelle des ehemaligen Braunhofes in Abwinkel, dessen sehr altes Bauernhaus 1962 abgebrochen wurde. Eine wertvolle gotische Madonna befindet sich heute in der Haushamer Pfarrkirche. Die Kapelle ist Eigentum der katholischen Kirchenstiftung St. Anton in Hausham.

Kapelle in Althausham

Das im neuromanischen Stil um 1870 errichtete Kirchlein von Althausham mit seinem spitzen Dachreitertürmchen hatte einen barocken Vorgängerbau nahe dem heutigen Bahnübergang. Im Inneren ist vor allem das Maria-Schutz-Bild von 1634 bemerkenswert, welches aus der alten Kapelle hierher übertragen wurde. Die Kapelle gehört der Althaushamer Dorfgemeinschaft und wird auch von dieser gepflegt.

Bodendenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausham verfügt über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Holzkirchen–Schliersee, die von Zügen der Bayerischen Oberlandbahn nach München und Bayrischzell bedient wird. Mit dem Auto ist Hausham über die Bundesautobahn 8 erreichbar, Ausfahrt Weyarn oder Irschenberg. Buslinien von DB Oberbayernbus verbinden Hausham mit Bayrischzell, Schliersee, Gmund (Tegernsee), Miesbach und Holzkirchen.

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen der Nähe zum Bergwerk wurde in Hausham auch ein Kraftwerk errichtet, das zuerst mit Braunkohle befeuert wurde. 1984 wurde ein moderneres Gasturbinenkraftwerk in der Nähe errichtet, das noch heute bei Engpässen mit seinen vier Turbinen à 25 MW die Stromversorgung sicherstellt. Dieses ist das einzige derartig große Kraftwerk im ganzen Landkreis.[14] Das ältere Kraftwerk wurde in den 1980er Jahren abgerissen, wobei dessen hoher Schornstein mittels eines Spezialkrans schrittweise zerlegt werden musste, da eine Sprengung möglicherweise alte Bergwerksstollen in der Tiefe zum Einsturz bringen hätte können.

In Hausham wurde die Dreifachturnhalle des Landkreises Miesbach mit der Anton-Weilmaier-Sonderschule errichtet. Von 1994 bis 1998 wurde das Kreiskrankenhaus Agatharied gebaut, das die ehemaligen Krankenhäuser in Miesbach, Holzkirchen, Tegernsee und Hausham ersetzte. Außerdem finden sich in Hausham eine gemeinsame Grund- und Hauptschule, eine Montessori-Schule[15] und eine Volkshochschule.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Hausmann, Franz Xaver Silbernagl: Hausham: Beiträge zur Chronik unseres Ortes. Verlag Martin Glasl, Hausham, 537 Seiten
  • Reinhold Friedrich: Spuren des Nationalsozialismus im bayerischen Oberland: Schliersee und Hausham zwischen 1933 und 1945. Hausham 2011.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hausham – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Hausham, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 19. Dezember 2021.
  3. Gemeinde Hausham in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 7. September 2019.
  4. Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 29. Januar 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ldbv.bayern.de
  5. Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung; Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz. C.H.Beck, München 2006, ISBN 3-406-55206-4, S. 110.
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 522.
  7. Sebastian Grauvogl: Zittern um das Bergwerk. In: Holzkirchner Merkur (Lokalteil). Nr. 84/2015, 13. April 2015, S. 4.
  8. Kommunalstatistik von Hausham (PDF) (Memento vom 10. Dezember 2015 im Internet Archive)
  9. Gemeinderäte. Abgerufen am 21. März 2020.
  10. Gemeinde Hausham | Aktuelles | . Abgerufen am 26. März 2020.
  11. Ratsinformation. Gemeinde Hausham, abgerufen am 15. August 2020.
  12. Eintrag zum Wappen von Hausham in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  13. Gemeinde Hausham | Bergbaumuseum. Abgerufen am 11. Juni 2021.
  14. Bergbau und Energieversorgung in Peißenberg. PKG – Peißenberger Kraftwerksgesellschaft mbH, 22. Juni 2018, abgerufen am 11. Juni 2021.
  15. Montessori-Schule Hausham, abgerufen am 28. November 2015