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Testseite Apoldaer Denkmal-Dreieck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überlegungen zum Gedenkstätten-Dreieck der Stadt Apolda[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Vorbereitungen der Stadt Apolda auf die im Jahr 2017 geplante Thüringer Landesgartenschau erscheint es sinnvoll und notwendig, das öffentliche Augenmerk zu richten auf das Vorhandensein und die künftige Gestaltung einiger Gedenkstätten / Denkmale / Mahnmale im Stadtgebiet. Dabei wären Fragen zu stellen

  • nach einer unbedingt nötigen baulichen Sicherung, Sanierung bzw. Rekonstruktion dieser Objekte
  • nach ihrer Einordnung für die geschichtspolitische Nutzung durch die Einwohner Apoldas sowie die Lenkung des Interesses der Gäste der Stadt, diese Denkmale zu besuchen

Im folgenden sollen dazu einige Aussagen getroffen werden zu ihrer Entstehung, ihrer städtischen Funktion als Erinnerungsort und ihrem Wert für die Gestaltung des zivilgesellschaftlichen Lebens in der Gegenwart und Zukunft.

Nach ihrer Entstehung auf der Zeitachse handelt es sich dabei um die folgenden drei Objekte:

  • A das Prager-Haus in der Bernhard-Prager-Gasse von 1925
  • B das Friedens-Denkmal im Schötener Grund von 1930 und
  • C das Mahnmal für die Opfer des Faschismus von 1951

A Das Prager-Haus von 1925[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I. Der Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vorgängerbau: Wohn- und Geschäftshaus von Salomon Prager um 1900

Das Geschäftshaus des Fellhändlers Salomon Prager wurde im Jahre 1925 in der Sandgasse 8 errichtet an der Stelle eines Vorgängerbaus, das den Ansprüchen der damaligen Besitzer an Funktion und Gestalt eines Hauses für den Handel mit Fellen und Därmen sowie dem Verkauf von Fleischereibedarfsartikeln offensichtlich nicht mehr genügte. Deshalb entschloss sich der aus dem hessischen Wenings zugewanderte Fellhändler Salomon Prager, wahrscheinlich auch im Einvernehmen mit seinem ebenfalls als Kaufmann ausgebildeten Sohn Bernhard und im Blick auf die in Aussicht genommene Geschäftsübernahme durch ihn, zur Errichtung dieses Neubaus.

Ungeachtet dieses Fortschritts bei der Verbesserung der gewerblichen Funktionen eines Fellhandels blieben auch in der Folgezeit Beeinträchtigungen des Wohnumfeldes durch die bei der Behandlung und Trocknung von Tierfellen auftretenden Geruchsbelästigungen nicht aus. Auch in der Folgezeit häuften sich Beschwerden aus der Nachbarschaft und daraus resultierende gewerbepolizeiliche Auflagen, so dass sich der künftige Juniorchef Bernhard dazu entschloss, an der Buttstädter Straße 30 in unmittelbarer Nähe des Städtischen Schlachthofes ein neues Fellhaus zu errichten. Dieses Haus stellte er großzügigerweise der Fleischerinnung Apolda zur Verfügung, deren Mitglied Bernhard Prager war.

Das Pragersche Geschäftshaus von 1925, Foto von 1999

Wer war Bernhard Prager? Prager war 1914 dem Ruf des Kaisers gefolgt und hatte im Ersten Weltkrieg als Soldat an den Kämpfen des kaiserlichen Heeres in Frankreich teilgenommen. Dabei erlitt er eine schwere Kopfverletzung, die aber durch tüchtige Chirurgen behandelt und geheilt werden konnte. Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse dekoriert kehrte er nach Beendigung des Krieges nach Apolda zurück, wo er allmählich wieder in seine berufliche Arbeit einsteigen konnte. Seinen Apoldaer Mitbürgern war er als „der Mann mit der Silberplatte im Kopf“ bekannt. Er war im Geschäftsleben seiner Innung integriert, war Chorsänger im Fleischerchor und war unter seinen Mitbürgern im Wohnviertel als sozial denkender und handelnder Mensch anerkannt und geachtet – obwohl er JUDE war und damit nicht zur evangelischen Mehrheitsbevölkerung der Stadt gehörte..

Dass Bernhard Prager und seine Familie jüdischen Glaubens waren, begann erst zu dem Zeitpunkt eine Rolle zu spielen, als die antisemitische, antidemokratische und antikommunistische Partei NSDAP auch in Apolda größeren Zulauf erhielt und schließlich 1932 in Thüringen und 1933 im Reich an die Macht kam. Auch vor Pragers Haus bzw. gegenüber seiner Familie ereigneten sich hier jene pogromartigen Vorgänge, wie sie in unterschiedlicher Ausprägung im ganzen Reich zu beobachten waren:

  • Am 1. April 1933 der Geschäftsboykott durch die SA
  • 1935 der Aussschluss Bernhard Pragers aus der Fleischerinnung Apolda nach der Einführung der Nürnberger Rassegesetze
  • 1937/1938 der Entzug der Gewerbeerlaubnis
  • Einwerfen der Fensterscheiben durch SA- und SS-Trupps in der Nacht vom 9. November 1938
  • 1940 Umwandlung des ehemals gewerblich genutzten Hauses Sandgasse 8 in ein sogenanntes „Judenhaus“, in das Bernhard Prager, seine Ehefrau Gertrud und deren Mutter Fanny Katzenstein aus Erfurt zwangsweise einziehen mussten
  • 1941 Bernhard Pragers Ernennung zum „Judenbeauftragten“ der Reichsbehörden, der den als Rasse-Juden stigmatisierten Leidensgenossen die Befehle und Anordnungen zu erläutern und die Deportationsbefehle für den Transport vom 10. Mai 1942 nach Belzyce zu überbringen hatte
  • Am 15. September 1942 Raub des immobilen Eigentums der Pragers und Einverleibung in den Besitz des Reiches, und die öffentliche Versteigerung von Einrichtungsgegenständen und Kleidungsstücken der Familie
  • Am 19. September 1942 Deportation der Pragers in einer Sammelgruppe von sieben Personen in das Altersghetto Theresienstadt
  • Am 16. Dezember 1942 Tod von Fanny Katzenstein im KZ Theresienstadt
  • Am 26. September 1942 Tod von Bernhard Prager im KZ Theresienstadt
  • Wenige Tage später die Deportation von Gertrud Prager geborene Katzenstein nach dem KZ Auschwitz, wo sie am 10. Dezember 1942 im Gas erstickt wurde
  • 1943 und 1944 die Vermietung des enteigneten Pragerschen Hauses durch die städtischen Behörden an die Familie eines Kriegsinvaliden

Nach der Befreiung vom Faschismus 1945 wurden nacheinander mehrere Treuhänder zur Verwaltung des ehemaligen Besitzes von Bernhard Prager eingesetzt. Das Haus wurde seitdem durch die Kommunale Wohnungsverwaltung an wechselnde Mieter vergeben.

Zur Erinnerung an den staatlichen Mord an Bernhard Prager und seiner ganzen Familie beschloss der Apoldaer Stadtrat auf seiner Sitzung vom 21. Dezember 1959, die Sandgasse umzubenennen in „Bernhard-Prager-Gasse“.

Der als Jude verfolgte Heinz Ginsburg spricht Worte des Gedenkens am 26. September 1988

Am 100. Geburtstag von Bernhard Prager, dem 26. September 1988, wurde auf Initiative des Kreistagsabgeordneten Pfarrer Peter Franz durch eine konzertierte Aktion von Evangelischer Kirchgemeinde, Rat des Kreises Apolda und Kreisausschuss der Nationalen Front am Prager-Haus eine Gedenktafel angebracht.

Seither wurden wenigstens jeweils am 9. November Blumen an der Gedenktafel abgelegt, ein Gedenken gehalten oder eine Kerze angezündet.

Um das Jahr 2000 wurde das Prager-Haus durch den letzten Mieter leer geräumt.

Im Jahr 2005 beauftragte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Erfurt einen Immobilienmakler damit, das Gebäude, das sich zur Hälfte im Eigentum der Prager-Nachkommen Friedmann in Barcelona und zur anderen Hälfte im Eigentum des Bundes befand, öffentlich zum Verkauf anzubieten. Ein entsprechendes Plakat wurde an der Tür des Prager-Hauses angebracht.

Am 27. Januar 2007 gründete sich der Verein „Prager-Haus Apolda e.V.“, in dem sich 40 Anwesende als Mitglieder eintragen ließen. Erklärtes Ziel des Vereins ist die Rettung des Hauses vor dem Verfall oder Abriss und seine Umgestaltung zu einer Gedenk- und Begegnungsstätte.

Am 17. April 2007 bot die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Erfurt dem Verein das Haus für 6.500 € an.

Am 2. Februar 2009 unterzeichnete der Vorstand des PHV bei Notar Eckart Maaß den Kaufvertrag. Die Kaufsumme von 6.500 € wurde entrichtet.

Die Architekten Josef Trabert, Wolfgang Paulisch und zuletzt Klaus Aschenbach wurden vom Verein beauftragt, Entwurfszeichnungen für das zu rekonstruierende Haus anzufertigen.

Datei:Banner-Anbringung 02.JPG
Anbringung eines Informations-Banners am 9. Mai 2011

Am 9. Mai 2011 wurde ein Banner am PH angebracht, um die Öffentlichkeit über das geplante Bauvorhaben und die künftige Einrichtung zum „Lern- und Gedenkort Prager-Haus“ zu unterrichten.

Im November 2011 wurde der Antrag auf Gewährung von Fördermitteln bei der Stadtverwaltung Apolda eingereicht, die das Projekt Prager-Haus auf die Liste der geplanten Bauvorhaben mit städtischer Förderung für das Haushaltsjahr 2013 setzte.

II. Bedeutung und künftige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Vorstellung des Prager-Haus-Vereins soll das ehemalige Geschäftshaus der vom NS-Regime ausgelöschten deutsch-jüdischen Familie Prager ein Ort des Lernens, des Erinnerns und des Begegnens werden. Im Jahr 2017 sollte es restauriert, eingeweiht und funktionsfähig sein. Nach den jüngsten Überlegungen soll es enthalten:

  • einen Raum des Gedenkens an die jüdischen Einwohner der Stadt und das Landkreises
  • einen Arbeitsraum zur weiteren Erforschung von Verfolgung und Widerstand gegen das NS-Regime in Thüringen
  • ein Vereinsarchiv mit seinen Bestandteilen Personen-Archiv, Akten-Archiv, Medien-Archiv, Artefakte-Archiv und Bibliothek
  • einen Versammlungs- und Begegnungsort für Vereinsversammlungen, Gespräche, Begegnung mit Nachkommen von Verfolgten sowie Vorträge und musikalisch-literarische Angebote

Weil das Prager-Haus Apolda ein einzigartiger und authentischer Ort jüdischen Lebens und Wirkens in Apolda und wahrscheinlich auch für Thüringen ist, stellt es sich als besonders wertvoll dar für die Erforschung der Geschichte der Judenheit in Thüringen, für die Dokumentation von Verfolgung, Emigration, Vernichtung, aber auch Rettung und Rückkehr von Menschen jüdischer Herkunft. Zugleich soll das Haus der Dokumentation aller Kategorien von Verfolgten durch das NS-Regime in Thüringen dienen: politisch Verfolgter, rassistisch Verfolgter, eugenisch Verfolgter und religiös Verfolgter.

B Das Friedensdenkmal von 1930[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I. Der Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach langwierigen Auseinandersetzungen zwischen dem „Reichsbund der Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer“, den militärischen und vaterländischen Vereinen und den im Apoldaer Stadtrat vertretenen Parteien, die sich von 1919 bis 1929 hinzogen, beschloss der Stadtrat, zur Erinnerung an die ums Leben gekommenen Apoldaer Soldaten des Ersten Weltkrieges im Schötener Grund ein Ehrenmal zu errichten. Dazu beauftragte der parteilose Oberbürgermeister Ernst Stegmann den deutsch-jüdischen Bildhauer Richard Engelmann mit einem Gestaltungsentwurf. Er war Professor an der Hochschule für Bildende Kunst in Weimar, aber 1930 von dem völkischen Architekten und NS-Kulturpolitiker Paul Schultze-Naumburg aus dem Amt verdrängt worden.

Datei:Denkmal Richard Engelmann.jpg
Entwurf der Pietà von Richard Engelmann

Das Ehrenmal, ein nach drei Seiten und nach oben offener Tempel mit dem Grundriss eines Hexagons, enthielt die Widmung: „APOLDA SEINEN GEFALLENEN SÖHNEN (1914-1918)“. An den Wänden waren zwei gusseiserne Schrifttafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht. In der Mitte des Ehrenmals befand sich auf einem Steinsockel eine bronzene Pietà: die Figur einer trauernden Frauengestalt, die einen verwundeten und einen gestorbenen Jüngling in den Armen hielt. Dieses Ehrenmal aus Ehringsdorfer Travertin wurde am 22. Juni 1930 mit einer Rede Stegmanns eingeweiht.

Bereits im Vorfeld der von den Nazis nicht gewollten Gestalt des Denkmals tobte ein erbitterter Streit um seinen politisch-ideologischen Charakter wie um seine künftige Nutzung.[1]

Aber auch am Tage der Einweihung selber kam es bereits zu einem Eklat, der diese Kämpfe tendenziell vorweg nahm. Die Stadtverwaltung hatte untersagt, am Denkmalplatz neben den Fahnen der Republik auch die abgeschaffte schwarz-weiß-rote Flagge des Kaiserreiches aufzuziehen. Daraufhin setzte der 'Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten' mit Jungstahlhelmleuten heimlich des nachts einen eigenen Mast, an dem sie ihre schwarz-weiß-rote Flagge hissten. Diesen ließ die Stadtverwaltung allerdings am frühen Morgen vor Festbeginn wieder umlegen. Das nahmen der 'Stahlhelm' sowie die NSDAP zum Anlass, die Einweihungsfeier zu boykottieren. Während der 'Stahlhelm' der Feier gänzlich fernblieb, aber nach Abschluss dieser eine eigene Kranzniederlegung mit den Farben des Kaiserreiches 'als feierlichen Protest' vornahm, ließ auch die Nazipartei ihre SA-Verbände zu Hause bleiben. Lediglich eine kleine Deputation zur Kranzniederlegung hatte die Partei entsandt, die seit kurzem über sechs Stadtratsmandate verfügte. Die Tageblatt-Redakteure solidarisierten sich in ihrer Berichterstattung mit den verschnupften Militaristen und Nationalisten.

