Olympische Sommerspiele 2008/Leichtathletik – Hammerwurf (Männer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sportart Leichtathletik
Disziplin Hammerwurf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 33 Athleten aus 26 Ländern
Wettkampfort Nationalstadion Peking
Wettkampfphase 15. und 17. August 2008
Medaillengewinner
Slowenien Primož Kozmus (SLO)
Belarus Wadsim Dsewjatouski (BLR)
Belarus Iwan Zichan (BLR)
2004 2012
Das VogelnestOlympiastadion von Peking

Der Hammerwurf bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking wurde am 15. und 17. August 2008 ausgetragen. 33 Athleten nahmen daran teil.

Olympiasieger wurde der Slowene Primož Kozmus. Die Silbermedaille gewann der Belarusse Wadsim Dsewjatouski. Bronze ging an Iwan Zichan, ebenfalls Belarus.

Aktuelle Titelträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasieger 2004 Kōji Murofushi (Japan Japan) 82,91 m Athen 2004
Weltmeister 2007 Iwan Zichan (Belarus Belarus) 83,63 m Ōsaka 2007
Europameister 2006 Olli-Pekka Karjalainen (Finnland Finnland) 80,84 m Göteborg 2006
Panamerikanischer Meister 2007 James Steacy (Kanada Kanada) 73,77 m Rio de Janeiro 2007
Zentralamerika und Karibik-Meister 2008 Noleysi Bicet (Kuba Kuba) 71,61 m Cali 2008[1]
Südamerika-Meister 2007 Juan Ignacio Cerra (Argentinien Argentinien) 72,96 m São Paulo 2007[2]
Asienmeister 2007 Ali Mohamed al-Zankawi (Kuwait Kuwait) 75,71 m Amman 2007[3]
Afrikameister 2008 Chris Harmse (Sudafrika Südafrika) 77,72 m Addis Abeba 2008
Ozeanienmeister 2008 Thomas McGuire (Australien Australien) 46,00 m Saipan 2008[4]

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 86,74 m Jurij Sedych (Sowjetunion Sowjetunion) Stuttgart, damals BR Deutschland (heute Deutschland) 30. August 1986[5]
Olympischer Rekord 84,80 m Sergei Litwinow (Sowjetunion Sowjetunion) Finale OS Seoul, Südkorea 26. September 1988

Der bereits seit zwanzig Jahren bestehende olympische Rekord wurde auch bei diesen Spielen nicht erreicht. Der weiteste Wurf gelang dem slowenischen Olympiasieger Primož Kozmus in seinem zweiten Versuch im Finale am 17. August auf 82,02 m. Damit blieb er 2,78 m unter dem Olympia- und 4,72 m unter dem Weltrekord.

Doping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keiner der Hammerwerfer wurde letztlich disqualifiziert, alle Resultate haben bis heute Bestand. Dennoch ging die Dopingproblematik wieder einmal nicht vorbei an diesem Wettbewerb. Die beiden Belarussen Wadsim Dsewjatouski und Iwan Zichan wurden wegen positiver Dopingtests zunächst vom IOC im Dezember 2008 disqualifiziert.[6][7] Die Beschuldigten klagten jedoch gegen diese Entscheidung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS), der im Juni 2010 wegen einer Panne im Labor, welches die Proben analysiert hatte, die Disqualifikation der Sportler aufhob.[8] IOC-Vizepräsident Thomas Bach kündigte an, das IOC werde eine weitere Analyse durchführen, um das CAS-Urteil zu kippen.[9] Doch mit der häufig anzutreffenden Halbherzigkeit des IOC im Kampf gegen Doping passierte nichts weiter.

Schon vorher waren beide Athleten wegen positiver Dopingproben aufgefallen, Resultate waren annulliert worden.

Alleine wegen rechtlicher Spitzfindigkeiten und unprofessioneller Arbeit im CAS-Labor verblieben die beiden belarussischen Hammerwerfer diesmal offiziell in den Listen der Medaillengewinner.

Legende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Qualifikation wurde in zwei Gruppen durchgeführt. Fünf Wettbewerber (hellblau unterlegt) übertrafen die den direkten Finaleinzug Weite von 78,00 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmern nicht erreicht. So wurde das Finalfeld mit sieben weiteren Wettbewerbern (hellgrün unterlegt) aus beiden Gruppen nach den nächstbesten Weiten aufgefüllt. Für die Teilnahme am Finale waren schließlich 75,34 m zu erbringen.

