Vorra

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Wappen Deutschlandkarte
Vorra
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Vorra hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 33′ N, 11° 30′ OKoordinaten: 49° 33′ N, 11° 30′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Mittelfranken
Landkreis: Nürnberger Land
Verwaltungs­gemeinschaft: Velden
Höhe: 365 m ü. NHN
Fläche: 22,08 km2
Einwohner: 1745 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 79 Einwohner je km2
Postleitzahl: 91247
Vorwahl: 09152
Kfz-Kennzeichen: LAU, ESB, HEB, N, PEG
Gemeindeschlüssel: 09 5 74 161
Gemeindegliederung: 4 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Stöppacher Str. 1
91247 Vorra
Website: www.vorra-mfr.de
Erster Bürgermeister: Bernd Müller (CSU)
Lage der Gemeinde Vorra im Landkreis Nürnberger Land
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Karte

Vorra ist eine Gemeinde im Landkreis Nürnberger Land (Mittelfranken). Die Gemeinde ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Velden.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorra liegt im Pegnitztal in der Hersbrucker Schweiz; 32 km nordöstlich von Nürnberg und 7 km nordöstlich Hersbruck.

Nachbargemeinden/-orte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorra in der Hersbrucker Schweiz

Die Gemeinde hat 4 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Erwähnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort Vorra wurde erstmals im Jahr 1011 unter dem Namen Forehun urkundlich erwähnt.[4]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1972 die Gemeinden Alfalter und Artelshofen eingegliedert.[5]

Brand-Anschlag 2014[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorra geriet bundesweit in die Schlagzeilen, als am 11. Dezember 2014 gegen 22.45 Uhr drei als Asylbewerberunterkünfte geplante Gebäude in Brand gesetzt wurde: ein Gasthof, eine Scheune und ein Wohnhaus. Die Unterkünfte waren noch nicht bewohnt. 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz, einer wurde bei den Löscharbeiten verletzt.[6] Der Fall wurde anfangs aufgrund von Indizien als Anschlag auf ein Asylbewerberheim gewertet, dann jedoch der Wirtschaftskriminalität zugeordnet.[7]

Trotz Hakenkreuz und ausländerfeindlicher Parole auf einem der Gebäude verneinen die Ermittler einen fremdenfeindlichen Hintergrund für die Tat. Vielmehr hätten „wirtschaftliche Erwägungen“ eine Rolle gespielt, teilte die Nürnberger Polizei am 23. Juni 2016 mit. Bei dem Brandanschlag habe „die Sanierung des Gasthofs“ eine Rolle gespielt. Nach aktuellen Medienberichten soll einer der Tatverdächtigen der Inhaber der Baufirma sein, die zum Zeitpunkt des Anschlages dort tätig war. Der Verdächtige solle mit der Brandstiftung Baumängel zu vertuschen versucht haben.[8][9][10] Die Anschuldigungen wurden jedoch als nicht haltbar eingestuft, weshalb ein Hauptverfahren nicht eröffnet wurde und so der Fall als nicht aufgeklärt gilt.[11]

Etwa ein Jahr nach dem Brandanschlag zogen die ersten Flüchtlinge in die wiederhergestellten Gebäude ein.[12]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat von Vorra setzt sich aus zwölf Gemeinderäten und dem Ersten Bürgermeister zusammen.

CSU SPD FWG Unabhängige Liste Liste der Gemeinde Gesamt
2020 5 5 2 12 Sitze
2014 4 5 1 2 12 Sitze
2008 4 5 1 2 12 Sitze
2002 4 4 2 2 12 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 15. März 2020)

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Bürgermeister ist seit April 2023 Bernd Müller (CSU).[13]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „Durch eine gesenkte, eingeschweifte silberne Spitze, darin ein schwarzer Holzschuh mit rotem Innenfutter und silbernen Leisten, gespalten von Gold und Rot; vorne ein rot bewehrter und rot bezungter halber Adlerrumpf am Spalt, hinten eine steigende, herschauende, rot bezungte silberne Katze.“[14]
Wappenbegründung: Die Gemeinde Vorra besteht seit 1972 aus den Gemeinden Alfalter, Artelshofen und Vorra. Das Wappen geht auf die Geschichte dieser drei Orte ein. Der Adler stellt den Reichsadler dar und ist dem Wappen der Reichsstadt Nürnberg entnommen, die 1504 Alfalter erwarb und auch Teile der Hofmark Vorra besaß. Die Katze ist aus dem Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Tetzel, die 1597 Vorra erwarb und dort 1602 ein Schloss errichtete. Darüber hinaus ist diese Familie im gesamten Gemeindegebiet als Orts- und Grundherr nachweisbar. Der Holzschuh repräsentiert den Ort Artelshofen. Die Figur stammt aus dem Wappen der Familie Holzschuher, die seit 1531 im Besitz des Artelshofer Schlosses war und bereits um 1531 als Schlossherren belegt ist.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marienkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marienkirche in Vorra

Auf das hohe Alter der Marienkirche weist ihr Bautyp als Chorturmkirche hin. Der quadratische Chorraum im Erdgeschoss des Turmes birgt eine bemerkenswerte romanische Säulengruppe, die wohl um das Jahr 1200 datiert. Zwei volle und zwei halbe Säulen bilden drei Bogen, deren mittlerer einen profilierten Dreipass aufweist. Ursprünglich frei sichtbar, wird dieses Ensemble heute durch den barocken Altar verdeckt, sodass man direkt davor treten muss, um es betrachten zu können. Die romanischen Fresken fielen einer Renovierung zum Opfer.

