Hirschthal AG

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AG ist das Kürzel für den Kanton Aargau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Hirschthalf zu vermeiden.
Hirschthal
Wappen von Hirschthal
Wappen von Hirschthal
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Aarauw
BFS-Nr.: 4007i1f3f4
Postleitzahl: 5042
Koordinaten: 646429 / 241067Koordinaten: 47° 19′ 8″ N, 8° 3′ 10″ O; CH1903: 646429 / 241067
Höhe: 444 m ü. M.
Höhenbereich: 435–652 m ü. M.[1]
Fläche: 3,53 km²[2]
Einwohner: 1685 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 477 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
11,1 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.hirschthal.ch
Hirschthal Dorfzentrum
Hirschthal Dorfzentrum

Hirschthal Dorfzentrum

Lage der Gemeinde
Karte von HirschthalHallwilerseeKanton Basel-LandschaftKanton SolothurnBezirk BremgartenBezirk BruggBezirk KulmBezirk LaufenburgBezirk LenzburgBezirk RheinfeldenBezirk ZofingenAarauBibersteinBuchs AGDensbürenErlinsbach AGGränichenHirschthal AGKüttigenMuhenOberentfeldenSuhrUnterentfelden
Karte von Hirschthal
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Hirschthal (schweizerdeutsch: Herschtu, ˈhɪrʃtʊ)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Aarau und liegt im mittleren aargauischen Suhrental, rund acht Kilometer südlich des Kantonshauptortes Aarau.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt östlich der Suhre am Ausgang eines in Richtung Osten verlaufenden, rund zwei Kilometer langen Seitentals, das einfach «Tal» genannt wird. Das schmale Seitental wird begrenzt durch zwei steile Hügelzüge, der Egg (592 m ü. M.) im Norden und dem Gschneit (598 m ü. M.) im Süden. Am östlichen Ende des Tals ragt ebenfalls ein steiler Hügelzug auf, die Hochwacht (653 m ü. M.). Diese bildet gleichzeitig den Übergang ins Wynental. Westlich des Dorfes weitet sich das Suhrental zu einer ausgedehnten Ebene.[6]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 353 Hektaren, davon sind 181 Hektaren bewaldet und 61 Hektaren überbaut.[7] Der höchste Punkt befindet sich auf 653 Metern auf der Hochwacht, der tiefste auf 437 Metern an der Suhre. Nachbargemeinden sind Muhen im Norden, Unterkulm im Osten, Schöftland im Süden und Holziken im Westen. Das Siedlungsgebiet ist fast mit demjenigen von Schöftland zusammengewachsen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftbild (1970)

Verschiedene Ziegelfragmente und das Fundament eines Gebäudes, die 1958 freigelegt wurden, lassen auf eine Besiedlung während der Römerzeit schliessen.[8] Die erste urkundliche Erwähnung von Hyrztale erfolgte im Jahr 893 in einer Urkunde des Fraumünsters in Zürich. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen (ze) hirztale und bedeutet «im Hirschtal».[5] Im Mittelalter lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1273 die neuen Landesherren.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Hirschthal gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Die niedere Gerichtsbarkeit war bis 1380 im Besitz der Herren von Rupperswil, einem habsburgischen Ministerialengeschlecht. Anschliessend ging sie an die Hallwyler über, die sie 1604 wiederum an Bern verkauften. Somit war Hirschthal ein Teil des Gerichtsbezirks Oberentfelden im Amt Lenzburg. 1528 führten die Berner die Reformation ein.

Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Hirschthal gehörte zunächst zum Distrikt Kulm, ab 1803 (Erweiterung des Aargaus um die Kantone Baden und Fricktal) zum Bezirk Aarau. Die Suhrentalbahn nahm am 19. November 1901 ihren Betrieb auf. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Gemeinde landwirtschaftlich geprägt, allerdings war auch die Heimarbeit für die Textilindustrie weit verbreitet. Ab Mitte der 1970er Jahre wandelte sich Hirschthal zu einer Wohngemeinde in der Agglomeration Aarau.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss auf grünem Boden springender roter Hirsch.» Die früheste Version dieses Wappen erschien bereits 1683 auf einer Glasscheibe der Kirche von Schöftland. 1948 erfolgte eine gestalterische Überarbeitung.[9]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hirschthal
Alte Dorfschule

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[10]

Jahr 1764 1803 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
Einwohner 219 581 522 609 684 743 878 949 1'111 1'177 1'280 1'457 1'645

Am 31. Dezember 2022 lebten 1685 Menschen in Hirschthal, der Ausländeranteil betrug 11,1 %. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 43,6 % als reformiert und 20,8 % als römisch-katholisch; 35,6 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[11] 94,0 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 1,7 % Italienisch und 0,8 % Albanisch.[12]

Politik und Recht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Aarau zuständig. Hirschthal gehört zum Friedensrichterkreis II (Oberentfelden).[13]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Hirschthal gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 780 Arbeitsplätze, davon 8 % in der Landwirtschaft, 31 % in der Industrie und 61 % im Dienstleistungsbereich.[14] Es gibt drei grössere Industriebetriebe, hergestellt werden Messwandler, Infrarotgeräte und Logistikeinrichtungen. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in Aarau und Umgebung.

Smartflower Elektroauto-Tankstelle in Hirschthal

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Dorf verläuft die Kantonsstrasse 286 von Aarau nach Schöftland. Die Hauptstrasse 24 von Aarau nach Sursee umfährt das Dorf an seiner Westseite und dient gleichzeitig als Zubringer zum Anschluss Aarau-West der Autobahn A1. Eine weitere Strasse führt über Holziken ins Uerkental. Die Anbindung an das Netz des öffentlichen Verkehrs erfolgt durch die Suhrentalbahn zwischen dem Bahnhof Aarau und Schöftland; das Trassee verläuft dabei unmittelbar neben der Kantonsstrasse. An Wochenenden verkehrt ein Nachtbus von Aarau über Hirschthal und Schöftland nach Kölliken.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und ein Schulhaus, in dem die Primarschule unterrichtet wird. Sämtliche Oberstufen (Realschule, Sekundarschule und Bezirksschule) können in Schöftland absolviert werden. Die nächstgelegenen Gymnasien sind die Alte Kantonsschule und die Neue Kantonsschule, beide in Aarau.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hirschthal – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 198–199.
  6. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1069, Swisstopo.
  7. Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 18. Mai 2019.
  8. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 172.
  9. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 177.
  10. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 18. Mai 2019.
  11. Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 18. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  12. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 10. August 2018; abgerufen am 18. Mai 2019.
  13. Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 21. Juni 2019.
  14. Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2019; abgerufen am 18. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch