Krasnotorowka

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Siedlung
Krasnotorowka
Heiligenkreutz

Красноторовка
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Selenogradsk
Gegründet 1260
Frühere Namen Das Heilige Kreutz (nach 1563),
Creutz (um 1785),
Heiligen Creutz, auch:
Heiligencreutz (vor 1926),
Heiligenkreutz (bis 1947)
Bevölkerung 398 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Höhe des Zentrums 54 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40150
Postleitzahl 238545
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 215 000 046
Geographische Lage
Koordinaten 54° 54′ N, 20° 1′ OKoordinaten: 54° 53′ 44″ N, 20° 1′ 15″ O
Krasnotorowka (Europäisches Russland)
Krasnotorowka (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Krasnotorowka (Oblast Kaliningrad)
Krasnotorowka (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Krasnotorowka (russisch Красноторовка, deutsch Heiligenkreutz, litauisch Kryžiava) ist ein Ort im Nordwesten der Ostseehalbinsel Samland in der Oblast Kaliningrad in der Russischen Föderation. Er liegt im Rajon Selenogradsk und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Selenogradsk.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krasnotorowka liegt 45 Kilometer nordwestlich der Oblasthauptstadt Kaliningrad (Königsberg) und fünf Kilometer südlich des Ostseebades Primorje (Groß Kuhren) an der russischen Fernstraße A 192. Innerorts kreuzt eine Nebenstraße, die von Jantarny (Palmnicken) über Ochotnoje (Bieskobnicken) nach Kljukwennoje führt. Bis 1945 war Ihlnicken (heute russisch: Sarajewo) die nächste Bahnstation an der Bahnstrecke Fischhausen–Groß Dirschkeim, einer Zweigstrecke der Ostpreußischen Südbahn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heiligenkreutz, nördlich von Fischhausen und unweit der samländischen Bernsteinküste gelegen, auf einer Landkarte von 1910.

Der bereits im 13. Jahrhundert gegründete ehemals Heiligenkreutz[2] genannte Ort lag seinerzeit im sogenannten Sudauischen Winkel, der von der Ostsee bis nach Pobethen (heute russisch: Romanowo) reichte[3]. Der Orden war bemüht, die letzten noch nicht unterworfenen Sudauer zu besiegen. Mit dem Übertritt des Anführers Kantegerd schließlich war das Ziel erreicht. Der Sage nach wurde in Heiligenkreutz auf einem alten prußischen heiligen Ort das erste christliche Kreuz im Samland errichtet. Zur Bestätigung baute man hier – erwähnt am 24. Dezember 1353 – eine Kapelle.

Das Gut Heiligenkreutz war lange Zeit ein Vorwerk von Gut Palmnicken (heute russisch: Jantarny). Am 13. Juni 1874 wurde Heiligenkreutz Amtssitz und namensgebender Ort eines neu errichteten Amtsbezirks[4], der bis 1945 bestand und zum Landkreis Fischhausen, 1939 bis 1945 zum Landkreis Samland im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Im Jahre 1895 lebten im Gutsdorf Heiligenkreutz 116, in dem Wohnplatz Pfarrhof Heiligenkreutz[5] 49 Einwohner[6].

Wenige Jahre nach der Wende zum 20. Jahrhundert wurde der Gutsbezirk Heiligenkreutz nach Palmnicken (Jantarny) eingegliedert, der Pfarrhof Heiligenkreutz folgte am 23. Oktober 1911. Am 30. September bzw. 1. Dezember 1928 wurden die beiden Exklaven Heiligenkreutz des Gutsbezirks Palmnicken in die Landgemeinde Wangnicken (heute russisch: Jantarowka) eingegliedert und Wangnicken in „Heiligenkreutz“ umbenannt. Diese neu formierte Gemeinde zählte 1933 insgesamt 431 und 1939 noch 429 Einwohner[7].

Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Heiligenkreutz 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahre 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung „Krasnotorowka“[8] und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Jantarski selski Sowet im Rajon Primorsk zugeordnet. Nach der Auflösung dieses Dorfsowjets im Jahr 1959 war Krasnotorowka kurzzeitig bis 1960 selbst Sitz eines Dorfsowjets[9] und wurde dann in den Powarowski selski Sowet eingegliedert. Im Jahr 2000 wurde Krasnotorowka Sitz eines Dorfbezirks und im Jahr 2005 Sitz einer Landgemeinde. Seit der Auflösung dieser Landgemeinde im Jahr 2015 gehört der Ort zum Stadtkreis Selenogradsk.