Der Altaraufsatz birgt eine schöne Pietà aus dem 15. Jahrhundert und Figuren von Johannes dem Täufer und dem Heiligen Laurentius. Das von feiner Stuckzier umfasste Deckengemälde von Johann Christoph Reich im Tonnengewölbe des Langhauses von 1738/39 stellt die Heilige Dreifaltigkeit, umrahmt von 14 Engeln, dar.

Erwähnenswert sind auch die Reiterstühle auf den beiden Emporen und das Sonnenloch, eine Sonnenuhr für den Innenraum, hinter dem Herrschaftschörlein. Die Kirche ist in der Regel täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Kriegerdenkmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Nürnberger Bildhauer Emanuel Kittler schuf das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.

Altes Schloss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altes Schloss in Vorra

Das Vorraer Schloss mit seinem prächtigen Park in der Ortsmitte an der Pegnitz ist kaum hundert Jahre alt und entspricht nicht den Vorstellungen von mittelalterlichen Burgen und Patrizierschlössern. In der kurzen Zeit hatte es zahlreiche Besitzer. Seine Ursprünge gehen allerdings auf das Jahr 1601 zurück. Wie in der Vorraer Chronik vermerkt, kaufte zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Nürnberger Patrizier und Vorraer Gutsherr Carl von Tetzel im Ort ein Bauernhaus und eine Reihe größerer Grundstücke. Das Haus ließ er zu einem stattlichen hochgiebeligen Gebäude ausbauen. Es brannte im Jahre 1780 bei einer Feuersbrunst, die nahezu das ganze Dorf zerstörte, samt Nebengebäuden ab.

Die damaligen Herren von Scheurl errichteten an der Nordostecke der Besitzung einen Neubau, der noch steht und als Nebengebäude vom Schullandheimwerk genutzt wird. Erst im Jahre 1890 begann der neue Besitzer, Freiherr von Soden, mit dem Bau des heutigen Schlosses, wobei man zunächst verschiedene Gebäude abriss. Wegen des weichen, kaum tragfähigen Bodens nahe der Pegnitz gab es während des Baus große Probleme, das Mauerwerk bekam Risse und Teile des noch unfertigen Turms stürzten ein. Dennoch konnte der Bau 1891 vollendet und der Schlosspark neu angelegt werden. Partien des Baumbestandes stammen aus dieser Zeit.

1920 wurde der Besitz an den aus Württemberg stammenden Freiherr von Ellrichshausen verkauft, der 1922 den Turmhelm abtragen und als Abschluss einige seltsame Tiergestalten an den vier Ecken anbringen ließ. Nach seinem Tod ging das Schloss 1941 in den Besitz der Deutschen Arbeitsfront über, die eine Gauschule einrichtete.

1945 besetzten die Amerikaner das Anwesen. Nach deren Abzug im Herbst des gleichen Jahres pachtete Baroness von Löffelholz das Schloss zur Errichtung einer Oberschule mit Internat. Ab 1953 stand es leer und im Herbst 1955 übernahm das Schullandheimwerk Mittelfranken e. V. die Gebäude und gestaltete sie für seine Zwecke um.

Bau- und Bodendenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorra liegt an der Staatsstraße 2162. Die Bundesstraße 14 und die Bundesautobahn 9 verlaufen in ca. 10–15 km Entfernung.
Der Bahnhof Vorra liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Cheb. Er wird stündlich von Regionalbahnzügen der Linie NürnbergNeuhaus an der Pegnitz bedient.

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vorra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Vorra – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Vorra in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 25. Dezember 2019.
  3. Gemeinde Vorra, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 29. November 2021.
  4. Schulandheimwerk Mittelfranken: Die Geschichte von Vorra. Abgerufen am 21. Oktober 2020.
  5. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 481.
  6. Brandanschlag auf Flüchtlingsheim: Das Entsetzen von Vorra Spiegel online vom 12. Dezember 2014, abgerufen am 27. Dezember 2014
  7. Brandschlag in Vorra: Neue Ermittlungen nötig. Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH, 16. Januar 2017, abgerufen am 21. Dezember 2018.
  8. Polizei: Brandanschlag in Vorra war nicht fremdenfeindlich, Tagesspiegel, 23. Juni 2016
  9. Pressemitteilung der Polizei
  10. Baumängel sollen vertuscht werden (Memento vom 14. Juni 2017 im Internet Archive), Bayerischer Rundfunk, 24. Juni 2016
  11. Michael Scholz - Hersbrucker Zeitung: Kein Prozess: Brandstiftung von Vorra wird nicht aufgeklärt. Nordbayern.de, 27. Juni 2017, abgerufen am 21. Oktober 2020.
  12. Wolfgang Sembritzki - Nürnberger Nachrichten: Fünf Jahre nach Brandanschlag: Vorra hat sich erholt. Nordbayern.de, 12. Dezember 2019, abgerufen am 21. Oktober 2020.
  13. Website der Verwaltungsgemeinschaft Vorra, abgerufen am 24. April 2023
  14. Eintrag zum Wappen von Vorra in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte