Eisenhammer an der Roth

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Eisenhammer an der Roth
Stadt Roth
Koordinaten: 49° 13′ N, 11° 8′ OKoordinaten: 49° 13′ 12″ N, 11° 8′ 1″ O
Höhe: 343 m ü. NHN
Postleitzahl: 91154
Vorwahl: 09171
Eisenhammer zu Eckersmühlen
Eisenhammer zu Eckersmühlen

Eisenhammer an der Roth (auch als Eisenhammer Eckersmühlen genannt, fränkisch: Eisnhama bzw. Undahama[1]) ist eine ehemalige Hammerschmiede und ein Gemeindeteil der Kreisstadt Roth im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2] Das Anwesen ist heute ein Museumsgehöft, das die Kunst des Hammerschmiedens lebendig hält und an die Zeit der alten Schmiedefamilien erinnert.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Weiler liegt in einem Wäldchen etwa 500 m nordwestlich des Ortsrandes von Eckersmühlen am Flüsschen Roth. Ein Anliegerweg führt von der Staatsstraße 2220 dorthin.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1464 wurde hier eine Ölmühle des Deutschen Ordens urkundlich erwähnt, 1562 wurde sie unter Michael Peßmüller zum Zain- und Messinghammer umgebaut und dem Schutz des Markgrafen von Ansbach unterstellt.[4] Seitdem hieß das Anwesen „Unterer Hammer“.[5][6] Während des Dreißigjährigen Kriegs verfiel der Betrieb. Erst 1686 wurde sie vom markgräflichen Beamten Eyermann gekauft und in einen Eisenhammer umgebaut.[4] Schon damals wurden dort landwirtschaftliche Werkzeuge und Geräte hergestellt. Das benötigte Eisenerz wurde anfangs aus der näheren Umgebung, später aus der Oberpfalz bezogen. Zudem wurden abgenutzte Gerätschaften und anderer Eisenschrott gesammelt und wiederverwertet.

In den ersten Jahrzehnten wechselten die Besitzer des Eisenhammers häufig, der Erfolg des Betriebes war gering. Mit Johann Michael Schäff I., der vom Hammer Kreutmühle beim Hesselberg stammte und 1775 durch Heirat in den Besitz des Gehöfts gelangte, begann der Aufstieg der Schmiededynastie Schäff, die rund 200 Jahre dauerte und erst mit der Betriebsaufgabe im Jahre 1974 endete. Mit den Schäffs begann auch die Blütezeit des Eisenhammers.

In den folgenden Dekaden festigten die Schäffs durch Ankäufe von Ackerland und Waldstücken sowie durch den Aufbau eines Sägewerks ihren Stand und bauten ihren Einfluss und Wohlstand aus. Auf Johann Michael Schäff I. folgte sein Sohn, Johann Michael Schäff II. Dessen ältester Sohn wiederum gründete in Kreidenzell eine weitere Linie von Schäff-Eisenhämmern neben denen beim Hesselberg und bei Eckersmühlen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Eisenhammer zur Realgemeinde Eckersmühlen. Es gab ein Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Roth aus. Das Anwesen hatte das Kastenamt Roth als Grundherrn. Unter der preußischen Verwaltung (1792–1806) des Fürstentums Ansbach erhielt Eisenhammer die Hausnummern 46 bis 48 des Ortes Eckersmühlen.[7]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Roth. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Eisenhammer dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Eckersmühlen und der 1811 gegründeten Ruralgemeinde Eckersmühlen zugeordnet.[8]

Zur Zeit der Industrialisierung in Deutschland ging der Besitz 1862 an Johann Michael Schäff III., in dessen Zeit die Hochphase des Eisenhammers fiel. Schäff III. nutzte von Anbeginn die neuen Errungenschaften. Er bewirkte den Bau einer Lokalbahn von Roth über Hilpoltstein nach Greding, was den Transport der im Hammer benötigten Rohstoffe sowie die Auslieferung der Produkte vereinfachte und erleichterte. Die Fertigstellung der Bahnstrecke 1887 belebte die Produktion des Eisenhammers. Allerdings wurden nun auch die Grenzen der Kapazität des Eisenhammers erkennbar: Er war gebunden an die nicht beliebig vermehrbare Wasserkraft und konnte daher nur mit sehr langen Arbeitszeiten die Aufträge fristgerecht erfüllen.

