Olympische Sommerspiele 2004/Leichtathletik – Diskuswurf (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Diskuswurf
Geschlecht Männer
Teilnehmer 39 Athleten aus 27 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion Athen
Wettkampfphase 21. August 2004 (Qualifikation)
23. August 2004 (Finale)
Medaillengewinner
Litauen Virgilijus Alekna (LTU)
Ungarn Zoltán Kővágó (HUN)
Estland Aleksander Tammert (EST)
2000 2008

Der Diskuswurf der Männer bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen wurde am 21. und 23. August 2004 im Olympiastadion Athen ausgetragen. 39 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde Virgilijus Alekna aus Litauen. Er gewann vor dem Ungarn Zoltán Kővágó und dem Esten Aleksander Tammert.

Mit Lars Riedel, Torsten Schmidt und Michael Möllenbeck gingen drei deutsche Teilnehmer an den Start. Riedel sowie Schmidt erreichten das Finale und belegten dort die Ränge sieben und neun. Möllenbeck schied in der Qualifikation aus.
Athleten aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein waren nicht unter den Teilnehmern.

Aktuelle Titelträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasieger 2000 Virgilijus Alekna (Litauen Litauen) 69,30 m Sydney 2000
Weltmeister 2003 69,69 m Paris 2003
Europameister 2002 Róbert Fazekas (Ungarn Ungarn) 68,83 m München 2002
Panamerikanischer Meister 2003 Jason Tunks (Kanada Kanada) 63,70 m Santo Domingo 2003[1]
Zentralamerika und Karibik-Meister 2003 Yania Ferrales (Kuba Kuba) 59,07 m St. George’s 2003[2]
Südamerika-Meister 2003 Marcelo Pugliese (Argentinien Argentinien) 57,44 m Barquisimeto 2003[3]
Asienmeister 2003 Wu Tao (China Volksrepublik Volksrepublik China) 61,43 m Manila 2003[4]
Afrikameister 2004 Frantz Kruger (Sudafrika Südafrika) 63,85 m Brazzaville 2004[5]
Ozeanienmeister 2002 Chris Mene (Samoa Samoa) 50,52 m Christchurch 2002[6]

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 74,08 m Jürgen Schult (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR) Neubrandenburg, Deutschland 6. Juni 1986[7]
Olympischer Rekord 69,40 m Lars Riedel (Deutschland Deutschland) Finale OS Atlanta, USA 31. Juli 1996

Rekordverbesserung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasieger Virgilijus Alekna aus Litauen verbesserte den bestehenden olympischen Rekord im Finale am 23. August um 49 Zentimeter auf 69,89 m. Zum Weltrekord fehlten ihm 4,19 m.

Doping[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich hatte der Ungar Róbert Fazekas nach dem Finale mit einer Weite von 70,93 m vorne gelegen und galt für kurze Zeit als Olympiasieger. Anschließend verbrachte er viele Stunden bei seiner Dopingprobe und ihm gelang es trotz großer Mengen von Flüssigkeiten, die er zu sich nahm, die Urinprobe nicht zu ermöglichen. Die zuständigen Kontrolleure verhinderten derweil, dass Fazekas eine sorgfältig vorbereitete Betrugsmasche mittels eines in seinem Genitalbereich angebrachten Plastiksacks mit Fremdurin in Gang setzen konnte.[8]

Benachteiligt wurden in erster Linie zwei Werfer:

  • Mariano Pestano, Spanien – Ihm wurde die Teilnahme am Finale genommen, für das er sich über seine Weite eigentlich qualifiziert hatte.
  • Hannes Hopley, Südafrika – Ihm hätten drei weitere Versuche im Finale der besten acht Werfer zugestanden.

Legende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig

Anmerkungen:

  • Alle Zeitangaben sind auf Ortszeit Athen (UTC+2) bezogen.
  • Alle Weiten sind in Metern (m) angegeben.

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

21. August 2004, 10:45 Uhr

Die Qualifikation wurde in zwei Gruppen durchgeführt. Zwei Teilnehmer (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 64,50 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmern nicht erreicht. So wurde das Finalfeld mit zehn weiteren Wettbewerbern (hellgrün unterlegt) aus beiden Gruppen nach den nächstbesten Weiten aufgefüllt und für die Teilnahme am Finale waren schließlich 61,91 m zu erbringen.

