Olympische Sommerspiele 1984/Leichtathletik – Marathon (Frauen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sportart Leichtathletik
Disziplin Marathonlauf
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 50 Athletinnen aus 30 Ländern
Wettkampfort Rundkurs durch Los Angeles
Ziel: Memorial Coliseum
Wettkampfphase 5. August 1984
Medaillengewinnerinnen
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Joan Benoit (USA)
Norwegen Grete Waitz (NOR)
Portugal Rosa Mota (POR)
1988
Der Hafen von Marina del Rey

Der Marathonlauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles wurde am 5. August 1984 ausgetragen. Fünfzig Athletinnen nahmen an der olympischen Premiere dieser Disziplin teil, von denen 44 das Ziel erreichten.

Erste Olympiasiegerin wurde die US-Amerikanerin Joan Benoit. Sie gewann vor der Norwegerin Grete Waitz und der Portugiesin Rosa Mota.

Die Bundesrepublik Deutschland wurde durch Charlotte Teske, frühere Charlotte Bernhard, vertreten, die das Ziel auf Rang sechzehn erreichte.
Die Schweizerin Gabriela Andersen-Schiess wurde 37.
Läuferinnen aus Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil. Athletinnen aus der DDR waren wegen des Olympiaboykotts ebenfalls nicht dabei.

Rekorde/Bestleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Rekorde wurden damals in dieser Disziplin außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen aufgrund der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Bestehende Rekorde/Bestleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltbestzeit 2:22:43 h Joan Benoit (Vereinigte Staaten USA) Boston, USA 18. April 1983[1]
Olympischer Rekord Wettbewerb bei Olympischen Spielen bisher nicht ausgetragen

Erster olympischer Rekord[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der US-amerikanische Olympiasiegerin Joan Benoit stellte im Rennen am 5. August mit 2:24:52 h den ersten olympischen Rekord in diesem Wettbewerb auf. Zu ihrer eigenen Weltbestzeit fehlten ihr 2:09 Minuten.

Streckenführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rennen wurde in Santa Monica am Santa Monica College gestartet. Über den Pacific Coast Highway und den Lincoln Boulevard ging es nach Nordwesten, ehe die Strecke nach Passieren der Interstate 10 in Richtung Nordosten über den Olympic Boulevard führte. Weiter ging es nun in einem weiten Linksbogen zur Pazifikküste, die in Pacific Palisades erreicht wurde. Über den Ocean Boulevard verlief die Route südostwärts an der Küste entlang bis zum Venice Beach und umrundete den Hafen von Marina del Rey. Die Strecke wurde ostwärts fortgesetzt und passierte den Interstate 405. Über den Jefferson Boulevard ging es in nördlicher Richtung an Culver City vorbei bis Baldwin Hills, über die Rodeo Road und dem Exposition Boulevard dann ostwärts zum Los Angeles Memorial Coliseum. Im Stadion war noch eine Runde zurückzulegen, bevor das Ziel erreicht wurde.[2]

Ergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasiegerin Joan Benoit
in einer Aufnahme von 2008
Silbermedaillengewinnerin Grete Waitz (Foto: 2010)
Bronzemedaillengewinnerin Rosa Mota
Rang vier für Ingrid Kristiansen
(hier im Jahr 2015)
Die fünftplatzierte Lorraine Moller
Carla Beurskens
belegte Rang 22

Datum: 5. August 1984[3]

Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
Marke
Zwischenzeit Führende 5-km-Zeit
5 km 18:15 min Joan Benoit 18:15 min
10 km 35:24 min Joan Benoit 17:09 min
15 km 51:46 min Joan Benoit 16:22 min
20 km 1:08:32 h00 Joan Benoit 16:46 min
25 km 1:25:24 h00 Joan Benoit 16:52 min
30 km 1:42:23 h00 Joan Benoit 16:59 min
35 km 1:59:41 h00 Joan Benoit 17:18 min
40 km 2:17:14 h00 Joan Benoit 17:33 min
Platz Athletin Land Zeit (h) Anmerkung
01 Joan Benoit Vereinigte Staaten USA 2:24:52 OR
02 Grete Waitz Norwegen Norwegen 2:26:18
03 Rosa Mota Portugal Portugal 2:26:57
04 Ingrid Kristiansen Norwegen Norwegen 2:27:34
05 Lorraine Moller Neuseeland Neuseeland 2:28:34
06 Priscilla Welch Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:28:54
07 Lisa Martin Australien Australien 2:29:03
08 Sylvia Ruegger Kanada Kanada 2:29:09
09 Laura Fogli Italien Italien 2:29:28
10 Tuija Toivonen Finnland Finnland 2:32:07
11 Joyce Smith Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:32:48
12 Alba Milana Italien Italien 2:33:01
13 Dorthe Rasmussen Danemark Dänemark 2:33:40
14 Sarah Rowell Vereinigtes Konigreich Großbritannien 2:34:08
15 Sinikka Keskitalo Finnland Finnland 2:35:15
16 Charlotte Teske Deutschland BR BR Deutschland 2:35:56
17 Anne Marie Malone Kanada Kanada 2:36:33
18 Midde Hamrin Schweden Schweden 2:36:41
19 Nanae Sasaki Japan 1870Japan Japan 2:37:04
20 Paola Moro Italien Italien 2:37:06
21 Ria Van Landeghem Belgien Belgien 2:37:11
22 Carla Beurskens Niederlande Niederlande 2:37:51
23 Regina Joyce Irland Irland 2:37:57
24 Marie-Christine Deurbroeck Belgien Belgien 2:38:01
25 Maria Trujillo Mexiko Mexiko 2:38:50
26 Bente Moe Norwegen Norwegen 2:40:52
27 Mary O’Connor Neuseeland Neuseeland 2:41:22
28 Carey May Irland Irland 2:41:27
29 Francine Peeters Belgien Belgien 2:42:22
30 Zehava Shmueli Israel Israel 2:42:27
31 Winnie Ng Hongkong 1959 Hongkong 2:42:38
32 Mónica Regonesi Chile Chile 2:44:44
33 Naydi Nazario Puerto Rico Puerto Rico 2:45:49
34 Yuko Gordon Hongkong 1959 Hongkong 2:46:12
35 Ena Guevara Peru Peru 2:46:50
36 Julie Brown Vereinigte Staaten USA 2:47:33
37 Gabriela Andersen-Schiess Schweiz Schweiz 2:48:42
38 Rita Borralho Portugal Portugal 2:50:58
39 Conceição Ferreira Portugal Portugal 2:50:58
40 María del Carmen Cárdenas Mexiko Mexiko 2:51:03
41 Maria Luisa Ronquillo Mexiko Mexiko 2:51:04
42 Nelly Wright Bolivien Bolivien 2:51:35
43 Mary Wagaki Kenia Kenia 2:52:00
44 Eleonora de Mendonca Brasilien 1968 Brasilien 2:52:19
DNF Anne Audain Neuseeland Neuseeland
Leda Díaz Honduras Honduras
Jacqueline Gareau Kanada Kanada
Julie Isphording Vereinigte Staaten USA
Akemi Masuda Japan 1870Japan Japan
Ifeoma Mbanugo Nigeria Nigeria

Rennverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Favoritinnen galten die norwegische Weltmeisterin Grete Waitz, frühere Grete Andersen, die portugiesische Europameisterin Rosa Mota und die US-Läuferin Joan Benoit, die 1979 und 1983 den Boston-Marathon gewonnen und 1983 dabei die bestehende Weltbestzeit erzielt hatte. Bei Benoit gab es jedoch im Vorfeld der Olympischen Spiele gesundheitliche Probleme. Sie laborierte an den Nachwirkungen einer Knieoperation und hatte die Olympiaausscheidung nur mit Mühe überstanden. Niemand wusste, inwieweit sie wirklich fit sein würde. Das Fehlen von Läuferinnen aus den Boykottstaaten hatte hier wenig Auswirkungen. Keine der betreffenden Athletinnen hätte zum engeren Favoritenkreis gezählt.

Mit 46 Jahren war die Britin Joyce Smith die älteste Teilnehmerin bei den olympischen Leichtathletikwettbewerben von Los Angeles überhaupt.

Schon früh bei Kilometer fünf ging Benoit in Führung. Ein Verfolgerfeld von sieben Läuferinnen hatte sich gebildet. Die Gruppe bestand aus Mota, Waitz, der Norwegerin Ingrid Kristiansen, frühere Ingrid Christensen, den beiden Neuseeländerinnen Lorraine Moller und Anne Audain, der Britin Priscilla Welch und der US-Amerikanerin Julie Brown. Die Verfolgerinnen lagen bei Kilometer 25 schon fast zwei Minuten zurück. Von ihnen fiel Brown im weiteren Verlauf immer mehr zurück, Audain gab nach Kilometer 30 das Rennen ganz auf. Benoits Vorsprung wurde nach Kilometer 25 im Laufe der Zeit kleiner, aber keine der Verfolgerinnen kam noch an sie heran. Joan Benoit wurde mit fast anderthalb Minuten Vorsprung Olympiasiegerin vor Grete Waitz. Vierzig Sekunden später lief Bronzemedaillengewinnerin Rosa Mota ins Ziel. Auf den nächsten drei Plätzen kamen die drei verbliebenen Athletinnen aus der anfänglichen Verfolgergruppe ein. Vierte mit 37 Sekunden Rückstand auf Bronze wurde Ingrid Kristiansen, Rang fünf belegte eine weitere Minute dahinter Lorraine Moller, die zwanzig Sekunden vor der sechstplatzierten Priscilla Welch das Ziel erreichte.

Die Ankunft der Schweizerin Gabriela Andersen-Schiess sorgte für Besorgnis und es war umstritten, wie in solchen Fällen von Betreuer- und Ärzteseite zu verfahren sei. Sie hatte an Position zwanzig liegend die letzte Getränkestation bei Kilometer vierzig verpasst und wankte mit verzerrtem Gesicht die letzte Stadionrunde entlang. Dafür benötigte die völlig entkräftete Läuferin sieben Minuten, in denen die Zuschauer sie anfeuerten. Der Sender ABC übertrug dies in voller Länge. Die Zuschauer wurden Zeuge, wie die Schweizerin Ärzte und andere Helfer wegscheuchte, denn für die Unterstützung wäre sie disqualifiziert worden. Bei Untersuchungen im Krankenhaus wurde bei ihr eine Körpertemperatur von 41,2° Celsius gemessen.[4]

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Track and Field Statistics, Records Progression - World Records, Women, Marathon, abgerufen am 15. November 2021
  2. Streckenplan im Offiziellen Bericht, Seite 98, abgerufen am 14. Januar 2018
  3. Official Report of the Games of the XXIIIrd Olympiad Los Angeles, 1984, Volume 2, Competition Summary and Results, S. 262, englisch/französisch (PDF, 41.082 KB), abgerufen am 15. November 2021
  4. Gaby Andersen-Schiess torkelt in der Hitze von L.A. völlig dehydriert ins Marathon-Ziel, watson.ch, abgerufen am 15. November 2021