Im Jahr 1892 übernahm Johann Schäff IV. den Betrieb. In seiner Zeit wuchs die Konkurrenz durch die Industrie. So sah er sich 1909 zur Modernisierung gezwungen: Er ließ ein neues Wehr aus Beton bauen und das bisherige Wasserrad durch eine Turbine ersetzen, die mit 6 PS über eine Transmission nicht nur die Hämmer, sondern auch das Gebläse der Esse, eine Drehbank, eine Bohrmaschine sowie eine Futterschneidemaschine für die dazugehörende Landwirtschaft antrieb. Zusätzlich wurde eine Dynamomaschine zur Stromerzeugung betrieben.

Nachdem Johann Schäffs IV. Sohn Fritz Schäff bereits seit 1918 im Eisenhammer mitgearbeitet hatte, ging das Gehöft 1936 endgültig in seinen Besitz über. Bereits 1933 hatte der letzte Besitzer des Schäff-Hammers umfassende Modernisierungen in der Schmiedehalle durchführen lassen. Diese sorgten dafür, dass sich während der Kriegsproduktion die Auftragslage zunächst noch einmal verbesserte. Der strukturelle Wandel und die industrielle Massenproduktion führte zum Niedergang des Betriebes. Eisenhammer und Sägewerk erbrachten bis 1956, als Schäffs Ehefrau Käthe kinderlos starb, kaum noch den Lebensunterhalt, schließlich finanzierte sich Fritz Schäff sein Leben nur noch durch den Verkauf von Äckern und Wäldern.

Die gesamte Zeit über hielt er aber seine Anlage technisch in Schwung. Zu Beginn der 1980er-Jahre verkaufte Fritz Schäff, der sich mit der regionalen Geschichte und der Geschichte der 23 Schäff-Eisenhämmer beschäftigt hatte, sein Anwesen an den Landkreis Roth und die Stadt Roth. Das Gehöft wurde 1985 als Museum eröffnet und seitdem ständig erweitert.

Eisenhammer wurde am 1. Mai 1978 zusammen mit Eckersmühlen im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Roth eingegliedert.[8]

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Haus Nr. 1: Wohnhaus
  • Haus Nr. 3: Werksgebäude

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 5 14 * 14 13 11 13 7 15 13 *
Häuser[9] 3 3 1 1 2 1 4 *
Quelle [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20]
* 
Ort wird zu Eckersmühlen gerechnet.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und in die Dreifaltigkeitskirche (Eckersmühlen) gepfarrt.[7] Die Katholiken waren ursprünglich nach St. Johannes der Täufer (Hilpoltstein) gepfarrt,[18] heute ist die Pfarrei Maria Aufnahme in den Himmel (Roth) zuständig.[21]

Museumseinheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Museum besteht aus mehreren Einheiten: In der alten Schmiedehalle finden auf Anfrage und zu Feiertagen Schmiedevorführungen statt. Die Museumsbetreuer erhitzen wie in alten Zeiten ein Stück Eisen im Feuer der Esse und formen aus diesem unter den Schlägen der schweren wasserkraftbetriebenen Fallhämmer einen Vierkantnagel. Im 1699/1700 errichteten Herrenhaus ist die Original-Einrichtung des letzten Schmiedeherren Fritz Schäff erhalten. Die Dauerausstellung Vom Erz zum Eisen im ehemaligen Sägewerk erläutert den Weg vom Rohstoffabbau bis hin zu den fertigen Produkten. Das frühere Stallgebäude bietet Raum für Sonderausstellungen. Das Museum ist zudem Teil der Nordbayerischen Industriestraße.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 16. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „aísnhàmɒ“ bzw. „úndɒhàmɒ“.
  2. Gemeinde Roth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. August 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 3. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. a b W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 273.
  5. F. Eigler: Schwabach, S. 174.
  6. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 10. Hiernach Erstnennung 1562.
  7. a b F. Eigler: Schwabach, S. 388.
  8. a b F. Eigler: Schwabach, S. 470 f.
  9. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1961 als Wohngebäude.
  10. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 21 (Digitalisat).
  11. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 215 (Digitalisat).
  12. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1089, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  13. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1255, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  14. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1191 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1263 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1301 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1124 (Digitalisat).
  18. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 823 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 179 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 349 (Digitalisat).
  21. Pfarrverband Roth-Büchenbach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 2. Juni 2023.