Gerhard Roßmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gerhard Roßmann, auch "Rossmann", (* 19. Januar 1951 in Nürnberg), ist ein deutscher Künstler und Medienarbeiter. Roßmann war an der Gründung und Herausgabe mehrerer Zeitungen und Zeitschriften beteiligt. Seit 2014 beschäftigt sich Roßmann künstlerisch mit Fragestellungen zu Leben und Tod, Religionen, Jenseitsvorstellungen und Mythen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gerhard Roßmann wuchs als erstgeborener Sohn des Chemie-Ingenieurs Christian Roßmann und der Hausfrau Gertrud Roßmann (geborene Lutz) in Nürnberg auf. Bruder Uwe Roßmann wurde 1959 in Langenfeld geboren. Bedingt durch die berufliche Veränderung des Vaters zog die Familie 1957 ins Rheinland. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Opladen studierte Roßmann ab 1972 Geisteswissenschaftliche und Künstlerische Grundlagen sowie Industrie-Design an der damaligen Gesamthochschule Wuppertal (seit 2003 Bergische Universität Wuppertal) und schloss 1979 mit Diplom ab. Seit 2000 ist Roßmann verheiratet mit der Diplom-Psychologin Jutta Hofmann. Er lebt und arbeitet in Wuppertal und Heidelberg.

Verlagstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Tätigkeiten als Designer und Mediaberater in einer Düsseldorfer Werbeagentur und später beim Verlag Herrnberger, seinerzeit Verlagstochter von Gruner + Jahr, schloss Roßmann sich Anfang 1983 dem alternativen Zeitungsprojekt Wupper Nachrichten, Wochenblatt für Kultur und Politik[1] an. Von 1983 bis 2004 war Roßmann Geschäftsführer der die Zeitung herausgebenden Wupper Nachrichten Verlags GmbH, ab 1998, nach Einstellung der Zeitung, WN-Verlags GmbH. In die Amtszeit von Gerhard Roßmann fiel auch das 1989 mit zwölf gleichbeteiligten Gesellschaftern, darunter dem Essener Klartext Verlag, gegründete Zeitungsprojekt Revier-Rundschau[2]/Neue Wupper Nachrichten[3] als Sonntagszeitung für Politik, Kultur und Sport.

Parallel zur Tätigkeit für die Wupper Nachrichten Verlags GmbH gründete Roßmann 1991 mit vier weiteren Gesellschaftern, darunter der damalige SPD-Politiker Manfred Zöllmer und der Bündnis 90/Die Grünen-Politiker Jens Petring die Heinz-Magazin Verlags GmbH mit Roßmann als Geschäftsführer. Aufgabe der GmbH war die Herausgabe des Stadtmagazins HEiNZ, dessen Chefredakteur Roßmann 1993 wurde. Das Magazin erschien anfangs im Städtedreieck Wuppertal, Solingen und Remscheid. Bis 2004 folgten Ausgaben für vier weitere Städte und Regionen im Ruhrgebiet. Nach der Insolvenz der Heinz-Magazin Verlags-GmbH im März 2013[4] wurde der Titel an die vom Essener Investor Frank Dittmann neu gegründete Heinz-Verlag GmbH verkauft[5]. Roßmann blieb bis Mitte 2014 Chefredakteur und Mitherausgeber des 2020 eingestellten Magazins.

Parallel war Roßmann von 2000 bis 2001 Aufsichtsratsvorsitzender der Brinell-City AG, Frankfurt[6], einem Start-up im Bereich der Entwicklung von Web-basierten B2C Content-Management-Systemen.

Künstlerische Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Das jenseitige Tal"

2014 begann Roßmann, sich künstlerisch mit den Themen Leben und Tod, Mythen, Religionen und Jenseitsvorstellungen auseinanderzusetzen. "Sieben Särge", Roßmanns initiale Arbeit, besteht aus Dioramen in Form handelsüblicher Kiefernsärge, in denen Symbole und Darstellungen unterschiedlichster Jenseitsvorstellungen montiert sind. Die Arbeit wurde erstmals 2015 in der Wuppertaler Schwarzbach-Galerie ausgestellt[7][8]. Es folgten Ausstellungen in Duisburg[9][10], Krefeld[11], Nürnberg[12] und Freiburg[13]. In Presse[14] und Öffentlichkeit werden Rossmanns Arbeiten sehr unterschiedlich aufgefasst:

"Die Ausstellung 'Sieben Särge' in der Cubus Kunsthalle mag makaber wirken, dabei konfrontiert der Wuppertaler Künstler Gerhard Rossmann mit seinen unterschiedlich ausgestatteten Särgen doch nur mit einem Thema, das den Menschen ein Leben lang begleitet."[15]

2020 errichtete Roßmann in der Kapelle des Dresdner Nordfriedhofs die Installation "Sieben Schubkarren – sind wir nicht alle Sternenstaub?"[16] Die begehbare Wohngruft bestand aus drei Tonnen Erde, sieben Sesseln, sieben Stehlampen, sieben Spiegeln, 33 Totenhemden, einem Meteoriten und diversen Präparaten[17].