Amtsbezirk Heiligenkreutz (1874–1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 1874 neu errichtete Amtsbezirk Heiligenkreutz bestand ursprünglich aus sieben Landgemeinden bzw. Gutsbezirken[4]:

Name Russischer Name Bemerkungen
Bersnicken Jagodnoje 1928 nach Wangnicken eingegliedert
Bieskobnicken Ochotnoje
Groß Hubnicken Sinjawino 1910 in den Amtsbezirk Palmnicken umgegliedert
Heiligenkreutz Krasnotorowka 1900/01 nach Palmnicken eingegliedert, 1928 nach Wangnicken umgegliedert
Ihlnicken Sarajewo 1928 nach Klein Hubnicken eingegliedert
Klein Hubnicken Klenowoje 1910 in den Amtsbezirk Palmnicken umgegliedert
Wangnicken Jantarowka 1928 in „Heiligenkreutz“ umbenannt
ab 1904: Pfarrhof
Heiligenkreutz
Krasnotorowka 1911 nach Palmnicken eingegliedert, 1928 nach Wangnicken umgegliedert

Aufgrund der vielen Umstrukturierungen gehörten am 1. Januar 1945 lediglich noch zwei Gemeinden zum Amtsbezirk Heiligenkreutz: Bieskobnicken und Heiligenkreutz selbst.

Krasnotorowski selski okrug 2000–2005[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dorfbezirk Krasnotrowski selski okrug (ru. Красноторовский сельский округ, Krasnotrowski selski okrug) wurde spätestens im Jahr 2000 eingerichtet.[10] Er war vorher ein Teil des Powarowski selski okrug.[11] Im Jahr 2005 wurden die Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Krasnotorowskoje selskoje posselenije übernommen.

Zum Krasnotorowski selski okrug gehörten folgende 13 Orte:

Ortsname deutscher Name
Alexino (Алексино) zu Germau
Barkassowo (Баркасово) Neu Katzkeim
Filino (Филино) Klein Kuhren
Jagodnoje (Ягодное) Bersnicken
Jantarowka (Янтаровка) Wangnicken
Klenowoje (Кленовое) Klein Hubnicken
Krasnotorowka (Красноторовка) Heiligenkreutz
Maiski (Майский) Mandtkeim
Ochotnoje (Охотное) Bieskobnicken
Orechowo (Орехово) Schalben
Prislowo (Прислово) Nöttnicken
Sarajewo (Сараево) Ihlnicken
Storoschewoje (Сторожевое) Katzkeim

Krasnotorowskoje selskoje posselenije 2005–2015[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lage der ehemaligen Landgemeinde Krasnotorowka selskoje posselenije im Rajon Selenogradsk

Die Landgemeinde Krasnotorowskoje selskoje posselenije (ru. Красноторовское сельское поселение,Krasnotorowskoje selskoje posselenije) wurde im Jahr 2005 eingerichtet.[12] Im Gemeindegebiet lebten 3.396 Einwohner (Stand 2010) in folgenden 36 jeweils als „Siedlung“ eingestuften Ortschaften, die vorher zu den Dorfbezirken Krasnotorowski, Powarowski selski okrug und Gratschowski (Schatrowski selski okrug) gehört hatten.

