Großer Preis von Italien 1932

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Start zum Großen Preis von Italien
Das Autodromo di Milano in seiner befahrenen Version.

Der X. Große Preis von Italien fand am 5. Juni 1932 auf dem 10,0 km langen Autodromo di Milano in Monza statt. Als Grande Épreuve war er Wertungslauf zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1932 und wurde gemäß den dafür geltenden Bestimmungen ohne vorgegebene Rennformel für die Wagen über eine Renndauer von fünf Stunden ausgetragen.

Sieger des Rennens wurde Tazio Nuvolari auf einem Alfa Romeo Tipo B.

Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Große Preis von Italien von 1932 war das erste Rennen nach der erneut geänderten Internationalen Grand-Prix-Formel, bei der die Renndauer von zehn auf nun fünf Stunden verkürzt worden war. Gleichzeitig war er der Auftakt zur diesjährigen Grand-Prix-Europameisterschaft. Der Bedeutung des Rennens entsprechend waren alle drei im Grand-Prix-Sport engagierten Rennwagenhersteller mit Werksmannschaften am Start.

Ein großer Meilenstein in der Motorsportgeschichte war dabei vor allem das Debüt des neuen Alfa Romeo Tipo B, des ersten speziell für Grand-Prix-Rennen konzipierten Renneinsitzers („Monoposto“) von nur 700 kg Gesamtgewicht und mit 2,65 Liter Hubraum, gefahren von den Alfa-Romeo-Werksfahrern Tazio Nuvolari und Giuseppe Campari. Ihr Teamkollege Baconin Borzacchini, der sich mittlerweile den weniger verfänglichen Vornamen Mario Umberto zugelegt hatte, musste sich dagegen noch mit einem zweisitzigen Vorjahresmodell vom Typ Alfa Romeo „Monza“ begnügen, genauso wie Rudolf Caracciola, der in der Zwischenzeit jedoch auch offiziell bei Alfa Romeo als Werksfahrer unter Vertrag genommen worden war. Maserati präsentierte mit dem neuen doppelmotorigen 5-Liter-Modell Maserati V5 für Luigi Fagioli ebenfalls eine Neukonstruktion, die den Alfa Romeo bezüglich Motorleistung sogar übertraf, was allerdings durch ein erheblich größeres Wagengewicht kompensiert wurde. Zweiter Fahrer bei Maserati war nun Amedeo Ruggeri auf einem Maserati 26 M mit 2,8-Liter-Motor aus dem Vorjahr, nachdem kurz zuvor René Dreyfus das Team wegen unbefriedigender Ergebnisse in den Frühjahrsrennen wieder verlassen hatte. Stattdessen trat er nun auf eigene Rechnung mit Bugatti Type 51 aus dem Besitz von Louis Chiron an. Chiron selbst bildete zusammen mit Achille Varzi wieder die Stammbesatzung des Bugatti-Teams, das auf der schnellen Monza-Bahn mit zwei überschweren Bugatti Type 54 mit 5 Liter Hubraum erschien und von Albert Divo auf einem Vorjahresmodell Bugatti Type 51 verstärkt wurde.

Nach dem Start bildete sich sofort eine Spitzengruppe, in der mit den neuen Monopostos von Nuvolari und Campari, dem zweimotorigen Maserati von Fagioli und den beiden 5-Liter-Bugattis von Chiron und Varzi alle Favoriten des Rennens vertreten waren. In einer für Monza typischen „Windschattenschlacht“ mit mehreren Positions- und Führungswechseln konnte sich Fagioli schließlich ab der zehnten Runde vor Nuvolari an der Spitze zunehmend festsetzen, während hinter Campari die beiden Bugattis langsam etwas an Anschluss verloren. Zwischen dem 23. und dem 27. Umlauf folgte eine erste Runde mit Boxenstopps, in deren Verlauf Fagioli mit über drei Minuten Standzeit mehr als doppelt so viel Zeit verlor wie die beiden Alfa-Romeo-Piloten. Noch schlimmer traf es Bugatti, wo Varzi sein Auto mit Getriebedefekt ganz abstellen musste und auch Chiron wegen der körperlichen Nachwirkungen seines Unfalls im Rennen von Monaco nicht mehr weiterfahren konnte. Mit erheblichem Zeitverlust übernahm Varzi schließlich das Auto seines Teamkollegen, blieb aber wenig später mit unterbrochener Benzinzufuhr stehen.

