Großer Preis von Spanien 1969

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 Großer Preis von Spanien 1969
Renndaten
2. von 11 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1969
Streckenprofil
Name: XV Spanish Gran Premio de España
Datum: 4. Mai 1969
Ort: Barcelona
Kurs: Circuit de Montjuïc
Länge: 341,173 km in 90 Runden à 3,791 km

Wetter: sonnig und warm
Pole-Position
Fahrer: Osterreich Jochen Rindt Vereinigtes Konigreich Lotus
Zeit: 1:25,7 min
Schnellste Runde
Fahrer: Osterreich Jochen Rindt Vereinigtes Konigreich Lotus
Zeit: 1:28,3 min (Runde 15)
Podium
Erster: Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Frankreich Matra
Zweiter: Neuseeland Bruce McLaren Vereinigtes Konigreich McLaren
Dritter: Frankreich Jean-Pierre Beltoise Frankreich Matra

Der Große Preis von Spanien 1969 (offiziell XV Spanish Gran Premio de España) fand am 4. Mai auf dem Circuit de Montjuïc in Barcelona statt und war das zweite Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1969.

Berichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rennstrecke auf dem Montjuïc in Barcelona, auf der zwischen 1968 und 1975 im jährlichen Wechsel mit dem Circuito del Jarama nahe Madrid der Große Preis von Spanien ausgetragen wurde, war für den Grand Prix 1969 mit Leitplanken ausgestattet worden. Dennoch galt sie weiterhin als eine der schwierigsten und gefährlichsten Strecken der Formel-1-Geschichte.

In den zwei Monaten, die zwischen dem ersten WM-Lauf in Südafrika und dem Spanien-GP lagen, hatten zwei nicht zur Weltmeisterschaft zählende Formel-1-Rennen in Großbritannien stattgefunden. Jackie Stewart und Jack Brabham konnten jeweils eine dieser Veranstaltungen für sich entscheiden.

Lediglich 14 Fahrer wurden für den Großen Preis von Spanien gemeldet, da lokale Privatfahrer, die in Südafrika das Feld ergänzt hatten, fehlten. Innerhalb der Werksteams gab es keine wesentlichen Veränderungen. Lotus verzichtete diesmal auf den Einsatz eines dritten Werkswagens. Erstmals trat der Privatrennstall von Frank Williams bei einem WM-Lauf an, mit dem Fahrer Piers Courage.

Wie schon beim ersten Lauf traten die Teams wieder mit zum Teil üppigen Flügelkonstruktionen an den Wagen an.

Training[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jochen Rindt erzielte in seiner besten Trainingsrunde als einziger Fahrer an diesem Wochenende eine Zeit unter 1:26 Minuten und sicherte sich damit die Pole-Position vor Chris Amon und Graham Hill. Stewart und Brabham bildeten die zweite Reihe vor Joseph Siffert, Jacky Ickx und Denis Hulme in Reihe drei.[1]

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rindt ging von der Pole-Position in Führung und konnte sich schnell einen Vorsprung vor dem zweitplatzierten Amon herausfahren. Es folgte Hill, der sich auf Platz drei vorgekämpft hatte, vor Siffert auf Platz vier.

In der neunten Runde brachen im Bereich einer Kuppe am Ende der Start-Ziel-Geraden bei rund 230 km/h Radaufhängung und Heckflügel an Hills Lotus 49. Der dadurch unkontrollierbar gewordene Wagen schlug auf beiden Seiten der Strecke mehrfach heftig in die Leitplanken ein und kam schließlich nach rund 150 Metern zum Stehen. Hill blieb unverletzt und begab sich zu Fuß zurück zur Box. Das Wrack seines Wagens wurde unterdessen nicht geborgen, sondern – wie damals üblich – am Rand der Strecke vor der Leitplanke belassen. Hill befürchtete am baugleichen Wagen seines Teamkollegen Rindt einen ähnlichen Bruch der Bauteile und versuchte Rindt mit Handzeichen zu warnen, was jedoch misslang. In Runde 20 bestätigte sich Hills Vermutung, als Rindt an gleicher Stelle wie er wenige Minuten zuvor einen nahezu gleichen Unfall hatte. Auch Rindts Wagen schlug mehrfach in die Leitplanken ein, rutschte sogar mehrere Meter auf ihnen entlang und rammte schließlich mit hoher Geschwindigkeit das Wrack von Hills Lotus, worauf er sich überschlug und kopfüber liegen blieb. Hill eilte dorthin zurück und half den Streckenposten bei der Bergung des Piloten, der nur schwer aus seinem stark verbogenen Monocoque zu befreien war. Mit einem Nasenbeinbruch und einer Gehirnerschütterung kam Rindt vergleichsweise glimpflich davon.[2][3]

