Waldsee (Pfalz)

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Wappen Deutschlandkarte
Waldsee (Pfalz)
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Waldsee hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 24′ N, 8° 26′ OKoordinaten: 49° 24′ N, 8° 26′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Pfalz-Kreis
Verbandsgemeinde: Rheinauen
Höhe: 99 m ü. NHN
Fläche: 12,94 km2
Einwohner: 5960 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 461 Einwohner je km2
Postleitzahl: 67165
Vorwahl: 06236
Kfz-Kennzeichen: RP
Gemeindeschlüssel: 07 3 38 026
Adresse der Verbandsverwaltung: Ludwigstraße 99
67165 Waldsee
Website: www.waldsee.de
Ortsbürgermeisterin: Claudia Klein (CDU)
Lage der Ortsgemeinde Waldsee im Rhein-Pfalz-Kreis
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Karte
Gesamtansicht
Katholische Kirche St. Martin

Waldsee ist eine Ortsgemeinde im Rhein-Pfalz-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Rheinauen und ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Waldsee liegt in der nördlichen Oberrheinebene. Der Ort liegt an der Rheinhochuferkante, die die Rheinniederung von der westlich gelegenen Flachlandzone trennt. An diese Flachlandzone schließt sich im Westen eine um einige Meter höher gelegene Sand- bzw. Dünenzone an.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Waldsee wurde wahrscheinlich bereits im 6./7. Jahrhundert von den Franken gegründet und erstmals 1229 im Zusammenhang mit einem gewissen Ritter Widegowe als „Walahesheim“ erwähnt. Dieser Ritter wurde bereits 1203 urkundlich erwähnt. Die heutige Form des Ortsnamens entstand im 19. Jahrhundert aus dem vorher üblichen Namen „Waltzheim“ durch die in der umgangssprachlichen Bezeichnung auftretende Abschwächung der Endung „-heim“ zu „-em“ bzw. „-e“.

Waldsee gehörte als Ort im Speyergau zum Bistum Speyer, dessen Gerichtsbarkeit 974 durch Kaiser Otto II. an die Bischöfe von Speyer übertragen wurde. Von 1065 bis zur französischen Besetzung 1797 war Waldsee dem fürstbischöflichen Hochstift Speyer unterstellt.

Nach dem Abzug der Franzosen gehörte Waldsee zum Bezirksamt Speyer im „Bayerischen Rheinkreis“, der späteren Pfalz (Bayern), nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zum Landkreis Speyer, der 1969 dem Landkreis Ludwigshafen (heute: Rhein-Pfalz-Kreis) zugeschlagen wurde.

In der Zeit des Nationalsozialismus trafen sich Angehörige der Widerstandsgruppe Speyerer Kameradschaft in der Waldseer Gaststätte „Zur Pfalz“ mit „Ostarbeiterinnen“ und Polen aus der Region, um auch politische Informationen weiterzugeben. Kopf der Waldseer Gruppe war der polnische Zwangsarbeiter Stanislaus Peplinski, er wurde am 19. März 1945 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.[3][4]

Der „Uzname“ (Spitzname) für die Einwohner Waldsees ist „Hämmel“. Er geht auf ein Missgeschick eines Schäfers im 19. Jahrhundert zurück. Dieser führte eine Schafherde über einen zugefrorenen See; das Eis hielt jedoch nicht und ein Großteil der Herde versank. Eilig kam der Metzger aus Waldsee zur Notschlachtung der Tiere an den Weiher. In Windeseile sprach sich im Dorf die Kunde über günstiges Lammfleisch herum. Als dieses die Einwohner des Nachbardorfes erfuhren, eilten auch sie mit Behältern aller Art zum Schlachtort; aber es gab kein Schaffleisch mehr. Aus Ärger bezeichneten sie die Waldseer als „Hämmel“. Auf dem Schwanenplatz in der Ortsmitte erzählt die Brunnengestaltung von dieser Begebenheit.

Einwohnerstatistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das mittelalterliche Dorfzentrum war auf der rheinabgewandten Westseite, die nicht durch die Hochuferkante geschützt war, von einem Graben umgeben, der noch auf einem um 1770 entstandenen Ortsplan sichtbar ist. Um 1600 umfasste der Ort 32 Gehöfte, was einer Bevölkerung von 120 bis 130 Einwohnern entspricht, 1798 waren es 665 Einwohner. Bis 1820 erfolgte keine Vergrößerung der bebauten Fläche, lediglich der Graben wurde zwischenzeitlich eingeebnet. Ab etwa 1830 setzte ein rasches Wachstum der Bevölkerung des Dorfes ein, was mit einer Ausdehnung in der Fläche einherging. Die Ausdehnung erfolgte wegen der Überschwemmungsgefahr in der Rheinniederung fast ausschließlich in westlicher Richtung. Hatte der Ort 1802 noch 528 Einwohner, waren es 1911 2290 und 1960 4138 Einwohner.

Konfessionsstatistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2007 waren 55,5 % der Einwohner katholisch und 22 % evangelisch. Die übrige 24,5 % gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[5] Die Zahl der Katholiken und Protestanten ist seitdem gesunken. Ende Januar 2023 waren von den Einwohnern 38,5 % evangelisch und 19,0 % katholisch. 42,5 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[6]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Waldsee besteht aus 22 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:

Wahl SPD CDU FDP FWG gkL Gesamt
2019[7] 6 9 1 3 3 22 Sitze
2014[8] 5 12 1 2 2 22 Sitze
2009 5 11 2 2 2 22 Sitze
2004 4 12 1 3 2 22 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Waldsee e. V.
  • gkL = grüne kommunale Liste Waldsee-Otterstadt e. V.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbürgermeisterin von Waldsee ist Claudia Klein (CDU). Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 61,39 % gewählt und ist damit Nachfolgerin von Otto Reiland (CDU), der nicht mehr angetreten war.[9]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Waldsee
Wappen von Waldsee
Blasonierung: „In Grün zwei gekreuzte goldene Ackerreuten mit silbernen Eisen, oben bewinkelt von einem schwebenden silbernen griechischen Kreuz.“[10]
Wappenbegründung: Es wurde 1927 vom Bayerischen Staatsministerium des Innern genehmigt und geht zurück auf ein Gerichtssiegel aus dem Jahr 1521.

Partnergemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Waldsee pflegt seit 1974 zu Ruffec im Département Charente in Frankreich partnerschaftliche Beziehungen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mehrere Gebäude stehen unter Denkmalschutz, darunter das alte Rathaus von 1830, die katholische St.-Martin-Kirche von 1843 und die evangelische Kirche von 1954.

Liste der Kulturdenkmäler in Waldsee

Natur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammenfluss von Altrhein und Rhein am Rheinkilometer 412

Das östlich von Waldsee gelegene Waldgebiet „Im Wörth“ bietet Möglichkeiten zur Erholung. Am Waldrand in der Nähe der Sommerfesthalle befindet sich ein Waldlehrgelände, direkt angrenzend an einen Waldspielplatz. Zwischen Waldsee und dem Altrhein befindet sich ein ausgedehnter Auenwald. Die Landschaft kann sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad erkundet werden. Besonders der Weg entlang des Rhein-Hauptdeiches zieht viele Menschen an, nicht zuletzt auch wegen der vielen Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke zwischen Altrip und Speyer. Im Norden von Waldsee befindet sich der zum Baden geeignete Baggersee „Schlicht“.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das sportliche Angebot in Waldsee wird hauptsächlich geprägt durch Sportvereine. Im Mittelpunkt hierbei stehen die Hauptsportarten Handball (TG Waldsee) und Fußball (ASV Waldsee). Ebenfalls in Waldsee befindet sich ein Tennisverein (TV Waldsee). Jedoch ist das Angebot der einzelnen Sportvereine breit gefächert. Aber auch in anderen Vereinen kommt Sport neben der eigentlichen Vereinstätigkeit nicht zu kurz. So bietet der Karnevalverein UNO Möglichkeiten zum Garde- und Showtanz. Viele Vereine haben Freizeitmannschaften in den unterschiedlichsten Sportarten (u. a. Fußball, Wandern, Kegeln). Auch ein Verein für Hundefreunde (VdH Waldsee 1975 e.V.) ist hier ansässig.

Sportstätten

  • Schulsporthalle
  • Rheinauenhalle 1 und 2
  • Sportgelände der TG Waldsee
  • Sportgelände des ASV Waldsee
  • Sportgelände des TV Waldsee
  • Vereinsgelände der Hundefreunde

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Veranstaltungen haben einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Gemeinde.

  • Fasnacht (KV UNO Waldsee und viele Vereine und Gruppen)
  • Osterbrunnenfest (Obst- und Gartenbauverein)
  • Bierfest (ASV Waldsee)
  • Fischerfest (Angelsportverein)
  • Kerwe (Gemeinde Waldsee mit wechselnden Ausrichtern)
  • Halloween Party (Gesangverein Concordia)
  • Weihnachtsmarkt (Gemeinde Waldsee)

Darüber hinaus finden viele Veranstaltungen unterschiedlichster Vereine und Gruppen an wechselnden Terminen statt.

Veranstaltungsorte

  • Sommerfesthalle
  • Kulturhalle
  • kath. Pfarrzentrum
  • Protestantisches Gemeindehaus

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage hatte ihren Sitz in Waldsee. Das Hotelgewerbe war mit dem Hotel und Restaurant „Oberst“ vertreten, welches nun als Flüchtlingsunterkunft dient.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen, die vor Ort wirkten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Waldsee – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
  3. Hermann W. Morweiser: Vom antifaschistischen Widerstand in Speyer. VVN-Bund der Antifaschisten, Speyer 1983.
  4. Hedwig Brüchert: Zwangsarbeit 1939–1945 – der „Arbeitseinsatz“ von zivilen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in den Regionen des heutigen Landes Rheinland-Pfalz.
  5. KommWis, Stand: 31. August 2007 (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
  6. Gemeindestatistik Ortsgemeinde Waldsee, abgerufen am 16. Februar 2023.
  7. Der Landeswahlleiter RLP: Gemeinderatswahl 2019 Waldsee. Abgerufen am 9. Oktober 2019.
  8. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2014, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  9. Der Landeswahlleiter RLP: Direktwahlen 2019. siehe Rheinauen, Verbandsgemeinde, fünfte Ergebniszeile. Abgerufen am 9. Oktober 2019.
  10. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.