Großer Preis von Frankreich 1957

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 Großer Preis von Frankreich 1957
Renndaten
4. von 8 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1957
Streckenprofil
Name: XLIII Grand Prix de l’ACF
Datum: 19. Mai 1957
Ort: Grand-Couronne, Frankreich
Kurs: Rouen-les-Essarts
Länge: 503,734 km in 77 Runden à 6,542 km

Wetter: trocken, sonnig
Pole-Position
Fahrer: Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Maserati
Zeit: 2:21,5 min
Schnellste Runde
Fahrer: Italien Luigi Musso Italien Ferrari
Zeit: 2:22,4 min
Podium
Erster: Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Maserati
Zweiter: Italien Luigi Musso Italien Ferrari
Dritter: Vereinigtes Konigreich Peter Collins Italien Ferrari

Der Große Preis von Frankreich 1957 (offiziell XLIII Grand Prix de l’ACF) fand am 7. Juli auf dem Rouen-les-Essarts in Grand-Couronne statt und war das vierte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1957.

Bericht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modell des Ferrari 801

Der Große Preis von Frankreich fand in den vorherigen Jahren in Reims statt, wurde 1957 jedoch zum zweiten Mal nach 1952 in Rouen-les-Essarts ausgetragen. Reims hingegen wurde Austragungsort eines nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Rennens. Zwei Weltmeisterschaftsläufe, die in den Wochen vor dem Rennen geplant waren, der Große Preis von Belgien 1957 und der Große Preis der Niederlande 1957, wurden wegen finanzieller Streitigkeiten abgesagt.

In der Fahrerwertung führte Juan Manuel Fangio deutlich vor der Konkurrenz, der zweitplatzierte Sam Hanks und der drittplatzierte Jim Rathmann waren Indianapolis-500-Fahrer, die an keinem weiteren Grand Prix der Formel-1-Saison 1957 teilnahmen.

Maserati bestritt das Rennen lediglich mit vier Werks-Wagen, in den Rennen zuvor brachte man oft mehr Wagen zum Einsatz. Für das italienische Team gingen der amtierende Weltmeister Fangio, sowie Jean Behra, Harry Schell und Carlos Menditéguy an den Start. Auch Maseratis größter Konkurrent, Ferrari setzte nur vier Wagen ein. Die Stammfahrer Luigi Musso, Peter Collins, Mike Hawthorn und Maurice Trintignant erhielten ein Cockpit, Wolfgang Graf Berghe von Trips war gezwungen, dieses Rennen zu pausieren. Erstmals benutzte Ferrari für alle seine Fahrer ausschließlich den neuen Ferrari 801, der Vorjahreswagen Ferrari D50 kam nicht mehr zum Einsatz.

Alle drei britischen Teams waren ebenfalls für den Großen Preis von Frankreich 1957 gemeldet, änderten jedoch ihre jeweiligen Fahrerbesetzungen. Bei Vanwall waren die beiden Stammfahrer Stirling Moss und Tony Brooks nicht anwesend, sodass Stuart Lewis-Evans und Roy Salvadori an den Start gingen. Moss fehlte aufgrund von Krankheit, Brooks wegen einer Verletzung, die er sich bei einem Unfall beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zugezogen hatte. Salvadori wechselte von B.R.M. zu Vanwall, die somit ein Cockpit frei hatten. Neuer Teamkollegen von Ron Flockhart wurde Herbert MacKay-Fraser, der von Colin Chapman empfohlen wurde und sein erstes und einziges Formel-1-Rennen bestritt. Wenige Tage später verunglückte er in einem Formel-2-Lotus tödlich. MacKay-Fraser war damit nach Eugenio Castellotti, Alfonso de Portago und Keith Andrews bereits der vierte Formel-1-Fahrer, der 1957 tödlich verunglückte.

Bei Cooper setzte man erneut auf den revolutionären Cooper T43, den einzigen Wagen mit Mittelmotor im Feld. Les Leston, der beim Großen Preis von Monaco die Qualifikation verpasste, wurde durch Mike MacDowel ersetzt. MacDowel erhielt jedoch einen schwächeren Motor als sein Teamkollege Brabham, auch für ihn war es der einzige Formel-1-Grand-Prix seiner Karriere.

Mit Horace Gould nahm ein Fahrer mit einem privaten Maserati 250F am Rennen teil. Das Fahrerfeld schrumpfte somit auf 15 Wagen, alle Fahrer qualifizierten sich für das Rennen.

Beim Großen Preis von Frankreich 1957 nahm kein ehemaliger Sieger in Rouen-les-Essarts teil, Ferrari gewann auf dieser Strecke bereits einmal.

Training[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Training wurde erneut von Maserati dominiert, mehr als eine Sekunde waren die Maserati-Fahrer schneller als die Konkurrenz von Ferrari. Fangio und Behra kämpften um die Pole-Position, die Fangio zum zweiten Mal in der Saison mit einer Zeit 2:21,5 Minuten erreichte. Für Maserati war es die dritte Pole-Position im dritten Rennen der Saison, an denen sie teilnahmen. Neben den beiden Maserati-Fahrern qualifizierte sich Musso im Ferrari für die erste Startreihe. In der zweiten Startreihe fuhr Schell im dritten Maserati auf Platz vier vor Collins im zweiten Ferrari auf Position fünf.

Startreihe drei beinhaltete zwei weitere Ferrari-Fahrer, Hawthorn und Trintignant, Salvadori erreichte in seinem Debütrennen für Vanwall Startplatz sechs und war damit der schnellste Fahrer eines britischen Team. Allerdings fehlten ihm mehr als drei Sekunden auf die Zeit von Fangio, wodurch Vanwall in diesem Rennen lediglich ein Mittelfeldteam war. Menditéguy im vierten Maserati und Lewis-Evans im zweiten Vanwall komplettierten die Top 10.

B.R.M erzielte die Positionen elf und zwölf, dahinter die beiden Mittelmotorwagen von Cooper auf Platz 13 und 15. Gould, der einzige Fahrer mit privaten Wagen im Feld qualifizierte sich auf Startplatz 14, dem vorletzten Platz.

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Start gelang es Behra, Fangio zu überholen, der wiederum auch hinter Musso zurückfiel. Bereits in der ersten Rennrunde überholte Musso auch Behra und brachte somit den Ferrari vor zwei Maseratis in Führung. Mit Collins und Schell folgten zwei weitere Wagen der italienischen Top-Teams Ferrari und Maserati. Auf Platz sechs arbeitete sich MacKay-Fraser im B.R.M. nach vorne, der von Platz zwölf gestartet war, mehrere Wagen überholte und nach einer Rennrunde der bestplatzierte Fahrer eines britischen Wagens war.[1]

Fangio war in den Rennen zuvor auch immer verhältnismäßig schlecht gestartet, kämpfte sich jedoch oft wieder zurück an die Spitze des Feldes. So auch in diesem Rennen, in der zweiten Rennrunde überholte er Behra, schloss anschließend auf Musso auf und übernahm in Runde vier die Führung, die er bis zum Rennende nicht mehr abgab. In Runde zwei hatte Flockhart im B.R.M. einen schweren Hochgeschwindigkeitsunfall, den er jedoch unbeschadet überstand, der Wagen wurde dabei stark beschädigt. Flockhart nahm als Reaktion auf den Unfall an keinen weiteren Rennen der Formel-1-Saison 1957 mehr teil und kehrte erst 1959 wieder zum B.R.M.-Werksteam zurück.

Im weiteren Rennverlauf überholte Collins Behra. Somit führte Fangio im Maserati vor den drei Ferraris von Musso, Collins und Hawthorn, der ebenfalls an Behra vorbeiging. Diese Reihenfolge änderte sich für einen Großteil des Rennens nicht und blieb bis zur Zieleinfahrt erhalten.

Jack Brabham schied in Runde vier durch einen Unfall aus, übernahm nach der Hälfte des Rennens den Wagen seines Teamkollegen und erreichte Platz sieben. Trintignant schied in Runde 23 mit einem Elektrikdefekt aus, MacKay-Fraser gab das Rennen wegen fehlender Kraftübertragung an seinem Wagen auf. Somit erreichte keiner der B.R.M.-Wagen das Ziel. Auch die beiden Vanwall-Fahrer sahen die Zielflagge nicht durch einen Motorschaden bei Salvadori und defekter Lenkung bei Stewart-Evans. Auch Menditéguy schied aufgrund eines Motorschadens in Runde 30 aus.

Von den sieben Wagen, die das Ziel erreichten, hätte Behra Position fünf erreicht. Da er jedoch in der letzten Runde einen Motorschaden erlitt, mehr als sieben Minuten für diese Runde benötigte, viel Öl auf der Fahrbahn verteilte und den Wagen schließlich über die Ziellinie schob, wurde er mit einer Strafrunde bestraft und fiel somit auf Position sechs, außerhalb der Punkteränge zurück. Dieses ungewöhnliche Strafmaß wurde von den lokalen Rennstewarts entschieden und war sowohl als Regel, als auch als zugehörige Bestrafung nicht im offiziellen Formel-1-Reglement festgelegt.

Fangio und Maserati gewannen ihr jeweils einziges Rennen in Rouen-les-Essarts und Fangio baute die Führung in der Fahrerwertung auf 17 Punkte vor dem Zweitplatzierten aus. Musso erzielte die erste Punkte der Saison und verbesserte sich auf Platz vier, Behra fiel sich um eine Position auf Platz fünf zurück. Die schnellste Rennrunde des Rennens, die mit einem zusätzlichen Punkt belohnt wurde, erzielte Musso im Ferrari. Es war die einzige schnellste Rennrunde seiner Karriere und die einzige für Ferrari in der Formel-1-Saison 1957.

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
Italien Officine Alfieri Maserati 02 Argentinien Juan Manuel Fangio Maserati 250F Maserati 2.5 L6 P
04 Frankreich 1946 Jean Behra
06 Vereinigte Staaten 48 Harry Schell
08 Argentinien Carlos Menditéguy
Italien Scuderia Ferrari 10 Italien Luigi Musso Ferrari 801 Ferrari 2.5 V8 E
12 Vereinigtes Konigreich Peter Collins
14 Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn
16 Frankreich 1946 Maurice Trintignant
Vereinigtes Konigreich Vandervell Products Ltd 18 Vereinigtes Konigreich Stuart Lewis-Evans Vanwall VW57 Vanwall 2.5 L4 P
20 Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori
Vereinigtes Konigreich Cooper Car Cooperation 22 Australien Jack Brabham Cooper T43 Climax 2.0 L4 D
24 Vereinigtes Konigreich Mike MacDowel[# 1] Climax 1.5 L4
Australien Jack Brabham[# 1]
Vereinigtes Konigreich Owen Racing Organisation 26 Vereinigtes Konigreich Ron Flockhart BRM P25 BRM 2.5 L4 D
28 Vereinigte Staaten 48 Herbert MacKay-Fraser
Vereinigtes Konigreich HH Gould 30 Vereinigtes Konigreich Horace Gould Maserati 250F Maserati 2.5 L6 D

Anmerkungen

  1. a b MacDowel fuhr den Wagen 30 Runden, Brabham 38 Runden.

Klassifikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Startaufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
01 Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Maserati 2:21,5 166,44 km/h 01
02 Frankreich 1946 Jean Behra Italien Maserati 2:22,6 165,16 km/h 02
03 Italien Luigi Musso Italien Ferrari 2:22,7 165,04 km/h 03
04 Vereinigte Staaten 48 Harry Schell Italien Maserati 2:23,2 164,46 km/h 04
05 Vereinigtes Konigreich Peter Collins Italien Ferrari 2:23,3 164,35 km/h 05
06 Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori Vereinigtes Konigreich Vanwall 2:25,1 162,31 km/h 06
07 Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Italien Ferrari 2:25,6 161,75 km/h 07
08 Frankreich 1946 Maurice Trintignant Italien Maserati 2:25,9 161,42 km/h 08
09 Argentinien Carlos Menditéguy Italien Maserati 2:26,1 161.20 km/h 09
10 Vereinigtes Konigreich Stuart Lewis-Evans Vereinigtes Konigreich Vanwall 2:27,6 159,56 km/h 10
11 Vereinigtes Konigreich Ron Flockhart Vereinigtes Konigreich B.R.M. 2:27,8 159,35 km/h 11
12 Vereinigte Staaten 48 Herbert MacKay-Fraser Vereinigtes Konigreich B.R.M. 2:29,9 157,11 km/h 12
13 Australien Jack Brabham Vereinigtes Konigreich Cooper-Climax 2:30,9 156,07 km/h 13
14 Vereinigtes Konigreich Horace Gould Italien Maserati 2:35,0 151,94 km/h 14
15 Vereinigtes Konigreich Mike MacDowel Vereinigtes Konigreich Cooper-Climax 2:38,6 148,49 km/h 15

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde
01 Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Maserati 77 3:07:46,4 01
02 Italien Luigi Musso Italien Ferrari 77 + 50,8 03 2:22,4
03 Vereinigtes Konigreich Peter Collins Italien Ferrari 77 + 2:06,0 05
04 Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Italien Ferrari 76 + 1 Runde 07
05 Vereinigte Staaten 48 Harry Schell Italien Maserati 70 + 7 Runden 04
06 Frankreich 1946 Jean Behra Italien Maserati 69 + 8 Runden 02
07 Vereinigtes Konigreich Mike MacDowel
Australien Jack Brabham
Vereinigtes Konigreich Cooper-Climax 68 + 9 Runden 15
Vereinigtes Konigreich Stuart Lewis-Evans Vereinigtes Konigreich Vanwall 30 DNF 10
Argentinien Carlos Menditéguy Italien Maserati 30 DNF 09
Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori Vereinigtes Konigreich Vanwall 25 DNF 06
Vereinigte Staaten 48 Herbert MacKay-Fraser Vereinigtes Konigreich B.R.M. 24 DNF 12
Frankreich 1946 Maurice Trintignant Italien Ferrari 23 DNF 08
Australien Jack Brabham Vereinigtes Konigreich Cooper-Climax 4 DNF 13
Vereinigtes Konigreich Horace Gould Italien Maserati 4 DNF 14
Vereinigtes Konigreich Ron Flockhart Vereinigtes Konigreich B.R.M. 2 DNF 11

WM-Stand nach dem Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten fünf des Rennens bekamen 8, 6, 4, 3, 2 Punkte. Der Fahrer mit der schnellsten Rennrunde erhielt zusätzlich 1 Punkt. Es zählten nur die fünf besten Ergebnisse aus acht Rennen.

Fahrerwertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
01 Argentinien Juan Manuel Fangio Maserati 25
02 Vereinigte Staaten 48 Sam Hanks Epperly-Offenhauser 8
03 Italien Luigi Musso Ferrari 7
04 Vereinigte Staaten 48 Jim Rathmann Epperly-Offenhauser 7
05 Frankreich 1946 Jean Behra Maserati 6
09 Vereinigtes Konigreich Tony Brooks Vanwall 6
06 Vereinigte Staaten 48 Harry Schell Maserati 5
07 Argentinien Carlos Menditéguy Maserati 4
08 Vereinigtes Konigreich Peter Collins Ferrari 4
10 Vereinigte Staaten 48 Masten Gregory Maserati 4
11 Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Ferrari 3
12 Vereinigte Staaten 48 Jimmy Bryan Kuzma-Offenhauser 3
13 Vereinigtes Konigreich Stuart Lewis-Evans Connaught / Vanwall 3
14 Vereinigte Staaten 48 Paul Russo Kurtis Kraft 3
15 Frankreich 1946 Maurice Trintignant Ferrari 2
16 Vereinigte Staaten 48 Andy Linden Kurtis Kraft 2
17 Spanien 1945 Alfonso de Portago Ferrari 1
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
18 Argentinien José Froilán González Ferrari 1
19 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Maserati 1
20 Australien Jack Brabham Cooper 0
21 Vereinigtes Konigreich Mike MacDowel Cooper 0
22 Italien Cesare Perdisa Ferrari 0
23 Deutschland Wolfgang Graf Berghe von Trips Ferrari 0
24 Schweden Joakim Bonnier Maserati 0
25 Argentinien Alejandro de Tomaso Ferrari 0
26 Italien Luigi Piotti Maserati 0
Italien Eugenio Castellotti Ferrari 0
Italien Giorgio Scarlatti Maserati 0
Vereinigtes Konigreich Ron Flockhart B.R.M. 0
Vereinigtes Konigreich Ivor Bueb Connaught 0
Vereinigtes Konigreich Horace Gould Maserati 0
Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori Vanwall 0
Vereinigte Staaten 48 Herbert MacKay-Fraser B.R.M. 0

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Latest Formula 1 Breaking News - Grandprix.com. Abgerufen am 12. Februar 2024.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]