24-Stunden-Rennen von Le Mans 1930

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Der siegreiche Bentley Speed Six Old Number One von Woolf Barnato und Glen Kidston
Der Bugatti Type 40 von Marguerite Mareuse und Odette Siko beim Boxenstopp
Der Tracta A28 von Jean-Albert Grégoire und Fernand Vallon

Das achte 24-Stunden-Rennen von Le Mans, der 8e Grand Prix d’Endurance les 24 Heures du Mans, auch 8emes Grand Prix d'Endurance les 24 Heures du Mans, Circuit Permanenthe de la Sarthe, fand vom 21. bis 22. Juni 1930 auf dem Circuit des 24 Heures bei Le Mans statt.

Das Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erfolgen von Bentley in den letzten drei Jahren kam in der französischen Presse Kritik an der heimischen Automobilindustrie auf, die keine siegfähigen Fahrzeuge nach Le Mans brachten. Die Hersteller, die am Rennen teilnahmen, konzentrierten sich auf die kleinen Hubraumklassen, was einen Sieg in der Gesamtwertung ausschloss. 1930 änderte sich an diesem Zustand nichts. Im Gegenteil, 1930 nahmen nur mehr drei französische Rennwagen am Langstreckenrennen teil, die beiden Stutz wurden von französischen Teams genannt, waren aber in den USA produziert worden. Auch bei den Piloten stellten die Franzosen nicht mehr die Mehrheit. Das Gros der Fahrer kam mit 20 Teilnehmern aus Großbritannien. Überhaupt spürte man auch in Europa bereits die Folgen der Großen Depression, und der Motorsport blieb davon nicht verschont. Nur 17 Fahrzeuge wurden am Samstag, den 21. Juni 1930, zum Le-Mans-Start aufgestellt – das kleinste Starterfeld, das jemals in Le Mans ins Rennen ging.

Als klare Favoriten galten erneut die Bentleys. Zu den drei Werkswagen, die von Woolf Barnato in „Old Number One“ angeführt wurden, kamen zwei private Blower, die zum Fuhrpark von Dorothy Padget gehörten. Für die britische Lady fuhren Tim Birkin, Dudley Benjafield und der französische Veteran Jean Chassagne. Obwohl es in den großen Klassen zu den beiden Stutz nur noch zwei britische Talbots gab, konnte die Veranstaltung mit einigen Novitäten aufwarten. Erstmals ging ein Damenteam an den Start, und Francis Curzon steuerte den ersten Alfa Romeo des 24-Stunden-Rennens. Auch das erste deutsche Team trat die Reise nach Westfrankreich an. Mit viel Unterstützung von Alfred Neubauer und Mercedes-Benz fuhr Rudolf Caracciola einen Mercedes-Benz SSK.

Caracciola dominierte auch die ersten Runden des Rennens, bis ihn Birkin in der vierten Runde von der Spitze verdrängte. Bis in die Nacht lieferte sich das deutsche Team einen harten Kampf mit den Bentleys, wobei die Führung immer wieder wechselte. In der Nacht musste der Mercedes aber abgestellt werde. Eine defekte Zündspule hatte die Batterie entleert, die laut Reglement nicht getauscht werden durfte. Nachdem sich der Wagen nicht mehr starten ließ, musste Caracciola aufgeben. Auch die beiden Bentley Blower fielen aus, der Doppelsieg von Bentley war aber nie in Gefahr. Woolf Barnato, mit seinem dritten Teamkollegen, feierte seinen dritten Gesamtsieg in Folge. Für die britische Marke endete mit dem vierten Sieg in Folge die Hegemonie in Le Mans. Noch im selben Jahr wurde die Rennmannschaft aufgelöst und Bentley ein Jahr später an Rolls-Royce verkauft. Es sollten 73 Jahren vergehen, ehe mit dem Speed 8 wieder ein Bentley an der Sarthe gewinnen wird.

