Jimmy Hartwig

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Jimmy Hartwig
Jimmy Hartwig, 2013
Personalia
Voller Name William Georg Hartwig-Almer
Geburtstag 5. Oktober 1954
Geburtsort Offenbach am MainDeutschland
Größe 186 cm
Position Abwehr, Mittelfeld
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1973–1974 Kickers Offenbach
1973 → VfL Osnabrück (Leihe) 29 0(8)
1974–1978 TSV 1860 München 121 (26)
1978–1984 Hamburger SV 182 (52)
1984–1985 1. FC Köln 24 0(5)
1985–1986 SV Austria Salzburg 15 0(2)
1986–1988 FC 08 Homburg 4 0(0)
1993 Blau-Weiß Friedrichstadt
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1978–1980 Deutschland B 6 0(2)
1979 Deutschland 2 0(0)
1983 Olympia-Auswahlmannschaft 8 0(1)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1989 FC Augsburg
1990 Chemie Böhlen / FC Sachsen Leipzig
1992–1993 SV Soltau
1995 SC Wentorf
2002 Phönix Durmersheim
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

William Georg „Jimmy“ Hartwig-Almer[1] (* 5. Oktober 1954 in Offenbach am Main) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler, -trainer und Theaterschauspieler.

Fußballkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jimmy Hartwig 1990 als Trainer von Chemie Böhlen, rechts sein Assistenztrainer Achim Steffens

Hartwig begann seine Karriere 1972 bei Kickers Offenbach. 1973 wurde er an den VfL Osnabrück ausgeliehen.[2] 1974 wechselte er zum TSV 1860 München, mit dem er 1977 in die Bundesliga aufstieg. 1978 verpflichtete ihn der Hamburger SV für eine Ablösesumme von 560 000 D-Mark.[3] Er spielte bis 1984 für den HSV im defensiven Mittelfeld und erreichte mit dem Verein drei deutsche Meisterschaften, ein UEFA-Pokal-Endspiel und einmal den Pokal der Landesmeister (das Endspiel in Athen verpasste Hartwig wegen einer Sperre)[4] sowie für sich zwei A-,[5] sechs B-Nationalspiele und acht Auswahlspiele bei den Olympischen Sommerspielen. 1984 wechselte er für eine Ablöse von rund 800 000 D-Mark zum 1. FC Köln[3] und kam 1987 über Austria Salzburg zum FC 08 Homburg, wo er 1988 seine Karriere aufgrund einer Knieverletzung beenden musste.[6]

Nach Erwerb der Trainer-A-Lizenz des DFB wurde er im Oktober 1989 Trainer beim Oberligisten FC Augsburg und Anfang Dezember 1989 trotz sportlichen Erfolgs (zweiter Tabellenplatz, 13:1 Punkte)[7] wieder entlassen.[8] Im Mai 1990 erhielt er einen Vertrag von Chemie Böhlen (später: FC Sachsen Leipzig)[7] und wechselte als erster bundesdeutscher Trainer in die DDR. Nach fünf Spieltagen der Oberligasaison 1990/91 lag Hartwig mit dem FC Sachsen auf dem zweiten Tabellenrang,[9] legte sich aber mit Vereinspräsident Wolfgang Stamm an und stand deshalb bereits Mitte September 1990 kurz vor der Entlassung.[10] Nachdem Schiedsrichter Siegfried Kirschen Ende September 1990 das Oberligaspiel zwischen dem FC Sachsen und Jena wegen Zuschauerausschreitungen abgebrochen hatte,[11] bezeichnete Hartwig Kirschen als „kleines Schweinchen“[12] und wurde gesperrt.[13] Im November 1990 wurde Hartwig in Leipzig entlassen.[14] Später war er Trainer im Amateurfußball, war für den SV Soltau, von März[15] bis Mai 1995[16] für den SC Wentorf in der Verbandsliga Hamburg sowie für Phönix Durmersheim tätig.

Erfolge als Spieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

National:

International:

(jeweils mit dem Hamburger SV)

(mit dem 1. FC Köln)

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theaterschauspieler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2002 war er neben Ben Becker und Blixa Bargeld als Kaufmann Mäch in Bertolt Brechts Baal am Deutschen Nationaltheater Weimar unter der Regie von Thomas Thieme zu sehen.

2005 spielte er den Herzog Suffolk in Margaretha. Eddy. Dirty Rich von Tom Lanoye und Luk Perceval am Nationaltheater Weimar unter der Regie von Thomas Thieme.

2008 fand die Premiere des szenischen Stücks Die Legende auf der Couch mit Hartwig als er selbst und Thieme als Hauptdarsteller im Rahmen der Movimentos (Festivalwochen der Autostadt Wolfsburg) statt. Das Projekt beruht auf Hartwigs 1994 erschienener Biografie Ich möchte noch so viel tun und auf Motiven des Autors Thomas Potzger und fand unter Kritikern große Zustimmung.

