Otto Wilhelm von Vacano

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Otto Wilhelm von Vacano (* 5. Mai 1910 in Erstein im Elsass, Reichsland Elsaß-Lothringen; † 20. April 1997 in Tübingen) war ein deutscher Klassischer Archäologe, der sich hauptsächlich mit Geschichte und Kultur der Etrusker beschäftigt hat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto Wilhelm von Vacano, Sohn von Gretchen Rosalie, Freiin von Feilitzsch, und des Landgerichtspräsidenten Franz Johannes von Vacano (1876–1947, Sohn von Otto von Vacano), studierte nach seinem in Köln absolvierten Abitur ab 1929 in Wien und Köln Alte Geschichte, Klassische Philologie und Klassische Archäologie und wurde 1936 bei Andreas Rumpf in Köln mit einer Dissertation zum Thema Das Problem des Alten Zeustempels in Olympia promoviert.

Vacano war bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in NS-Organisationen aktiv. Er war Mitglied der Hitlerjugend, die er als Oberbannführer verließ. 1931 trat Vacano dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund bei, 1932 dann der SA und 1933 der NSDAP. Ab 1934 war er der Leiter des Hauptreferats Führerschulung im Stab des Reichsjugendführers, von 1939 bis 1943 war er Dozent an der Erzieher-Akademie der Adolf-Hitler-Schule in Sonthofen, deren kommissarischer Direktor er 1943/44 war. Vacano war Mitglied des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg, der systematisch kulturelle Schätze in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten beschlagnahmte.[1]

1944 legte er der Philosophischen Fakultät der Universität Graz die Habilitationsschrift Lelegia, eine Steinzeitsiedlung auf dem Kufówuno bei Sparta vor. Im Internationalen Bund für Kultur und Sozialarbeit war 1951 bis 1961 Heimleiter und Leitender Mitarbeiter. Am Archäologischen Institut der Universität Tübingen arbeitete er von 1958 bis 1975 als Lehrbeauftragter. Von 1962 bis 1975 war von Vacano Kustos der Antikensammlung des Institutes für Klassische Archäologie der Universität Tübingen, wo er als Akademischer Oberrat wirkte. Spezialgebiet von Vacanos war die Archäologie der Etrusker. In diesem Bereich galt er als internationale Kapazität. Seit von Vacano bestand am Institut für Klassische Archäologie der Universität Tübingen eine Professur für Etruskologie.

Von Vacano war Ehrenmitglied zahlreicher italienischer Gesellschaften.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 29. Oktober 1936 heiratete Vacano die Oldenburgerin Erna von Vacano-Bohlmann, geborene Bohlmann (* 1911; † 24. Mai 1950), mit der er sechs gemeinsame Kinder hatte. Nach dem überraschenden Tod seiner ersten Frau heiratete er am 25. Oktober 1951 die Kriegswitwe Juliane Wrede, geborene Engelhardt (* 7. August 1914 in München; † 21. Juni 1993 in Volterra), Tochter des Generalmajors Philipp Engelhardt, mit der ein weiteres gemeinsames Kind, einen Sohn, hatte. Aus ihrer ersten Ehe mit Ludwig Alfred Franz-Otto Wrede (1912–1945) brachte sie zwei weitere Kinder in die Ehe ein; die Kinder wuchsen alle gemeinsam auf.[2]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Problem des alten Zeustempels von Olympia. 1937.
  • als Hrsg. mit anderen: Sparta. Der Lebenskampf einer nordischen Herrenschicht (= Arbeitsheft der Adolf-Hitler-Schulen). Kempten 1940.
  • Im Zeichen der Sphinx. Griechenland im VII. Jahrhundert. Kohlhammer, Stuttgart 1952.
  • Die Etrusker. Werden und geistige Welt. Kohlhammer, Stuttgart 1955.
  • Die Etrusker in der Welt der Antike. Hamburg 1957.
  • Italien. 3. Auflage. 1982.
  • Der Talamonaccio. Alte und neue Probleme (= Biblioteca di Studi Etruschi. Band 17). Olschki, Florenz 1988, ISBN 88-222-3606-8.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Christian Harten, Uwe Neirich, Matthias Schwerendt: Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs. Bio-bibliographisches Handbuch (= Edition Bildung und Wissenschaft. Band 10). Akademie-Verlag, Berlin 2006, S. 481 (online).
  2. Martin Miller: Otto Wilhelm von Vacano (1910–1997). In: Gunnar Brands, Martin Maischberger (Hrsg.): Lebensbilder: Klassische Archäologen und der Nationalsozialismus. Leidorf, Rahden (Westfalen) 2012 (= Menschen – Kulturen – Traditionen; ForschungsCluster 5. Band. 2,1), ISBN 978-3-86757-382-5, S. 237–252.