Dollnstein

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Wappen Deutschlandkarte
Dollnstein
Deutschlandkarte, Position des Marktes Dollnstein hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 52′ N, 11° 4′ OKoordinaten: 48° 52′ N, 11° 4′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Eichstätt
Höhe: 395 m ü. NHN
Fläche: 40,51 km2
Einwohner: 2976 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 73 Einwohner je km2
Postleitzahl: 91795
Vorwahl: 08422
Kfz-Kennzeichen: EI
Gemeindeschlüssel: 09 1 76 121
Marktgliederung: 10 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Papst-Viktor-Str. 35
91795 Dollnstein
Website: www.dollnstein.de
Erster Bürgermeister: Wolfgang Roßkopf (CSU)
Lage des Marktes Dollnstein im Landkreis Eichstätt
KarteLandkreis Donau-RiesLandkreis RothLandkreis Weißenburg-GunzenhausenLandkreis Neumarkt in der OberpfalzLandkreis RegensburgLandkreis KelheimLandkreis Pfaffenhofen an der IlmLandkreis Neuburg-SchrobenhausenIngolstadtHaunstetter ForstAdelschlagAltmannsteinBeilngriesBöhmfeldBuxheim (Oberbayern)Denkendorf (Oberbayern)DollnsteinEgweilEichstättEitensheimGaimersheimGroßmehringHepbergHitzhofenKindingKipfenbergKöschingLentingMindelstettenMörnsheimNassenfelsOberdollingPollenfeldPförringSchernfeldStammham (bei Ingolstadt)TittingWaltingWellheimWettstetten
Karte
Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Markt
Der weitgehend erhaltene, unverbaute Befestigungsring des Marktes
Luftbild von Dollnstein, dahinter die Altmühl-Schleife auf Eichstätt zu

Dollnstein (bairisch Doischda) ist ein Markt im Westen des oberbayerischen Landkreises Eichstätt und liegt im Naturpark Altmühltal am Zulauf des Urdonautales zum heutigen Altmühltal.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde hat 10 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schernfeld
Mörnsheim Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Eichstätt
Wellheim Adelschlag

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Gebietes von Dollnstein ist vielfach nachgewiesen, etwa durch Funde, die eine hallstattzeitliche Eisenverhüttung belegen. Durch das Gemeindegebiet führte die wichtige Römerstraße von Weißenburg (Großkastell, Markt) über Treuchtlingen, wo sich eine Verbindung nach Westen anschloss, über Dollnstein mit einer Altmühlfurt oder -brücke, eventuell gab es dort auch eine Verbindung zur Donau, weiter über Nassenfels (Markt, Verwaltungssitz) bis nach Großmehring/Pförring, wo sich Donauübergänge befanden. Reste einer Villa Rustica wurden in Dollnstein gefunden.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der nachrömischen Zeit lag dort das Grenzgebiet zwischen Alemannen und Franken (Sualafeld) im Westen und Baiern (Nordgau) im Osten. Die Ersterwähnung Dollnsteins als Tolunstein befindet sich in einer Schenkungsurkunde Heinrichs II. an das Kloster Bergen aus dem Jahre 1007. Archäologisch ist jedoch eine Befestigung vor 1000 n. Chr. nachgewiesen. 1139 wurde eine Burg im Besitz der Grafen von Grögling, der späteren Grafen von Dollnstein, dann von Hirschberg erwähnt. Zwischen 1305 und 1309 kam es zu Erbstreitigkeiten zwischen dem Bistum Eichstätt und den Grafen von Oettingen nach dem Aussterben der Hirschberger. Das Haus Oettingen erhielt schließlich Dollnstein und verkaufte es 1360 an den Grafen von Heideck.

1387 verlieh König Wenzel Dollnstein das Marktrecht. Noch vor 1401 wurde die Marktbefestigung errichtet und der Markt um Burg und Kirche neu angelegt. Aus dieser Zeit stammen Siegel und Wappen von Dollnstein. 1440 wurde der Ort an das Hochstift Eichstätt verkauft. Er war zu diesem Zeitpunkt der größte Marktort des Territoriums. Dollnstein übertraf um 1500 mit 420 Einwohnern auch die Hälfte der Städte des Hochstifts Eichstätt, das ab 1500 zum Fränkischen Reichskreis zählte.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Hexenverfolgung im Hochstift Eichstätt wurden mindestens sieben Frauen aus Dollnstein als vermeintliche Hexen angeklagt und zum Tode verurteilt. Fünf der Hinrichtungen fanden 1589 und 1590 statt, eine weitere 1603 und 1625.