Mit Odette Siko und Marguerite Mareuse waren zum ersten Mal zwei Frauen beim 24-Stunden-Rennen am Start. Das Damenduo erreichte mit ihren Bugatti Type 40 den siebten Rang in der Gesamtwertung.[1]

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Piloten nach Nationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich 20 Briten Dritte Französische Republik 11 Franzosen Deutsches Reich 2 Deutsche Italien 1861 1 Italiener

Schlussklassement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis Motor Reifen Runden
1 8.0 4 Vereinigtes Konigreich Bentley Motors Ltd. Vereinigtes Konigreich Woolf Barnato
Vereinigtes Konigreich Glen Kidston
Bentley Speed Six Old Number One Bentley 6.6L I6 D 179
2 8.0 2 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Bentley Motors Ltd. Vereinigtes Konigreich Frank Clement
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Richard Watney
Bentley Speed Six Bentley 6.6L I6 D 173
3 3.0 15 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Fox und Nicholl Vereinigtes Konigreich Brian E. Lewis
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Hugh Eaton
Talbot AO90 Talbot 2.3L I4 D 162
4 3.0 16 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Fox und Nicholl Vereinigtes Konigreich Johnny Hindmarsh
Vereinigtes Konigreich Tim Rose-Richards
Talbot AO90 Talbot 2.3L I4 D 160
5 2.0 23 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Earl Howe Vereinigtes Konigreich Earl Howe
Vereinigtes Konigreich Leslie Callingham
Alfa Romeo 6C 1750 Super Sport Alfa Romeo 1.8L Supercharged I6 D 159
6 1.5 24 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Lea-Francis Ltd. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Kenneth Peacock
Vereinigtes Konigreich Sammy Newsome
Lea-Francis S-Type Hyper Meadows 1.5L Supercharged I4 D 140
7 1.5 25 Dritte Französische Republik Marguerite Mareuse Dritte Französische Republik Marguerite Mareuse
Dritte Französische Republik Odette Siko
Bugatti T40 Bugatti 1.5L I4 E 132
8 1.1 27 Dritte Französische Republik SA des Automobiles Tracta Dritte Französische Republik Jean-Albert Grégoire
Dritte Französische Republik Fernand Vallon
Tracta A28 S.C.A.P. 1.0L I4 D 128
9 1.1 26 Dritte Französische Republik SA des Automobiles Tracta Dritte Französische Republik Roger Bourcier
Dritte Französische Republik Louis Debeugny
Tracta A28 S.C.A.P. 1.0L I4 D 123
Ausgefallen
10 5.0 8 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Hon. Dorothy Paget Vereinigtes Konigreich Dudley Benjafield
Italien 1861 Giulio Ramponi
Bentley Blower C Bentley 4.4L Supercharged I4 D 144
11 5.0 9 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Hon. Dorothy Paget Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tim Birkin
Dritte Französische Republik Jean Chassagne
Bentley Blower C Bentley 4.4L Supercharged I4 D 138
12 8.0 1 Deutsches Reich Rudolf Caracciola Deutsches Reich Rudolf Caracciola
Deutsches Reich Christian Werner
Mercedes-Benz SSK Mercedes-Benz 7.1L Supercharged I6 C 85
13 1.1 28 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Huskinson & Fane Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Robert Murton-Neale
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jack Hicks
MG M-Type MG 0.8L I4 D 82
14 8.0 6 Vereinigte Staaten 48 Robert Parke Dritte Französische Republik Philippe de Rothschild
Dritte Französische Republik Edmond Bourlier
Stutz Model M Blackhawk Stutz 5.4L I8 D 42
15 8.0 5 Dritte Französische Republik Édouard Brisson Dritte Französische Republik Édouard Brisson
Dritte Französische Republik Louis Rigal
Stutz Model M Blackhawk Stutz 5.4L I8 D 34
16 1.1 29 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Francis Samuelson Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Francis Samuelson
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Freddy Kindell
MG M-Type MG 0.8L I4 D 28
17 8.0 3 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Bentley Motors Ltd. Vereinigtes Konigreich Sammy Davis
Vereinigtes Konigreich Clive Dunfee
Bentley Speed Six Bentley 6.6L I6 D 21
Nicht gestartet
18 5.0 7 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Hon. Dorothy Paget Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Beris Harcourt Wood
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jack Dunfee
Bentley Blower C Bentley 4.4L Supercharged I4 D 1
19 2.0 20 Dritte Französische Republik Bollack, Netter et Cie Dritte Französische Republik Christian Charier
Dritte Französische Republik Raymond Jouclas
B.N.C. Montlhery BNC AER 1.9L I6 D 2
20 3.0 15T Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Fox und Nicholl Talbot AO90 Talbot 2.3L I4 D 3
21 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Bentley Motors Ltd. Bentley 4 ½ Litre Bentley 4.4L I4 D 4

