Großer Preis von Monaco 1931

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Das Feld knapp nach dem Start am Hafen
Achille Varzi im Bugatti vor der Rascasse
Rennsieger Louis Chiron

Der III. Große Preis von Monaco (III Grand Prix de Monaco) fand am 19. April 1931 auf dem Circuit de Monaco in Monte Carlo statt. Das Rennen wurde ohne Vorgabe einer Rennformel über 100 Runden à 3,180 m ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entsprach. Es war damit in diesem Jahr noch kein Grande Épreuve und wurde damit nicht für die Europameisterschaft der Fahrer gewertet.

Sieger des Rennens wurde Louis Chiron auf einem Bugatti Type 51.

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl noch nicht in den Status eines Grande Épreuve aufgerückt, gehörte das Rennen durch die Straßen von Monte Carlo 1931 bereits zu den Grand-Prix-Klassikern. Dementsprechend hatte der Automobilclub von Monaco trotz der erneuten Absage des Alfa-Romeo-Teams – wegen Reifenproblemen, die bei der vorangegangenen Mille Miglia offenbar geworden waren – keine Probleme, erneut ein erstklassiges Teilnehmerfeld mit Fahrern aus acht Nationen zusammenzubekommen. Im Brennpunkt des Interesses standen dabei naturgemäß die beiden Werksmannschaften von Bugatti und Maserati, und unter diesen besonders deren beide Spitzenfahrer, Lokalmatador Louis Chiron und René Dreyfus, der seinem Konkurrenten im Vorjahr den Sieg mit seinem privat eingesetzten Bugatti nach einem packenden Kampf em Ende noch weggeschnappt hatte.

Nachdem der Maserati Tipo 26M mit 2,5-Liter-Reihenachtzylinder die Vorsaison am Ende beherrscht hatte, hatte Bugatti als Antwort mit dem Bugatti Type 51 1931 ein neues Grand-Prix-Modell herausgebracht. Hauptunterschied zum Vormodell Bugatti Type 35 war der neu konstruierte 2,3-Liter-Motor mit DOHC-Ventilsteuerung, wodurch nun wesentlich höhere Drehzahlen möglich wurden. Neben dem Werksteam mit seinen Stammfahrern Chiron, Achille Varzi – der zuvor mit seinem privat gemeldeten Exemplar das Debüt des Type 51 auf der neuen Rennstrecke im nordafrikanischen Carthago gewonnen hatte – Albert Divo und Guy Bouriat verfügten mittlerweile auch erste unabhängige Fahrer, wie der britische Earl Howe, über Bugattis neuestes Grand-Prix-Modell. Die übrigen Bugatti-Privatfahrer, darunter neben William Grover-Williams (alias "W. Williams"), dem Sieger des Rennens von 1929, und den beiden Franzosen Philippe Étancelin und Marcel Lehoux auch die drei Wagen der starken neuen Renngemeinschaft Deutsches Bugatti-Team mit Heinrich-Joachim von Morgen, Prinz Hermann zu Leiningen und Ernst Günther Burggaller, musste sich dagegen noch mit ihren älteren Typen 35B und 35C mit begnügen.

Maserati schickte gegen die Bugatti-Phalanx seine Vertragsfahrer Dreyfus, Luigi Fagioli – die eigentliche Nummer 1 im Team – und Clemente Biondetti, alle drei auf Maserati 26M, ins Feld. Der unabhängige Schweizer Hans Stuber konnte mit seinem älteren Maserati 26B dagegen zum Rennen nur deswegen noch antreten, weil er nach einem Trainingsunfall von seinem britischen Markengefährten Sir Henry "Tim" Birkin aus dessen defektem Wagen eine neue Vorderachse zur Verfügung gestellt bekommen hatte.