Der Stadtvorstand sah sich einige Tage darauf sogar genötigt, wegen der Unruhe und öffentlichen Diskussion über den Vorfall in einer eigens abgefassten „Erklärung zur Ehrenmalsfrage“ Stellung zu nehmen.[2]

Nachdem bereits mit Kriegsausbruch 1939 von den Naziführern verstärkt Stimmung gemacht wurde gegen die „unheldische“ Plastik, ist sie im Frühjahr 1941 klammheimlich beseitigt worden. Die Figurengruppe aus rüstungswichtigem Buntmetall wurde entsprechend der Anordnung von Hermann Göring, Beauftragter für den Vierjahresplan (1936–45), der Verhüttung zugeführt.

Auch nach der Befreiung vom Faschismus 1945 fristete die Denkmalsanlage ihre Schattenexistenz mitsamt der beschämenden Vernichtung des Symbols in ihrem Inneren.

Am 13. Juni 1984 richtete der Kreistagsabgeordnete und Pfarrer Peter Franz eine Eingabe an die Abteilung Kultur beim Rat des Kreises Apolda, in der die Umwidmung des Torsos zu einem „Mahnmal des Friedens“ vorgeschlagen wurde.

Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der Befreiung Apoldas 1995

Im Jahre 1987 erfolgte eine mit dem Institut für Denkmalpflege in Erfurt abgestimmte Erneuerung des Mahnmals. An der Stelle der entfernten Gefallenen-Tafeln wurden sechs Steintafeln des Wortes FRIEDEN neben der deutschen auch in der polnischen, russischen, französischen, englischen und vietnamesischen Sprache angebracht. Auf dem Travertinstein-Sockel wurde eine ausgemusterte Glocke aus dem VEB Apoldaer Glockengießerei aufgestellt.

Nach der Einweihung 1987 wurden am Weltfriedenstag zu DDR-Zeiten mehrmals Friedenskundgebungen abgehalten.

Am 12. April 1995 fand dort eine öffentliche Gedenkfeier statt aus Anlass des 50. Jahrestages der Befreiung Apoldas durch die alliierten US-Streitkräfte und die friedliche Einnahme der Stadt. Dabei richteten der Bürgermeister Müller und die Pastorin Jutta Stier Worte des Gedenkens an die Versammelten.

Seit einigen Jahren (2008/2009) ist das Denkmal einsturzgefährdet und wurde von der Stadtverwaltung mit einem Bauzaun abgesperrt, um Passanten vor möglichen Schäden durch herabfallendes Mauerwerk zu schützen.

II. Bedeutung und künftige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Friedensdenkmal in der Schötener Promenade sollte sich zur Thüringer Landesgartenschau 2017 in einem sanierten und gepflegten Zustand präsentieren. In seinem Grundbestand ist es ein Bauwerk aus der Zeit der ersten deutschen Republik von Weimar. Die Geschichte des Umgangs mit diesem Denkmal verdient besondere Aufmerksamkeit und sollte deshalb auch bei der touristischen Darbietung eine hervorgehobene Rolle spielen. Auf einer entsprechenden Schautafel sollte dem Betrachter der Umgang mit diesem Objekt von seiner umstrittenen Entstehung am Ende der Weimarer Republik, über die eliminierende Vernichtung seines humanistischen Inhalts durch die Nazidiktatur in den Jahren des Zweiten Weltkrieges bis zu seiner Umgestaltung zu einem Friedensdenkmal während der Schlussphase der DDR-Epoche dargestellt werden.

Die Nutzung dieses Gedenkortes bietet sich an zu hervorgehobenen politischen Daten wie dem 1. September, dem Antikriegstag, sowie am Volkstrauertag zur Erinnerung an die Toten der Kriege und für die Mahnung zum Frieden.

C Das Mahnmal für die Opfer des Faschismus von 1951[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

I. Der Bestand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einladungsblatt zur Einweihung am 21. Oktober 1951
Programm der Einweihungsveranstaltung

Am 10. September 1949 wurde der von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) 1945 eingeführte „Gedenktag für die Opfer des Faschismus“ an jedem zweiten Sonntag im September auch in Apolda durchgeführt. Dabei ist der Brandessche Garten in der Bahnhofstraße gegenüber dem Glockenmuseum in einen „Park der Opfer des Faschismus“ („OdF-Park“) umgewandelt worden. Landtagspräsident August Frölich (SPD/SED) hielt eine Ansprache, in der er an das Leiden der Widerstandskämpfer und aller Opfer des Faschismus erinnerte. Dabei wurde der Erste Spatenstich zu einem Mahnmal vollzogen.

Am 27. April 1950 bildete die Stadtverordnetenversammlung einen Mahnmal-Ausschuss, zu dem sieben Personen gehörten: drei Vertreter der Stadtverordnetenversammlung, ein Stadtrat, zwei Vertreter der VVN und ein Verfolgter des Naziregimes als Sachverständiger in Architekturfragen.

Am zweiten Septembersonntag 1950 fand eine Feierstunde im Heim der VVN statt, in der Stadtrat Max Burkhardt (KPD/SED) in einer Ansprache vor Vertretern der demokratischen Öffentlichkeit die Opfer des Faschismus würdigte und aus ihrem Widerstand und Leiden die Pflicht zur Schaffung eines solchen Ehrenmals für Apolda begründete. Der stellvertretende Bürgermeister Friedrich erläuterte in seinem Beitrag die gestalterische Symbolik und die inhaltliche Botschaft des künftigen Mahnmals, dessen Modell in einem Schaufenster der Konsum-Genossenschaft in der Bahnhofstraße ausgestellt werden sollte. Im OdF-Park wurde als provisorisches Ehrenmal ein schwarzer Obelisk aufgestellt, der die Namen der Apoldaer Opfer des Faschismus trug: August Berger (SPD), Hans Ollik (KPD), Heinz Peller (Jude), Bernhard Prager (Jude), Hermann Schiering (SPD), Kurt Weiland (parteiloser Kriegsgegner). Die mitgeführten Fahnen der VVN, der Parteien und Massenorganisationen senkten sich zur Ehrung der Toten. Günter Eulenstein rezitierte vor den Anwesenden das Gedicht „Ich bin ein Jude“ von Johannes R. Becher. Zum Schluss nahm neben dem Obelisken eine Ehrenwache aus Mitgliedern der Deutschen Volkspolizei (DVP) und der Freien Deutschen Jugend (FDJ) Aufstellung.

Am Sonntag, dem 21. Oktober 1951 wurde das Mahnmal eingeweiht, das von dem Apoldaer Kommunalwirtschaftlichen Unternehmen, den Apoldaer Steinmetz-Firmen Max Schneider und Rudolph Schwarze und dem Hallenser Künstler Gustav Weidanz für 83.000 Mark an Gesamtkosten errichtet wurde. Die Widmung des Denkmals lautete: „UNSEREN WIDERSTANDSKÄMPFERN DIE IHR LEBEN GABEN IM KAMPF GEGEN FASCHISMUS FÜR FREIHEIT EINHEIT UND FRIEDEN“. In drei Demonstrationszügen, ausgehend von der Werner-Seelenbinder-Kampfbahn, vom Viadukt und vom Kantplatz aus bewegten sich die Teilnehmer der Einweihung zum OdF-Park. Nach einem Musikstück, gespielt von der Landeskapelle der Volkspolizei Erfurt, hielt Landtagspräsident August Frölich die Weiherede. Anschließend wurde das Denkmal enthüllt unter den Klängen der „Eroica“ von Ludwig van Beethoven. Zum Schluss verlas VdN-Kamerad Friedrich Burkhardt die Namen der Apoldaer Opfer des Faschismus. - Bereits am Vorabend dieses Tages fand im Volkshaus eine Kulturveranstaltung aus Rezitationen, Chören und Musikstücken statt, an der sich Apoldaer und Weimarer Volkskünstler beteiligten. Der Abend endete mit dem Gesang der DDR-Nationalhymne.

In den folgenden Jahren war das OdF-Mahnmal zu hervorgehobenen Feier- und Gedenktagen wie dem 8. Mai und dem 7. Oktober der Ort von Gedenkstunden und Kundgebungen für die Bewahrung des Friedens und zum Aufruf zur Stärkungen der sozialistischen Gesellschaft. Gruppen von Jugendlichen legten im Rahmen ihrer Jugendweihe-Stunden Blumen am Mahnmal nieder. Es bildete sich der Brauch heraus, dass Brautpaare nach der vollzogenen Eheschließung im gegenüber liegenden Standesamt ihren Brautstrauß in eine Vase vor dem Denkmal aufstellten.

Jugendliche bei einem OdF-Gedenken am Mahnmal

Nach dem Untergang der DDR verlor das Mahnmal stark an öffentlicher Beachtung. Nur wenige VVN-Mitglieder und PDS-Angehörige trafen sich jeweils am 8. Mai oder am 9. November zu einem Gedenken im kleinen Kreis. Erst am 8. Mai 1995 kam es dort zu einer größeren Gedenkfeier, an der sich etwa 50 Personen aus der Stadt und dem Landkreis versammelten. Am 27. Januar 1996, dem von Bundespräsident Roman Herzog eingeführten „Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ begingen die Evangelische Kirchgemeinde den Tag mit einem Friedensgebet in der Martinskirche und die PDS-Fraktionen des Stadtrats und des Kreistages mit einem Gedenken am Mahnmal. Auffallend war, dass von den bürgerlichen/christlichen Parteien keinerlei Beteiligung erfolgte.

Seit den 1990er Jahren ließ der Erhaltungszustand des Mahnmals zunehmend Ungepflegtheit und Zeichen des fortschreitenden Verfalls erkennen. Mehrfache Mahnungen durch Eingaben und Leserbriefe in den Tageszeitungen blieben ohne Erfolg.

II. Beschreibung und Einordnung des Mahnmals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein kleines, blau-weißes Denkmalschild an der Steinmauer am Rande des Fußweges in der Bahnhofstraße angebracht, gibt einen Hinweis auf einen besonderen Ort. Von der Bahnhofstraße aus ist ein ansteigendes Gelände erkennbar. Ein um zwei Viertelkreise erweiterter Vorplatz führt zu einem 10 Meter breiten Aufgang mit dreifach gegliederten Treppenstücken, die jeweils von Podesten unterbrochen sind, wobei die Größe dieser Absätze aufsteigend zunimmt. Seitliche massive Umfassungsmauern begleiten und betonen durch ihre unterschiedliche Höhe das Gliederungssystem der Treppen. Am Ende des dritten Treppenabschnittes erweitert sich die Podestfläche zu einem Platz in Form eines größeren Rechteckes, der links und rechts erneut mit wenigen Stufen auf das bestehende Landschaftsniveau hinführt. In der Blickachse von der Bahnhofstraße aus gesehen erweitert sich dieser Platz um ein Halbrund mit einer ca. drei Meter hohen Mauer, in die zwei übergroße Steinfiguren und auf ca. 1,20 Meter Höhe fünf Zapfsteine eingelassen sind. Die halbrunde Umfassungsmauer wird symmetrisch rechts und links zu den Treppenstufen in zwei Meter langen Wandstücken fortgesetzt, die anschließend in niedrigeren, gebogenen Mauern auslaufen, die sich dem Hangniveau des Grundstückes anpassen. Vernachlässigt man die ansteigende Form der Treppe bzw. der Podeste und konzentriert sich auf die Grundformen der Denkmalanlage, so fällt auf, dass hier eine elementare, an christliche mittelalterliche Baukunst anknüpfende, Grundform verwendet wird mit dem Treppenteil als Längsschiff, der oberen Podestfläche als Querschiff und einem Apsisteil als betontem Zentrum und Teil der drei Meter hohen Umfassungsmauer. Statt einer zentralen Altaraufstellung befinden sich hier - symmetrisch angeordnet – zwei überdimensional große Figurendarstellungen. Die Anlage ist vom Fußweg der Bahnhofstraße aus betrachtet etwa 25 Meter lang. Der obere Platz ist ca. 8,5 Meter breit, an den sich ein Halbrund von (in der Mitte gemessen) 2,5 Meter Tiefe anschließt. Auf dem oberen Mauerrand ist ein stark verwitterter Schriftzug in Großbuchstaben mit einer sachlich wirkenden, serifenlosen Blockschrift zu lesen:

UNSEREN WIDERSTANDSKÄMPFERN DIE IHR LEBEN GABEN IM KAMPF GEGEN FASCHISMUS FÜR FREIHEIT EINHEIT UND FRIEDEN

Ursprünglich war dieser Schriftzug mit schwarzer Farbe unterlegt. Sowohl die Treppenstufen und die Wand aus überwiegend gleichförmigen Quadern, die unregelmäßigen Fußbodenplatten und die Figuren verwenden als regional vorkommendes Material den Freyburger Kalkstein.

Die beiden Figuren werden auf ca. 60 cm hohen Steinsockeln angeordnet, die zur halbrunden Umfassungsmauer hin in eine Mauer hohe Steinplatte übergehen, welche wiederum gegenüber der Umfassungsmauer etwas erhaben hervorgehoben sind. Die Rückseiten der Figuren haben einen großflächigen Kontakt mit den jeweiligen Steinplatten, so dass die Figuren nicht als Vollplastiken, sondern eher als Relieffiguren gestaltet sind. Damit ist auch eine Schauseite der Figuren festgelegt, nämlich der Blick zentral von vorne auf die aufgestellten Steinskulpturen. Beide Figuren sind kniend dargestellt, der untere Teil beider Figuren übereinstimmend sehr vereinfacht und kantig geformt, der Schritt durch eine U-förmige Aussparung nur angedeutet. Zum Oberkörper hin wird die Darstellungsform hin gegenständlicher, bei beiden Figuren sind die Oberkörper als Teilvolumina erkennbar, ebenso die Köpfe und Hände, die deutlich männliche Attribute erkennen lassen. Auf die Darstellung der Arme und Hände hat der Bildhauer größten Wert gelegt, sowohl in der unterschiedlichen Haltung, als auch in der Herausarbeitung von Einzelvolumina: Während die linke Figur die Hände gekreuzt und schützend vor die Stirn des leicht nach vorne und rechts gesenkten Kopfes hält, ist der Kopf der rechten Figur aufrecht und leicht nach links geneigt dargestellt. Der rechte Arm dieser Figur führt über den Kopf (und die Umfassungsmauer hinaus), zieht die rechte Schulter mit hoch und wirkt angespannt, wie auf einen bevorstehenden Schlag oder Wurf vorbereitet. Hingegen wird der linke Arm nach unten geführt und angewinkelt, in einer geballten Faust endend, schützend vor den Unterleib gehalten. Mit der Betonung der unterschiedlichen Arm- und Handhaltungen bei gleichzeitig vorhandenem hohen Abstraktionsgrad in der Darstellung der übrigen Körperteile verknüpft der Bildhauer eine dichotome Konzeption, die bei der linken Figur eine passive, leidende Haltung und bei der rechten Figur eine aktive, kämpferische Wirkung hervorruft, anzusiedeln zwischen Gefangenschaft und Befreiung. Nicht zufällig befindet sich das Wort „Kampf“ in dem Inschriftenband zentral zwischen den beiden Figuren.