Nachdem bei seinem zweiten Reifenstopp in der 50. Runde schließlich auch Camparis Auto mehrere Minuten benötigt hatte, um wieder in Gang zu kommen, blieben von der ursprünglichen Spitzengruppe nur noch Nuvolari und Fagioli übrig. Dessen Maserati war nun das klar schnellste Auto und machte kontinuierlich Boden gut. Nach Nuvolaris zweitem Stopp lag Fagioli sogar für kurze Zeit wieder vorn, bis auch er zum zweiten Wechsel an die Box kommen musste. Aber wieder dauerte der Stopp im Maserati-Lager deutlich länger und weil Fagioli für eine kurze Erholungspause das Auto vorübergehend an Ernesto Maserati abgegeben hatte – der neben seiner neuen Rolle als Firmenleiter und Chefkonstrukteur in der Nachfolge seines verstorbenen Bruders Alfieri auch immer noch für das Team als Ersatzfahrer tätig war – war außerdem ein weiterer Boxenaufenthalt nötig. Mit über einer Runde Rückstand nahm Fagioli schließlich die Verfolgung wieder auf, konnte sich bis zum Schluss trotz mehrerer Rekordrunden in Folge aber nur noch bis auf etwa zweieinhalb Minuten Rückstand an Nuvolari heranfahren. Nuvolari konnte damit nicht nur den Debüterfolg des neuen Alfa Romeo Monoposto, sondern auch seinen dritten Sieg innerhalb weniger Wochen auf so völlig unterschiedlichen Strecken wie dem Stadtkurs von Monte Carlo, der Targa Florio und nun der Hochgeschwindigkeitsbahn von Monza einfahren.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Italien 1861 SA Alfa Romeo 02 Italien 1861 Mario Umberto Borzacchinia Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor P
20 Deutsches Reich Rudolf Caracciola
08 Italien 1861 Tazio Nuvolari Alfa Romeo Tipo B/P3 Alfa Romeo 2.6L I8 Kompressor
14 Italien 1861 Giuseppe Campari
Italien 1861 Attilio Marinoni RES
Dritte Französische Republik Marcel Lehoux 04 Dritte Französische Republik Marcel Lehoux Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
Italien 1861 Conte Luigi Castelbarco 06 Italien 1861 Luigi Castelbarco Maserati 26M Maserati 2.5L I8 Kompressor P
Dritte Französische Republik Automobiles Ettore Bugatti 10 Monaco Louis Chironb Bugatti T54 Bugatti 5.0L I8 Kompressor M
16 Italien 1861 Achille Varzi
26 Dritte Französische Republik Albert Divoc Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Guy Bouriat RES
Italien 1861 Officine Alfieri Maserati 12 Italien 1861 Luigi Fagiolid Maserati V5 Maserati V5 5.0L V16 Kompressor P
40 Italien 1861 Amedeo Ruggeri Maserati 8C-2800 Maserati 2.8L I8 Kompressor
Italien 1861 Ernesto Maserati RES
Italien 1861 Luigi Premoli 18 Italien 1861 Luigi Premoli Maserati 26M Maserati 2.5L I8 Kompressor P
Dritte Französische Republik René Dreyfus 22 Dritte Französische Republik René Dreyfus Bugatti T51 Bugatti 2.3L I8 Kompressor M
Italien 1861 Scuderia Ferrari 24 Italien 1861 Pietro Ghersie Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor E
28 Italien 1861 Eugenio Sienaf
Italien 1861 Antonio Brivio RES
Italien 1861 Carlo Gazzabini 30 Italien Carlo Gazzabini DNS Alfa Romeo Monza Alfa Romeo 2.3L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille 32 Dritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille DNA Bugatti T54 Bugatti 5.0L I8 Kompressor
Italien 1861 Guglielmo Peri 34 Italien 1861 Guglielmo Peri DNA Bugatti T35 Bugatti 2.0L I8
Italien 1861 Emilio Romano 36 Italien 1861 Emilio Romano DNA Bugatti T35C Bugatti 2.0L I8 Kompressor
Italien 1861 Clemente Biondetti 38 Italien 1861 Clemente Biondetti DNA MB Specialeg Maserati 2.5L I8 Kompressor
Deutsches Reich Hans Stuck Deutsches Reich Hans Stuck DNA Mercedes-Benz SSKL Mercedes-Benz M06 RS 7.1L I6 Kompressor C
a 
Während des Rennens zunächst vorübergehend von Marinoni und später von Caracciola am Steuer abgelöst.
b 
Während des Rennens von Varzi am Steuer abgelöst.
c 
Während des Rennens von Bouriat und dieser wiederum von Chiron am Steuer abgelöst
d 
Während des Rennens von Maserati vorübergehend am Steuer abgelöst.
e 
Während des Rennens von Brivio am Steuer abgelöst.
f 
Während des Rennens von Brivio am Steuer abgelöst.
g 
Das Auto bestand aus einem Bugatti-Chassis mit 2,5-Liter-Maserati-Motor.

Startaufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Startpositionen wurden vor dem Rennen ausgelost.

Italien 1861 Borzacchini Dritte Französische Republik Lehoux Italien 1861 Castelbarco
Italien 1861 Nuvolari Monaco Chiron Italien 1861 Fagioli
Italien 1861 Campari Italien 1861 Varzi Italien 1861 Premoli
Deutsches Reich Caracciola Dritte Französische Republik Dreyfus Italien 1861 Ghersi
Dritte Französische Republik Divo Italien 1861 Siena Italien 1861 Ruggeri

Rennergebnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund EM-Punkte
01 Italien 1861 Tazio Nuvolari Italien 1861 Alfa Romeo 83 4:57:18,800 4 1
02 Italien 1861 Luigi Fagioli
Italien 1861 Ernesto Maserati
Italien 1861 Maserati 82 + 1 Runde 6 3:19,400 2
7
03 Italien 1861 Mario Umberto Borzacchini
Italien 1861 Attilio Marinoni
Deutsches Reich Rudolf Caracciola
Italien 1861 Alfa Romeo 82 + 1 Runde 1 3
7
-
04 Italien 1861 Giuseppe Campari Italien 1861 Alfa Romeo 82 + 1 Runde 7 4
05 Dritte Französische Republik René Dreyfus Dritte Französische Republik Bugatti 82 + 1 Runde 11 5
06 Dritte Französische Republik Albert Divo
Dritte Französische Republik Guy Bouriat
Monaco Louis Chiron
Dritte Französische Republik Bugatti 81 + 2 Runden 13 6
7
-
07 Italien 1861 Pietro Ghersi
Italien 1861 Antonio Brivio
Italien 1861 Alfa Romeo 79 + 3 Runden 12 6
7
08 Italien 1861 Amedeo Ruggeri Italien 1861 Maserati 75 + 7 Runden 15 6
0(9)a Italien 1861 Eugenio Siena
Italien 1861 Antonio Brivio
Italien 1861 Alfa Romeo 65 + 17 Runden 14 Zündung 6
-
(10) Italien 1861 Luigi Premoli Italien 1861 Maserati 58 + 25 Runden 9 6
(11) Deutsches Reich Rudolf Caracciola Italien 1861 Alfa Romeo 57 + 26 Runden 10 Zündmagnet 6
Monaco Louis Chiron
Italien 1861 Achille Varzi
Dritte Französische Republik Bugatti 39 DNF 5 Motor überhitzt 6
-
Italien 1861 Achille Varzi Dritte Französische Republik Bugatti 26 DNF 8 defekte Kraftübertragung 6
Dritte Französische Republik Marcel Lehoux Dritte Französische Republik Bugatti 20 DNF 2 ausgeschlagene Pleuelstange 6
Italien 1861 Luigi Castelbarco Italien 1861 Maserati 19 DNF 3 Unfall 6
a 
Obwohl die Teilnehmer ab Rang 9 das Rennen vorzeitig aufgegeben hatten, wurden sie laut Angabe bei Leif Snellman[1] vom Veranstalter dennoch offiziell gewertet.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großer Preis von Italien 1932 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Golden Era of Grand Prix Racing (Memento des Originals vom 24. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kolumbus.fi; Abruf am 26. Februar 2021.