Nun lag Amon mit einem verhältnismäßig komfortablen Vorsprung in Führung. Als ihm zudem wenig später von seiner Boxenmannschaft signalisiert wurde, dass der Zweitplatzierte Siffert in Runde 31 ausgefallen war, verringerte er die Geschwindigkeit, da der Vorsprung auf den nun Zweitplatzierten Stewart unaufholbar schien. Amon hatte jedoch das Pech, dass in Runde 57 seine Kühlung ausfiel und dadurch der Motor versagte. Ab diesem Zeitpunkt lag Stewart in Führung, zunächst noch dicht gefolgt von Ickx, an dessen Wagen jedoch ebenfalls der Heckflügel der Belastung nicht standhielt und nach oben knickte. Ickx fuhr noch drei Runden mit dem beschädigten Flügel, bevor er an der Box einen neuen montieren ließ. Danach fiel er auf Rang drei zurück und musste den zweiten Platz Bruce McLaren überlassen. Wenige Runden vor Schluss musste Ickx dann schließlich aufgeben, nachdem der linke untere Querlenker der hinteren Radaufhängung vermutlich durch den vom Heckflügel erzeugten Abtrieb beschädigt worden war. Der dritte Platz ging an Jean-Pierre Beltoise.[4]

Stewart gewann das Rennen letztlich mit mehr als zwei Runden Vorsprung vor dem Zweitplatzierten.[5] Eine ähnliche Situation gab es im weiteren Verlauf der Formel-1-Geschichte nur noch ein einziges Mal, und zwar beim Großen Preis von Australien 1995, als Damon Hill mit zwei Runden Vorsprung vor Olivier Panis siegte.

Angesichts der beiden heftigen Unfälle wurde nach dem Rennen über ein Verbot der hochragenden Flügel diskutiert.

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
Vereinigtes Konigreich Gold Leaf Team Lotus 01 Vereinigtes Konigreich Graham Hill Lotus 49B Ford Cosworth DFV 3.0 V8 F
02 Osterreich Jochen Rindt
Vereinigtes Konigreich Motor Racing Developments 03 Australien Jack Brabham Brabham BT26A G
04 Belgien Jacky Ickx
Vereinigtes Konigreich Bruce McLaren Motor Racing 05 Neuseeland Denis Hulme McLaren M7A G
06 Neuseeland Bruce McLaren McLaren M7C
Vereinigtes Konigreich Matra International (Tyrrell) 07 Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Matra MS80 D
08 Frankreich Jean-Pierre Beltoise
Vereinigtes Konigreich Reg Parnell Racing 09 Mexiko Pedro Rodríguez BRM P126 BRM P142 3.0 V12 D
Vereinigtes Konigreich Rob Walker Racing Team 10 Schweiz Joseph Siffert Lotus 49B Ford Cosworth DFV 3.0 V8 F
Vereinigtes Konigreich Frank Williams Racing Cars 11 Vereinigtes Konigreich Piers Courage Brabham BT26A D
Vereinigtes Konigreich Owen Racing Organisation 12 Vereinigtes Konigreich Jackie Oliver BRM P133 BRM P142 3.0 V12 D
14 Vereinigtes Konigreich John Surtees BRM P138
Italien Scuderia Ferrari SpA SEFAC 15 Neuseeland Chris Amon Ferrari 312 (1969) Ferrari 255C 3.0 V12 F

Klassifikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Startaufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
01 Osterreich Jochen Rindt Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 1:25,7 159,249 km/h 01
02 Neuseeland Chris Amon Italien Ferrari 1:26,2 158,325 km/h 02
03 Vereinigtes Konigreich Graham Hill Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 1:26,6 157,594 km/h 03
04 Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Frankreich Matra-Ford 1:26,9 157,049 km/h 04
05 Australien Jack Brabham Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford 1:27,8 155,440 km/h 05
06 Schweiz Joseph Siffert Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 1:28,2 154,735 km/h 06
07 Belgien Jacky Ickx Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford 1:28,4 154,385 km/h 07
08 Neuseeland Denis Hulme Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 1:28,6 154,036 km/h 08
09 Vereinigtes Konigreich John Surtees Vereinigtes Konigreich B.R.M. 1:28,9 153,516 km/h 09
10 Vereinigtes Konigreich Jackie Oliver Vereinigtes Konigreich B.R.M. 1:29,2 153,000 km/h 10
11 Vereinigtes Konigreich Piers Courage Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford 1:29,3 152,829 km/h 11
12 Frankreich Jean-Pierre Beltoise Frankreich Matra-Ford 1:29,5 152,487 km/h 12
13 Neuseeland Bruce McLaren Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 1:29,7 152,147 km/h 13
14 Mexiko Pedro Rodríguez Vereinigtes Konigreich B.R.M. 1:34,1 145,033 km/h 14