Insgesamt fünf Zapfsteine zur Aufnahme von Kränzen und Blumenschmuck sind seitlich der Figuren symmetrisch in etwa 1,50 m Höhe in die Umfassungsmauer eingelassen worden. Der vor den beiden Figuren aufgestellte Metall-Kerzenständer ist eine spätere Hinzufügung aus den 1980er Jahren und passt stilistisch mit an den Jugendstil erinnernden Formen („Peitschenschlag“ als Motiv für die schmalen Verbindungsstege) nicht zum bildhauerischen Ensemble.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass das Denkmal nicht (wie sehr häufig zu finden) auf die Formensprache einer isoliert aufgestellte Stelenform, einer freistehende Figur bzw. Figurengruppe, auf Sockeln erhöht, dargestellt zurückgreift, sondern als ungewöhnliches bildhauerisches und landschaftsarchitektonisches Ensemble wirkt: der theatralische - und dabei doch sehr schlicht angelegte - Aufgang führt zu einem Platz, ähnlich einer Vierung eines kreuzförmigen Kirchengrundrisses, mit einer Umfassungsmauer und Apsis als „Schaubühne“, in der das Thema „Faschismus, passives Leiden und aktiver Widerstand“ in hoch abstrahierender Weise mit dem Einsatz zweier Vollrelieffiguren abgehandelt wird.

III. Bedeutung und künftige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Eröffnung der Thüringer Landesgartenschau sollte sich das Mahnmal für die Opfer des Faschismus in einem sanierten und gepflegten Zustand den Einwohnern und Besuchern der Stadt präsentieren. Als Denkmal für alle Opfer der NS-Gewaltherrschaft erfüllt dieses Denkmal eine identitätsstiftende Funktion für das heutige demokratische Gemeinwesen in Apolda. Auch seine hervorgehobene Lage an der Hauptachse der Stadt neben dem Kunsthaus und gegenüber dem Stadt- und Glockenmuseum macht es zum wichtigsten Denkmal der Stadt. Es verkörpert die Verpflichtung für die gegenwärtigen und die kommenden Generationen von Einwohnern der Stadt, sich in Erinnerung an den furchtbaren Teil der deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945 für die Bewahrung und ständige Erneuerung des demokratischen Zusammenlebens ihrer Bürger einzusetzen. Zu DDR-Zeiten eingeübte Bräuche wie die Aufstellung von Brautsträußen von Vermählten, die Durchführung von Gedenkstunden der Jugendweihe- und Konfirmandengruppen sowie die Erinnerungsarbeit der städtischen Öffentlichkeit an den Geschichtsdaten der Republik wie am 27. Januar, am 8. Mai und am 9. November sollten zu den Selbstverpflichtungen der gewählten Körperschaften von Stadt und Landkreis gehören.

Auf einer Schautafel sollte die Geschichte der Errichtung des Denkmals, seines künstlerischen Schöpfers sowie seiner Nutzung dargestellt werden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Franz: Martialische Idole. Die Sprache der Kriegerdenkmäler in Thüringen. Eine landesweite Darstellung des Bestands und eine kritische Analyse ihrer ikonografischen und verbalen Botschaften; Hrsg. vom Thüringer Forum für Bildung und Wissenschaft e.V., Jena 2001, ISBN 3-935850-04-2
  • Gerhard Berndt: Das OdF-Mahnmal in Apolda. Eine Betrachtung zum 50. Jahrestag seiner Einweihung am 21. Oktober 1951, hrsg. Geschichtswerkstatt Weimar-Apolda, Apolda 2001
  • Jüdische Familien in Apolda. Diffamierung, Ausgrenzung, Entrechtung, Vertreibung, Deportation, Vernichtung, Ungehorsam. Die Apoldaer Judenheit während des Faschismus. Zusammen mit Udo Wohlfeld = „gesucht 6. Die Vergangenheit für die Zukunft retten!“ Hrsg. von der Geschichtswerkstatt Weimar/Apolda e.V., Weimar 2006, ISBN 3-935275-04-8

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Franz: Martialische Idole. Die Sprache der Kriegerdenkmäler in Thüringen. Eine landesweite Darstellung des Bestands und eine kritische Analyse ihrer ikonografischen und verbalen Botschaften; Hrsg. vom Thüringer Forum für Bildung und Wissenschaft e.V., Jena 2001, ISBN 3-935850-04-2, S. 53
  2. Peter Franz: Der gewöhnliche Faschismus. Über die alltägliche Herrschaft der „Nationalsozialisten“ am Beispiel einer Mittelstadt des Deutschen Reiches (Apolda). Eine Chronologie in Jahresscheiben; gesucht 4. Die Vergangenheit für die Zukunft retten! Hrsg. von der Geschichtswerkstatt Weimar/Apolda e.V., Weimar 2001, ISBN 3-935275-00-5, S. 82

Testseite Glocken im Dienst der NS-Propaganda[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glocken und Glockenspiele wurden seit den Anfängen des Glockengießens nicht nur für religiöse Zwecke, sondern auch für weltliche Bestimmungen verwendet: u.a. als Signalglocke an Haustüren, zur Mahnung auf Kriegerdenkmalen, auf den Richtertischen und bei sonstigen Versammlungsangelegenheiten. Die seit 1933 allein herrschende Partei im Deutschen Reich, die NSDAP, bemächtigte sich auch dieses Kunsthandwerks und seiner Schöpfungen, indem sie für ihre Partei- und Repräsentationsbauten Bronzeglocken einsetzte.

Glockentürme und Glockenspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon im Jahre 1924 - einige Jahre vor dem Machtantritt der NS-Partei im Reich - war der Gedanke eines "Reichsehrenmals" von Reichspräsident Ebert angeregt worden. Es sollte für die deutschen Soldaten errichtet werden, die dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallen waren. Einer der dabei preisgekrönten Entwürfe zur Ausführung in Bad Berka enthielt einen Glockenturm, dessen gedankliche Gestaltung von dem Apoldaer Glockengießermeister Otto Schilling stammte. Dieser Vorschlag schloss möglicherweise ein, dass seine Firma dann auch mit der Lieferung der dort vorgesehenen Glocke beauftragt werden würde. Eine Tageszeitung kommentierte den Entwurf so:[1]

Herr Schilling ließ sich dabei von dem Gedanken leiten, dass das im Herzen Deutschlands zu errichtende Ehrenmal aller Deutschen gleichermaßen den Opfertod des deutschen Soldaten wie auch unser niedergerungenes deutsche Vaterland symbolisieren müsse. Der eherne besinnlich-ernste verhaltene Ton einer Glocke solle aus der Erde heraus gleichsam zu Gott dringen. Die architektonische Verwirklichung erfuhr dieser Plan in gemeinsamer Arbeit mit Herrn Architekt Pfeiffer. Der Entwurf wurde vom Preisgericht mit einem Geldpreise von 1.000 RM ausgezeichnet.

Der "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten" und andere Wehrverbände lehnten allerdings alle vorgelegten Entwürfe ab, weil sie "soviel Undeutsches in der Formgebung" enthielten. In Bad Berka und Umgebung selber machten die Wehrverbände, aber auch völkische Kreise um den Heimatschul-Leiter Theodor Scheffer und den Kunstmaler Berthold Asendorpf gegen das Projekt mobil und wollten sich den von den Wehrverbänden favorisierten "Ehrenhain" im Walde nicht abhandeln lassen. Hunderte Einwohner schlossen sich mit einer Unterschriftensammlung gegen die prämierten Projekte an. Endgültig obsolet wurde die Ortswahl Bad Berka, als 1934 nach dem Tode von Hindenburg Reichskanzler Hitler Tannenberg zur Grablege des Weltkriegsgenerals bestimmte und es 1935 zum nunmehrigen Reichsehrenmal erhob.

Die Ausstattung von Turmbauten mit Erzeugnissen aus der Glockengießerei Schilling bekam später wieder eine reale Chance, als die NS-Partei zum Bau von sogenannten Ordensburgen überging, die analog zu christlichen Gotteshäusern auch mit Glockentürmen bestückt wurden. Im Jahre 1936 fertigte die Apoldaer Gießerei ein Glockenspiel für die NS-Ordensburg Crössinsee an, das bei einem Besuch Hitlers im April eingeweiht wurde.[2] Ein Glockenturm mit analoger Funktion wurde bei der Errichtung des "Gauforums" in Weimar projektiert, aber nur zum Teil fertiggestellt.[3]

Modell der Ordensburg Sonthofen mit Glockenturm

Gleich im Jahr darauf bekamen die Apoldaer Glockengießer einen neuen Auftrag, als auch für die NS-Ordensburg Sonthofen ein Glockenspiel bestellt wurde. Es wurden 16 Glocken gegossen, die den 16 "Märtyrern der Bewegung" gewidmet waren, die bei dem Münchner Putsch 1923 ums Leben gekommen waren. Das mechanische Spielwerk dafür wurde diesmal von der Glockenfabrik in Bockenem geliefert. Als im November 1937 die noch nicht fertiggestellte Burg bei einem Besuch Hitlers eingeweiht wurde, schrieb das Apoldaer Tageblatt mit dem Blick auf die Glocken aus Apolda:[4]

Beim Eintreffen des Führers setzte das Glockenspiel auf dem 54 Meter hohen Turm mit dem Deutschlandlied ein.

Glockenschmuck und Glockenwidmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wisenta-Haus im Jahr 2004

Für das Schleizer "Wisentahaus", ein Mehrzweckgebäude für Massenversammlungen, Theateraufführungen und Viehversteigerungen, ließen die Schleizer NS-Führer bei der Firma Schilling in Apolda fünf Glocken gießen, die als Bestandteile eines Glockenspiels ihren Platz in einem Türmchen über dem Portal des Hauptgebäudes finden sollten. In einem zeitgenössischen Bericht wird dazu erläutert:[5]

Die erste der Glocken ist der <NS->Bewegung gewidmet und trägt als Schmuck das Hoheitszeichen der Partei. Darunter fügen sich die Lettern:

  • "Dem Erneuerer des Reiches, dem Führer des Deutschen Volkes Adolf Hitler"

Die zweite Glocke ist dem Reichsnährstand gewidmet und mit dem Reichsnährstandszeichen, mit den Worten

geziert. Den Rand der Glocke säumen zwei Schriftbänder:

  • "Der Führer sprach: Das Deutsche Reich wird ein Bauernreich sein, oder es wird nicht sein!"

Die dritte Glocke verkörpert den Landkreis Schleiz und trägt als Bildschmuck das Eiserne Kreuz. Diese Glocke soll den Gefallenen des Weltkrieges aus dem Kreise gewidmet sein und hat deshalb die Worte:

  • "Der Landkreis Schleiz seinen im Weltkrieg gefallenen Söhnen!"

Die vierte Glocke gilt der Stadt Schleiz und trägt das Stadtwappen mit dem Wisent. Zwei Schriftbänder schließen sich diesem Bildschmuck an:

Die letzte Glocke verkörpert die ländlichen Genossenschaften und ist mit den Niedersachsenpferdeköpfen als Zeichen der ländlichen Genossenschaft geschmückt. Darunter windet sich ein Schriftband mit den Worten:

  • "Einer trage des Anderen Last

Die Reichs-Behörden waren nicht die einzigen Auftraggeber für Glocken mit nationalsozialistischer Sinngebung. Neben Stiftungen auf kommunaler oder kreislicher Ebene bestellten auch Kirchengemeinden Glocken, die sie mit Sprüchen und Losungen der NS-Propaganda verzieren ließen. In einer Hildesheimer Glockengießerei wurde ein Geläut von vier Glocken für eine neue erbaute Berliner Kirche hergestellt.

Folgende Zeichen und Worte verzieren diese Glocken:

Glockengießerei Franz Schilling Apolda, Straßenansicht

Auch die Inschriften auf den 23 Glocken eines 1939 entstandenen Carillons für die St. Johanniskirche in Lößnitz sollten mit ihrem Klang die bisherigen Erfolge des NS-Staates in die Welt rufen:[6]

Folgende Zeichen und Worte verzieren diese Glocken:

  • "Mich und meine 22 Schwestern stiftete zur 700-Jahr-Feier im Juli 1938 ihrer Heimatstadt Lößnitz im Erzgebirge Frau <...>, Chemnitz."
  • Im Jahre 1938, als unter Adolf Hitlers Führung Österreich die Ostmark Großdeutschlands wurde und Sudetenland heimkehrte ins Reich, gegossen von Franz Schilling Söhne, Apolda
  • "Ein Volk"
  • "Ein Reich"
  • "Ein Führer"
  • "Wir danken in dieser Stunde dem Allmächtigen, dass er uns auf dem Wege in der Vergangenheit gesegnet hat und bitten ihn, dass er auch in Zukunft unseren Weg zum Guten geleiten möge. Adolf Hitler am 23.10.1938"
  • "Ich bin ein Tönchen nur aus einer Harmonie, doch ohne mich, sagt an, was wären sie? So hat ein jedes seinen Zweck im All und sei's auch nur als ein so bisschen Schall"

Glockengeläut und Glockenopferung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Amtshandlung des von Hindenburg berufenen Kanzlers Hitler war der medienträchtig inszenierte Festakt in der Potsdamer Garnisonkirche am 21. März 1933, genannt der "Tag von Potsdam". Dabei hatten die Kirchenglocken eine propagandistische Funktion zu erfüllen. Klaus Scholder schreibt:[7]

Eine Viertelstunde lang läuteten die Glocken aller Potsdamer Kirchen zur Eröffnung des Staatsaktes.