"Der Künstler hat die Ex-Trauerhalle in eine Art verstörendes Wohnzimmer umgestaltet."[18] "Hier hat der Künstler Gerhard Rossmann (69) eine Mischung aus Grabkammer und Wohnzimmer eingerichtet, nicht für sich alleine, sondern für die Öffentlichkeit."[19]

In Zusammenarbeit mit der Tänzerin und Choreographin Chrystel Guillebeaud konzipierte Roßmann 2021 die szenische Installation "Aftermath – die Reliquien der Heiligen Helena"[20]. Helena soll die Gebeine der Heiligen Drei Könige, den Heiligen Rock Jesu und die Gebeine des Apostels Matthias gerettet und damit entscheidend zur Verbreitung des Christentums beigetragen haben.

"'Aftermath' (Nachwirkungen), eine Ausstellung, die hintergründig und spektakulär ist und sich zugleich über den streng reglementierten Reliquienkult der katholischen Kirche lustig macht."[21]

2023 installierte Roßmann in der Bochumer Pauluskirche eine Intervention im Raum: „Polyptychon der Lebenden und der Toten“[22][23] illustrierte in Form von Icons an den Kirchenwänden, der Decke und auf dem Boden der Kirche die rund 100 Milliarden Toten und 8 Milliarden Lebenden aus Vergangenheit und Gegenwart. Ein Zählwerk zeigte sekundengenau die jeweils aktuelle Anzahl der Lebenden und der Toten. Die Installation wurde von einem Rahmenprogramm mit Lesungen, Konzert und Theater begleitet[24].

"Sein [Roßmanns] Gastspiel in der Kirche kreist nicht nur um die individuelle Endstation, sondern um die 'Mathematik des Todes'. Rossmann befasste sich mit Berechnungen von Nathan Keyfitz. Der Demograf entwickelte eine komplexe Formel, mit deren Hilfe man berechnen kann, wie viele Menschen im Laufe der Geschichte unsere Erde bevölkert haben, folglich also irgendwann gestorben sind: Keyfitz kam auf 100 Milliarden Todesfälle."[25]

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Ausstellungstyp Ort
2014 "Der lachende Tod" Objekte - Gruppenausstellung Backstubengalerie, Wuppertal
2015 "Sieben Särge – es gibt einen Tod nach dem Leben" Objekte - Einzelausstellung Schwarzbach-Galerie, Wuppertal
2017 "Sieben Särge – es gibt einen Tod nach dem Leben" Objekte - Einzelausstellung cubus Kunsthalle[26], Duisburg
2018 "Sieben Särge – es gibt einen Tod nach dem Leben" Objekte - Sonderausstellung im Museumszentrum Burg Linn Burg Linn, Krefeld
2019 "Sieben Särge – Himmelfahrt oder Höllentrip?"[27][28] Objekte - Teil der Kulturveranstaltung Blaue Nacht Historische Felsengänge, Nürnberg
2020 "Sieben Särge – es gibt einen Tod nach dem Leben" Videopräsentation auf der (Corona-bedingt virtuellen) Messe Leben und Tod Messe Bremen[29], Stadthalle
2020 "Sieben Särge – es gibt einen Tod nach dem Leben" "out and about – Kunst geht raus"-Gruppenausstellung auf Großflächen Wuppertal
2020 "... wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus" Ready-made - Gruppenausstellung zum DA! Art-Award 2020 Stadtmuseum Düsseldorf
2020 "Sieben Schubkarren – sind wir nicht alle Sternenstaub?" Objekte - Installation in Friedhofskapelle Nordfriedhof Dresden
2021 "Aftermath – die Reliquien der Heiligen Helena" Szenische Installation Galerie Gublia, Essen
2021 "Die Auferstehung" Intervention auf Friedhof Friedhof San Michele, Venedig
2022 "Sieben Särge – es gibt einen Tod nach dem Leben" Foto- und Objektpräsentation auf der Messe Leben und Tod Freiburg[30]
2022 "Sieben Särge – es gibt einen Tod nach dem Leben" Foto- und Videoinstallation bei "verSPIELt. musikalisch - literarisch - kunstvoll" Lutherkirche, Remscheid
2023 "Polyptychon der Lebenden und der Toten" Raumprojektion - Intervention im Kirchenraum Pauluskirche, Bochum