Das 23 Teilnehmer starke Feld wurde komplettiert durch einen etwas älteren Peugeot 174 S von André Boillot (alias "Dribus", Bruder des berühmten Vorkriegs-Fahrers Georges Boillot) und dem deutschen Spitzenfahrer Rudolf Caracciola, dessen von der Werksmannschaft betreuter Mercedes SSKL mit seinem mächtigen 7,1-Liter-Reihensechszylinder aufgrund seiner Länge und Gewichts auf dem engen Stadtkurs jedoch reichlich deplatziert wirkte. Caracciola wollte aber nach einigen Missverständnissen im Vorjahr die Veranstalter nicht noch einmal vergraulen und kam deswegen als frischgebackener erster ausländischer Sieger der Mille Miglia seiner Einladung zum Rennen nach.

1931 wurde die Startaufstellung noch ausgelost und Dreyfus machte von seinem Ziehungsglück Gebrauch und übernahm direkt vor "Williams" die Führung, während seine Konkurrenten dahinter mehrere Runden benötigten, um das Feld zu sortieren. In der vierten Runde ging "Williams" sogar an dem Maserati-Werksfahrer vorbei, musste aber schon eine Runde später mit Ventilfederbruch aufgeben.

In der Zwischenzeit hatte sich Varzi mit dem Werks-Bugatti schließlich auf Rang drei nach vorne gearbeitet und konnte zunächst den jetzt zweitplatzierten Lehoux und kurz darauf auch Dreyfus überholen und sich damit die erste der neu eingeführten Bonusprämien sichern, die in diesem Jahr zum ersten Mal nach jeweils zehn Runden an den dann jeweils Führenden vergeben wurden. Auch sein Teamkollege Chiron war mittlerweile hinter Maserati-Fahrer Fagioli und vor Caracciola auf dem Mercedes auf Rang fünf angekommen und auf dem Weg weiter nach vorn, während Dreyfus nun kontinuierlich Plätze verlor. Nachdem mit Lehoux auch der letzte aussichtsreich platzierte Privatfahrer wegen eines defekten Differentials aus dem Rennen geschieden war, lagen nach 20 der insgesamt 100 Runden die beiden Werks-Bugattis von Varzi und Chiron vorn, vor den beiden Maseratis von Fagioli und Dreyfus – der bald darauf einen längeren Reparaturstopp einlegen musste – gefolgt von Caracciola, Bouriat, Divo und Biondetti. Bis auf den Polen Stanisław Czaykowski waren dahinter alle anderen Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt bereits überrundet.

Kurz vor der dritten Zwischenwertung musste Varzi jedoch nach Kontakt mit einem Randstein mit gebrochenem Rad an die Box, wodurch Chiron zur Freude des einheimischen Publikums die Führung übernahm, die er nun bis zum Ende des Rennens auch nicht mehr abgab. Nach 60 Runden waren nur noch Fagioli – der aufgrund eines Fehlers der Zeitnehmer lange Zeit von seinen Konkurrenten völlig unbeachtet unterwegs gewesen war – und Bouriat gemeinsam mit Chiron in einer Runde, die nach zehn weiteren Runden Plätze tauschten, weil am Maserati Probleme mit der Benzinversorgung aufgetreten waren. Als Bouriat zum Zündkerzenwechsel an die Box musste, kam der Italiener dennoch wieder auf seinen angestammten Platz zurück, jetzt allerdings auch schon mit einer Runde Rückstand auf den Spitzenreiter, der damit zum einzigen Mal in seiner Karriere den Sieg in seiner Heimatstadt feiern konnte. Auch Varzi kam Fagioli am Ende noch einmal nahe, doch obwohl beide nach der Zieldurchfahrt von Chiron noch eine weitere Runde drehen mussten, gelang es ihm nicht mehr, den Maserati-Fahrer noch einzuholen – auch weil die Zeitnehmer einen weiteren Fehler gemacht hatten und das Rennen deswegen eine Runde zur früh abgewunken wurde.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelte sich um ein Einladungsrennen.