Gruppe A[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Igors Sokolovs – ausgeschieden mit 73,72 m

15. August 2008, 10:40 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite
1 Krisztián Pars Ungarn Ungarn x 80,07 m 80,07 m
2 Kōji Murofushi Japan Japan 78,16 m 78,16 m
3 Markus Esser Deutschland Deutschland x 77,00 m 77,60 m 77,60 m
4 András Haklits Kroatien Kroatien 74,27 m 77,12 m 76,23 m 77,12 m
5 Dilschod Nasarow Tadschikistan Tadschikistan 74,67 m 75,34 m 72,47 m 75,34 m
6 Jewhen Wynohradow Ukraine Ukraine 73,41 m 74,49 m x 74,49 m
7 Waleryj Swjatocha Belarus Belarus 74,41 m x x 74,41 m
8 Alexandros Papadimitriou Griechenland Griechenland x 74,33 m 73,83 m 74,33 m
9 Igors Sokolovs Lettland Lettland 73,72 m 71,50 m x 73,72 m
10 Kirill Ikonnikow Russland Russland x 72,04 m 72,33 m 72,33 m
11 Miloslav Konopka Slowakei Slowakei 71,76 m 71,96 m x 71,96 m
12 Igor Tugay Ukraine Ukraine 71,89 m x 70,56 m 71,89 m
13 Bergur Ingi Pétursson Island Island 69,73 m x 71,63 m 71,63 m
14 Lukáš Melich Tschechien Tschechien 69,31 m 70,56 m 69,03 m 70,56 m
NM Mohsen Anani Agypten Ägypten x x x ogV
Marco Lingua Italien Italien x x x

Weitere in Qualifikationsgruppe  ausgeschiedene Hammerwerfer:

Gruppe B[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicola Vizzoni – ausgeschieden mit 75,01 m

15. August 2008, 12:10 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite
1 Szymon Ziółkowski Polen Polen 79,55 m 79,55 m
2 Primož Kozmus Slowenien Slowenien 79,44 m 79,44 m
3 Iwan Zichan Belarus Belarus 79,26 m 79,26 m
4 Olli-Pekka Karjalainen Finnland Finnland 75,49 m x 77,07 m 77,07 m
5 Wadsim Dsewjatouski Belarus Belarus 73,39 m 76,56 m 76,95 m 76,95 m
6 Libor Charfreitag Slowakei Slowakei 76,03 m x 76,61 m 76,61 m
7 James Steacy Kanada Kanada 76,32 m x 75,01 m 76,32 m
8 Nicola Vizzoni Italien Italien 72,82 m x 75,01 m 75,01 m
9 Artem Rubanko Ukraine Ukraine 74,47 m 73,89 m x 74,47 m
10 Eşref Apak Turkei Türkei x 74,45 m x 74,45 m
11 Ali Zenkawi Kuwait Kuwait x 73,62 m x 73,62 m
12 Igor Winitschenko Russland Russland x 72,05 m x 72,05 m
13 Roman Rozna Moldau Republik Moldau 71,33 m 69,99 m 70,23 m 71,33 m
14 Alfred George Kruger III Vereinigte Staaten USA 70,58 m 71,21 m x 71,21 m
15 Dorian Çollaku Albanien Albanien 69,14 m 69,64 m 70,98 m 70,98 m
16 Juan Ignacio Cerra Argentinien Argentinien x 70,16 m x 70,16 m
NM Amanmyrat Hommadow Turkmenistan Turkmenistan x x x ogV

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der siegreiche Primož Kozmus

17. August 2008, 19:10 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Versuch 6. Versuch Endresultat
1 Primož Kozmus Slowenien Slowenien 80,75 m 82,02 m 80,79 m 80,64 m 80,98 m 80,85 m 82,02 m
2 Wadsim Dsewjatouski Belarus Belarus 79,00 m 81,61 m x x 80,86 m x 81,61 m
3 Iwan Zichan Belarus Belarus 78,49 m 80,56 m 79,59 m 79,89 m 81,51 m 80,87 m 81,51 m
4 Krisztián Pars Ungarn Ungarn 78,05 m 80,96 m x 80,16 m 80,11 m 79,83 m 80,96 m
5 Kōji Murofushi Japan Japan 79,47 m 80,71 m 79,94 m 77,96 m 78,22 m 77,26 m 80,71 m
6 Olli-Pekka Karjalainen Finnland Finnland 77,92 m 79,59 m 78,99 m x 78,88 m x 79,59 m
7 Szymon Ziółkowski Polen Polen 75,92 m 79,22 m 79,07 m 79,04 m 76,16 m x 79,22 m
8 Libor Charfreitag Slowakei Slowakei x 77,62 m 76,83 m 77,26 m 78,65 m x 78,65 m
9 Markus Esser Deutschland Deutschland 74,56 m x 77,10 m nicht im Finale der
besten acht Werfer
77,10 m
10 András Haklits Kroatien Kroatien x 75,78 m 76,58 m 76,58 m
11 Dilschod Nasarow Tadschikistan Tadschikistan 72,97 m 76,54 m x 76,54 m
12 James Steacy Kanada Kanada 75,72 m 75,54 m 74,06 m 75,72 m

Für das Finale hatten sich zwölf Athleten qualifiziert, fünf von ihnen über die Qualifikationsweite, weitere sieben über ihre Platzierungen. Vertreten waren zwei Belarussen sowie je ein Teilnehmer aus Deutschland, Finnland, Deutschland, Japan, Kanada, Kroatien, Polen, der Slowakei, Slowenien, und Tadschikistan.

