Ritschenhausen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
?
Hilfe zu Wappen
Ritschenhausen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Ritschenhausen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 31′ N, 10° 26′ OKoordinaten: 50° 31′ N, 10° 26′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Schmalkalden-Meiningen
Verwaltungs­gemeinschaft: Dolmar-Salzbrücke
Höhe: 310 m ü. NHN
Fläche: 7,45 km2
Einwohner: 329 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 44 Einwohner je km2
Postleitzahl: 98617
Vorwahl: 036949
Kfz-Kennzeichen: SM, MGN
Gemeindeschlüssel: 16 0 66 057
Adresse der Verbandsverwaltung: Zella-Meininger Str. 6
98547 Schwarza
Website: www.vg-dolmar-salzbruecke.de
Bürgermeister: Felix Jacob Winkel
Lage der Gemeinde Ritschenhausen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen
KarteBelriethBirxBreitungenBrotterode-TrusetalChristesDillstädtEinhausen (Thüringen)EllingshausenErbenhausenFambachFloh-SeligenthalFrankenheim/RhönFriedelshausenGrabfeldKaltennordheimKaltennordheimKühndorfLeutersdorfMehmelsMeiningenNeubrunnOberhofObermaßfeld-GrimmenthalOberweidRhönblickRippershausenRitschenhausenRohrRosaRoßdorf (Thüringen)SchmalkaldenSchwallungenSchwarzaSteinbach-HallenbergUntermaßfeldUtendorfVachdorfWasungenWasungenZella-MehlisThüringen
Karte

Ritschenhausen ist eine Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Dolmar-Salzbrücke im Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen mit etwa 300 Einwohnern.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ritschenhausen liegt in einer hügeligen Waldlandschaft etwa acht Kilometer südlich von Meiningen im Tal der Jüchse zwischen Eichelberg im Osten und Zehnerberg im Westen.

Angrenzende Orte sind Untermaßfeld und Obermaßfeld-Grimmenthal im Norden, Einhausen und Neubrunn im Osten, Wölfershausen im Süden und Grabfeld im Westen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort wurde im Jahre 906 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name des Ortes ist von dem Frauennamen Ruothswinda abgeleitet. Anfangs war Ritschenhausen Eigentum des Klosters Fulda, seit 1411 bis zum Ende der Henneberger Grafen gehörte der Ort zu deren Besitz. Zwischen 1500 und 1806 lag die Ortschaft im Fränkischen Reichskreis. Seit 1680 gehörte der Ort zum Herzogtum Sachsen-Meiningen (Amt Maßfeld).

Ritschenhausen war 1658–1667 von Hexenverfolgungen betroffen: Drei Frauen und ein Mann gerieten in Hexenprozesse und wurden hingerichtet. Das erste Opfer war Margaretha, Georg Seiferts Witwe.[2]

1817 wurde in Ritschenhausen der mundartliche Heimatdichter Paulus Motz geboren.

Ritschenhausen erhielt 1874 einen Bahnhof an der (bayerischen) Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen. Das heutige Bahnhofsgebäude entstand kurz nach Eröffnung der Bahnstrecke. Mit Fertigstellung der (preußischen) Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen 1884 wurde Ritschenhausen ein wichtiger Grenzbahnhof zwischen der Bayerischen und der Preußischen Staatsbahn.

Im Jahre 2006 feierte Ritschenhausen sein 1100-jähriges Bestehen.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ritschenhausen liegt an der Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen (KBS 815) sowie der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen (KBS 570).

Wasser und Abwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wasserver- und Abwasserentsorgung wird durch den Kommunalen Wasser- und Abwasserzweckverband Meininger Umland sichergestellt.

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kirchturm des befestigten Kirchhofes weist Verteidigungsmöglichkeiten nach allen Seiten auf.[3][4] Die pyramidenförmige Spitze des Kirchturmes wurde 1594 errichtet. Das Kirchenschiff der jetzigen Kirche wurde 1769 angebaut.[5] Zur Pfarrei von Ritschenhausen gehörten neben der Schlosskapelle Henneberg auch die Orte Bibra, Obermaßfeld, Sülzfeld und Wölfershausen. Das Pfarrhaus des Ortes, ein Fachwerkbau, war von 1499 bis 1768 auch Schänke, in der der Pfarrer auch das Amt des Schankwirtes innehatte.

Zurzeit läuten im Kirchturm drei Eisenhartgussglocken an stark gekröpften Jochen mit Gegengewichtsklöppeln. Sie wurden von Schilling & Lattermann in Morgenröthe-Rautenkranz gegossen und erklingen in den Tönen as′ c′ es″.

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Rütschenhausen im Landkreis Schweinfurt gibt es seit der Maueröffnung eine Partnerschaft.

Paulus Motz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paulus Motz, ein 1817 in Ritschenhausen geborener deutscher Mundartdichter, schrieb, inspiriert von der imposanten Bauweise des Ritschenhäuser Bahnhofes, über seinen Geburtsort folgendes:

Nach wörd – ich wett zahntausend Thaler! –
Ons Duerf noch ömmer meä zentraler,
Onn wärd am Enn enn Mäninger Lahnd
Noch Houptschtahd, 's iß schu zont bekahnt
Enn ganze döütsche Reich, es färn
Die allerhöchste döütsche Herrn:
Ons Kronprinz Bismarck ah –
Durch Retschehause zont – Hurrah! –
Gatt Achting nähr – dann secherlich
Muß Mäninge sich noch verkrich,
Bann's mit der Zeit so wärd hässe
Off Postpaket – on Brief – Adresse:
(Bärr hält's für Schpahs, bär hält's für Flause?!)
Enn Mäninge bei Retschehause!

Dann wird – ich wette 10.000 Taler! –
Unser Dorf noch immer mehr zentraler,
Und wird am Ende im Meininger Land
Noch Hauptstadt, es ist schon jetzt bekannt
Im ganzen deutschen Reich, es fahren
Die allerhöchsten deutschen Herrn:
Unser Kronprinz Bismarck ebenso –
Durch Ritschenhausen jetzt – Hurra! –
Gebt Obacht nur – denn sicherlich
Muss Meiningen sich noch verkriechen,
Wenn's mit der Zeit so heißen wird
Auf Postpaket – und Brief-Adresse:
(wer hält's für Spaß, wer hält's fur Flausen?!)
In Meiningen bei Ritschenhausen!

So wird auch heute in Ritschenhausen noch überwiegend die hennebergische ostfränkische Mundart gesprochen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ritschenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Kai Lehmann: Unschuldig. Hexenverfolgung südlich des Thüringer Waldes. Über 500 recherchierte Fälle aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Wehry-Verlag, Untermaßfeld 2012, ISBN 978-3-9813902-8-5, S. 292 f.; Kai Lehmann: Ausstellung „Luther und die Hexen“. Bereich Ritschenhausen, Bibliothek Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden, 2012; Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland. Bd. 2). DOBU-Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-934632-03-3, S. 240–244, (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 2000).
  3. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 210.
  4. Eintrag zu Kirchhofbefestigung Ritschenhausen in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 23. April 2020.
  5. Die Kirche auf www.kirchenkreis-meiningen.de. Abgerufen am 27. Februar 2023.