Russischer Name Deutscher Name Russischer Name Deutscher Name Russischer Name Deutscher Name
Alexino (Алексино) zu Germau Krasnotorowka (Красноторовка) Heiligenkreutz Ossokino (Осокино) Panjes
Barkassowo (Баркасво) Alt Katzkeim Krasnowka (Красновка) Markehnen Powarowka (Поваровка) Kirpehnen
Bogatoje (Богатое) Pokalkstein Kruglowo (Круглово) Polennen Prislowo (Прислово) Nöttnicken
Dworiki (Дворики) Klein Dirschkeim Lessenkowo (Лесенково) Plinken Putilowo (Путилово) Gauten und Korjeiten
Druschba (Дружба) Kirschappen Listopadowka (Листопадовка) Bärholz Rakitnoje (Ракитное) Plautwehnen
Filino (Филино) Klein Kuhren Listowoje (Листовое) Woydiethen Russkoje (Русское) Germau
Gratschowka (Грачёвка) Kraam Maiski (Майский) Mandtkeim Sarajewo (Сараево) Ihlnicken
Gussewka (Гусевка) Drugthenen Medwedewo (Медведево) Norgau Schatrowo (Шатрово) Weidehnen
Jagodnoje (Ягодное) Bersnicken Morosowka (Морозовка) Sacherau Storoschewoje (Сторожевое) Katzkeim
Jantarowka (Янтаровка) Wangnicken Ochotnoje (Охотное) Bieskobnicken Sytschowo (Сычёво) Krattlau
Klenowoje (Кленовое) Klein Hubnicken Olchowoje (Ольховое) Korwingen Werschkowo (Вершково) Warschken
Kljukwennoje (Клюквенное) Klycken Orechowo (Орехово) Schalben Wodnoje Syndau

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche in Heiligenkreutz vor 1945

Siehe Hauptartikel (mit Kirchspiel- und Pfarrerliste): Kirche Heiligenkreutz (Ostpreußen)

Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Kirche Heiligenkreutz, die im Südosten des Ortes ihren Standort hatte und von der heute nur noch unter Schutt verborgene Mauerreste zeugen, handelte es sich um einen Ziegelbau auf Steinfundament mit quadratischem Turm und gerade geschlossenem Chor. Ihre ältesten Teile stammten aus dem 14. Jahrhundert, als man hier – urkundlich erwähnt am 24. Dezember 1353 – eine Kapelle errichtete, die in einen späteren Neubau einbezogen wurde. Das Gotteshaus überstand die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert, nicht aber die Nachkriegsnutzung als Freizeitclubgebäude, das dem ständigen Verfall preisgegeben war. Ende der 1960er Jahre fiel die Kirche – vermutlich durch Brandstiftung – einem Feuer zum Opfer. Die verbliebenen Ruinenreste riss man ab.

Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heiligenkreutz ist ein sehr altes Kirchdorf, in vorreformatorischer Zeit auch ein viel besuchter Wallfahrtsort. Bis 1945 gehörte das mehrheitlich von einer evangelischen Bevölkerung bewohnte Dorf mit dem 26 Ortschaften und im Jahr 1945 2.850 Gemeindeglieder zählenden Kirchspiel zum Kirchenkreis Fischhausen (heute russisch: Primorsk) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Heute liegt Krasnotorowka im weitgestreuten Gemeindegebiet der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) in der Propstei Kaliningrad[13] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Persönlichkeiten des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Henkys (1929–2015), evangelischer Pfarrer, Theologieprofessor, Kirchenlieddichter und -übersetzer

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Max Töppen: Etwas über das Kirchspiel Heiligenkreuz. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Band 10, Königsberg 1850, S. 193–195.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Heiligenkreutz
  3. Krasnotorowka – Heiligenkreutz bei ostpreussen.net
  4. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Heiligenkreutz
  5. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Pfarrhof Heiligenkreutz
  6. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Fischhausen
  7. Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  9. Information auf http://www.klgd.ru/
  10. Gemäß der OKATO-Änderung 28/2000.
  11. Zunächst sollte offenbar der gesamte Powarowski selski okrug von Krasnotorowka aus verwaltet werden. Gemäß der OKATO-Änderung 48/2001 gab es aber doch wieder einen verkleinerten Dorfbezirk Powarowski.
  12. Durch das Закон Калининградской области от 18 февраля 2005 г. № 501 «О наделении муниципального образования "Зеленоградский район" статусом муниципального района и об установлении границ и наделении соответствующим статусом муниципальных образований, находящихся на его территории» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 18. Februar 2005, Nr. 501: Über das Ausstatten der munizipalen Bildung "Rajon Selenogradsk" mit dem Status eines munizipalen Rajons und über das Festlegen der Grenzen und das Ausstatten mit dem entsprechenden Status der munizipalen Bildungen, die sich auf seinem Gebiet befinden).
  13. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)