Zum Zeitpunkt der Austragung dieser Spiele besaßen einige später annullierte Resultate noch Gültigkeit. So hatte der Belarusse Iwan Zichan zu diesem Zeitpunkt noch den Status als Europameister von 2006, als Weltmeister von 2005 und Olympiadritter von 2004. Sein Landsmann Wadsim Dsewjatouski wurde als Vizeweltmeister von 2005 geführt. Beide gehörten hier in Peking zum engsten Favoritenkreis. Zichan war und ist darüber hinaus der offizielle Weltmeister von 2007, Dsewjatouski WM-Vierter von 2007. Weitere Medaillenkandidaten waren der slowenische Vizeweltmeister Primož Kozmus, der WM-Dritte von 2007 Libor Charfreitag aus der Slowakei, der Finne Olli-Pekka Karjalainen, heute offiziell Europameister von 2006 und WM--Dritter von 2005, der ungarische WM-Fünfte von 2007 Krisztián Pars sowie der japanische WM-Sechste von 2007 Kōji Murofushi. Auch der Olympiasieger von 2000 Szymon Ziółkowski aus Polen war hier wieder mit dabei, zählte jedoch nicht mehr zum allerengsten Favoritenkreis.

Die in diesem Finale erzielten Weiten hatten das hohe Niveau der Weltmeisterschaften des Vorjahres mit zahlreichen Würfen jenseits von achtzig Metern. Zunächst erzielte Kozmus 80,75 m und war damit Spitzenreiter. In Durchgang zwei gelang ihm mit 82,02 m eine weitere Steigerung. Auf Platz zwei rückte Dsewjatouski, der mit 81,61 m nicht weit hinter Kozmus lag. Pars warf 80,96 m und war Dritter vor Murofushi – 80,71 m – sowie Zichan mit 80,56 m. In Runde drei war Kozmus wie schon im ersten Durchgang der einzige Athlet mit einem Wurf über der 80-Meter-Marke.

So ging es ins Finale der besten acht Werfer. Pars und wieder Kozmus hatten Versuche, die weiter als achtzig Meter lagen. In Runde fünf verbesserte Zichan sich auf 81,51 m, womit er an Murofushi und Pars vorbei auf den dritten Rang zog. Im anschließenden letzten Durchgang gab es keine Veränderungen mehr. Primož Kozmus, der mit allen sechs Versuchen weiter als achtzig Meter geworfen hatte, war damit Olympiasieger. Ihm folgten die beiden Belarussen Wadsim Dsewjatouski (Silber) und Iwan Zichan (Bronze). Beide trennten nur zehn Zentimeter voneinander. Vierter wurde Krisztián Pars vor Kōji Murofushi. Diese fünf Athleten hatten ein Endergebnis von mehr als achtzig Metern. Nicht weit dahinter folgten Olli-Pekka Karjalainen, Szymon Ziółkowski und Libor Charfreitag.

Primož Kozmus war der erste slowenische Olympiasieger im Hammerwurf.

Video[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Campeonato CAC de Atletismo 2008, athlecac.org, abgerufen am 10. März 2022
  2. Campeonato Sudamericano de Atletismo 2007, athlecac.org, abgerufen am 10. März 2022
  3. Asian Athletics Championships – 2007, athleticsasia.org, englisch (PDF; 191 kB), abgerufen am 10. März 2022
  4. Oceania Area Championships – 25/06/2008 to 28/06/2008, athletics-oceania.com (PDF; 130 kB), abgerufen am 10. März 2022
  5. Athletics - Progression of outdoor world records, Hammer throw – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 10. März 2022
  6. IOC takes decisions on three doping cases, olympic.org 11. Dezember 2008, abgerufen am 10. März 2022
  7. Gedopte Hammerwerfer verlieren Medaillen. In: Der Tagesspiegel 11. Dezember 2008, tagesspiegel.de, abgerufen am 10. März 2022
  8. Tribunal Arbitral du Sport / Court of Arbitration for Sport, Arbitration CAS 2009/A/1752 Vadim Devyatovskiy v. International Olympic Committee (IOC) & CAS 2009/A/1753 Ivan Tsikhan v. IOC, award of 10 June 2010, jurisprudence.tas-cas.org (englisch), PDF; 564 KB, abgerufen am 10. März 2022
  9. IOC will dritte Analyse, leichtathletik.de 10. Juni 2010, abgerufen am 10. März 2022
  10. IOC disqualifies four medallists from Athens 2004 following further analysis of stored samples, olympics.com (englisch), abgerufen am 10. März 2022
  11. a b Doping-Tests von WM 2005: Drei Weltmeister überführt. In: Focus 8. März 2013, abgerufen am 10. März 2022
  12. Aufmarsch der Dopingsünder an der WM: Alles vergeben und vergessen?. In: Aargauer Zeitung 18. August 2015, abgerufen am 10. März 2022