Im Jahre 1870 erhielt Dollnstein einen Eisenbahnanschluss.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Januar 1971 ein Teil der Gemeinde Haunsfeld (Ried und Groppenhof) eingegliedert. Am 1. Januar 1972 folgten die ehemaligen Gemeinden Breitenfurt und Eberswang.[4] Obereichstätt kam am 1. Mai 1978 hinzu.[5]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1988 und 2018 wuchs der Markt von 2595 auf 2867 um 272 Einwohner bzw. um 10,5 %.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderatswahl 2020
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50
40
30
20
10
0
46,08 %
22,74 %
14,54 %
16,63 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
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 10
   8
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   4
   2
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  -4
  -6
  -8
+3,28 %p
−4,66 %p
−6,66 %p
+8,03 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
d Verantwortung für Dollnstein
Sitzverteilung im Gemeinderat
    
Insgesamt 14 Sitze
  • CSU: 7
  • SPD: 3
  • FW: 2
  • VfD: 2

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat von Dollnstein hat 14 Mitglieder. Bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 ergab sich bei einer Wahlbeteiligung von 74,45 % folgende Besetzung:[6]

  • 7 Sitze CSU
  • 3 Sitze SPD
  • 2 Sitze Verantwortung für Dollnstein
  • 2 Sitze FW

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit Mai 2014 ist Wolfgang Roßkopf (CSU) Erster Bürgermeister; er wurde mit 56,4 % der Stimmen gewählt und am 15. März 2020 mit 79,0 % für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Sein Vorgänger war Hans Harrer, der 12 Jahre (2002–2014) im Amt war.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Dollnstein
Wappen von Dollnstein
Blasonierung: „In Rot auf drei silbernen Steinblöcken eine silberne Burg mit Ringmauer, Bergfried und blauen Dächern auf den Gebäuden.“[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sehenswert sind neben der Burg Dollnstein, in deren Stallgebäuden sich das Altmühlzentrum befindet, die in weiten Teilen erhaltene Stadtmauer, die Ende des 14. Jahrhunderts erbaut wurde.

Fresko im Chorraum

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul liegt erhöht auf einer Felsbank innerhalb des ummauerten Marktorts. Das Langhaus der Kirche ist im Kern romanisch (Weihe 1063), der Chor entstand in der Gotik (um 1300), ebenso wohl der Turm, der nach einem Brand 1728 nach den Plänen von Gabriel de Gabrieli einen barocken Helm erhielt. Gabrieli erbaute auch den schlossartigen Pfarrhof neben der Kirche (1744). Das Langhaus wurde 1842 nach Westen und 1931/32 um die Seitenschiffe erweitert. Hervorragendstes Kunstwerk der Kirche sind die Fresken im Chor, die um 1320 bis 1330 entstanden und 1877/78 wiederentdeckt und restauriert wurden. Die Fresken beginnen links mit der Darstellung von Christus als Schmerzensmann sowie von zwei Kirchenlehrern, dann folgt ein den Chor rings umlaufender Zyklus der Apostel, die auf Spruchbändern die zwölf Artikel des Glaubensbekenntnisses zeigen. Darüber sind jeweils Halbfiguren von Propheten mit Texten aus der Hl. Schrift angebracht. Den Abschluss der Freskenreihe an der rechten Seite bildet die Darstellung von zwei Kirchenlehrern und der Muttergottes, die von einem goldenen Strahlenkranz umgeben ist (sog. Mandorla-Madonna). Als weitere Mariendarstellungen finden sich eine spätgotische Holzfigur (um 1470 – 1480) links vor dem Chorbogen und eine ebenfalls spätgotische Pieta (um 1490) vor dem Kriegerdenkmal. Auf dem rechten Seitenaltar ist – ebenfalls eine Kostbarkeit der Kirche – ein Abendmahlbild zu sehen, das um 1520 – 1530 entstand und wohl dem Nördlinger Maler Hans Schäufelein, einem Mitarbeiter Dürers in seiner Nürnberger Werkstatt, zuzuschreiben ist. Auf Dollnsteins Vergangenheit als Verwaltungsbezirk des Fürstbistums Eichstätt weisen zahlreiche Epitaphien fürstbischöflicher Beamter in der Kirche hin; beachtenswert ist insbesondere das Grabdenkmal des Pflegers von Werdenstein († 1735), vermutlich vom Hofbildhauer Matthias Seybold, und das Epitaph der Kastnerin Sausenhofer († 1704), wohl eine Arbeit von Christian Handschuher.[8]

Der Altortbereich mit mittelalterlicher Struktur, teils aus dem 12., teils aus dem 14. Jahrhundert, verfügt über etliche Einzeldenkmäler im typischen Baustil des Jurahauses.