2009 war am Centraltheater Leipzig die Premiere von Georg Büchners Woyzeck mit Hartwig in der Titelrolle unter der Regie von Thieme. Maike Schiller schrieb zu diesem Auftritt: „Seine Konzentration ist fast greifbar, seine Stimme trägt auch in den Rang. Wer auf eine Blamage gehofft hatte, wird enttäuscht. So merkwürdig es klingen mag: Jimmy Hartwig macht seinen Job. Nicht spektakulär, aber eben auch nicht schlecht.“[17]

2014 spielte er in der Uraufführung des Theaterstücks Spiel ohne Ball[18] von Albert Ostermaier die Hauptrolle als die tragische Figur Uwe im Grand théâtre de la ville de Luxembourg. Ostermaier sagte über Hartwig: „Er legt in alles eine unglaublich große Seele, zeigt Empfindsamkeit und Verletzlichkeit. Auch wenn ihm die Ausbildung eines Schauspielers fehlt, entwickelt er doch auf der Bühne eine unbändige Kraft und Ausstrahlung. Bei ihm geht es nicht um Eitelkeit, im Rampenlicht zu stehen. Er hat schlichtweg das Bedürfnis, etwas zu erzählen.“[19]

2017/18 spielte Hartwig als der Baron eine Gastrolle in Roxy und ihr Wunderteam am Musiktheater Augsburg.[20]

2022 spielte Hartwig Kaiser Joseph II. im Stück Amadeus von Peter Shaffer während der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel.[21]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn eines amerikanischen Soldaten wuchs mit seiner Offenbacher Mutter beim Großvater auf. Vor dessen Schlägen flüchtete er nach draußen zum Fußballspielen.[22] Nach Abschluss seiner Lehre zum Maschinenbauschlosser begann er seine Bundesligakarriere 1972 beim Heimatverein Kickers Offenbach. Zu seiner Münchner Zeit in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre betrieb Hartwig in der Stadt ein Sportgeschäft. Dieses ging pleite.[3] Nach seiner Laufbahn als Fußballspieler betätigte sich Hartwig beruflich im Immobilienwesen und als Vertreter für Kondome.[7]

Als 1991 zum ersten und 1993 zum zweiten Mal die Diagnose Krebs gestellt wurde, konzentrierte sich Hartwig zunächst auf den Kampf gegen die Krankheit und verfasste seine erste Biographie Ich möcht’ noch so viel tun … Meine Kindheit, meine Karriere, meine Krankheit, die 1994 im Gustav Lübbe Verlag erschien. Er gründete mit die erste Fußballschule für Jugendliche in St. Peter-Ording und Bad Griesbach.

Seit 2002 ist er als Bühnenschauspieler aktiv. 2007 wurde ein Gehirntumor bei ihm diagnostiziert.[23]

2010 erschien im B&S Siebenhaar Verlag seine zweite Biographie Ich bin ein Kämpfer geblieben. Meine Siege, meine Krisen, mein Leben.

Heute (Stand 2019) beschäftigt sich Hartwig als AOK-Gesundheitsbotschafter mit Gesundheitsprävention, war Initiator des Münchner Nationencups[24] und Integrationsbotschafter des Deutschen Fußball-Bundes.[25] Außerdem ist er Mitglied der DFB-Kommission „Gesellschaftliche Verantwortung“[26] und des Stiftungsrats der Sozialstiftung des Bayerischen Fußball-Verbandes.[27] Für sein großes Engagement wurde ihm im Mai 2019 die bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste verliehen.[28] Hartwig ist zum vierten Mal verheiratet[29] und lebt mit seiner Familie in Inning am Ammersee. Er ist Vater von drei Kindern, darunter der Schauspieler Daniel Hartwig.[30]

Theaterarbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film und Fernsehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1997 bis 1999 moderierte Hartwig die Sendung Mittendrin beim Sender DSF.

Im Jahr 2004 nahm er an der zweiten Staffel von Ich bin ein Star – Holt mich hier raus teil und beendete sie als Viertplatzierter. 2011 war Hartwig in der Reality-Show Das perfekte Promi-Dinner bei VOX zu sehen. Die Folge aus der Reihe Das perfekte Promi Dinner im Schlafrock wurde am 9. Juli 2011 ausgestrahlt.

Im Jahr 2021 war er ein Protagonist der Dokumentation Schwarze Adler des Streaminganbieters Prime Video.

