Mogendorf

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Wappen Deutschlandkarte
Mogendorf
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Mogendorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 30′ N, 7° 46′ OKoordinaten: 50° 30′ N, 7° 46′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Westerwaldkreis
Verbandsgemeinde: Wirges
Höhe: 290 m ü. NHN
Fläche: 4,22 km2
Einwohner: 1350 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 320 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56424
Vorwahl: 02623
Kfz-Kennzeichen: WW
Gemeindeschlüssel: 07 1 43 047
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstraße 10
56422 Wirges
Website: www.wirges.de
Ortsbürgermeisterin: Nicole Hampel
Lage der Ortsgemeinde Mogendorf im Westerwaldkreis
Karte
Mogendorf

Mogendorf (umgangssprachlich Munruff) ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Wirges an.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mogendorf liegt auf einer Hochfläche des vorderen Westerwaldes in einer Geländemulde mitten im Kannenbäckerland. Letzteres zeigt schon einen wichtigen Charakterzug des Dorfes im Unterwesterwald, denn typisch für Mogendorf ist von jeher der Tonbergbau aufgrund der für das Kannenbäckerland typischen reichen Tonvorkommen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer um 1385 verfassten Urkunde des Florinsstifts wird Mogendorf als ‚Oberdorf‘ erstmals urkundlich genannt.[2] Der Ort lag an der damaligen Salzstraße und war aufgrund seiner geographischen Lage ein sehr guter Siedlungsplatz. Bis zum Dreißigjährigen Krieg wuchs Mogendorf auf 12 bis 14 Familien an, wurde dann bis auf vier Stammfamilien dezimiert und durch wechselnde marodierende Söldnergruppen heimgesucht.[2]

Nach 1700 nahm Mogendorf einen ungeahnten Aufschwung und beherbergte bald bis zu 70 Familien.

Während der Freiheitskriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts quartierten sich in Mogendorf zunächst russische, später preußische Truppen ein, die mit ihren Tieren verpflegt werden mussten. 1816 wurde auch Mogendorf von einer Missernte heimgesucht, die mit der gleichzeitigen deutlichen Bevölkerungszunahme zu steigenden Lebensmittelpreisen führte. Ab 1843 ist eine Auswanderungswelle in die USA zu verzeichnen.

Auch die Freiheitsbestrebungen 1848 erreichten Mogendorf. Die Gemeinden erhielten das Recht, ihre Schultheißen selbst zu wählen, was dazu führte, dass „der Schultheiß Joh. Friedrich Remy in Mogendorf abgesetzt“ wurde.[2]

Seit 1870 verzeichnete die Mogendorfer Krugmanufaktur einen wirtschaftlichen Aufschwung, das Dorf erreichte eine Einwohnerzahl von nahezu tausend Einwohnern. Allerdings währte dieser nicht lange und brachte mit der Verbreitung der Glasflasche eine wirtschaftliche Krise.

1903 gründeten Mogendorfer eine eigene Krankenkasse, die bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs Bestand hatte. Wie im übrigen Reich veränderte sich die völkische Begeisterung für den Krieg, als deren tödliche (20 Mogendorfer starben bzw. wurden als vermisst gemeldet) und wirtschaftliche Folgen immer spürbarer wurden. Um einer drohenden Rekrutierung zu entkommen, schreibt Baader, „ginge mancher in die Tongrube, der früher nie bereit gewesen wäre, solche Arbeiten zu machen“.[2] Mogendorf wurde nach der Kapitulation durch amerikanische Truppen besetzt, ein Vorgang, der sich 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg wiederholte. Die amerikanische Besatzung wurde nach wenigen Monaten von der französischen abgelöst. Mogendorf wurde für einige Evakuierte und Vertriebene zur neuen Heimat. Während der Zeit des Nationalsozialismus gab es auch in Mogendorf Pogrome.

Das 1952 neu errichtete Schulhaus spiegelt den Aufbruchsgeist der damaligen Zeit wider: Ein für damalige Verhältnisse nicht billiges Gebäude bezeugt den Stellenwert, den die junge Bundesrepublik der Bildung beimaß. Kurze Zeit später wurde Mogendorf an das Gasnetz angeschlossen und wiederum einige Jahre später ein Industriegebiet bereitgestellt.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Mogendorf besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und der vorsitzenden Ortsbürgermeisterin.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[3]

Wahl SPD CDU FWG Gesamt
2019 3 4 9 16 Sitze
2014 5 4 7 16 Sitze
2009 7 3 6 16 Sitze
2004 7 3 6 16 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Mogendorf e. V.