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerhard Hense: Am Anfang gab's 'nen Klecks – ein Streifzug durch fünfzehn WupperNachrichten-Jahrgänge. In: Wupper Nachrichten. Nr. 1. Wuppertal 1998, S. 3.
  2. Revier-Rundschau GmbH & Co. Verlags KG., Duisburg. Abgerufen am 23. Januar 2024.
  3. Gerhard Hense: Am Anfang gab's 'nen Klecks – ein Streifzug durch fünfzehn WupperNachrichten-Jahrgänge. In: Wupper Nachrichten. Nr. 1. Wupper Nachrichten VerlagsGmbH, Wuppertal 1998, S. 4.
  4. Stadtmagazin "Heinz" hat Insolvenz angemeldet. 27. März 2013, abgerufen am 23. Januar 2024 (deutsch).
  5. Stefan Laurin: Heinz in neuen Händen. 29. Juli 2013, abgerufen am 23. Januar 2024 (deutsch).
  6. Brinell-City AG, Frankfurt a. Main. Abgerufen am 23. Januar 2024.
  7. Wuppertaler Rundschau: Wuppertaler macht Särge zum Kunstwerk. 20. November 2015, abgerufen am 23. Januar 2024.
  8. WDR Lokalzeit Sieben Särge - Ein Kunstprojekt von Gerhard Rossmann. Abgerufen am 23. Januar 2024 (deutsch).
  9. Das letzte Heim des Menschen | Monopol. Abgerufen am 23. Januar 2024.
  10. Anne Horstmeier: Duisburg begegnet dem Sensenmann in einer Ausstellung. 5. Mai 2017, abgerufen am 23. Januar 2024 (deutsch).
  11. RP ONLINE: Krefeld: Gut gerüstet für die Reise ins Jenseits. 7. Oktober 2017, abgerufen am 23. Januar 2024.
  12. Nürnberg: Die Highlights der Blauen Nacht. 4. Mai 2019, abgerufen am 23. Januar 2024.
  13. Holger Schindler: Alles für die letzte Reise. In: Badische Zeitung. Freiburg 22. Oktober 2022, S. 20.
  14. PRESSESPIEGEL. Abgerufen am 30. Januar 2024.
  15. Anne Horstmeier: Dem Sensenmann ins Auge schauen: Die Cubus-Kunsthalle zeigt die Ausstellung "Sieben Särge" mit Objekten von Gerhard Rossmann. Es geht um Sterben und Glauben. In: WAZ - Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Kultur und Freizeit, Nr. 104. Duisburg 5. Mai 2017.
  16. Dresden: Künstler richtete auf Friedhof ein ganz spezielles Wohnzimmer ein. 17. September 2020, abgerufen am 23. Januar 2024.
  17. Petra Willems: Sieben Schubkarren. In: VDT e.V. (Hrsg.): eternity. Nr. 21. AZ: Medienverlag, Kempen 1. Oktober 2020.
  18. Andreas Sandig: Sieben Schubkarren. In: MDR 1 (Hrsg.): Radio Sachsen. Dresden 20. September 2020.
  19. Claudia Lord: Willkommen in meiner Wohngruft. In: Bild. Dresden 18. September 2020, S. 9.
  20. Monika Werner-Staude: Wuppertaler konzipierte szenische Installation über Heilige Helena. 26. März 2021, abgerufen am 23. Januar 2024.
  21. Monika Werner-Staude: Eine faszinierende Frau sichert das wichtigste Glaubenssymbol: Der Wuppertaler Künstler Gerhard Rossmann konzipierte eine szenische Installation über die Heilige Helena und ihre Reliquien. In: Westdeutsche Zeitung. Wuppertal/Essen 27. März 2021, S. 14.
  22. Polyptychon : Evangelischer Kirchenkreis Bochum. Abgerufen am 23. Januar 2024.
  23. In der Pauluskirche zeigt Gerhard Rossmann sein „Polyptychon der Lebenden und der Toten“. In: www.kulturkenner.de. Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 23. Januar 2024.
  24. Polyptychon der Lebenden und der Toten - Wir unterstützen ein Bochumer Kunstprojekt. 7. September 2023, abgerufen am 23. Januar 2024.
  25. Jörg Restorff: Endstation. 2. Oktober 2023, abgerufen am 29. Januar 2024.
  26. Sieben Särge – Es gibt einen Tod nach dem Leben: 6.5. – 4.6.2017. In: Cubus-Kunsthalle. 9. Februar 2017, abgerufen am 23. Januar 2024 (deutsch).
  27. Jutta Olschewski: Herztöne und Brecheisen. In: Nürnberger Zeitung. Nürnberg 18. Mai 2019, S. 39.
  28. Anabel Schaffer: Himmel und Hölle in Hülle und Fülle. In: Nürnberger Zeitung. Nürnberg 6. Mai 2019, S. 9.
  29. Ausstellen Bremen – Leben und Tod. Abgerufen am 23. Januar 2024 (deutsch).
  30. Ausstellen Freiburg – Leben und Tod. Abgerufen am 23. Januar 2024 (deutsch).