Sänger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1980: Mama Calypso[31]
  • Ich komme immer zu früh[3]

Sein Lied Mama Calypso wurde 40 000 Mal verkauft, das Nachfolgewerk Ich komme immer zu früh 17 000 Mal. Hartwig trat unter anderem in den Sendungen Disco und Aktuelle Schaubude auf.[3]

Sprüche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Fröhlichkeit ist im deutschen Fußball verboten“
  • „Ob Herr Derwall [damaliger Bundestrainer Jupp Derwall] im Stadion ist, oder in Afrika wackelt ein Baum.“
  • „Vor einem Länderspiel reden sich einige vor dem Spiegel mit ‚Sie‘ an“
  • „Wenn ich hier nicht mal den Mund aufmachen darf, kann ich ja gleich ins Kloster gehen.“

(jeweils zitiert nach Hamburger Abendblatt, 31. März 1984, Warum Hartwig in Köln unterschrieb)[3]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Ich möchte noch so viel tun …“ Meine Kindheit, meine Karriere, meine Krankheit. Bergisch Gladbach 1994, ISBN 3-404-61309-0
  • „Ich bin ein Kämpfer geblieben.“ Meine Siege, meine Krisen, mein Leben. Siebenhaar-Verlag, Berlin 2010, ISBN 3-936962-86-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jimmy Hartwig – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. William Georg Hartwig-Almer; dfb.de, vom 22. Juli 2020, abgerufen am 22. Juli 2021
  2. Vereinskarriere von Jimmy Hartwig, abgerufen am 22. Oktober 2017
  3. a b c d e f Warum Hartwig in Köln unterschrieb. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 31. März 1984, abgerufen am 17. November 2021.
  4. 40 Jahre nach Athen: Einmal Olymp und zurück mit drei HSV-Helden. In: Norddeutscher Rundfunk. 24. Mai 2023, abgerufen am 30. August 2023.
  5. Matthias Arnhold: William Georg 'Jimmy' Hartwig – International Appearances. RSSSF, 11. Mai 2017, abgerufen am 12. Mai 2017 (englisch).
  6. Matthias Arnhold: William Georg 'Jimmy' Hartwig – Matches and Goals in Bundesliga. RSSSF, 11. Mai 2017, abgerufen am 12. Mai 2017 (englisch).
  7. a b c Menschlich gesehen. Der Abenteurer. In: Hamburger Abendblatt. 17. Mai 1990, abgerufen am 5. November 2022.
  8. Jimmy Hartwig gefeuert. In: Hamburger Abendblatt. 7. Dezember 1989, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  9. Jimmy Hartwig: Locker in Leipzig. In: Hamburger Abendblatt. 28. September 1990, abgerufen am 20. November 2022.
  10. Hartwig: Der Präsident lügt! In: FUWO, 38/1990, Seite 7. 10. September 1990, abgerufen am 20. November 2022.
  11. Der Skandal von Leipzig! In: FUWO, 40/1990, Seiten 2,3. 1. Oktober 1990, abgerufen am 20. November 2022.
  12. Fussball in der DDR. In: Hamburger Abendblatt. 1. Oktober 1990, abgerufen am 20. November 2022.
  13. Oberliga Nordost. In: Hamburger Abendblatt. 8. Oktober 1990, abgerufen am 20. November 2022.
  14. Fussball. In: Hamburger Abendblatt. 20. November 1990, abgerufen am 20. November 2022.
  15. Wie ein Fußballer Karate-Kämpfer wurde. In: Hamburger Abendblatt. 20. März 1995, abgerufen am 6. August 2023.
  16. Hamburg. In: Hamburger Abendblatt. 10. Mai 1995, abgerufen am 30. August 2023.
  17. Maike Schiller: Die Kraft eines Stieres, die Seele eines kleinen Jungen. In: Hamburger Abendblatt vom 17. Oktober 2009.
  18. Spiel ohne Ball (Memento vom 13. Oktober 2016 im Internet Archive)
  19. Spiel ohne Ball, Bericht auf abendzeitung-muenchen.de
  20. Musiktheater Augsburg, Bericht auf sueddeutsche.de
  21. Jutta Czeguhn: Ex-Fußballer Jimmy Hartwig bei den Luisenburg-Festspielen. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 4. November 2022.
  22. Jimmy Hartwig in Kontrovers – Das Politikmagazin vom 24. Februar 2012
  23. Jimmy Hartwig ist erneut an Krebs erkrankt, welt.de, 10. September 2007
  24. Münchner Nationencups
  25. Integrationsbotschafter, Bericht auf dfb.de
  26. DFB-Kommission Gesellschaftliche Verantwortung
  27. Sozialstiftung des Bayerischen Fußball-Verbandes
  28. Staatsmedaille für soziale Verdienste (Memento vom 14. Mai 2019 im Internet Archive), Bericht auf bfv.de
  29. Titus Arnu: Jimmy Hartwig. Abgerufen am 31. Dezember 2019.
  30. Lucas Vogelsang: Heimaterde. Eine Weltreise durch Deutschland. Aufbau Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-351-03671-3, S. 40.
  31. Fußballsongs bei FC45 (Memento vom 17. März 2010 im Internet Archive)