Gruppe A[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite
1 Virgilijus Alekna Litauen Litauen x 63,80 67,79 67,79
2 Aleksander Tammert Estland Estland 65,70 65,70
3 Hannes Hopley Sudafrika Südafrika 62,71 62,50 63,89 63,89
4 Gabor Mate Ungarn Ungarn 57,40 62,43 63,41 63,41
5 Torsten Schmidt Deutschland Deutschland 56,86 60,63 63,40 63,40
6 Libor Malina Tschechien Tschechien 60,54 x 62,12 62,12
7 Jarred Rome Vereinigte Staaten USA 59,35 x 61,55 61,55
8 Jason Tunks Kanada Kanada 61,21 60,02 60,34 61,21
9 Frank Casañas Kuba Kuba 60,60 60,15 57,27 60,60
10 Gerd Kanter Estland Estland x 60,05 x 60,05
11 Ian Waltz Vereinigte Staaten USA 58,97 58,55 57,52 58,97
12 Emeka Udechuku Vereinigtes Konigreich Großbritannien x 58,41 55,79 58,41
13 Leonid Tscherewko Belarus Belarus 57,98 x 57,89 57,98
14 Marcelo Pugliese Argentinien Argentinien x 56,06 54,45 56,06
15 Vadim Hranovschi Moldau Republik Moldau 53,77 52,30 55,64 55,64
16 Dragan Mustapić Kroatien Kroatien 54,66 x x 54,66
17 Jaroslav Žitňanský Slowakei Slowakei 53,30 x 51,87 53,30
NM Anil Kumar Indien Indien x x x ogV
Dmitri Schewtschenko Russland Russland x x x

Gruppe B[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vikas Shive Gowda – ausgeschieden mit 61,39 m
Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch Weite Anmerkung
1 Lars Riedel Deutschland Deutschland 64,20 64,20
2 Casey Malone Vereinigte Staaten USA 59,99 63,27 61,83 63,27
3 Wassil Kapzjuch Belarus Belarus 63,04 x 62,93 63,04
4 Frantz Kruger Sudafrika Südafrika 62,32 60,91 x 62,32
5 Zoltán Kővágó Ungarn Ungarn x 61,91 60,77 61,91
6 Mariano Pestano Spanien Spanien x x 61,69 61,69 eigentlich für das Finale qualifiziert
7 Vikas Shive Gowda Indien Indien 61,35 61,39 59,87 61,39
8 Rutger Smith Niederlande Niederlande x 61,11 x 61,11
9 Wu Tao China Volksrepublik Volksrepublik China 48,96 x 60,60 60,60
10 Michael Möllenbeck Deutschland Deutschland 56,42 59,79 x 59,79
11 Savvas Panavoglou Griechenland Griechenland 57,26 58,47 57,62 58,47
12 Aljaksandr Malaschewitsch Belarus Belarus x 57,67 58,45 58,45
13 Alexander Boritschewski Russland Russland 58,12 58,12 57,86 58,12
14 Ercüment Olgundeniz Turkei Türkei 57,13 58,17 x 58,17
15 Abbas Samimi Iran Iran 57,57 x 56,24 57,57
16 Lois Maikel Martinez Kuba Kuba 57,18 57,10 x 57,18
17 Igor Primc Slowenien Slowenien 55,70 56,33 55,43 56,33
18 Omar Ahmed El Ghazaly Agypten Ägypten x 55,53 55,27 55,53
19 Shaka Sola Samoa Samoa 50,36 51,10 50,97 51,10
DOP Róbert Fazekas Ungarn Ungarn 63,88 68,10 68,10 für das Finale zugelassen

Weitere in Qualifikationsgruppe B ausgeschiedene Werfer:

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goldmedaillengewinner Virgilijus Alekna

23. August 2004, 20:20 Uhr

Platz Name Nation 1. Versuch 2. Versuch 3. Versuch 4. Versuch 5. Versuch 6. Versuch Endresultat Anmerkung
1 Virgilijus Alekna Litauen Litauen 69,89 OR x x x 69,49 x 69,89 OR
2 Zoltán Kővágó Ungarn Ungarn 57,31 66,40 66,03 67,04 58,25 x 67,04
3 Aleksander Tammert Estland Estland 66,66 x 64,28 63,95 64,04 x 66,66
4 Wassil Kapzjuch Belarus Belarus 65,10 59,82 62,88 63,44 64,89 63,63 65,10
5 Frantz Kruger Sudafrika Südafrika 64,34 61,01 x 62,53 x 60,73 64,34
6 Casey Malone Vereinigte Staaten USA 62,80 60,34 x 64,33 62,73 63,65 64,33
7 Lars Riedel Deutschland Deutschland x 62,80 x 62,80
8 Hannes Hopley Sudafrika Südafrika 60,18 61,99 62,58 eigentlich zu drei weiteren Würfen berechtigt 62,58
9 Torsten Schmidt Deutschland Deutschland x 61,18 61,10 nicht im Finale der
besten acht Werfer
61,18
10 Libor Malina Tschechien Tschechien 57,39 58,78 58,78 58,78
11 Gabor Mate Ungarn Ungarn 57,02 x 57,84 57,84
DOP Róbert Fazekas Ungarn Ungarn 70,93 66,39 69,35 68,92 67,64 70,93

