Neunforn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Neunforn
Wappen von Neunforn
Wappen von Neunforn
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Frauenfeldw
BFS-Nr.: 4601i1f3f4
Postleitzahl: 8525 Niederneunforn
8525 Wilen b. N.
8526 Oberneunforn
Koordinaten: 701125 / 273012Koordinaten: 47° 36′ 0″ N, 8° 47′ 0″ O; CH1903: 701125 / 273012
Höhe: 460 m ü. M.
Höhenbereich: 368–533 m ü. M.[1]
Fläche: 11,36 km²[2]
Einwohner: 1088 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 96 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
7,4 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.neunforn.ch
Die reformierte Kirche von Oberneunforn
Die reformierte Kirche von Oberneunforn

Die reformierte Kirche von Oberneunforn

Lage der Gemeinde
Karte von NeunfornMindelseeBodenseeNussbommerseeRaffolterseeHasenseeHüttwilerseeGuemüliweierDeutschlandDeutschlandKanton St. GallenKanton SchaffhausenKanton SchaffhausenKanton ZürichBezirk KreuzlingenBezirk MünchwilenBezirk WeinfeldenBasadingen-SchlattingenBerlingen TGDiessenhofenEschenzFelben-WellhausenFrauenfeldGachnangHerdern TGHomburg TGHüttlingen TGHüttwilenMammernMatzingenMüllheim TGNeunfornPfynSchlatt TGSteckbornStettfurtThundorf TGUesslingen-BuchWagenhausen TGWarth-Weiningen
Karte von Neunforn
{w

Neunforn, im ostschweizerischen Ortsdialekt Nüüfere [ˈnyːfərə],[6] ist eine politische Gemeinde im Bezirk Frauenfeld des Schweizer Kantons Thurgau. Von 1803 bis 1995 war Neunforn eine Munizipal- und dann von 1996 bis 2002 eine Einheitsgemeinde. Die zur politischen Gemeinde Neunforn gehörenden Ortschaften Oberneunforn und Niederneunforn sowie die Siedlung Wilen bei Neunforn und der Weiler Fahrhof[7] liegen auf den Höhen im unteren Thurtal und waren bis Ende 1995 eigenständige Ortsgemeinden innerhalb der Munizipalgemeinde Neunforn.

Nicht zu verwechseln sind die Gemeinde Neunforn beziehungsweise dessen Ortschaften Ober- und Niederneunforn mit der in der politischen Gemeinde Herdern liegenden Ortschaft und ehemals selbstständigen Ortsgemeinde Lanzenneunforn. Dieses trägt nur den sprachwissenschaftlich gleichen Namen, hat aber nie zu Neunforn gehört.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kir­che Oberneunforn war stets für Ober- und Nie­derneunforn zuständig.[8]

Neunforn wurde erstmals 962 als in Niuvora erwähnt. Es handelt sich um eine Bildung aus dem althochdeutschen Adjektiv niuwi «neu» und einem Gattungswort, das entweder auf althochdeutsch *faro «wer fährt, geht» oder auf althochdeutsch furuh «Furche, Ackerland» zurückgeht. Im ersteren Fall bedeutet der Ortsname «bei den Neusiedlern, bei den Neuankömmlingen», im letzteren Fall «bei den neuen Furchen, beim neuen Ackerland». Beide Erklärungen geben wider, dass Neunforn im Verhältnis zum älteren Stammheim eine Neusiedlung ist. Das Gemeindewappen bringt dagegen eine volksetymologische Deutung als «bei den neun Föhren» zum Ausdruck.[9]

Die Geschichte von Niederneunforn und Oberneunforn ist eng miteinander verbunden.[10] 963 bestand in Neunforn ein Gericht. Um 1250 verkauften die Freiherren von Teufen ihren Besitz in Neunforn an das Kloster Töss. Die Niedergerichte Ober- und Niederneunforn kamen um 1500 in eine Hand, ab 1554 gehörten sie den Stokar von Schaffhausen und 1694 bis 1798 der Stadt Zürich. Die politische Gemeinde Neunforn entstand 1996 aus der Fusion der Ortsgemeinden Niederneunforn, Oberneunforn und Wilen bei Neunforn sowie der Munizipalgemeinde Neunforn.[11] Sie umfasst genau das ursprünglich zur Herrschaft Neunforn gehörende Gebiet.[10] Bereits 1870 hatte sich die Ortsgemeinde Fahrhof Oberneunforn angeschlossen.[12]