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Deutsches Reich Bugatti Team Deutschland 02 Deutsches Reich Ernst Günther Burggaller Bugatti T35B Bugatti 2.3L I8 Kompressor
06 Deutsches Reich Heinrich-Joachim von Morgen
04 Deutsches Reich Hermann zu Leiningen Bugatti T35C Bugatti 2.0L I8 Kompressor
Deutsches Reich Rudolf Caracciola 08 Deutsches Reich Rudolf Caracciola Mercedes-Benz SSKL Mercedes-Benz M06 RS 7.1L I6 Kompressor C
Vereinigtes Konigreich Earl Howe 10 Vereinigtes Konigreich Earl Howe Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor D
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Clifton Penn-Hughes 12 Vereinigtes Konigreich Clifton Penn-Hughes Bugatti T35 Bugatti 2.0L I8 D
Vereinigtes Konigreich Sir Henry Birkin 14 Vereinigtes Konigreich Henry Birkin DNSa Maserati 26M Maserati 2.5L I8 Kompressor D
OsterreichÖsterreich Bernhard Ackerl 16 Osterreich Bernhard Ackerl Bugatti T37 Bugatti 1.5L I4
Chile Juan Zanelli 18 Chile Juan Zanelli Bugatti T35B Bugatti 2.3L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Automobiles Ettore Bugatti 20 Dritte Französische Republik Guy Bouriat Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor M
22 Monaco Louis Chiron
24 Dritte Französische Republik Albert Divo
26 Italien 1861 Achille Varzi
Dritte Französische Republik Philippe Étancelin 28 Dritte Französische Republik Philippe Étancelin Bugatti T35C Bugatti 2.0L I8 Kompressor M
Polen 1928 Count Stanisław Czaykowski 30 Polen 1928 Stanisław Czaykowski Bugatti T35C Bugatti 2.0L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Marcel Lehoux 32 Dritte Französische Republik Marcel Lehoux Bugatti T35B Bugatti 2.3L I8 Kompressor
Vereinigtes Konigreich William Grover-Williams 34 Vereinigtes Konigreich William Grover-Williams Bugatti T35C Bugatti 2.0L I8 Kompressor
Russische Republik 1917 Boris Iwanowski 36 Russische Republik 1917 Boris Iwanowski EXCb Mercedes-Benz SSK Mercedes-Benz M06 7.1L I6 Kompressor
Dritte Französische Republik André Boillot 38 Dritte Französische Republik André Boillot Peugeot 174S Peugeot 4.0L I4 M
Italien 1861 SA Alfa Romeo 40 Italien 1861 Luigi Arcangeli DNAc Alfa Romeo 6C-1750 GS Alfa Romeo 1.8L I6 Kompressor P
42 Italien 1861 Baconin Borzacchini c
44 Italien 1861 Tazio Nuvolari c Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor
Italien 1861 Scuderia Ferrari 46 Italien 1861 Goffredo Zehender Alfa Romeo 6C-1750 GS Alfa Romeo 1.8L I6 Kompressor E
Italien 1861 Officine Alfieri Maserati 48 Italien 1861 Clemente Biondetti Maserati 26M Maserati 2.5L I8 Kompressor P
50 Dritte Französische Republik René Dreyfus
52 Italien 1861 Luigi Fagioli
Schweiz Carlo Pedrazzini 54 Schweiz Carlo Pedrazzini Maserati 26B Maserati 2.1L I8 Kompressor
Schweiz Hans Stuber 56 Schweiz Hans Stuber Bugatti T35C Bugatti 2.0L I8 Kompressor
a 
Motorschaden im Training.
b 
Erst nach Trainingsende in Monaco eingetroffen und deswegen nicht zum Start zugelassen.
c 
Keine konkurrenzfähige Reifen verfügbar.

Startaufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie Startpositionen wurden ausgelost.

Osterreich Ackerl Schweiz Stuber Dritte Französische Republik Dreyfus
Dritte Französische Republik Divo Deutsches Reich Caracciola Vereinigtes Konigreich Williams
Italien 1861 Biondetti Dritte Französische Republik Boillot Dritte Französische Republik Lehoux
Deutsches Reich von Morgen Monaco Chiron Italien 1861 Varzi
Vereinigtes Konigreich Penn-Hughes Italien 1861 Fagioli Italien 1861 Zehender
Deutsches Reich Burggaller Vereinigtes Konigreich Howe Dritte Französische Republik Étancelin
Polen 1928 Czaykowski Dritte Französische Republik Bouriat Chile Zanelli
Schweiz Pedrazzini Deutsches Reich zu Leiningen

Rennergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Monaco Louis Chiron Dritte Französische Republik Bugatti 100 3:39:09,200 11 2:07,000
02 Italien 1861 Luigi Fagioli Italien 1861 Maserati 100 + 3:55,400 14 2:07,000
03 Italien 1861 Achille Varzi Dritte Französische Republik Bugatti 100 + 4:04,000 10 2:07,000
04 Dritte Französische Republik Guy Bouriat Dritte Französische Republik Bugatti 98 + 2 Runden 20
05 Italien 1861 Goffredo Zehender Italien 1861 Alfa Romeo 97 + 3 Runden 13
06 Dritte Französische Republik André Boillot Dritte Französische Republik Peugeot 96 + 4 Runden 8
Dritte Französische Republik René Dreyfus Italien 1861 Maserati 91 DNF 1 Magnetzünder
07 Italien 1861 Clemente Biondetti Italien 1861 Maserati 91 + 9 Runden 9
08 Vereinigtes Konigreich Clifton Penn-Hughes Dritte Französische Republik Bugatti 89 + 11 Runden 15
09 Polen 1928 Stanisław Czaykowski Dritte Französische Republik Bugatti 86 + 15 Runden 21
Dritte Französische Republik Albert Divo Dritte Französische Republik Bugatti 66 DNF 6 Motorschaden
Vereinigtes Konigreich Earl Howe Dritte Französische Republik Bugatti 66 DNF 17 defekte Ölpumpe
Schweiz Hans Stuber Dritte Französische Republik Bugatti 59 DNF 2 defekte Antriebswelle
Osterreich Bernhard Ackerl Dritte Französische Republik Bugatti 55 DNF 3 Kraftübertragung
Deutsches Reich Rudolf Caracciola Deutsches Reich Mercedes 53 DNF 5 Kupplungs- und Motorschaden
Chile Juan Zanelli Dritte Französische Republik Bugatti 47 DNF 19 Kolbenschaden
Deutsches Reich Hermann zu Leiningen Dritte Französische Republik Bugatti 31 DNF 22 Getriebeschaden
Deutsches Reich Heinrich-Joachim von Morgen Dritte Französische Republik Bugatti 28 DNF 12 Kraftübertragung
Deutsches Reich Ernst Günther Burggaller Dritte Französische Republik Bugatti 26 DNF 18 Motorschaden
Dritte Französische Republik Marcel Lehoux Dritte Französische Republik Bugatti 15 DNF 7 Kraftübertragung
Schweiz Carlo Pedrazzini Italien 1861 Maserati 13 DNF 23 Zündungsschaden
Dritte Französische Republik Philippe Étancelin Dritte Französische Republik Bugatti 6 DNF 16 Kolbenschaden
Vereinigtes Konigreich William Grover-Williams Dritte Französische Republik Bugatti 5 DNF 4 Ventilschaden
Vereinigtes Konigreich Henry Birkin Italien 1861 Maserati DNS Motorschaden
Russische Republik 1917 Boris Iwanowski Deutsches Reich Mercedes EXC Ausschluss wegen verspäteter Anreise

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großer Preis von Monaco 1931 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien