Biesenthal (Bismark)

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Biesenthal
Koordinaten: 52° 45′ N, 11° 34′ OKoordinaten: 52° 44′ 33″ N, 11° 33′ 33″ O
Höhe: 29 m ü. NHN
Fläche: 5,34 km²[1]
Einwohner: 55 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 10 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Späningen
Postleitzahl: 39629
Vorwahl: 039083
Biesenthal (Sachsen-Anhalt)
Biesenthal (Sachsen-Anhalt)

Lage von Biesenthal in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Biesenthal

Biesenthal gehört zur Ortschaft Meßdorf und ist ein Ortsteil der Stadt Bismark (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biesenthal, ein Straßendorf mit Kirche, liegt neun Kilometer nördlich der Stadt Bismark (Altmark) in der Niederung des kleinen Flusses Biese.

Nachbarorte sind Beese im Südwesten, Hagenau im Nordwesten, Gladigau im Norden, Schmersau im Nordosten und Späningen im Südosten.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1347 wurde ein Bernardi de Bisendale als Zeuge in Salzwedel in einer Urkunde genannt.[5]

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Brisedal und Biesedal aufgeführt, das den von Bartensleben gehörte. Der Stendaler Bürger Johannes Ebeling erhielt Einnahmen aus dem Fleischzehnt im Dorf.[6]

Im Jahre 1482 wurde der apostolische Notar Henricus Scultetus de Besendahl (Heinrich Schulte) genannt, wie aus der „Politischen Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles“ hervorgeht.[7]

Weitere Nennungen sind 1551 Bisendal, 1687 Biesenthael[1] und 1804 Biesenthal.[8]

Während des Dreißigjährigen Krieges litt das Dorf unter Plünderungen und der Pest. 1780 erfolgte die erste Regulierung des Flüsschens Biese unter Friedrich II. 1907 bis 1908 erfolgte die zweite Bieseregulierung mit einer Erhöhung des Feldweges Biesenthal-Hagenau. Erst 1924 wurde die erste steinerne Biesebrücke errichtet, 1997 die heutige.[9]

Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1948 gab es eine Schule im Dorf. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts war ein Schulhaus vorhanden, das 1845 neu errichtet wurde. In einem einzigen Raum sind alle Kinder der Klassen 1 bis 6 unterrichtet worden. 1910/11 war ein Schulraum an die Küsterei angebaut worden. 1916 sind in der Schule 13 Mädchen und 15 Knaben unterrichtet worden.[9]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: eine Besitzung über 100 Hektar hatte 101 Hektar, 12 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 374, zwei Kirchenbesitzungen hatten 3, die 4 Gemeindebesitzungen 25 Hektar Land. Enteignet wurden ein Betrieb (Ackerhof) mit 101 Hektar Land. 1948 hatten aus der Bodenreform 11 Vollsiedler jeder über 5 Hektar, ein Kleinsiedler 5 Hektar Land erworben.[1] Der Hof Germer wurde durch 10 Siedler aufgesiedelt. 1958 entstanden die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) „Freie Scholle“[9] und die LPG Typ I „Biesestrand“.[10]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Sültmann deutet die Namen 1420 biesendale, 1541 bisendal als „Tal der Biese“; der Fluss zieht sich nördlich am Dorfe vorüber.[11][12]

Archäologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wurde von Funden aus der Jungsteinzeit berichtet.[9]

Die Funde von einem Gräberfeld bei Biesenthal aus spätrömischer Zeit, Gefäße und Schalen, befinden sich im Kreismuseum Osterburg und im Danneil-Museum in Salzwedel.[13]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Landkanton Osterburg auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Biesenthal nach Späningen eingemeindet,[14] das ab dem 25. Juli 1952 zum Kreis Kalbe (Milde) gehörte. Am 21. Dezember 1973 kam der Ortsteil Biesenthal mit der Eingemeindung von Späningen zu Meßdorf, welches am 1. Januar 1988 zum Kreis Osterburg kam.[15] Seit der Eingemeindung von Meßdorf in die Stadt Bismark (Altmark) dem 1. Januar 2010 gehört der Ortsteil Biesenthal zur neu gebildeten Ortschaft Meßdorf und zur Stadt Bismark (Altmark).[16]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1734 124
1772 094
1790 092
1798 113
1801 101
1818 110
Jahr Einwohner
1840 129
1864 161
1871 151
1885 162
1892 [00]149[17]
1895 152
Jahr Einwohner
1900 [00]157[17]
1905 156
1910 [00]157[17]
1925 174
1939 137
1946 276
Jahr Einwohner
1969 [0]140[9]
1983 [0]091[9]
2020 [00]059[18]
2021 [0]059[2]
2022 [0]055[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Biesenthal, die zur Pfarrei Meßdorf gehörte,[19] wird heute betreut vom Pfarrbereich Gladigau im Kirchenkreis Stendal der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[20] Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Biesenthal stammen aus dem Jahre 1815. Ältere Einträge sind unter Meßdorf zu finden.[21]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Dorfkirche Biesenthal ist ein spätromanischer Feldsteinbau aus dem Ende des 12. Jahrhunderts.[23]
  • Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof, der umgeben ist von einer Friedhofsmauer auf einem verputzten Feldsteinsockel mit Fachwerk und Biberschwanzabdeckung auf einer sattelförmigen Holzkonstruktion.[12] Sie wird auch als frühneuzeitliche Wellerwand bezeichnet, nach dem Material, das zwischen die Pfosten und Streben aus Holz im Fachwerk verbaut wurde.
  • An die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs erinnern Gedenktafeln in der Kirche.[24]
  • In Biesenthal gibt ein Feuerwehr- und Dorfgemeinschaftshaus.
  • Im Herbst wird das Kürbisfest im Dorf gefeiert.

Spukgeschichte aus Biesenthal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Pohlmann überlieferte im Jahr 1901 die folgende Geschichte, die ihm eine Frau aus dem benachbarten Späningen erzählt hatte. Zwischen den Dörfern Biesenthal und Gladigau befand sich zu der Zeit, also noch vor der letzten Regulierung der Biese, ein stehendes Wasser, der Biesenthaler Kolk. An diesem soll sich zur mitternächtigen Stunde eine alte Frau sehen lassen. Vor ihr steht eine Haspel, auf die sie das feingesponnene Garn der neben ihr liegenden Spulen aufhaspelt.[25]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 223–226, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 187 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 365, 14. Biesenthal (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Biesenthal (Bismark) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 223–226, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Bismark (Altmark), §15 Ortschaftsverfassung. (PDF) 31. Oktober 2018, abgerufen am 5. Dezember 2021.
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Zitiert nach Peter P. Rohrlach: Joachim Stephan: Die Vogtei Salzwedel. Land und Leute vom Landesausbau bis zur Zeit der Wirren (= Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 17). Peter Lang, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-631-54808-7, S. 465.
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 297.
  7. Felix Priebatsch (Hrsg.): Politische Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles. Band 3: 1481-1486. Hirzel, Leipzig 1898, S. 219, 618, 634, Nr. 911 (Textarchiv – Internet Archive).
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 257 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00279~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. a b c d e f Renate Pieper: Geschichtliches aus 39 Orten der Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark). Bismark 2019, S. 35–38, Biesenthal.
  10. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2099, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  11. nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB 576599174.
  12. a b Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 61–63.
  13. Rosemarie Leineweber: Die Altmark in spätrömischer Zeit (= Siegfried Fröhlich [Hrsg.]: Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie – Landesmuseum für Vorgeschichte – Sachsen-Anhalt. Band 50). Halle (Saale) 1997, S. 164, 7., 8.
  14. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (commons (PDF)).
  15. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343 ff.
  16. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag Einheitsgemeinde Stadt Bismark. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 192–201 (landkreis-stendal.de [PDF; 7,0 MB; abgerufen am 30. Oktober 2021]).
  17. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 187 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  18. Axel Junker: Positive Tendenz bei Umzügen. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 14. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 18.
  19. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 87 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  20. Pfarrbereich Gladigau. Abgerufen am 28. Oktober 2022.
  21. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 10. Dezember 2022.
  23. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 50.
  24. Biesenthal, Stadt Bismark, Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 2012, abgerufen am 11. Dezember 2022.
  25. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 23, Frau mit der Haspel am Biesenthaler Kolk.