Die Kirchgemeinde umfasste Oberneunforn, Niederneunforn, Wilen und Burghof. 1265 ging sie als Schenkung an das Kloster Töss und wurde 1291 inkorporiert. Zürich hob dieses während der Reformation – der sich Neunforn 1525 anschloss – auf und übernahm bis 1843 die Kollatur.[11]

Die Einwohner betrieben Acker- und Rebbau, daneben Forst-, Milch- und Viehwirtschaft. 2005 stellte die Landwirtschaft 38 % der Arbeitsplätze in der Gemeinde.[11]

→ siehe auch Abschnitte Geschichte in den Artikeln Fahrhof, Niederneunforn, Oberneunforn und Wilen bei Neunforn

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsge­meinde Ober­neunforn
Politische Gemeinde Neunforn

Blasonierung: In Weiss aus geradem grünem Schildfuss wachsend neun grüne Föhren mit schwarzen Stämmen.[13]

Redendes Wappen, denn der Name Neunforn wird im Dialekt als Nüüfere ausgesprochen und klingt ähnlich wie neun Föhren.[14] Für das Regierungsgebäude des Kantons Thurgau in Frauenfeld stellte die Gemeinde 2012 das Wappen der ehemaligen Ortsgemeinde Oberneunforn zur Verfügung, ohne es jedoch zum Wappen für die politische Gemeinde zu erheben.[13]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung im Gebiet der heutigen Gemeinde Neunforn[12]
Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.
Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Gemeinden
1850 1850 1900 1950 1990 2000 2010 2018
Politische Gemeinde[12] 926 968 1032
Munizipalgemeinde[11] 1303 1123 778 653 832

Von den insgesamt 1032 Einwohnern der Gemeinde Neunforn im Jahr 2018 waren 75 bzw. 7,3 % ausländische Staatsbürger. 605 (58,6 %) waren evangelisch-reformiert und 143 (13,9 %) römisch-katholisch.[7]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2016 bot Neunforn 267 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 25,1 % in der Land- und Forstwirtschaft, 59,5 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 15,4 % im Dienstleistungssektor tätig.[5]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Postautolinie führt von Oberneunforn zu den Bahnhöfen Stammheim und Ossingen an der Bahnstrecke Winterthur–Etzwilen sowie zum Bahnhof Andelfingen an der Bahnstrecke Schaffhausen–Winterthur.[15] Eine weitere Postautolinie verbindet Ober- und Niederneunforn mit dem Intercity-Bahnhof Frauenfeld an der Thurtallinie.[16]

Zur Verkehrsberuhigung plant die Gemeinde seit 2019, fast flächendeckend Tempo-30-Zonen einzuführen.[17] Das Einwendungsverfahren dazu ist im September 2020 zu Ende gegangen.[18]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dörfer Oberneunforn, Niederneunforn und Wilen bei Neunforn sowie der Weiler Fahrhof sind im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz aufgeführt.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

→ siehe Abschnitte Bilder in den Artikeln Fahrhof, Niederneunforn und Oberneunforn

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Neunforn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  6. Sprachatlas der deutschen Schweiz, Band V 1b.
  7. a b Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  8. Erich Trösch: Oberneunforn. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  9. Thurgauer Namenbuch. Hrsg. vom Departement für Erziehung und Kultur des Kantons Thurgau. Bd. 1: Eugen Nyfenegger, Oskar Bandle: Die Siedlungsnamen des Kantons Thurgau. Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2003, S. 938. – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 462 f.
  10. a b Geschichte. Auf der Webseite der Gemeinde Neunforn, abgerufen am 31. Dezember 2019
  11. a b c d Erich Trösch: Neunforn. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  12. a b c Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
    Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
    Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022.
  13. a b Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  14. Gemeindefusion im Kanton Thurgau: Neunforn. Auf der Webseite der Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen, abgerufen am 20. Dezember 2019
  15. Oberstammheim - Ossingen - Andelfingen (Linie 605). In: Offizielles Kursbuch, Fahrplanjahr 2020
  16. 80.822 Frauenfeld - Oberneunforn. In: Offizielles Kursbuch, Fahrplanjahr 2020
  17. Mathias Frei: Die Gemeinde Neunforn will fast flächendeckend Tempo 30 einführen – Streitpunkt ist aber eine Strasse in den Kanton Zürich. In: St. Galler Tagblatt (online), 11. September 2019
  18. Mathias Frei: Flächendeckend Tempo 30 rückt in verschiedenen Neunforner Ortsteilen näher. In: St. Galler Tagblatt (online), 21. September 2020