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde
01 Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Frankreich Matra-Ford 90 0 2:16:54,0 04 1:29,5
02 Neuseeland Bruce McLaren Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 88 0 + 2 Runden 13 1:31,6
03 Frankreich Jean-Pierre Beltoise Frankreich Matra-Ford 87 1 + 3 Runden 12 1:29,7
04 Neuseeland Denis Hulme Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 87 1 + 3 Runden 08 1:29,3
05 Vereinigtes Konigreich John Surtees Vereinigtes Konigreich B.R.M. 84 2 + 6 Runden 09 1:30,0
06 Belgien Jacky Ickx Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford 83 1 DNF 07 1:30,5
Mexiko Pedro Rodríguez Vereinigtes Konigreich B.R.M. 73 0 DNF 14 1:32,7
Neuseeland Chris Amon Italien Ferrari 56 0 DNF 02 1:28,5
Australien Jack Brabham Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford 51 0 DNF 05 1:30,5
Schweiz Joseph Siffert Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 30 0 DNF 06 1:29,5
Osterreich Jochen Rindt Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 19 0 DNF 01 1:28,3 (15.)
Vereinigtes Konigreich Piers Courage Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford 18 0 DNF 11 1:31,8
Vereinigtes Konigreich Graham Hill Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 8 0 DNF 03 1:29,4
Vereinigtes Konigreich Jackie Oliver Vereinigtes Konigreich B.R.M. 1 0 DNF Box

WM-Stände nach dem Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2, 1 Punkt(e). Die besten fünf Ergebnisse der ersten sechs und die besten vier der letzten fünf Rennen zählten zur Meisterschaft. In der Konstrukteurswertung zählten dabei nur die Punkte des bestplatzierten Fahrers eines Teams.

Fahrerwertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
01 Vereinigtes Konigreich Jackie Stewart Matra-Ford 18
02 Neuseeland Bruce McLaren McLaren-Ford 8
03 Neuseeland Denis Hulme McLaren-Ford 7
04 Vereinigtes Konigreich Graham Hill Lotus-Ford 6
05 Frankreich Jean-Pierre Beltoise Matra-Ford 5
06 Schweiz Joseph Siffert Lotus-Ford 3
07 Vereinigtes Konigreich John Surtees B.R.M. 2
08 Belgien Jacky Ickx Brabham-Ford 1
09 Vereinigtes Konigreich Jackie Oliver B.R.M. 0
10 Rhodesien Sam Tingle Brabham-Repco 0
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
Sudafrika 1961 Peter de Klerk Brabham-Repco 0
Osterreich Jochen Rindt Lotus-Ford 0
Mexiko Pedro Rodríguez B.R.M. 0
Neuseeland Chris Amon Ferrari 0
Australien Jack Brabham Brabham-Ford 0
Vereinigte Staaten Mario Andretti Lotus-Ford 0
Rhodesien John Love Lotus-Ford 0
Sudafrika 1961 Basil van Rooyen McLaren-Ford 0
Vereinigtes Konigreich Piers Courage Brabham-Ford 0

Konstrukteurswertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Konstrukteur Punkte
01 Frankreich Matra-Ford 18
02 Vereinigtes Konigreich McLaren-Ford 10
03 Vereinigtes Konigreich Lotus-Ford 6
04 Vereinigtes Konigreich B.R.M. 2
Pos. Konstrukteur Punkte
05 Vereinigtes Konigreich Brabham-Ford 1
06 Vereinigtes Konigreich Brabham-Repco 0
Italien Ferrari 0

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Großer Preis von Spanien 1969 - Startaufstellung - Formel-1-Datenbank. Abgerufen am 14. März 2024.
  2. 60 Jahre Formel 1, Michael Schmidt, Motorbuch Verlag: Stuttgart, ISBN 978-3-613-03127-2, S. 70–73
  3. Kampf am Limit. Die Formel 1 Chronik 1950–2000, hrsg. v. Willy Knupp, RTL Buchedition: Zeitgeist Verlag: Düsseldorf/Gütersloh 2000, ISBN 3-89748-277-0, S. 143
  4. Latest Formula 1 Breaking News - Grandprix.com. Abgerufen am 14. März 2024.
  5. Großer Preis von Spanien 1969 - Klassifikation - Formel-1-Datenbank. Abgerufen am 14. März 2024.