1 Probleme mit dem Benzin, daraufhin überhitzte ein Zylinder 2 defekter Starter 3 Trainingswagen 4 Trainingswagen

Nur in der Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis Motor Reifen
22 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alvis
23 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alvis
24 Argentinien Nacional Pescara Chile Juan Zanelli
25 Argentinien Nacional Pescara
26 Argentinien Nacional Pescara
27 Argentinien Nacional Pescara
28 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Scotsman Motors
29 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Aston Martin

Biennale-Cup[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Nr. Fahrer Chassis Koeffizient Platzierung im Gesamtklassement
1 4 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Woolf Barnato
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Glen Kidston
Bentley Speed Six 1.172 Gesamtsieg
2 2 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Frank Clement
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Richard Watney
Bentley Speed Six 1.133 Rang 2
3 27 Dritte Französische Republik Jean-Albert Grégoire
Dritte Französische Republik Fernand Vallon
Tracta A28 1.054 Rang 8
4 24 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Kenneth Peacock
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Sammy Newsome
Lea-Francis S-Type Hyper 1.054 Rang 6
5 26 Dritte Französische Republik Roger Bourcier
Dritte Französische Republik Louis Debeugny
Tracta A28 1.009 Rang 9

Index of Performance[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Nr. Fahrer Chassis Koeffizient Platzierung im Gesamtklassement
1 15 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian E. Lewis
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Hugh Eaton
Talbot AO90 1.176 Rang 3
2 4 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Woolf Barnato
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Glen Kidston
Bentley Speed Six 1.172 Gesamtsieg
3 16 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Johnny Hindmarsh
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tim Rose-Richards
Talbot AO90 1.164 Rang 4
4 23 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Earl Howe
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Leslie Callingham
Alfa Romeo 6C 1750 Super Sport 1.156 Rang 5
5 2 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Frank Clement
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Richard Watney
Bentley Speed Six 1.133 Rang 2
6 27 Dritte Französische Republik Jean-Albert Grégoire
Dritte Französische Republik Fernand Vallon
Tracta A28 1.054 Rang 8
7 24 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Kenneth Peacock
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Sammy Newsome
Lea-Francis S-Type Hyper 1.054 Rang 6
8 25 Dritte Französische Republik Marguerite Mareuse
Dritte Französische Republik Odette Siko
Bugatti T40 1.016 Rang 7
9 26 Dritte Französische Republik Roger Bourcier
Dritte Französische Republik Louis Debeugny
Tracta A28 1.009 Rang 9

Klassensieger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
6. Bienniale Cup Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Woolf Barnato Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Glen Kidston Bentley Speed Six Gesamtsieg
Index of Performance Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian E. Lewis Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Hugh Eaton Talbot AO90 Rang 3
5001–8000 cm³ Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Woolf Barnato Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Glen Kidston Bentley Speed Six Gesamtsieg
2001–3000 cm³ Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian E. Lewis Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Hugh Eaton Talbot AO90 Rang 3
1501–2000 cm³ Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Francis Curzon Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Leslie Callingham Alfa Romeo 6C 1750 Super Sport Rang 5
1001–1500 cm³ Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Kenneth Peacock Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Sammy Newsome Lea-Francis Hyper S-Type Rang 6
751–1000 cm³ Dritte Französische Republik Jean-Albert Grégoire Dritte Französische Republik Fernand Vallon Tracta A28 Rang 8

Renndaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeldet: 29
  • Gestartet: 17
  • Gewertet: 9
  • Rennklassen: 7
  • Zuschauer: unbekannt
  • Ehrenstarter des Rennens: unbekannt
  • Wetter am Rennwochenende: heiß und sonnig, Regen am Sonntag
  • Streckenlänge: 16,340 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 24:00:00,000 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 179
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 2930,663 km
  • Siegerschnitt: 122,111 km/h
  • Pole Position: unbekannt
  • Schnellste Rennrunde: Tim Birkin – Bentley Blower C (#9) – 6:48,000 = 144,362 km/h
  • Rennserie: zählte zu keiner Rennserie

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Moity, Jean-Marc Teissèdre, Alain Bienvenu: 24 heures du Mans, 1923–1992. Éditions d’Art, Besançon 1992, ISBN 2-909-413-06-3.
  • R. M. Clarke: Le Mans. The Bentley & Alfa Years 1923–1939. Brooklands Books, Cobham 1998, ISBN 1-85520-465-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1930 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brian Laban: Le Mans 24 Hours MBI Publishing Company 2001, Seite 69