Seit der Machtübertragung an das Hitler-Kabinett nutzte die allein herrschende Partei, die NSDAP, die allgemeine Akzeptanz, ja gemütsprägende Wirkung der Kirchenglocken für die Einbettung ihrer Propagandaaktionen. Bereits an ihrem ersten Reichsparteitag - die Septembertagung 1933 galt noch als Kongress - im September 1934 ertönten die Nürnberger Glocken:[8]

Punkt 19.30 Uhr tönte im tiefen Fis die größte Nürnberger Glocke, die Friedensglocke, herüber. Unmittelbar darauf setze auch die ehrwürdige Glocke der Sebalduskirche ein, in die sich die Glocken von St. Lorenz, St. Aegidien und St. Ludwig mischten. Ergriffen standen die Menschen auf den Straßen und Plätzen und lauschten dem Geläute, das, wundervoll abgestimmt die Stunde mit tiefer Feierlichkeit erfüllte. In das Dröhnen der Friedensglocke schmolz der Vierklang des herrlichen St. Ludwig-Geläutes. Dazwischen eiferten das Silberglöckchen von St. Lorenz, die Sturmglocke der Sebalduskirche und eine Anzahl kleinerer Turmglocken. Es war ein wundersamer Klang dieser eherne Ruf, der die Feiertage der alten Noris und mit ihnen die stolze Melodie der erfüllten Sehnsucht vieler Jahrtausende, die deutsche Einigkeit und Schicksalsverbundenheit verkündete.

Alle Glocken des Kölner Domes läuteten am Abend des 28. März 1936 einen sogenannten „Friedensappell“ Hitlers ein, den dieser anlässlich der Reichstagswahlen aus Köln vortrug, darunter der "Decke Pitter", die in Apolda gegossene größte freischwingende Glocke Deutschlands.[9]

Datei:Glockengeläut beim 50. Geburtstag Hitlers.jpg
Anordnung zum Glockenläuten der Deutschen Evangelischen Kirche

Auch zu Hitlers 50. Geburtstag im April 1939, zu dem sich alles, was Rang und Namen hatte, zu devoten Huldigungen herbei ließ, fehlten wie im ganzen Reich auch die Thüringer Glocken nicht, wie eine Anordnung aus der Kanzlei der DEK erkennen lässt.[10]

Datei:Glockengeläut beim Sieg über Frankreich.jpg
Apoldaer Tageblatt 25. Juni 1940

Nach dem Sieg über Frankreich ordnete Hitler ein reichsweites Glockenläuten an, das sieben Tage hindurch zu hören war. In der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1940 erhob die "Deutsche Glocke", der "Decke Pitter" von Köln, gegossen in Apolda, seinen Klang zur Bejubelung des Sieges über Frankreich. Goebbels beschrieb in seinem pathetischen Duktus das Geschehen:[11]

<Da> sang unser ganzes Volk in tiefer Bewegung unser altes Dankgebet mit: 'Wir loben dich oben, du Lenker der Schlachten!'

Die Thüringer Kirchenführer ließen 1941 im "Kirchlichen Anzeiger" die von Göring befohlene Abnahme ihrer Kirchenglocken verkünden und riefen die Gemeinden auf, darauf stolz zu sein. In dem Text heißt es u.a.:[12]

Thüringens Kirchgemeinden sind stolz, durch ihre Glocken einen Beitrag zur Wehr für den deutschen Freiheitskampf leisten zu dürfen. <...> Wenn das Metall der deutschen Glocken klirren wird im Kampf, dann wird sein Klang, heilig wie nie zuvor, die deutsche Erlösung einläuten zu Sieg und Frieden, die keine Macht der Welt uns mehr entreißen kann!

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Prolingheuer, Wir sind in die Irre gegangen. Die Schuld der Kirche unterm Hakenkreuz, nach dem Bekenntnis des "Darmstädter Wortes" von 1947, Köln 1987, ISBN 3-7609-1144-7
  • Willy Schilling, Thüringen 1933-1945. Der historische Reiseführer, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-576-8
  • Margarete Schilling, Glocken aus Apolda, Apolda 1986
  • Maria Kaufung: Die Glocken läuten noch - Kindheit und Jugend in dunkler Zeit, Band 2, herausgegeben von Martin Woesler, Bochum 1999

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Apoldaer Tageblatt 26. Januar 1933
  2. Apoldaer Tageblatt 27. April 1936
  3. Willy Schilling: Thüringen 1933-1945. Der historische Reiseführer, Berlin 2010, S. 26, ISBN 978-3-86153-576-8
  4. Apoldaer Tageblatt 24. November 1937
  5. Apoldaer Tageblatt 5. August 1936
  6. Apoldaer Tageblatt 25. Mai 1939
  7. Klaus Scholder: Die Kirchen und das Dritte Reich. Band 1 Vorgeschichte und Zeit der Illusionen 1918-1934, Frankfurt/Main 1977, S. 285
  8. Apoldaer Tageblatt 5. September 1934
  9. Apoldaer Tageblatt 29. März 1936
  10. Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche 15. April 1939
  11. Apoldaer Tageblatt 6. Juli 1940
  12. Thüringer Kirchenblatt und Kirchlicher Anzeiger 1941 B Nr. 24

[[Kategorie:Glocke]] [[Kategorie:Glockengeläut]] [[Kategorie:Kirchengeschichte]] [[Kategorie:Thüringer Geschichte]] [[Kategorie:Christentum in Deutschland (NS-Zeit)]] [[Kategorie:NS-Propaganda]]

Testseite Die NS-Zeit in der Region Apolda[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Die Anfänge der NS-Partei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Vorläufer der NSDAP bildeten sich in Apolda kurz nach der Novemberrevolution von 1919 völkische Gruppierungen, die vor allem bei anstehenden Wahlterminen - z.B. durch Annoncen in Tageszeitungen - öffentlich in Erscheinung traten. Im Vorfeld zu den Wahlen für den II. Reichstag kam es am 11. April 1924 im Gasthaus "Zum Verein" in der Bahnhofstraße zu einer Versammlung, die von zahlreichen Männern in grau-grüner Uniform besucht war. Der Einlader, der Steuerbeamte Rudolf Melzer, sprach davon, für "eine völlig antikapitalistische Bewegung" einzutreten, die eine Erneuerung Deutschlands ohne die das Volk "ausbeutenden Banken" bewirken wolle. Der aus Berlin angereiste Redner Franz Stöhr, thüringischer Spitzenkandidat der "Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung", stellte zwar in Abrede, zum Kriege hetzen zu wollen, aber forderte, dass sich die "deutschen Gaue Mitteleuropas zu einem Groß-Deutschland zusammenschließen" sollten.[1]

Eine der ersten Ortsgruppen entstand in Wersdorf, gegründet von dem Lehrer Bernhard Bauerschmidt. Sie ging im November 1925 in die wieder zugelassene NSDAP ein. In Apolda berief Melzer eine Versammlung ein, in der sich 18 Männer zu dem eben aus dem Gefängnis von Landsberg frei gelassenen "Führer" bekannten und somit eine der ersten Thüringer NSDAP-Ortsgruppen gründeten. Eine ihrer öffentlichkeitswirksamen Aktionen war das Angebot von sogenannten "Deutschen Kunst-Abenden", in denen sie ihre rassistischen Phobien verbreiteten. Im "Bürgerverein", dem größten Versammlungssaal Apoldas, führten sie z.B. das Stück "Blutsünde" auf.[2]

Inzwischen hatte die NSDAP in Erinnerung an den gescheiterten Putsch in München und die dabei ums Leben gekommenen Hitler-Anhänger den 9. November zum "Gedenktag für die Gefallenen der Bewegung" erklärt. Am diesem Novembertag 1926 ließ der Leiter des Hauptpostamtes Willy Dinger, der erste NS-Ortsgruppenleiter von Apolda, auf dem Postgebäude in der Bahnhofstraße die Hakenkreuzfahne hissen, ohne dass dagegen städtische oder Reichsbehörden einschritten. Lediglich das Apoldaer SPD-Blatt, die "Volkszeitung" polemisierte dagegen. Aber auch der Vorsitzende des "Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" protestierte dagegen in einer Leserzuschrift an das Tageblatt.[3]

Auch bei den Wahlen zu den unterschiedlichen Vertretungskörperschaften war in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre in Apolda ein steiler Anstieg der Stimmen für die NSDAP zu verzeichnen:

Jahr Stadtrat Landtag Reichstag I Reichstag II Reichspräsident I Reichspräsident II
1927 - 2,5% - - - -
1928 5,6% - 4,9% - - -
1929 23,0% 25,3% - - - -
1930 - - 28,5% - - -
1931 - - - - - -
1932 37,2% 49,7% 50,0% 42,8% 38,7% 44,1%
1933 64,9% - 51,7% 86,0% - -

Diese Erfolgsgeschichte der NSDAP in der Apoldaer Wählerschaft konnten die Funktionäre und Aktivisten dieser Partei so nutzen, dass sie sogar Adolf Hitler für einen Besuch der Stadt gewinnen konnten. Mit zahlreichen Groß-Annoncen im rechtskonservativen "Apoldaer Tageblatt" warben sie für diesen ersten und einzigen Auftritt am 9. September 1931 im "Bürgerverein". In dem total überfüllten Saal forderte Hitler die Gewinnung neuen "Lebensraums" für das deutsche Volk und erteilte jeder friedlichen internationalen Zusammenarbeit eine rigorose Absage.[4]

2. Die offene Machtausübung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit den Wahlgewinnen vom Dezember 1932, als die NSDAP ihren Stimmenanteil gegenüber der letzten Stadtratswahl fast verdoppeln konnte, wurde die bisher bestehende konservativ-bürgerliche Mehrheit gebrochen und ein mehrheitlich NS-geführter Stadtvorstand ins Amt gehoben, der sich fünf Tage vor den umstürzenden Ereignissen in Berlin konstituierte. Der neu gebildete Stadtvorstand bestand nun aus:

  • Vorsitzender des Stadtrates: Rudolf Melzer (NSDAP)
  • Erster Stellvertreter: Rudolf Haupt (Bürgerliche Parteien)
  • Zweiter Stellvertreter: Willi Dinger (NSDAP)

Sofort nach Hindenburgs Machtübertragung an Hitler als Reichskanzler am 30. Januar 1933 rollte eine Welle der Verfolgung durch die Stadt. Alle kommunistischen Funktionsträger, deren die Landespolizei und die SA habhaft werden konnten, wurden verhaftet und in Deutschlands frühestes "wildes" KZ Nohra eingeliefert. Einige, die untergetaucht waren, wurden Wochen später ebenfalls gefasst. Das SPD-Blatt "Apoldaer Volkszeitung" wurde für 14 Tage verboten. Der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion Heinz Schubärth trat aus der SPD aus und legte sein Mandat nieder. Am 27. Februar setzten Brandstifter den Reichstag in Berlin in Brand. Einen Tag später erließ Hindenburg das "Gesetz zum Schutz von Volk und Staat", das praktisch alle Freiheitsrechte der Verfassung außer Kraft setzte. Auch in Apolda kam es zu weiteren Berufsverboten, Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Die Berufsverbote betrafen mehrere Lehrer, die wegen ihrer SPD-Mitgliedschaft keine Gewähr für "nationale Zuverlässigkeit" boten. Kommunisten waren ohnehin in Thüringen seit 1930 nicht mehr als Lehrer, Polizisten oder Verwaltungsbeamte in den Staatsdienst übernommen worden. In dieser angespannten innenpolitischen Situation fanden am 5. März die Wahlen zum Reichstag statt, die bereits unter politischem Druck und Angst vor Terror durch die Anhänger der Hitlerbewegung standen. In Apolda bekam die NSDAP 51% aller Stimmen, trotzdem votierten für die beiden Arbeiterparteien SPD und KPD zusammen immerhin noch 34% der Wähler. Am 13. März hatten Brandstifter versucht, an drei Stellen gleichzeitig das SPD-Lokal "Volkshaus" in der Bernhardstraße in Brand zu setzen. Die Presse meldete die gelungene Löschung durch die Feuerwehr und kündigt eine Untersuchung durch die Kriminalpolizei an. Ein Ergebnis dieser Ermittlungen zu der Brandstiftung, wenn sie denn überhaupt durchgeführt wurden, ist nie veröffentlicht worden.

Die 21 neuen Stadträte waren:

NSDAP (Hitlerbewegung) - 8689 Stimmen

  • Melzer, Rudolf, Steuersekretär, Franckestraße 3
  • Gabriel, Eduard, Kaufmann, Herderstraße 29
  • Dinger, Willi, Oberpostsekretär, Roonstraße 15
  • Dr. Hobein, Karl, Rechtsanwalt, Opelstraße 4
  • Lotze, Walter, Wirker, Dornburger Straße 1
  • Schönfelder, Max, Kutscher, Kaiser-Wilhelm-Straße 3
  • Wagner, Arno, Gastwirt, Wilhelm-Ernst-Straße 16
  • Scheibe, Ernst, Zimmermeister, Stobraer Straße 28
  • Kißner, Paul, Konditor, Andreasstraße 27
  • Dr. Rödiger, Richard, prkt.Tierarzt, Utenbacher Straße 69
  • Haupt, Otto, Wirkermeister, Feldstraße 4
  • Münzel, Karl sen., Fabrikant, Herderstraße 6
  • Richter, Johannes, Vertreter, Weimarische Straße 8
  • Schreiber, Magnus, Steuerassistent, Dornsgasse 4

Kampffront Schwarz-Weiß-Rot - 1495 Stimmen

  • Dr. Sattler, Erich, Apotheker, Markt 11
  • Stadelmann, Paul, Wirkermeister, Müllerstraße 7

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) - 3199 Stimmen

(*Schubärth, Heinz, Lehrer, Ludendorffstraße 21, hatte die SPD verlassen und sein Mandat nicht angetreten)

  • Schneider, Wilhelm, Schriftsetzer, Moltkestraße 6
  • Friedrich, August, Stricker, Teubnerstraße 9
  • Jöck, Eduard, Stricker, Lindenberg 13
  • Burkhardt, Friedrich, Stricker, Heidenberg 18/20
  • Daßler, Albin, Stricker, Wilhelm-Ernst-Straße 23

Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) - 2578 Stimmen

(*Kein einziger Stadtrat. Diese Stimmen wurden - wie im ganzen Reich - für ungültig erklärt.)

Auch sämtliche Ausschüsse wurden nun von NS-Vertretern bestimmt.

Ein erster Schlag gegen die Juden als "nationales Unglück" wurde wie im ganzen Reich auch in Apolda geführt. Zahlreiche Geschäfte wurden am 1. April von SA-Posten blockiert, Käufer, die den Boykottaufruf ignorierten, wurden beschimpft, einige fotografiert und Tage später im Kino Union-Theater im Lichtbild angeprangert als "Verräter am deutschen Volk".