Seit 2019 steht am Ortseingang des Ortsteils Obereichstätt eine 22 Tonnen schwere Würfel-Skulptur von Alf Lechner.[9] Es handelt sich dabei um eine Dauerleihgabe der Alf-Lechner-Stiftung, die auch die Kosten übernahm.

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landschaftlich reizvoll sind die Felsformationen entlang des Altmühltals, das Naturwaldreservat Beixenhard, mehrere Trockenrasen und Wacholderheiden rund um Dollnstein sowie der Burgstein gegenüber der Bubenrother Mühle, der zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns zählt.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dollnstein ist als Kleinzentrum ausgewiesen (Einzugsbereich etwa 7500 Einwohner, davon etwa 1550 im Ort, 3000 in der Gemeinde) und bietet eine entsprechende Grundversorgung.

Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Dollnstein befinden sich mehrere kleinere Unternehmen im Bereich Metall- und Maschinenbau. Die Rohrdorfer-Gruppe produziert in Dollnstein Betonfertigteile. Bis 2003 war im Ort der letzte deutsche Produktionsstandort des Luxusmodeunternehmens Escada.[10]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 21. September 2011 bildeten die acht Kommunen Dollnstein, Wellheim, Nassenfels, Egweil, Oberhausen, Burgheim, Rennertshofen und Neuburg an der Donau die ARGE Urdonautal, eine Arbeitsgemeinschaft, deren Zweck in der Förderung und Koordinierung des Tourismus im Urdonautal liegt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein ICE 3 bei der Durchfahrt durch Dollnstein

Dollnstein besitzt seit 1870 einen Haltepunkt an der Bahnstrecke von München über Ingolstadt und Treuchtlingen nach Nürnberg (siehe Bahnstrecke München–Treuchtlingen). Dollnstein ist Halt aller RB und RE. Wegen der reizvollen Landschaft und der historischen Bahnanlagen ist die Gegend rund um Dollnstein bei Eisenbahnfotografen beliebt. Im Gemeindeteil Obereichstätt gab es auch einen Haltepunkt, der 1985 aufgelassen wurde. Die Bahnstrecke Dollnstein–Rennertshofen wurde 1993 stillgelegt und in den Folgejahren abgebaut. Der Radwanderweg, der den Altmühlradweg von Dollnstein mit dem Donauradweg bei Rennertshofen verbindet, führt teilweise über die Trasse der ehemaligen Bahnlinie.

Das Mittelzentrum Eichstätt liegt nur rund 15 Kilometer entfernt, südöstlich ist es zum Oberzentrum Ingolstadt rund 45 Kilometer.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Körner (1915–2012), katholischer Pfarrer, erster Dekan des Dekanates Eichstätt, Ehrenbürger von Dollnstein und Träger der Bürgermedaille in Gold in Sengenthal[11]

Söhne und Töchter des Marktes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Dollnstein verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Philipp von Arenberg (1848–1906); Prinz aus dem hochadeligen Haus Arenberg, später Domkapitular in Eichstätt, war von 1880 bis 1882 Kaplan in Dollnstein
  • Alf Lechner (1925–2017); Künstler (Stahlbildhauer); lebte in Obereichstätt; Atelier im ehemaligen Eisenhüttenwerk in Obereichstätt, verbunden mit eigenem Skulpturenpark

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dollnstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Dollnstein in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 14. September 2019.
  3. Gemeinde Dollnstein, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  4. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 456.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 599.
  6. Kandidaten und Ergebnisse - Lkr. Eichstätt, Dollnstein. In: wahl.info. Donaukurier / PNP, 15. März 2020, abgerufen am 24. August 2020.
  7. Eintrag zum Wappen von Dollnstein in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  8. Zecherle, Karl: Dollnstein. In: Kirchen und Klöster im Landkreis Eichstätt, Hrsg. Landkreis Eichstätt, 1983, S. 12
  9. Großer Moment für kleinen Ort, Eichstätter Kurier vom 19. Dezember 2019; Zugriff am 19. Dezember 2019
  10. Im Escada-Werk Dollnstein sind die Lichter aus, auf www.donaukurier.de (Memento des Originals vom 4. August 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.donaukurier.de, abgerufen am 4. August 2018
  11. Ludwig Körner verstorben, neumarktonline.de, 31. Dezember 2012