Für das Finale hatten sich zwölf Athleten qualifiziert, nur zwei von ihnen über die Qualifikationsweite, weitere zehn über ihre Platzierungen. Vertreten waren alle drei Ungarn, zwei Deutsche, zwei Südafrikaner sowie je ein Teilnehmer aus Estland, Litauen, Tschechien, Weißrussland und den Vereinigten Staaten. Aufgrund der anschließenden Disqualifikation des Ungarn Róbert Fazekas[8]näher beschrieben im Abschnitt "Doping" oben – kamen allerdings nur elf Werfer in die Wertung.

Der Ausgang der großen Meisterschaften und internationalen Vergleiche der letzten Jahre ließ einen engen Wettkampf erwarten. Die größten Chancen wurden Virgilijus Alekna aus Litauen eingeräumt. Er war der Olympiasieger von 2000, amtierender Weltmeister, Vizeweltmeister von 2001 und Vizeeuropameister von 2002. Seine Hauptrivalen waren der nach dem Wettkampf disqualifizierte Róbert Fazekas sowie der Deutsche Lars Riedel als fünffacher Weltmeister und Olympiasieger von 1996, der allerdings immer wieder von Verletzungen geplagt nicht mehr die Glanzform vergangener Jahre hatte. Weitere Kandidaten für vordere Platzierungen waren der weißrussische WM-Dritte Wassil Kapzjuch, der Deutsche Michael Möllenbeck als WM-Fünfter und WM-Dritter von 2001, der Südafrikaner Frantz Kruger und der Este Aleksander Tammert. Möllenbeck war allerdings bereits in der Qualifikation hängen geblieben.

Das Finale entwickelte sich zu einem Zweikampf zwischen den Favoriten Alekna und dem später dopingbedingt disqualifizierten Fazekas. Gleich im ersten Durchgang gelangen ihnen Würfe auf 69,89 m (Olympiarekord für Alekna) und 70,93 m (Fazekas). Tammert war Dritter mit 66,66 m vor Kapzjuch – 65,10 m – und Kruger – 64,34 m. Damit hatten diese fünf Werfer ihre besten Weiten für diesen Wettkampf bereits erzielt. Doch es gab noch eine Änderung dieses Zwischenstandes. Nachdem er mit seinem zweiten Wurf bereits 66,40 m geworfen hatte, erzielte der Ungar Zoltán Kővágó in Runde vier 67,04 m, womit er sich hinter Fazekas und Alekna auf Rang drei schob. Dem Litauer gelangen in seinem fünften Wurf noch einmal 69,49 m. Damit bestätigte er nach drei ungültigen Versuchen noch einmal seine Klasse. Sein letzter Wurf war dann wieder ungültig. Riedel hatte sich zwar für das Finale der besten Acht qualifizieren können, trat jedoch verletzungsbedingt nach seinen ersten drei Würfen nicht mehr an.

Virgilius Alekna wiederholte damit seinen Olympiasieg von 2000 in Sydney, denn Fazekas wurde bei seinem anschließenden Betrugsversuch während der Dopingkontrolle entlarvt und disqualifiziert.[8] Zoltán Kővágó gewann die Silbermedaille, Bronze ging an Aleksander Tammert. Vierter wurde Wassil Kapzjuch vor Frantz Kruger und dem US-Amerikaner Casey Malone. Lars Riedel belegte am Ende Platz sieben.

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pan American Games, gbrathletics.com, abgerufen am 21. Februar 2022
  2. Central American and Caribbean Championships (Men), gbrathletics.com, abgerufen am 21. Februar 2022
  3. South American Championships (Men), gbrathletics.com, abgerufen am 21. Februar 2022
  4. Asian Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 21. Februar 2022
  5. African Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 21. Februar 2022
  6. Oceania Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 21. Februar 2022
  7. Athletics - Progression of outdoor world records, Discus throw - Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 21. Februar 2022
  8. a b c Austausch von Körperflüssigkeiten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 30. April 2004, abgerufen am 21. Februar 2022