Nachdem der 1. Mai ideologisch okkupiert als "Tag der nationalen Arbeit" von der NSDAP inszeniert und mit Aufmärschen und Freibier als fröhliches Volksfest gefeiert worden war, schlugen die Nazis am nächsten Tag wieder zu. Die Büros der Gewerkschaften in der Sandgasse und in der Bernhardstraße wurden besetzt, die dort Angestellten fristlos entlassen und die Gewerkschaftsführer von der SS verhaftet. Gewerkschaftliche Aktenunterlagen wurden auf dem Marktplatz auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Nach diesen Ereignissen teilten auch die gewählten sozialdemokratischen Stadträte mit, dass sie "vorläufig" nicht mehr an den Stadtratssitzungen teilnehmen würden. SPD-Stadtrat Jöck legte ebenfalls sein Mandat nieder, und nun wurde auch kein Sozialdemokrat mehr in einen der Stadtausschüsse gewählt. Jetzt bestand auch das Präsidium des Rates nur noch aus drei Nazis:

  • Vorsitzender: Rudolf Melzer
  • 1. Stellvertreter: Willi Dinger
  • 2. Stellvertreter: Karl Münzel sen.

Anders als die Genossen der SPD wurden die Kirchenvertreter von diesem NS-Stadtrat behandelt: der evangelische Pfarrer Yvan Benner und die Frau des evangelischen Superintendenten Gustav Thöllden wurden in den Jugendamtsausschuss berufen. Auch in den Folgejahren gestaltete sich diese Kooperation noch recht eng, bis etwa um 1937 aufgrund der enttäuschten Hoffnungen, die die NS-Führer in die Schaffung einer einheitlichen Reichskirche gesetzt hatten, sich das Klima gegenüber kirchlichen Kreisen abkühlte und gelegentlich zur Feindschaft entwickelte, bis bei Ausbruch des Krieges diese Kämpfe im wesentlichen ruhten, weil jetzt alle Kräfte zur Kriegsführung zusammengeführt werden sollten.

Weil es auch in Apolda einen Massenandrang zum Eintritt in die NSDAP gegeben hatte, beschloss die NS-Mitgliederversammlung am 7. Juli 1933 die Bildung von vier selbständigen Stadt-Ortsgruppen mit ihren Leitern:

  • Nord: Pg. Küchler
  • Süd: Pg. Hössel
  • West: Pg. Rothe
  • Ost: Pg. Lotze

Als sich Hitler am 11. November 1933 per Abstimmung zu seinem Amt als Reichskanzler auch noch im Amt des Reichspräsidenten bestätigen ließ, votierten 86% der Apoldaer für ihn, und für die damit verbundene Abstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund gaben sogar 89,6% ihr Ja.

Im Jahr 1934 gab es eine Veränderung in der Zusammensetzung des Stadtratspräsidiums, weil dessen Vorsitzender auf Drängen der NSDAP der Kreisleiter sein sollte. Das Präsidium setzte sich nun wie folgt zusammen:

  • Vorsitzender: Kreisleiter Lotze
  • 1. Stellvertreter: Willi Dinger
  • 2. Stellvertreter: Dr. Hobein

Ein geschickter kulturpolitischer Schachzug der NSDAP wurde im Februar 1934 der von ihr kreierte "Apoldsche Karneval", der bis zum Kriegsausbruch mit immer größerer Begeisterung gefeiert wurde, weil er die versprochene "Volksgemeinschaft" widerspiegeln sollte und mit dem Erlebnis des närrischen Ausnahmezustands das Verschwinden der Klassenschranken suggerierte.

Die von der NS-Partei umworbenen geschlechterspezifischen Gruppen bekamen 1934 ihre eigene Heimstätte:

  • die Frauen der NS-Frauenschaft ihr Heim in der Wilhelm-Ernst-Straße
  • die Apoldaer SA-Standarte 18 ein Büro in der Schützenstraße 4 und ein SA-Hilfswerklager am Mittelweg
  • die HJ durfte ebenfalls ihr eigenes Heim beziehen.

Weitere Mittel, Volksverbundenheit darzustellen, waren die nunmehr im Dezember jedes Jahres anlaufenden Kampagnen für das Winterhilfswerk, auf das die "Volksgenossen" mit einem "Tag der nationalen Solidarität" eingestimmt wurden. Sogar Weihnachten, das "Fest der deutschen Familie", bekam seinen öffentlich auftretenden "nationalsozialistischen Weihnachtsmann", der im Saal des Bürgervereins 1.500 bedürftige Kinder beschenkte.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Apoldaer Tageblatt 13. April 1924
  2. Apoldaer Tageblatt 8. September 1925
  3. Apoldaer Tageblatt 17. November 1926
  4. Apoldaer Tageblatt 10. September 1931

Meine eingestellten Artikel, die nicht anerkannt wurden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alexander Wolf (Widerstandskämpfer)

  • Hans Ermisch (* 27. April 1907; ordiniert 4. August 1935; Mitglied im Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben 1939; Pfarrer für besondere gesamtkirchliche Aufgaben seit 1.Januar 1941; Oberpfarrer in Sülzenbrücken seit 1. Dezember 1955; Ruhestand seit 1. September 1972)
  • Max-Adolf Wagenführer (* 1. November 1919 Coburg; Theologiestudium; Assistent an der FSU Jena; Veröffentlichungen zum Kolosser- und Epheserbrief; Mitglied im Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben 1939; als Kurseelsorger und Pfarrer i.R.: Januar 2005 Festgottesdienst und Diavorträge zu Reisen)
  • Walter van der Bleek (deutscher Pädagoge und Autor der Deutschen Christen; studierte Pädagogik und war Studienassessor in Berlin. Er trat mit mehreren Veröffentlichungen politisch-philosophischen Inhalts hervor. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben)
  • Hans Chilian (deutscher Pädagoge und Studienrat der Deutschen Christen; legte das Abitur ab und studierte Pädagogik und Philosophie. Nach seiner Referendarzeit wurde er Lehrer an einer höheren Schule und nach einiger Zeit zum Studienrat ernannt. Nach Vorlage seiner Dissertation wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert. Er vertrat die völkisch-nationalistische Weltanschauung der Deutschen Christen und erklärte im Jahre 1939 seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben; er trat hervor durch mehrere Veröffentlichungen nationalistischen Charakters)
  • Albert Hosenthien (deutscher Theologe und evangelisch-lutherischer Pfarrer der Deutschen Christen; legte sein Abitur ab und studierte Evangelische Theologie. Nach seiner Zeit als Vikar wurde er zum Pfarrer ordiniert und wurde Seelsorger an einer Kirchengemeinde von Magdeburg. Er hatte sich völkisch-nationalistischen Positionen angenähert und wurde Mitglied der Deutschen Christen. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben; Hosenthien trat mit patriotischen Gedichten und Vorschlägen zur Gottesdienst-Reform im deutsch-christlichen Sinne an die Öffentlichkeit)
  • Hans Heinrich Fölsch (deutscher Theologe und Landessuperintendent der Deutschen Christen; Fölsch studierte nach dem Abitur Evangelische Theologie. Nach seiner Dienstzeit als Vikar wurde er zum Pfarrer ordiniert. Er positionierte sich – auch mit entsprechenden Buchveröffentlichungen und Artikeln - bei den völkisch-nationalistischen Zielen der Deutschen Christen. Dadurch stieg er in das Amt des Landessuperintendenten von Neustrelitz auf. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben)
  • Erich Becker (deutscher Philosoph und Hochschullehrer der Deutschen Christen. Becker legte sein Abitur ab und studierte Philosophie mit besonderem Interesse für Kunstgeschichte. Nach Vorlage seiner Dissertation wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert. Er fand Anschluß an die völkisch-nationalistischen Positionen der Deutschen Christen. Becker wurde die theologische Ehrendoktor-Würde zuteil. In Darmstadt erhielt er eine Professur. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben)
  • Hans Gödan (deutscher Theologe der Kirchenbewegung Deutsche Christen. Gödan erwarb seinen Abiturabschluß und studierte Evangelische Theologie. Sein besonderes Interesse galt der Praktischen Theologie und dem Grenzgebiet zwischen Seelsorge und Medizin. Er wurde zum Pfarrer ordiniert. Nach der Vorlage einer Dissertation zu seinem Spezialgebiet der Medizingeschichte wurde er an der Universität in Leipzig zum Lizentiaten promoviert. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben)
  • Konrad Bauke (deutscher Theologe und Pastor der Deutschen Christen. Bauke legte sein Abitur ab und studierte in Berlin Evangelische Theologie bei Adolf von Harnack. Im Wintersemester 1910/11 belegte er ein Eusebius-Semiar, um dessen Verlauf und Organisation er sich als Senior der Studenten nach Harnacks Aussage „verdienstvoll“ bemüht habe.[1]Neben der Theologie wandte er sich philosophischen Studien zu. Zum Verhältnis von Theologie und Philosophie legte er mehrere Veröffentlichungen vor. Zu den völkisch-nationalistischen Zielen der Deutschen Christen bekannte er sich offen und wurde ein fanatischer Verkünder ihrer antisemitischen Propaganda. Nach Absolvierung seines Vikariates wurde er zum Pastor ordiniert. Als Pfarrer von Jauer ließ er 1933 ein Hakenkreuz auf der dortigen Kirche anbringen. In seinem Artikel ,Die historische Stunde der evangelischen Kirche’ schrieb er über die Einheit im Streben der Nationalsozialisten auf dem politischen, sowie der Deutschen Christen auf kirchlichem Gebiet, soll im gemeinsamen Streben zur Einheit der Kirche mit der Nation werden: „Das Hakenkreuz ist am Freitag dem 2. Juli ebenfalls auf unserer Kirche ist ein Hinweis auf das Kreuz Christi“.[2]<Übersetzung von Wolfgang Pawlitta>Später war er Pfarrer in Köben an der Oder. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben)
  • Walter Mulot (deutscher Theologe und Dekan der Deutschen Christen. Mulot erwarb sein Abiturzeugnis und studierte Evangelische Theologie. Nach seiner Dienstzeit als Vikar wurde er zum Pfarrer ordiniert. Von 1930 bis 1945 war er Pfarrer an der Ringkirche von Wiesbaden. Mulot schloß sich den völkisch-nationalistischen Bestrebungen der Deutschen Christen an und wurde von ihnen zum Dekan berufen.[3] Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben.[4]Nach 1945 wurde er zwangspensioniert)
  • Werner Klann (deutscher Jurist und Staatsanwaltschaftsrat der Deutschen Christen. Klann studierte nach erfolgreichem Erwerb seines Abiturabschlusses Rechtswissenschaften. Nach Vorlage einer Dissertation wurde er zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert. Klann schloß sich den völkisch-nationalistischen Zielen der Deutschen Christen an. In Wernigerode wurde er zum Staatsanwaltschaftsrat berufen. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben.[5]Nach 1945 setzte er seinen beruflichen Weg in der BRD fort. Im Jahre 2002 begleitete er eine Reisegesellschaft der Kirchengemeinde Brilon und führte sie zu den Stätten seines früheren Wirkens als NS-Staatsanwalt.[6])
  • Anna Nikulina ((* 3. März 1926; † 27. November 1993) war eine sowjet-russische Majorin der Roten Armee. Als wichtigste Tat aus ihrem Leben ist bekannt, daß sie am 8. Mai 1945 auf dem Gebäude der Reichskanzlei, dem Herrschaftszentrum des bereits toten Diktators des Großdeutschen Reiches, Adolf Hitler, die rote Fahne der sowjetischen Armee hißte.</ref>)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://209.85.129.104/search?q=cache:ttm8_Nysr6MJ:anu.theologie.uni-halle.de/ST/harnack/download/veranstaltungen.pdf+Pastor+Dr.+Bauke&hl=de&ct=clnk&cd=30
  2. http://www.racjonalista.pl/kk.php/s,4459
  3. http://www.ringkirche.de/uberuns/dokumentation/musik_1920_1945.htm
  4. Hans Prolingheuer, Wir sind in die Irre gegangen, Köln 1987, S. 150
  5. Hans Prolingheuer, Wir sind in die Irre gegangen, Köln 1987, S. 150
  6. http://209.85.129.104/search?q=cache:CpyH3bCGQPEJ:www.kirche-brilon.de/hpevkb/gbrief/gb302x.pdf+Dr.+Klann+Wernigerode&hl=de&ct=clnk&cd=8

Testseite Bernadeen L. Silva[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bernadeen Laksahmi Silva geborene Mendis (* 20. Mai 1929; † 7. Februar 2007 Modesto/CA]])[1] war eine sri-lankische römisch-katholische Soziologin und Leitungsmitglied eines „Zentrums für Gesellschaft und Religion“ in Colombo.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Eltern waren Abraham Albert Mendis und Ehefrau Rosalind. Silva konnte nach dem Besuch einer Volksschule ein Studium der Soziologie absolvieren. Durch ihre Teilnahme am religiösen Leben ihrer Pfarrei kam sie in Kontakt mit den spezifischen Problemen von Frauen in ihrer Kirche und den schon lange bestehenden Formen von Unverständnis und Ausgrenzung weiblicher Mitwirkung bei Pastoralarbeit und kirchlicher Leitungstätigkeit. Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Forschung und der im internationalen Austausch erworbenen Kompetenz wurde sie stellvertretende Direktorin des „Center for Society and Religion“ von Colombo. Bernadeen Silva war der Meinung, dass Frauen allein auf Grundlage ihres Geschlechts diskriminiert werden. Sie sah gravierende Probleme, die aus den Lehren der Römisch-katholischen Kirche zur Sexualität herrühren. Besonders in der klerikalen Beurteilung von vor- und außerehelichen Beziehungen, Scheidungen, Ehebruch und Verhütung sah sie entscheidende Fehleinschätzungen der menschlichen Natur. Es bekümmert sie, dass die katholische Kirche auf Distanz geht zu positiven menschlichen Perspektiven von gegenseitiger Liebe, zu dem Bedürfnis von Geben und Nehmen, die nicht nur individuell sind, sondern kommunitär begründet sind.[2]

Bestätigung in ihren Erkenntnissen und Anregung zur Verbreitung ihrer Überzeugung fand sie in der Mitarbeit bei der internationalen Christlichen Friedenskonferenz (CFK). 1971 war sie erstmals Teilnehmerin der von der CFK einberufenen IV. Allchristlichen Friedensversammlung (ACFV), von der sie in den Ausschuss zur Fortsetzung der Arbeit (AFA) gewählt wurde. Die V. ACFV wählte sie in das Präsidium der internationalen CFK, sowie wiederum in den AFA sowie in den Arbeitsausschuss (AA). Mit der VI. ACFV 1985 wurde sie einer der Vizepräsidenten und gehörte damit zum Präsidium.[3]