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der Kommunalwahl 2014 wurde Nicole Hampel (FWG) mit 58 Prozent der Stimmen direkt zur ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterin gewählt. Sie löste Peter Jonas in diesem Amt ab. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit 74,23 Prozent der abgegebenen Stimmen für weitere fünf Jahre in ihrem Amt bestätigt.[4]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappenbeschreibung: „Grün, gespalten von einer eingeschweiften, silbernen Spitze, darin ein achtflammiges rotes Feuer, vorne ein zylindrischer, silberner Henkeltonkrug, hinten ein silberner Spaten“.[2]

Die Verbundenheit von Mogendorf mit dem Tonbergbau zeigt sich auch auf dem Wappen des Ortes. Der Tonkrug, der Spaten und das Feuer symbolisieren den Weg vom Rohstoff Ton zum fertigen Krug. Dabei wurde früher in mühsamer Arbeit der Ton mit einem Tonspaten gestochen, anschließend geformt und in einem Ofen – durch das Feuer dargestellt – gebrannt. Auch die Farben grün und weiß wurden nicht zufällig gewählt, sondern stehen für den Ton und die Waldlandschaft um Mogendorf herum.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tongruben und Töpferhandwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher stellten die Euler den größten Teil der Arbeitsplätze in Mogendorf – so waren im Ort 44 Keramikbetriebe ansässig[5] – und auch heute noch besitzt der Ort zahlreiche Keramikbetriebe. Dennoch sind die Zeiten in diesem Gewerbe deutlich schwieriger geworden, was in der Anzahl der in dieser Branche in Mogendorf Beschäftigten als auch in der Anzahl der niedergelassenen Betriebe sichtbar wird.

Die Töpfer stellen hauptsächlich Produkte für den Haushalt her, vor allem Töpfe, Krüge, Teller, Flaschen, Tassen und Becher. Ebenso werden aber in Mogendorf auch frostsichere Pflanzgefäße, Außen- und Zimmerbrunnen, aber auch dekorative Figuren in Handarbeit hergestellt. Nach wie vor dominiert die traditionelle Salzglasur, die für das Kannenbäckerland typisch ist. Die Ornamentik folgt dabei vor allem bei höherwertigen Produkten den seit mehr als hundert Jahren existierenden Vorlagen mit Blau- und Brauntönen.

Den Rohstoff für ihre Produkte gewinnen die Betriebe unter anderem aus den um Mogendorf herum gelegenen Tongruben. Diese sind auch der Grund, weshalb Mars Deutschland seit 1990 in Mogendorf das Pflanzenpflegesystem Seramis produziert.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereine und Verbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionell im Dorfleben verankert sind mehrere Ortsvereine. Hierzu zählen der Turn- und Sportverein Mogendorf e.V. (gegründet 1892) sowie die Freiwillige Feuerwehr Mogendorf (gegründet 1963).

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

→ siehe Liste der Kulturdenkmäler in Mogendorf

Persönlichkeiten aus Mogendorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Baaden: 600 Jahre Mogendorf. Chronik der Gemeinde Mogendorf 1385–1985. Selbstverlag, Herausgegeben im Auftrag der Gemeinde Mogendorf, August 2005, ISBN 3-9800827-2-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. a b c d e Franz Baaden: Chronik der Gemeinde Mogendorf. Selbstverlag, Ransbach-Baumbach 1985, ISBN 3-9800827-2-5.
  3. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  4. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Wirges, Verbandsgemeinde, sechste Ergebniszeile. Abgerufen am 30. Juni 2020.
  5. Hauptstraße in Mogendorf. (Memento vom 29. Juli 2014 im Internet Archive) SWR Landesschau Rheinland-Pfalz, abgerufen am 28. Juli 2014.
  6. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Eisenbahndirektion Mainz vom 24. Oktober 1952, Nr. 47. Bekanntmachung Nr. 677, S. 343.