Seit Jahren hatte sie ihren Wohnsitz in Modesto/Californien, USA. Sie hatte einen Sohn Tilak, verheiratet mit Santhani.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Spirituality of Sexuality, Voices from the Third World, Vol.VIII, No.3, September 1985, pp.18-25/22
  • Few Points on the Social and Cultural Discrimination of Women, in: The Asian Theology Conference (Documents) (Sri Lanka: CSR, 1980)
  • Third World Disarmament and Hunger, in: Food not Arms (Sri Lanka: CSR), p.1

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • IDOC (Center): IDOC internazionale, Band 17, Verlag IDOC Internazionale, 1986[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.worldgenweb.org/lkawgw/gen3080.html Abgerufen 22.4.2019
  2. http://www.warc.ch/dp/bs31/03.html Abgerufen 10. März 2012
  3. Berichtsbände der IV., V. und VI. Allchristlichen Friedensversammlung, Prag 1971, 1978 und 1985
  4. http://books.google.de/books?id=RrG6AAAAIAAJ&q=%22Bernardeen+Silva%22&dq=%22Bernardeen+Silva%22&hl=de&sa=X&ei=HMhHT_eGC4Htsgb0_4mUBQ&redir_esc=y Abgerufen 10. März 2012

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Die Thüringer evangelische Kirche und die Juden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weimarer Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die „Thüringer Evangelische Kirche” (so der ursprüngliche Name der Kirche) entstand 1918. Nach der Aufhebung der Monarchie beschlossen am 15. November 1918 führende Kirchenmänner in den thüringischen Kleinstaaten eine einheitliche Organisation des thüringischen Kirchenwesens. Am 5. Dezember 1919 tagte eine erste Synode und beschloss den Zusammenschluss von sieben eigenständigen Landeskirchen zu einer einheitlichen Landeskirche. Dies geschah noch vor der Gründung des Landes Thüringen (1920). Die sieben Landeskirchen waren:

Ehemaliger Sitz der Landeskirche in Eisenach in der Villa Eichel-Streiber

Am 13. Februar 1920 wurde die Thüringer Evangelische Kirche dann formell errichtet. Das Land Thüringen wurde erst drei Monate später am 1. Mai 1920 formell gegründet. Für die neue Landeskirche wurde in Eisenach ein Landeskirchenamt eingerichtet, und 1924 erhielt die neue Kirche eine Verfassung. Am 1. April 1921 bezog der Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen seinen Sitz in der schlossartigen Villa der Industriellenfamilie Eichel-Streiber auf dem Pflugensberg. 1934 schloss sich die Evangelisch-Lutherische Kirche des ehemaligen Fürstentums Reuß ältere Linie als achte Landeskirche der Thüringer Evangelischen Kirche an, die damit ihren heutigen Umfang erreichte. Die meisten Amtsträger in der Thüringer evangelischen Kirche waren vom christlichen Antijudaismus und von monarchistischen, nationalistischen bis völkischen Überzeugungen geprägt. Sie hatten die Novemberrevolution als Verlust bisheriger staatskirchlicher Privilegien erlebt und lehnten die Weimarer Verfassung ab, weil diese die Ära des Staatskirchentums prinzipiell für beendet erklärte. Sie betrachteten die Weimarer Republik als „gottlos“, „jüdisch“ und „marxistisch verseucht“.

Wahlannonce im Apoldaer Tageblatt vom 19. Juni 1920

Vertreter dieser Denkart war unter anderen Friedrich von Eichel-Streiber, von 1926 bis 1933 Landeskirchentagspräsident und DNVP-Spitzenkandidat bei den Wahlen zum Thüringer Landtag. Er beschrieb Thüringen und die Thüringer Kirche damals als akut gefährdet durch eine Mehrheit der Sozialdemokratie und eine angebliche „Vorherrschaft“ der Juden.[1] Ein weiterer Vertreter war der Direktor der Leipziger Mission, Pastor von Harling. Er referierte auf einer Missionstagung 1924 in Hildburghausen über die „Judenfrage[2] und war 1930 in der Judenmission aktiv.[3] Der „Volksdienst“, eine kirchliche Schulungsabteilung zur politischen Orientierung der Kirchenmitglieder, behandelte die „völkische Frage“, etwa 1925 in Neudietendorf.[4] Beim Missionsfest des Evangelisch-lutherischens Missionsvereins Gotha 1926 vertrat der Missionar Pfarrer Reichardt öffentlich seine rassistischen Thesen, nur das Christentum könne die „minderwertige Rasse“ der Inder retten.[5]

Bei den Kirchenwahlen von 1926 zum 2. Landeskirchentag trat erstmals eine „Deutsch-Kirche“ an, deren Anhänger einen dezidierten Rassen-Antisemitismus vertraten. Die von ihr vorgeschlagenen Kandidaten umfassten fünf bis acht Prozent aller Vorgeschlagenen, machten aber auf den Landeslisten mit 30 % der Kandidaten die größte Gruppe aus.[6] Der für Statistik zuständige Oberpfarrer Johannes Dobenecker berichtete 1928 von zwei Übertritten von Juden zur Thüringer Landeskirche; keine Christen seien zum Judentum übergetreten. Das liege daran, dass es Juden zur „maßgebenden Macht“ ziehe, während Christen allenfalls durch Einheiraten aus „reinen Geldfragen“ Juden würden.[7] Dobenecker gehörte wie Landeskirchentagspräsident von Eichel-Streiber später zur Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft und war vorübergehend amtsenthoben.[8] 1929 rief der mehrheitlich konservativ-völkische Landeskirchentag in seiner Entschließung „Gegen die Entsittlichung“ dazu auf, „der Entartung und Zersetzung unseres Volkes entgegenzuwirken […] durch Verbreitung guten deutschen Schrifttums und überhaupt durch Pflege des wertvollen deutschen Kulturgutes und veredelnde Fortbildung des deutschen Volkstums.“[9] Damit bereitete die Landeskirche die Hetze der NS-Propaganda gegen deutsche Schriftsteller und Künstler etwa in Ausstellungen über die „Entartete Kunst“ mit vor. Gegenüber antisemitischen Angriffen des Tannenbergbunds unter Erich Ludendorff, die Kirchen segelten im Kielwasser des Judentums, aus dem sie hervorgegangen seien, distanzierte sich der Volksdienst der Thüringer Kirche vom Judentum 1931 apologetisch mit einem Flugblatt der Apologetischen Zentrale Spandau: „Ist Christentum wirklich Judenmache?“[10] Pfarrer Otto Henneberger hielt vor 1933 öfter Vorträge vor Pfarrern über Themen wie „Völkische Religiosität oder Evangelium“ oder „Deutschchristentum und Deutschkirche“.[11]

NS-Zeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Machtergreifung des NS-Regimes begrüßte die Thüringer Kirchenleitung so:[12]

So begrüßt es die Kirche aufs freudigste, dass jetzt die Staatsgewalt Maßnahmen trifft zur Reinigung und Erneuerung unseres Volkslebens und zur Erhaltung der Ehrfurcht vor dem, was unserm Volk heilig bleiben muss.

Im März 1933 begrüßte die Thüringer evangelische Kirche in einem "Wort zur Zeitlage" die Machtübertragung an Hitler.[13] Im April 1933 hob der Landeskirchenrat das in der Weimarer Zeit erlassene Verbot der politischen Betätigung der Pfarrer auf. Dies war faktisch eine Einladung zur Betätigung in der NSDAP, da alle übrigen Parteien bis Juli 1933 verboten wurden.[14] Im Mai 1933 verabschiedete der im Januar 1933 noch frei gewählte Landeskirchentag mehrere Gesetze zur Gleichschaltung der Kirche mit dem NS-Regime, indem er dem Landeskirchenrat das Recht zum Erlass von Kirchengesetzen einräumte und jegliche marxistische Betätigung in der Kirche verbot.[15]

Vordruck eines Abstammungsnachweises zum Gebrauch des Pfarrers

Seit Mai 1933 waren die Thüringer evangelischen Pfarrer und Kirchenbeamten eingebunden in das System der Ausgrenzung von Deutschen jüdischer Herkunft, indem sie auf Verlangen sogenannte Ariernachweise auszustellen hatten. Damit beteiligten sie sich im negativen Ausschlussverfahren an der Entscheidung über den sozialen Aufstieg oder Abstieg im Berufsleben, denn mit dem „Reichsgesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ und paralleler Bestimmungen wurden Menschen jüdischer Herkunft von bestimmten Berufen ausgeschlossen.[16] Bald wurden die Pfarrer auch angehalten, die „Anlegung von Ahnen- und Sippschaftstafeln zu fördern“, um „Rassenhygiene“ zu unterstützen.[17] Am 5. Mai 1933 wurde die Kirchenordnung in Paragraf 6 so ergänzt, dass eine Verweigerung der kirchlichen Trauung möglich wurde: Die Thüringer Kirche versagte der Ehe von Christen mit Juden ihren Segen, wenn infolge zu großer Verschiedenheit der Rasse der Eheschließenden die Voraussetzungen für eine sittlich hochstehende eheliche Gemeinschaft fehlen. [18] Dieses erste rassistisch-judenfeindliche Gesetz einer evangelischen Landeskirche gab der tatsächlichen oder behaupteten völkischen Zugehörigkeit eines Kirchenmitglieds Vorrang vor der Geltung der biblisch-ethisch begründeten Sakramente und brach damit die lutherischen Bekenntnisschriften. Dagegen bildete sich im November 1933 zunächst der Pfarrernotbund, im Mai 1934 dann die Bekennende Kirche.

Aus den staatlich veranlassten Kirchenwahlen vom Juli 1933 ging ein fast ausschließlich von Deutschen Christen (DC) besetzter Landeskirchentag hervor. Dieser übernahm am 12. September 1933 mit dem „Gesetz über die Stellung der kirchlichen Amtsträger zur Nation“ den staatlichen „Arierparagraphen“ für die Kirche.[19] Danach durften „nicht-arische“ oder mit „nicht-arischen“ Frauen verheiratete Theologen keine Amtsträger in der Thüringer Landeskirche werden. Pfarrer jüdischer Herkunft konnten in den Ruhestand versetzt oder entlassen werden; nur Weltkriegsteilnehmer oder durch Kriegseinwirkung Betroffene waren anfangs noch ausgenommen. Entlassen wurde z.B. Pfarrer Werner Sylten.

Der von den DC eingesetzte Landesbischof Wilhelm Reichardt berichtete 1934 stolz, die Thüringer Landeskirche sei „eine der ersten von den ev. Landeskirchen gewesen, die auch die Fragen der Rassenhygiene in die Amtsarbeit der Pfarrer hineinbezog“.[20] Sie habe den DC Schulungskurse für deutsches Christentum finanziert und dort Staatsbeamte über „Rassenkunde“ und „Erbgesundheitslehre“ referieren lassen.[21]

Nachdem im September 1935 die Nürnberger Rassengesetze erlassen waren, drängte die Thüringer Kirchenleitung ihre Pfarrer auf Einhaltung ihrer rassistischen Kirchenordnung und stellte klar, dass eine „Mischehe“ keine konfessionsverschiedene Ehe sei, sondern eine, „die zwischen einem Arier und einer Nichtarierin oder umgekehrt geschlossen wird“.[22] Thüringer Kirchenzeitungen unterstützten die staatlichen Rassengesetze. So druckten die „Heimatklänge“, ein Vorläufer von Glaube und Heimat, im Dezember 1935 auf einer ganzen Seite einschlägige Worte des antisemitischen Hofpredigers Adolf Stöckers ab.[23]

Auf die Novemberpogrome 1938 reagierten die Thüringer Oberpfarrer mit einer Entschließung vom 17. November 1938: „Christus hat den jüdischen Geist in jeder Form auf das schärfste bekämpft.“[24] Am 24. November veröffentlichte Landesbischof Martin Sasse ein sechzehnseitiges Pamphlet „Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!“ Es wurde in Millionenauflage über die Landeskirche hinaus verbreitet.[25]

Am 10. Februar 1939 beschloss die Landeskirche das „Gesetz über die kirchliche Stellung evangelischer Juden“. Es bestimmte, dass Juden nicht Kirchenmitglieder werden könnten, dass Amtshandlungen für sie verboten wurden und dass Kirchensteuern von ihnen nicht mehr zu erheben waren.[26] Damit gab man nicht nur jüdische Pfarrer, sondern auch christliche Gemeindemitglieder, die laut Hans Globkes Definition als Juden oder „Judenstämmlinge“ galten, der staatlichen Verfolgung preis. Im Mai 1939 veröffentlichte der Landeskirchenrat Grundsätze zum damals von Partei- und Regierungsstellen denunzierten und häufig behinderten Religionsunterricht, die eine Einpassung der Lehrinhalte in die NS-Ideologie sicherstellten. Der Religionsunterricht sollte „die Erkenntnis vermitteln, dass zwischen Christentum und Judentum ein unüberbrückbarer religiöser Gegensatz besteht, und demgemäß die volksmäßige Säuberung des deutschen Wesens von jeglichem jüdischen Einfluss eine entsprechende Säuberung der christlichen Verkündigung von allen jüdischen Formen und Fesseln und Fälschungen mit sich bringen muss.“[27] Dazu gründeten mehrere DC-regierte Landeskirchen, darunter federführend die Thüringische, 1939 auf der Wartburg bei Eisenach das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“.

im Zweiten Weltkrieg begründete die Thüringer Landeskirche das von Hermann Göring geforderte Spenden von Glocken für die Waffenproduktion: „...diesmal werden unsere Glocken nicht unverwendet verschwinden in Lagerstätten für jüdische Schiebergewinne.“[28] Mit Überzeugung beteiligte sich die Thüringer Kirchenleitung daran, die Gemeinde Jesu Christi bis in die letzte Verästelung „judenfrei“ zu machen. Sie ermahnte dazu im November 1943 ihre Pfarrer und Kirchenbeamten per Runderlass, dass die Wiederverheiratung mit einer „arischen“ Person, die vorher mit einer „nicht-arischen“ Person verheiratet war, unzulässig sei.[29] Am 28. Dezember 1941 erließ sie ein „Kirchengesetz über den Ausschluss rassejüdischer Christen aus der Kirche“: „Juden... sind samt ihren Abkömmlingen im Bereich der Thüringer evangelischen Kirche von jeder kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen.“[30] Im Juli 1944 schärfte sie nochmals die Geltung der Thüringer Kirchenordnung ein, wonach nur die Zustimmung zum „positiven Christentum“ zum Anspruch auf kirchliche Versorgung berechtige, unabhängig von der Kirchenmitgliedschaft; „Volljuden bleiben von der kirchlichen Versorgung... in jedem Fall ausgeschlossen.“[31]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Apoldaer Tageblatt 19. Juni 1920
  2. Thüringer Kirchenblatt 1924 B Nr.9, S. 157
  3. Thüringer Kirchenblatt 1930 B Nr.2, S. 12; Thüringer Kirchenblatt 1930 B Nr. 16, S. 122
  4. Thüringer Kirchenblatt 1925 B Nr. 1, S. 2
  5. Thüringer Kirchenblatt 1925 B Nr. 9, S. 91
  6. Thüringer Kirchenblatt 1926 B Nr.21a, S.270ff.
  7. Thüringer Kirchenblatt 1928 B Nr.18, S.177
  8. Erich Stegmann: Der Kirchenkampf in der Thüringer Evangelischen Kirche 1933–1945. Berlin 1984, S. 90
  9. Thüringer Kirchenblatt 1930 B Nr. 22, S. 22f.
  10. Thüringer Kirchenblatt 1931 B Nr. 7, S. 97
  11. Thüringer Kirchenblatt 1933 B Nr. 4, S. 46 und 51
  12. Thüringer Kirchenblatt 1933 B Nr. 6, S. 122
  13. Thüringer Kirchenblatt 1933 B Nr.6, S.121f.
  14. Thüringer Kirchenblatt 1933 A Nr. 6, S. 15
  15. Thüringer Kirchenblatt 1933 A Nr. 7, S. 17
  16. Thüringer Kirchenblatt 1933 B Nr. 11, S. 164 bzw. 1934 B 4, S. 23
  17. Thüringer Kirchenblatt 1934 B Nr. 6, S. 38
  18. Thüringer Kirchenblatt 1933 A Nr. 7, S. 18
  19. Thüringer Kirchenblatt 1933 A vom 12. September 1933
  20. Thüringer Kirchenblatt 1934 B Nr. 6, S. 83
  21. Thüringer Kirchenblatt 1934 B Nr. 6, S. 97
  22. Thüringer Kirchenblatt 1935 B Nr. 17, S. 109
  23. Heimatklänge aus dem Weimarischen Kreise, 12/1935
  24. Thüringer Kirchenblatt 1938 B Nr. 22a, S. 165
  25. Heimatklänge aus dem Weimarischen Kreise, 1/1939
  26. Thüringer Kirchenblatt 1939 A Nr.2, S. 3
  27. Thüringer Kirchenblatt 1939 B Nr. 9a, S. 69f.
  28. Thüringer Kirchenblatt 1941 B Nr.24, S.149
  29. Thüringer Kirchenblatt 1943 B Nr. 23, S. 90
  30. Thüringer Kirchenblatt 1942 A Nr. 1, S. 1
  31. Thüringer Kirchenblatt 1944 A Nr. 4, S. 45ff.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Apolda

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Testseite Liste der Stolpersteine in Buttstädt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liste der Stolpersteine in Buttstädt enthält alle Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Kunstprojekts von Gunter Demnig in Buttstädt verlegt wurden. Mit ihnen soll der Opfer des deutschen Faschismus gedacht werden, die in Buttstädt lebten und wirkten.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Initiiert wurden die Buttstädter Stolpersteine durch Mitglieder des Vereins Prager-Haus Apolda e.V., denen sich ein Buttstädter "Arbeitskreis Stolpersteine 2011" anschloss. Unterstützt wird das Projekt von der Stadt Buttstädt.

Bis zum heutigen Tag wurden in Buttstädt sechs Stolpersteine verlegt (Stand Februar 2014). Die ersten drei Steine wurden für verschiedene Opfer am 15. Oktober 2011 in den Gehweg der jeweiligen Wohn- bzw. Todes-Orte eingelassen. Entsprechend dem Konzept von Demnig wird in Buttstädt an alle Opfer des Faschismus erinnert: an Verfolgte und Ermordete aus politischen, religiösen und rassistischen Motiven. Es folgte eine weitere Verlegung 2013.

Liste der Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tabelle ist teilweise sortierbar, die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach der Adresse.

Verlegte Stolpersteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Name Adresse Verlegedatum Inschrift Anmerkung
Stanislaw Skolimowski Ecke Großemsener Weg/Neue Straße
15. Okt. 2011 HIER ÖFFENTLICH
GEHENKT
STANISLAW
SKOLIMOWSKI
JG. 1909
POLNISCHER
KRIEGSGEFANGENER
TOT 19.11.1940
Eine Veröffentlichung zur Person:
  • Udo Wohlfeld: Der verbotene Umgang. Ein Pole wird 1940 aufgehängt, Apolda 2011, ISBN 3-935275-17-X.

Pate des Steins ist der "Arbeitskreis Stolpersteine 2011".

Wolfgang Firme Kirchstraße 18
15. Okt. 2011 HIER WOHNTE
WOLFGANG FIRME
JG. 1938
EINGEWIESEN 28.7.1942
LANDESHEIL-PFLEGEANSTALT
LEIPZIG-DÖSEN
ERMORDET 20.12.1942
Eine Veröffentlichung zur Person:
  • Horst Firme, Udo Wohlfeld: Ein Leben für vier Jahre. Euthanasie an einem Kind 1942, Apolda 2011, ISBN 3-935275-18-8

Pate des Steins ist der "Arbeitskreis Stolpersteine 2011".

In der Nacht vom 9. zum 10. November 2012 wurde der Stolperstein von Unbekannten geschändet durch Übergießen mit schwarzer Farbe. Der Bürgermeister sorgte nach den polizeilichen Feststellungen am Tatort umgehend dafür, dass der Stein wieder gereinigt wurde. Der oder die Täter wurden nicht ermittelt.

Johannes Enke Marktstraße 4
15. Okt. 2011 HIER WOHNTE
JOHANNES ENKE
JG. 1899
MEHRMALS VERHAFTET
ZULETZT 1944
BUCHENWALD
ENTLASSEN 16.9.1944
TOT AN HAFTFOLGEN
25.2.1945
Eine Veröffentlichung zur Person:

Pate des Steins ist der "Arbeitskreis Stolpersteine 2011"

[[]] Louis Friedmann Bahnhofstraße 19
08. Mai 2013 HIER WOHNTE
LOUIS FRIEDMANN
JG. 1886
FLUCHT 1937
HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET
Das Foto wird noch eingefügt
[[]] Else Friedmann geb. Kahn Bahnhofstraße 19
08. Mai 2013 HIER WOHNTE
ELSE FRIEDMANN
GEB. KAHN
JG. 1889
FLUCHT 1937
HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
SOBIBOR
ERMORDET
Das Foto wird noch eingefügt

Testseite Mendel Basch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mendel Basch (* 1919; † 2012) war ein lettisch-jüdischer Schlosser, Orchesterdirigent und Hochschullehrer, der den Holocaust überlebte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mendel war der erste von drei Söhnen eines Schuhmodellierers und seiner Frau. Nach eigener Aussage war der Vater „sehr musikalisch, besaß eine schöne Stimme, war Chorsänger in der Synagoge“. Auch Mendel war musikalisch und erhielt seit seinem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht. Weil er aber gleich dem Vater Handwerker werden sollte, besuchte er ab 1937 die Jüdische Handwerkerschule und wurde Schlosser und Feinmechaniker. Neben seiner Arbeit studierte er auch an der Rigaer Musikhochschule, wo er die Kompositionsklasse besuchte.

Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion wurde er am 3. Juli 1941 zusammen mit dem Vater und seinem jüngeren Bruder Isaak verhaftet und ins Zentralgefängnis von Riga eingeliefert. Am 6. August wurde eine Gruppe von Ärzten und Handwerkern ausgesondert zur Zwangsarbeit, während alle anderen Juden im Bickernschen Wald ermordet wurden. Die drei Männer der Basch-Familie mussten in den Werkstätten des Sicherheitsdienstes der SS arbeiten. Zuerst wurden die Handwerker bei den Werkstätten in der Peterholmschen Straße untergebracht, danach im ehemaligen Werk „Lenta“. Als im Oktober 1944 die Wehrmacht vor der heranrückenden Roten Armee zurückwich, wurden alle Männer, auch der Vater und Mendels Bruder in das KZ Stutthof deportiert, wo die meisten ums Leben kamen, auch Mendels Verwandte. Er selber wurde im letzten Moment in Libau zurückgelassen, weil der SD einen Juwelier benötigte, der die Ringe und Schmucksachen der ermordeten Juden zerlegen sollte. Während eines heftigen Luftangriffs der sowjetischen Luftwaffe floh Mendel und rettete sein Leben.

Während sein Vater und der jüngere Bruder Isaak in Stutthof ums Leben kamen, hatte sich sein älterer Bruder Abram bereits 1939 nach Palästina abgesetzt und so den Holocaust überlebt.

Nach der Befreiung vom Faschismus setzte Mendel seine musikalische Ausbildung als Komponist und Orchesterdirigent erfolgreich fort. Seit 1950 hatte er eine Professur an der Musikakademie sowie an der Pädagogischen Hochschule inne. Er wurde auch Hauptdirigent im Theater Daugavpils, im Rigaer Operettentheater und im Blasorchester von Riga. Er dirigierte viele Opern, Operetten und Konzerte. Mendel verfasste auch ein Requiem zum Andenken an alle ermordeten Juden, das der Lettische Rundfunk – allerdings nur ein einziges Mal – aufführte.

Basch trat auch als Zeitzeuge vor Schülern und in der Öffentlichkeit auf. Bei einer Buchlesung der Historikerin Anita Kugler am 3. März 2005 in Berlin hat er der Autorin Anerkennung über ihre Recherchearbeit zu den Judenmorden in Lettland ausgesprochen.[1]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 28. Oktober 1999 wurde Mendelis Bašs mit der höchsten lettischen Auszeichnung geehrt, „dem Orden der drei Sterne“[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hanna und Wolf Middelmann: Dem Judenmord entkommen. Bericht über zwei Jahrzehnte unseres intensiven Austausches mit den Überlebenden des Holocaust im Baltikum, Villa ten Hompel aktuell 20, Münster 2014, ISBN 978-3-935811-17-0

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.berliner-zeitung.de/archiv/in-lettland-wird-ueber-den-rigaer-kz-kommandanten-fritz-scherwitz-debattiert-schindler-oder-schwindler-,10810590,10263478.html
  2. Ordensträger von 1994 bis 2004 (doc-Datei, lettischsprachig; 2,7 MB)

{{Normdaten|TYP=p|GND=|VIAF ID:304747727 (Person) }} {{SORTIERUNG:Basch, Mendel}} [[Kategorie:Opfer des Holocaust]] [[Kategorie:Hochschullehrer]] [[Kategorie:Lette]] [[Kategorie:Geboren 1919]] [[Kategorie:Gestorben 2012]] [[Kategorie:Mann]] {{Personendaten |NAME=Basch, Mendel |ALTERNATIVNAMEN=Bašs, Mendelis |KURZBESCHREIBUNG=jüdisch-lettischer Hochschullehrer und Opfer des Holocaust |GEBURTSDATUM=1919 |GEBURTSORT= |STERBEDATUM=2012 |STERBEORT= }}

Testseite Laura von Wimmersperg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laura von Wimmersperg (Freifrau), (* 1934 in Berlin) ist eine deutsche Pädagogin und Friedensaktivistin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr Elternhaus war das großbürgerliche Adelsgeschlecht derer von Wimmersperg. Als sie drei Jahre alt war, zogen ihre Eltern mit ihr nach Breslau. Beim Vorrücken der Roten Armee nach Westen Anfang 1945 sind sie geflohen und kamen in das thüringische Greiz. Vom toten Vater, der an Tbc gestorben war, hatte sie sich wahrscheinlich angesteckt. Über 16 Jahre hat sie dann gegen ihre Tbc gekämpft, die sich immer wieder einmal zurück meldete. Ihr Ziel war es, Lehrerin zu werden. In Greiz verwehrten ihr die DDR-Behörden die Oberschule besuchen, weil sie den Titel „Freifrau“ trug. 1948 wieder in Berlin, begann sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Auch diese musste sie wegen eines Tbc-Rückfalls wieder abbrechen. Sie fand Kontakt mit der bündischen Jugend, ist durch Europa getrampt und suchte nach einem naturverbundenen Leben. Dann besuchte sie eine höhere Handelsschule und war danach als Sekretärin beschäftigt. Später zog sie nach Lüneburg und trat dort ein Lehramtsstudium an. 1967 war sie, inzwischen schon 33 Jahre alt, endlich Lehrerin. Mit 35 Jahren ging sie nach Westberlin als Lehrerin an eine Hauptschule, als Dozentin an eine Pädagogische Hochschule und an die Freie Universität. Wegen einer Erkrankung der Stimmbänder musste sie ihren Lehrerberuf aufgeben. Ende der 60er Jahre fand sie Kontakt mit der Studentenbewegung, stieß zu einem Marx-Kreis, wurde mit Adorno bekannt und befasste sich mit Psychoanalyse. Eine große Empörung erfasste sie über den Vietnamkrieg der USA.

Sie setzte sich auch mit der Vergangenheit ihres Vaters auseinander. „Vater ist auf Geschäftsreise in Auschwitz“, hörte sie die Mutter sagen. Er war bei einer Baufirma tätig, das Parteiabzeichen am Revers. Sie war ein Vaterkind.[1]

Nach einer Fahrt in die Sowjetunion wurde sie Kommunistin. 1980 gehörte sie dem „Teppich-Kreis“ in Westberlin an, in dem gegen den NATO-Doppelbeschluss gestritten wurde. Sie gründete die „Friedensinitiative Wilmersdorf“. 1984 startete sie die Kampagne „Unsere Stadt gegen Atomwaffen“. Sie gehörte zu den Initiatoren der Berliner Friedenskoordination. Während der gesamten Dauer des Jugoslawienkrieges hielt sie mit anderen eine Mahnwache an der Gedächtniskirche. Sie reiste auch in verschiedene Länder, um die Friedenskoordination international zu vernetzen. Auch zu den Mitinitiatorinnen für den Friedensfilmpreis gehörte sie. Sie moderierte die „Achse des Friedens“ beim Bush-Besuch 2002 sowie die große bundesweite Demo gegen den Irak-Krieg 2003. Wimmersperg ist zu finden bei den jährlichen Ostermärschen, und sie unterstützt Aktionen gegen Kampfdrohnen und Bundeswehreinsätze in Afghanistan.

Im Jahre 2014 erhielt sie von der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) den Menschenrechtspreis der GBM.[2]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Kampf für den Frieden : Geschichte und Gegenwart der Friedensbewegung in Deutschland, Lothar Schröter (Hrsg.), ISBN 1069944238

Autoren:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.tagesspiegel.de/berlin/ostermaersche-in-berlin-eine-frau-kaempft-fuer-den-frieden/13368650.html Interview mit Kai Müller, 26.3.2016
  2. http://www.gbmev.de/arbeitskr/akfriedern/2015/Nr.159%20Menschenrechtspreis%202014%20Laura%20v.%20Wimmersperg.pdf

{{Normdaten|TYP=p|GND=1145225241 {{SORTIERUNG:von Wimmersperg, Laura}} [[Kategorie:Mitglied der SEW)]] [[Kategorie:Mitglied der Friedensbewegung]] [[Kategorie:Deutscher]] [[Kategorie:Geboren 1934]] [[Kategorie:Gestorben]] [[Kategorie:Frau]] {{Personendaten |NAME= von Wimmersperg, Laura |ALTERNATIVNAMEN=Freifrau von Wimmersperg, Laura |KURZBESCHREIBUNG=deutsche Dozentin und Friedensaktivistin |GEBURTSDATUM=1934 |GEBURTSORT=[[Berlin]] |STERBEDATUM= |STERBEORT= }}

Testseite Adolf Anschütz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adolf Anschütz (* 20. September 1889 in Viernau; † 5. Januar 1945 in Weimar) war ein Kommunist und ein Widerstandskämpfer gegen das Naziregime

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Adolf Anschütz wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Zangenmachers. Ab 1909 organisierte er sich im Deutschen Metallarbeiterverband (DMV), wurde von 1910 bis 1917 Mitglied der SPD, anschließend trat er der USPD bei und später der KPD. Am Ersten Weltkrieg nahm er durchgängig teil. In der Weimarer Republik vertrauten ihm die Suhler Metallarbeiter von 1919 bis 1933 die Vertretung ihrer Interessen als Geschäftsführer des DMV an. In dieser Vertrauensstellung wandte er sich Ende der 1920er Jahre gegen die sektiererische Gewerkschaftspolitik der KPD, deren Mitglied er seit 1920 war. Daraufhin schloss ihn die KPD aus der Partei aus, weil er nicht auf die RGO (Rote Gewerkschaftsopposition), sondern auf die gemeinsame Gewerkschaft der Metallarbeiter setzte. Erstmals 1933 inhaftiert, setzte er dennoch seine Widerstandsarbeit mit Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern fort.

Die Anklageschrift der Oberstaatsanwaltschaft Jena vom 15. August 1944 gegen 21 Antifaschisten aus Suhl und dessen Umland beschrieb deren „verräterische Tätigkeit“ darin, dass sie sich in kleinen und losen Gruppen organisiert hatten, die sich an der Arbeitsstelle, in Gastwirtschaften, Läden und Wohnungen zusammenfanden. Die erworbene Gemeinsamkeit ihrer politischen Überzeugung hielt sie zusammen.

Adolf gehörte zu den Angeklagten. Aus den Prozessakten geht hervor, dass Adolf Anschütz die Niederlage des Hitlerreiches als sicher ansah und diese Einstellung auch weiter verbreitete. Er hörte Nachrichten ausländischer Sender ab, gab den Inhalt weiter, wie auch unter gefährlichen Bedingungen gefertigte Flugblätter. Nie gab er den Gedanken der Solidarität auf, half mit bei der Sammlung von Spenden für Angehörige von inhaftierten Antifaschisten.

In einer Reihe von Todesurteilen gegen Sozialdemokraten und Kommunisten aus dem Raum Suhl, darunter gegen Adolf Anschütz, heißt es zu den Ursachen des weit verbreiteten Widerstandes, dass in den Jahren 1918 bis 1933 der Suhler Raum eine „Hochburg des Marxismus“ war, an dem nach der nationalsozialistischen Machtübernahme ehemalige Sozialdemokraten und Kommunisten an ihrer früheren Einstellung festhielten und sich weiterhin illegal für ihre Überzeugung einsetzten.

In einer Stellungnahme des Volksgerichtshofes vom 14. Dezember 1944 zur Verurteilung von Adolf Anschütz und den Mitangeklagten Ernst König und Ewald Stübler heißt es: „Die Verurteilten sind alle verbissene Kommunisten, die zu keiner Zeit von ihren Gedanken abgelassen haben und das in Zukunft auch nicht tun würden. Bei der Gemeingefährlichkeit ihres Tuns im ehemals roten Suhl und bei dem Umfang, den ihre Organisation angenommen hat, sind sie als führende Köpfe der Todesstrafe verfallen“.

Die Schwägerin von Adolf, Emma Koburg aus Viernau, Schwester seiner Ehefrau Anna, die ebenfalls inhaftiert und in die Landesstrafanstalt Ichtershausen verbracht wurde, hatte ihn im Herbst 1944 bei einem Kreuzverhör kurz sehen und sprechen können. In einer Niederschrift vom September 1945 hielt Emma fest, dass er, nachdem er fünf Monate in schweren Ketten verbringen musste, abgemagert und körperlich sichtbar schlimm zugerichtet war. Aber er hielt an seiner Überzeugung fest. Seine Worte waren: „Halte durch, es dauert nicht mehr lange“. Die Hinrichtung von Adolf Anschütz und Genossen erfolgte am 5. Januar 1945 im Landesgerichtsgefängnis Weimar. In einem standesamtlichen Dokument wurde die Falschnachricht eingetragen, dass er an einem plötzlichen Herztod verstorben sei. In den Akten des Reichsjustizministeriums befindet sich jedoch die offizielle Mitteilung des Oberstaatsanwaltes von Weimar, die am 8. Januar an den Reichsjustizminister übermittelt wurde: „Betr. Hinrichtung des Adolf Anschütz, Ernst König und Ewald Stübler. Die Hinrichtung erfolgte am 5. Januar 1945, sie dauerte je 20 Sekunden“.

Erinnerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heute liegt ein Stolperstein für Adolf Anschütz vor dem ehemaligen Wohnsitz, Schmiedefelder Straße 58.
  • Der Dorfplatz und die Hauptstrasse in Viernau, dem Geburtsort von Adolf Anschütz, wurde 1945, dem Ermordeten zum Gedenken, in Adolf-Anschütz-Platz bzw. Adolf-Anschütz-Straße umbenannt. Wenige Jahre später,1954, erfolgte auf Grund einer zentralen Entscheidung der SED die erneute Umbenennung, diesmal in Ernst-Thälmann-Platz und Ernst-Thälmann–Straße.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerd Kaiser (Hrsg.), Aufrecht und stark - trotz alledem. Frauen und Männer aus Suhl und Umgebung im Widerstand gegen Faschismus und Krieg, darin Loni Günther: 'UNSTERBLICHE OPFER'. Lebensbilder hingemordeter Frauen und Männer im Widerstand. Adolf Anschütz (20.09.1889-05.01.1945), S. 25ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

{{SORTIERUNG:Anschütz, Adolf}} [[Kategorie:KPD-Mitglied]] [[Kategorie:Person (Widerstand gegen den Nationalsozialismus)]] [[Kategorie:Hingerichtete Person (NS-Opfer)]] [[Kategorie:Person, für die ein Stolperstein verlegt wurde (Deutschland)]] [[Kategorie:Person (Viernau)]] [[Kategorie:Deutscher]] [[Kategorie:Geboren 1889]] [[Kategorie:Gestorben 1945]] [[Kategorie:Mann]] {{Personendaten |NAME=Anschütz, Adolf |ALTERNATIVNAMEN= |KURZBESCHREIBUNG=deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus |GEBURTSDATUM=20. September 1889 |GEBURTSORT=[[Viernau]] |STERBEDATUM=5. Januar 1945 |STERBEORT=bei Tiefurt, [[Weimar]] }}

Testseite "Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Projekt "Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen" ist ein Themenjahr, das von der Thüringer Staatskanzlei und der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen 2020 ausgerufen wurde. Dieses Gedenkjahr reicht vom jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana (19. September 2020) bis zum Gedenken der Tempelzerstörung Ischa beAv (Ende August 2021).

Ziel des Themenjahres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es soll an die neunhundertjährige Anwesenheit von Menschen jüdischen Glaubens im Territorium des heutigen Bundesstaates Thüringen erinnern. Diese Erinnerung soll dazu beitragen, dass jüdisches Leben nicht allein vom Ereignis der Shoa her betrachtet wird, sondern auch die Leistungen und Impulse von Jüdinnen und Juden zu Bewusstsein gebracht werden, mit denen sie ihre gesellschaftliches und soziales Umfeld geprägt und beeinflusst haben. Dazu gehören die Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs ebenso wie die Dekaden grausamer Pogrome, denen sie zeitweise durch ihre christliche-staatskirchliche Umwelt ausgesetzt waren. Nach Ermordung und/oder Vertreibung haben jüdische Menschen immer wieder in Thüringer Städten und Gemeinden Fuß fassen können.

Die Eröffnung des Themenjahres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Oktober wurde das Themenjahr mit einer festlichen Veranstaltung im Erfurter Kaisersaal eröffnet. Diese Veranstaltung wurde geprägt von zwei Referaten: durch Ministerpräsident Bodo Ramelow und durch den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster. Daran schloss sich ein Musikprogramm an, in dem der Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov von der Franz-Liszt-Hochschule Weimar in vier Blöcken durch jüdische Musik vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart führte.[1]

Das Programm des Themenjahres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende September 2020 legte die Thüringer Tourismus GmbH ein Programmheft vor, das in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen und der Thüringer Staatskanzlei erarbeitet wurde. In einem Abschnitt "Hauptprojekte" werden genannt:

Hauptprojekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jüdisches Leben vom Mittelalter bis heute, Erinnerungskultur durch die Tätigkeit der Gedenkstätten Buchenwald, Mittelbau-Dora, Erinnerungsort Topf & Söhne. Mehrere Hauptpojekte stehen im Mittelpunkt der Aktivitäten des Themenjahres:

1. Als ein Hauptprojekt "Tora ist Leben" erfolgt ein örtlich und zeitlich gedehntes handschriftliches Beschreiben einer Tora-Rolle durch Rabbiner Reuven Yaakobov, das an verschiedenen Orten in Thüringen stattfindet. Die fertig beschriebene Tora-Rolle wird 2022 von der römisch-katholischen und der evangelisch-lutherischen Kirche der Jüdischen Landesgemeinde als Geschenk übereignet.

2. Ein weiteres Hauptprojekt "Menora - Jüdisches Leben in Thüringen" besteht in der Herstellung eines Online-Portals mit einer virtuellen Karte, auf der historische und aktuelle Orte und Gebäude kenntlich gemacht sind: Synagogen, Schulen, Friedhöfe, Mikwaot. Dazu kommen die Verlegeorte von Stolpersteinen und die Dokumentation von Biogrammen. Ein weiteres Format besteht in einer Digissage, einem virtuellen Ausstellungsraum, in dem Veranstaltungen in Audio- und Videoformaten sowie 360°-dokumentierten Ausstellungen dokumentiert und langzeitarchiviert werden.

3. Die "Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur", die 2020 zum 28. Mal stattfinden, sind ein anderes Hauptprojekt. Vom 30. Oktober bis 15. November werden etwa 100 Veranstaltungen in etwa 20 Thüringer Orten angeboten mit Vorträgen, Lesungen, Ausstellungen, Theatergastspielen, Filmvorführungen und Konzerten. Unter dem Motto "Jüdische Lebenswelten" soll das einseitige, von wiederkehrenden medialen Mustern geprägte Bild, das viele Deutsche von Israel haben, bereichert und erweitert werden, damit sie sich ein eigenes, differenzierteres Bild vom Leben in diesem Land machen können.

4. Die "Achava Festspiele Thüringen" unter der organisatorischen Leitung von Martin Kranz stellen einen jüdischen Impuls für den interkulturellen Dialog dar und finden 2020 zum siebten Mal statt. Der hebräische Begriff ACHAVA bedeutet soviel wie GESCHWISTERLICHKEIT und ist ein Schlüsselwort für die Erweiterung und Vertiefung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs, der von den Gedanken jüdischer Propheten des Ersten Testaments ausgeht.

5. Das Hauptprojekt "Yiddish Summer Weimar", das 2020 unter der künstlerischen Leitung von Alan Bern zum 21. Mal stattfindet, ist eines der größten Festivals für jiddische Musik und Kultur. Es beruht auf den vier Säulen Ausbildung, Forschung, Präsentation und Neuschaffung im Bereich jiddischer und verwandter Kulturen.

6. Eine "Virtuelle Rekonstruktion der Großen Synagoge Erfurt", die in der Pogromnacht 1938 von den Terrorgruppen der NSDAP zerstört wurde, will die Stadt Erfurt in Kooperation mit Universität und Fachhochschule mittels virtueller Rekonstruktion symbolisch wieder auferstehen lassen. Als "Virtual Reality" soll diese multimediale Präsentation besonders junge Menschen erreichen. Die Präsentation wird künftig in der Kleinen Synagoge und in einer Außenausstellung an der Neuen Synagoge am Max-Cars-Platz (dem Nachfolge-Bau von 1952) zu sehen sein.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • www.juedisches-leben-thueringen.de
  • www.schulportal-thueringen.de/home/themenjahr_juedisches_leben
  • www.bildung.thueringen.de/schule/thema/fahrten-gedenkorte/
  • www.uni-erfurt.de
  • www.uni-jena.de
  • www.lzt-thueringen.de Landeszentrale für politische Bildung
  • www.themenjahr.projekt-parthner.de
  • www.lkj-thueringen.de Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V.
  • www.topfundsoehne.de
  • www.juedisches-leben.erfurt.de
  • www.achava-festspiele.de
  • www.yiddishsummer.eu
  • www.omaworks.eu
  • www.juedische-kulturtage-thueringen.de

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.mdr.de/video/mdr-plus-videos/video-451782.html?fbclid=IwAR1ccvFzgCUaDTOiaPYZWMxyjUwtVN5OigeKwBihkN6Oblq2ife0ESpMsIc Aufzeichnung des MDR, bis 30.September 2021 abrufbar

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